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Bis vor kurzem hatte ich noch geglaubt, Deutschland und das restliche Europa seien mit aufgeklärten Mordfällen führend in der Welt. Wenn man jedoch mit den Recherchen zu diesen ungeklärten Morden beginnt, stellt man schnell fest, daß dem nicht so ist. Die folgende chronologische Aufstellung zeigt in erschreckenden Maße wieviele Mordfälle trotz modernster Methoden wie DNA-Abgleich nicht aufgeklärt sind. Aufgrund von sensiblen Inhalten musste ich den Blog 2022 im Auftrage von Google LLC umstellen auf 18+. Ich bitte um Verständnis!

Donnerstag, 28. März 2019

Die 70er Jahre


München. Karolina Maskova kam aus Prag. In München ging sie im Hotel Jalta am Wenzelsplatz der Prostitution nach, gab sich offiziell jedoch als Studentin aus. Den Freiern spielte sie gegen ein extra Honorar von 30 DM Pornos vor. Karolina lebte sehr sparsam und legte das verdiente Geld zur Seite. Sie hatte bereits 14.000 DM gespart. Sobald sie ausreichend Geld zusammen hatte, wollte sie mit der Prostitution aufhören.
Um ihre Familie, die in Prag blieb, weiterhin besuchen zu können, wollte sie einen deutschen Pass beantragen. Vier Wochen vor dem Mord inserierte sie deshalb in der Münchner Abendzeitung Ich suche einen deutschen Mann und bot 250 DM für eine Zweckehe. Einen Tag vor ihrem Auffinden war ihre Mutter aus Österreich gekommen, um ihre Tochter über die Feiertage zu besuchen. 
Am 6. Januar 1970 war sie noch im Münchner Bahnhofsviertel gesehen worden und am 9. Januar wurde sie in ihrem Apartment tot von einer Freundin aufgefunden. Karolina war mit einem Kerzenleuchter erschlagen worden. Ihr erspartes Geld war natürlich fort - gestohlen. Status: ungeklärt.


Hagen. Am Sonntagnachmittag, dem 8. März 1970, verabredet sich die 15jährige Auszubildende Marlies von Gahlen aus Wuppertal, mit dem gleichaltrigen Rainer, der wie sie im gleichen Kaufhaus eine Ausbildung absolviert. Die jungen Leute gingen schon des öfteren miteinander aus. Sie hatten jedoch keine feste Beziehung miteinander. Auf Grund von Umbauarbeiten war das Jugendheim, in dem sie sonst ihre meiste Freizeit verbrachten, an jenem Tag geschlossen. Deshalb besuchten sie die Wuppertaler Gaststätte Am König, die mit Spielgeräten und einer Musikbox ausgestattet war. Im weiteren Verlauf verbrachten sie mit noch zwei anderen männlichen Auszubildenden mehrere Stunden in dieser Wirtschaft. Marlies machte sich nicht viel aus Spielautomaten. Es wurde ihr zusehends langweilig. Kurz vor 19.00 Uhr telefonierte sie mit ihrer Mutter und fragte, ob sie um 21.30 Uhr nach Hause kommen dürfte. Ihre Mutter stimmte diesbezüglich zu. Um ca. 20.10 Uhr brach sie auf, verschwieg ihren Bekannten jedoch, daß sie erst um 21.30 Uhr nach Hause kommen sollte. Eine Begleitung zur nächsten Haltestelle lehnte sie kategorisch ab.  Die Hintergründe warum sie in ein fremdes Auto stieg, sind unklar. Gegen 23.45 Uhr trat ihr Vater telefonisch mit der Polizei in Kontakt und stellte eine Vermisstenanzeige. In der gleichen Nacht, ungefähr 40 Kilometer von Wuppertal entfernt, wurde die Leiche von Marlies von Gahlen mit hoher Wahrscheinlichkeit von einer Autobahnbrücke bei Hagen in die Volme hinab geworfen. Augenzeugen könnten vielleicht das Auto des Täters in jener Nacht gesehen haben, da es auf der rechten Seite keine Standspur gab und das Halten dadurch sehr verkehrsgefährdend war. Am Freitag, dem 13. März 1970 wurde die Leiche von Marlies von Gahlen in der Volme entdeckt. Sie war vollständig bekleidet. Bei der Obduktion wurde festgestellt, daß sie einem Sexualmord zu Opfer gefallen war. Bis heute fehlen ihre Geldbörse sowie ihr Personalausweis. Belohnung zur Aufklärung des Falls: 4.000 DM.


Der 67jährige Rentner Josef Klatzka wartet am 4. April 1970 auf dem Bielefelder Bahnhof auf seinen Zug nach Herford. Er wollte in der  Stadt einen Anzug kaufen. Seine Frau wartet bereits unruhig seit ein paar Stunden zuhause auf ihren Mann. So staunt sie nicht schlecht, als sie einen hellen VW Käfer vorfahren sieht, aus dem ihr Mann und ein jüngerer Herr steigen. In der Wohnung stellt sich der Herr als Heinz Schastok (phonetisch) vor. Ebenso wie ihr Mann sei er ebenfalls aus Schlesien stammend. Deshalb seien die beiden Männer ins Gespräch gekommen. Der jüngere Schastok - ein Staubsaugervertreter der Marke Kobold -, bietet Klatzka an, ihn bis nach Hause zu fahren. Dort angekommen besprechen sie eine Fahrt nach Bremen. Der Vertreter will den Rentner mitnehmen, und ihn weiter zu Klatzkas Neffen nach Cloppenburg fahren. Bereits früh am nächsten Morgen brechen die beiden Männer auf. Josef Klatzka nimmt eine braune Reisetasche und eine größere Summe Geldes mit. Unklar ist indes, ob der Rentner jemals in Bremen, geschweige in Cloppenburg angekommen ist.
Drei Tage nach der Abreise der beiden Männer liest sie in der Zeitung von einem Fund einer Reisetasche aus der Weser. Darin Leichenteile eines älteren Mannes. Die Obduktion der Polizei ergibt, daß dieser Mann etwa 55 bis 70 Jahre alt ist, eine Staublunge hatte und litt an einer Magenschleimhautentzündung. Sie bespricht den Artikel mit ihrem Sohn aus erster Ehe. Dieser rät ihr, sich umgehend mit der Polizei in Verbindung zu setzen. Die alte Frau jedoch wiegelt ab und meint, ihr Mann käme bestimmt am nächsten Tage wieder zurück nach Bielefeld. Am 20. April erscheint der Staubsaugervertreter erneut bei ihr und will die Ehefrau von Klatzka überreden, mit nach Cloppenburg zu ihrem Mann zu kommen. Doch die Frau ist argwöhnisch und lehnt ab - vermutlich rettete sie dadurch ihr Leben. Aber sie traut sich auch nach diesem Vorfall immer noch nicht, zur Poizei zu gehen. Fünf Wochen nach dem Leichenfund hat die Polizei immer noch keinen Schimmer, wer der Tote aus der Reisetasche ist. Zufälligerweise erwähnt sich ein Ermittler an eine Vermisstenanzeige, worin eine Ehefrau ihren Mann seit dem 6. April vermisst. Es stellt sich schnell heraus, daß es der 67jährige Rentner - ihr Ehemann ist. Der oder die Täter sind bis heute nicht gefunden worden. Zur Ergreifung, bzw. zur Aufklärung des Falls ist eine Belohnung von 2.000 DM ausgesetzt.


Stuttgart. Die Spanierin Metodia Lucero (37) lebte bereits seit Jahren ohne festen Wohnsitz in Stuttgart, zeitweilig auch außerhalb. Sie war als Prostituierte behördlich registriert und hielt sich häufig in den Stuttgarter Strip-Clubs auf.
Am 10. April 1970 wurde ihre schlimm zugerichtete Leiche etwa hundert Meter von der Stadtgrenze entfernt, an der Hartwaldstraße, einem Feldweg zwischen Hofen und Oefflingen gefunden. Sie wurde ins Gesicht geschlagen, gewürgt und dann erschlagen. Auch ihre Kleidung wurde teilweise mit Gewalt zerrissen. Die Ermittler vermuten, daß Metodia mit ihrem späteren Mörder bis zu der Wiese fuhr und dann getötet wurde.
Gefahndet wurde anschließend nach einem dunkelhäutigen amerikanischen Soldaten, mit dem Metodia kurz vor ihrem Tod in der Concordia Bar in der Hauptstätter Straße in der Innenstadt gesehen wurde. Er bezahlte in Dollar und auch die Kennzeichen des Wagens, den Zeugen gesehen hatten, trug amerikanische Militär-Kennzeichen. Aber wie immer schwiegen die Besatzungsmächte und verrieten ihren Mann nicht.

Linz (Österreich). Maria Gatterbauer (73) wurde am 16. Mai 1970 in ihrer Küche mit Stichverletzungen in Linz-Urfahr tot aufgefunden. Es war eindeutig ein Raubmord. Sie war weithin als mehrfache Hausbesitzerin und reiche Pensionistin bekannt. Wieviel Geld der Täter erbeutet hatte, und vor allem wer der Täter ist, konnte nie ermittelt werden. Trotz intensiver Recherchen gelang es der Linzer Kriminalpolizei nicht, den Fall eindeutig zu klären.


Weyarn. Als die Polizei am 3. Juni 1970 von der Toten unter der Mangfallbrücke erfuhr, ging es zunächst nicht um die Suche nach dem Täter. Zuerst mussten die Beamten die Identität des Opfers klären. Dies gelang durch Zeitungsberichte mit einem Foto der Leiche. Der Münchner Merkur berichtete damals: Von einem Arbeitskollegen war der Vater der Ermordeten auf die Presseveröffentlichung hingewiesen worden. Kurze Zeit später waren sich die Eltern sicher: Das abgebildete Mädchen ist unserer Tochter. Vermisst hatten die beiden Karin Würz (18) zunächst nicht. Denn die Tochter lebte nicht mehr bei ihren Eltern. Bis Mai hatte sie in einem Apartment an der Aidenbachstraße in Solln gewohnt. Dort kündigte sie, nachdem sie die Frau eines ihrer Intimpartner dort aufgesucht und bedroht hatte. Nach ihrem Auszug lebte Karin Würz bei einem jungen Mann in Milbertshofen. Dieser hatte ein Alibi für die Tatzeit. Ermordet wurde Karin Würz offenbar am 1. Juni. Am Abend zuvor hatte die sehr lebenslustige, junge Frau noch ausgiebig gefeiert. Gegen 21 Uhr hatte sie sich am Münchner Hauptbahnhof von einem befreundeten Pärchen verabschiedet. Bis fünf Uhr morgens jedoch soll sie sich in Gesellschaft auf einer Party befunden haben. Traf sie dort auf ihren Mörder?


Ulm. Heiderose Berchner (29) wird in Ost-Berlin geboren, wächst in Heimen in der DDR auf, flüchtet später in den Westen nach Nürnberg. Seit 1958 wurde sie im Nürnberger Rotlicht-Viertel Prostituierte. Übernachtet hatte sie oftmals gleich bei ihren Freiern. Sie verkehrte in Nürnberger Innenstadtlokalen und im Bereich des Hauptbahnhofes Nürnberg. Von 1967 bis 1969 sitzt sie wegen illegaler Erwerbsunzucht im Frauengefängnis Aichach ein. Heiderose war zuletzt ohne festen Wohnsitz und bewahrte ihren gesamten Hausrat in Schließfächern auf. Am 1. Juli 1970 wurde ihre Leiche auf einem Feld in der Nähe von Ulm gefunden. Ihr Körper war verschnürt in eine Decke eingerollt und bis zur Unkenntlichkeit verbrannt. Es konnte nachgewiesen werden, daß sie an massivster Gewalt gestorben war. Der Mordfall konnte nicht aufgeklärt werden. 35 Jahre später wurde die Kripo Nürnberg durch einen anonymen Briefeschreiber erneut auf den Fall aufmerksam. Der unbekannte Schreiber schilderte Einzelheiten der Tatausführung, die er vom tatsächlichen Täter erfahren haben wollte. Der Briefeschreiber konnte enttarnt werden, stellte sich aber nicht als der Mörder heraus.


Stemwarde. Nach Feiern war den Stemwardern zum Jahreswechsel 1970/71 wenig zumute. Wenige Tage zuvor war ein Mädchen aus dem Dorf ermordet worden. Die Bürger von Stemwarde legten Geld für die Beerdigung zusammen. Die Eltern von Hannelore Knebel (13) waren sehr beliebt in dem kleinen Dorf, das bis zum 21. Dezember 1970 als beschaulich galt. Doch nach diesem Tag passten Mütter noch besser auf ihre Kinder auf. Familie Knebel verließ nach dem schrecklichen Verbrechen an ihrer Tochter den Ort. Hannelore Knebel war am 21. Dezember mit ihrer neunjährigen Schwester und dem zweijährigen Bruder auf dem Rückweg von Stellau, wo sie Besorgungen für ihre Familie machte. Ihre Schwester Karin berichtete später, daß ein Mann die Kinder angesprochen hatte und sie bat, bei der Suche nach seinem verlorenen Portemonnaie zu helfen. Geh nicht mit dem Mann, hatte die Schwester gefleht, ahnend, daß etwas nicht stimmte. Das blonde Mädchen aber wollte bei der Suche helfen, schickte die Geschwister nach Hause und ging mit dem Mann, der ein Fahrrad dabei hatte. Sie kehrte nie wieder nach Hause zurück. Als die Schwester ihrer Mutter davon berichtete, machte sich die damals 32jährige Mutter sofort auf den Weg und alarmierte Polizei und Feuerwehr.
Auch der Stemwarder Werner Schlüter war bei der Suche dabei. Seine Tochter war nur wenig älter als Hannelore. Wir haben bis in die Nacht alles abgesucht. Doch es gab keine Spur von dem Mädchen, erinnert er sich. Als ich am nächsten Mittag von der Arbeit kam, hatten sie Hannelore gerade gefunden. Ich weiß noch, daß es ein frostiger Tag war. Die Leiche lag in einem Graben in der Feldmark zwischen Stemwarde und Braak. Das Mädchen war erwürgt worden. Wenn es neue technische Möglichkeiten gibt, wie beispielsweise die DNA-Analyse, dann werden die Spuren von damals ausgewertet - eine Arbeit, die frustrierend sein kann. Denn es gibt zwar Spuren, aber nach so langer Zeit lässt sich schwer ermitteln, weil viele Personen, die mit dem Mord zu tun haben könnten, längst tot sind. Der Fall Hannelore Knebel hat den einstigen Kriminalhauptkommissar Gerhard Werder nie losgelassen. Obwohl im Ruhestand, kehren die Gedanken immer wieder zurück an das 13jährige Mädchen. Und er muss an den Mann denken, den er aus Mangel an Beweisen laufen lassen musste - einen damals 53jährigen Oststeinbeker Fabrikarbeiter südländischer Herkunft, der dem Phantombild von Hannelores Mörder verblüffend ähnlich sah, kein Alibi vorweisen konnte und sich vor Kindern entblößt hatte. Ich bin überzeugt: Er war der Täter, sagt der 84jährige Wentorfer. Es ist ein schlechtes Gefühl, daß es mir damals nicht gelungen ist, den Fall zu klären. Wie sehr der Fall den Kripobeamten mitgenommen hatte, bekam er wenige Tage nach dem grausigen Fund am Heiligabend 1970 zu spüren. Beim Tischdecken fiel mir das Geschirr aus der Hand, ich weinte elendig, erinnert sich Werder, der selbst zwei Kinder hat. Das schmerzt mich heute noch, sagt er mit Tränen in den Augen. Der Fall Hannelore Knebel war einer seiner schlimmsten.


In Bemerode, im Südosten von Hannover gelegen, macht sich am Morgen des 11. Januar 1971 die zehnjährige Inge Wulf fertig für die Schule. Es ist der erste Schultag nach den Weihnachtsferien. Pünktlich um 7.30 Uhr verlässt sie das Haus. Auch der zehnjährige Rolf Meineke verlässt das Haus um diese Uhrzeit. Unterdessen sitzt die 9jährige Bärbel Hallfeldt noch am Frühstückstisch. Weil ihr Schulweg etwas kürzer als der von Inge und Rolf ist, geht sie zehn Minuten später aus dem Haus. An diesem kalten Wintertag trägt Bärbel einen roten Wintermantel mit schwarzem Pelzbesatz und eine schwarze Wollmütze. Dazu Zopfhalter mit Gummiband und blauen Kunststoffherzen. Sie nimmt auch ihre Blockflöte mit, da sie auch Musikunterricht hat. Bevor sie das Haus um 7.40 Uhr verlässt, gibt ihr die Mutter noch zwei Bonbons mit. Zur gleichen Zeit verlässt der Kraftfahrer Heinz Bügel mit seinem VW-Bulli das Firmengelände um die Post zu holen. Dazu muss er durch die Wülfrather Straße fahren, in der die drei Schüler wohnen. Auf Höhe der Hausnummer 20, wo Bärbel wohnt, muss er plötzlich scharf abbremsen, weil just in dem Moment eine Frau mit hohen Stiefeln und hellem Noppenmantel die Straße überquert. Wenige Sekunden später fährt er an Bärbel vorbei, die er sogar persönlich kennt. Und noch etwas fällt ihm an diesem Morgen auf. Etwa 80 Meter weiter sieht er neben einer Gaststätte einen hellen Opel Rekord mit eingeschaltetem Motor und leuchtenden Scheinwerfern stehen. Er wundert sich noch, daß der Wagen keine vereisten Scheiben hat. Wenig später fährt auch Heinz Wulf mit seinem Wagen an dieser Stelle vorbei. Das Auto ist verschwunden - und auch Bärbel ist wie vom Erdboden verschluckt. Normalerweise begegnen ihr hier viele Leute, die auf dem Weg zur Arbeit sind. Doch Bärbel wird an diesem Morgen nicht gesehen. Kurz vor der Schule überholt Heinz Wulf seine Tochter Inge, die das Haus vor Bärbel um 7.30 Uhr verlassen hatte. In der Schule kommt Bärbel an diesem Tag nicht an. Keiner ihrer Klassenkameraden weiß zu diesem Zeitpunkt, daß Bärbel das Elternhaus wie gewohnt um 7.40 Uhr verlassen hatte. Auch Rolf Meineke nicht. Als Bärbel am Nachmittag immer noch nicht auftaucht, geben Bärbels Eltern eine Vermisstenanzeige auf. Eine Hunderschaft der Bereitschaftspolizei, viele Helfer, die Feuerwehr und auch die Bundeswehr ist mit einem Hubschrauber auf der Suche nach Bärbel. Doch Bärbel wird nicht gefunden.
Zehn Tage bleibt Bärbel verschwunden. Am 21. Januar werden die schlimmsten Befürchtungen wahr. 40 Kilometer von Bemerode entfernt, in einem Waldstück zwischen Wathlingen und Hänigsen, wird Bärbel in einem Bach liegend, der neben der Straße verläuft aufgefunden - erstickt an einem Knebel, der ihr in den Rachen gestopft wurde. Die Gegenstände die Bärbel mit hatte wurden alle im näheren Umkreis zum Leichenfund festgestellt - so als ob sie vom Täter willkürlich fortgeworfen wurden. Lediglich eines der Zopfgummis ist verschwunden. Die Poliezei vermutet, daß es im Auto des Mörders verblieben ist.
Aufgrund der vielen Zeugenaussagen konnte die Polizei den ersten Schultag von Bärbel Hallfeldt genau rekonstruieren. Zwei Waldarbeiter, denen der Mann am Tag von Bärbels Verschwinden in Tatortnähe aufgefallen ist, können der Polizei den Fahrer des hellen Opel genau beschreiben, da sie unabhängig voneinander von dem Fremden nach dem Weg zur B 3 gefragt wurden. Ein Phantombild soll helfen, den Mörder von Bärbel zu überführen. Auch nach der Person, die dem Kraftfahrer Heinz Bügel vor das Auto lief, ist ein wichtiger Zeuge. Seltsamerweise wird diese nie gefunden - ist sie am Ende dem Täter zugehörig?


Gesucht wird ein Mann der wie folgt beschrieben wurde: ca. 42 bis 45 Jahre alt, dunkles volles, glattes nach hinten gekämmtes Haar (Faconschnitt mit ausrasierten Kotletten), hochdeutsch sprechend ohne Akzent. Das Fahrzeug war ein heller Opel Rekord (Modell ab 1966) mit Hannoveraner Kennzeichen. Für sachdienliche Hinweise, die zur Überführung des Täters führen, ist eine Belohnung in Höhe von 14.000 DM ausgelobt worden.


Wonfurt. Es war ein angenehm warmer Tag an jenem 18. Mai 1971. Die elfjährige Martina Schmitt aus Obertheres hatte gemeinsam mit einigen Freundinnen das schöne Wetter zum Baden am Horhäuser Baggersee genutzt, der auf der anderen Mainseite von Obertheres liegt. Als es am späten Nachmittag kühler wird, wollen die Mädchen nach Hause aufbrechen. Doch Martina fehlt plötzlich. In Obertheres herrscht am Abend des 18. Mai große Aufregung, weil das als ruhig, brav und anständig beschriebene Kind nicht zu den Großeltern nach Obertheres zurückgekehrt ist. Das Mädchen, dessen Eltern sich getrennt haben und das deshalb bei Opa und Oma aufwächst, ist um 16.30 Uhr von ihren Freundinnen zum letzten Mal gesehen worden. Passt auf meine Sachen auf, ich will mich schnell umziehen! rief das Mädchen und ging in einiger Entfernung von ihren Mitschülerinnen hinter die Büsche, um die nassen Sachen zu wechseln. Dort lauert ihr Mörder, der die Kinder möglicherweise schon länger beobachtet hat. Als das Kind wie vom Erdboden verschluckt bleibt, alarmieren die anderen Kinder daheim die Großeltern von Martina. Zunächst starten ihre Verwandten mit Fahrrädern eine Suchaktion. Als diese ohne Erfolg verläuft, alarmiert der damalige Feuerwehrkommandant Anton Stark seine Männer. Doch auch die Suchaktion der Oberthereser Feuerwehr während der Nacht bringt keinen Erfolg. Am nächsten Morgen gleich nach Sonnenaufgang wird die Suche mit zahlreichen Personen der Feuerwehr und der Landpolizei fortgesetzt. Auch ein Hubschrauber der US-Armee aus Schweinfurt schwebt über dem See und den angrenzenden Feldern. Alle befürchten schon das Schlimmste. Weil am Tag zuvor auch Buben und Mädchen aus dem nahen Wonfurt am Baggersee gebadet haben, bricht Feuerwehrmann Werner Schulz mit seinem Moped in den Nachbarort auf. Er will dort herumfragen, ob nicht jemand das Mädchen gesehen hat. Als Werner Schulz auf dem Betonweg in Richtung Wonfurt unterwegs ist und sich nach beiden Seiten auf den Wiesen umschaut, sieht er plötzlich in einer kleinen Vertiefung rote Kleidung hervorschimmern. Er hält sein Moped an und macht eine schreckliche Entdeckung: Unter Gestrüpp liegt Martinas Leiche, der Unterleib ist unbekleidet. Bei der Obduktion bestätigt sich, daß Martina einem Sexualverbrechen zum Opfer gefallen ist. Das Kind war erst auf brutale Weise missbraucht und dann stranguliert worden. Der Fundort der Leiche sei nicht der Tatort, stellen die Experten zudem fest. Der Mörder hat die Leiche nach seiner Tat dort nur versteckt. In Obertheres herrscht, so ist den damaligen Zeitungsberichten zu entnehmen, das blanke Entsetzen. Eine mehr als 1.000 Menschen zählende Trauergemeinde erweist der Elfjährigen knapp eine Woche später auf dem Friedhof des Ortes die letzte Ehre. Die Polizei setzt umgehend eine 18köpfige Sonderkommission ein, die praktisch Tag und Nacht arbeitet und dabei mehreren Hundert Spuren nachgeht. Das bayerische Landeskriminalamt lobt eine Belohnung von 2.000 Mark für Hinweise aus. Auch die Kreissparkasse Haßfurt, die Landkreisverwaltung Haßfurt und die Gemeinde Obertheres stellen jeweils nochmals 1.000 Mark zur Verfügung, sodaß eine stattliche Belohnung von insgesamt 5.000 Mark winkt. Doch ohne Erfolg. Die Ermittler tappen weiter im Dunkeln, und nach Monaten scheint die Sache im Sande zu verlaufen. Doch Mord verjährt nicht. In regelmäßigen Abständen, so erklärt es Wolfgang Geier, Leiter des Sachgebiets Kriminalitätsbekämpfung am Polizeipräsidium in Würzburg, hole man ungeklärte Fälle wieder aus der Schublade, um sie auch mit neuen kriminaltechnischen Auswertungsmöglichkeiten nochmals unter die Lupe zu nehmen.
Erst Jahrzehnte später ermöglichten moderne Analyseverfahren, neue Untersuchungen an der Kleidung des Opfers. Es konnte eine Fremd-DNA an der Kleidung von Martina Schmitt gesichert werden. Im Jahr 2010 rief die Kripo Schweinfurt deshalb rund 100 Männer zu einem Massengentest in Obertheres auf - ohne Erfolg.


Weiler. Ein Mordfall, der seit 1971 bis heute ungeklärt geblieben ist: Die Fahndung der Ravensburger Kriminalpolizei nach dem Mörder der 21jährigen Frauke Eckert, deren Leiche im abgelegenen Eichach-Tobel bei Weiler (Gemeinde Berg) gefunden worden war, geht mit unverminderter Intensität weiter. Von den verfügbaren Beamten sind noch immer 80 Prozent damit beschäftigt, allen Hinweisen nachzugehen, die aus der Bevölkerung eingehen. Kürzlich glaubte sich die Kripo bereits auf einer ganz heißen Spur. Sie führte in ein Tanzlokal bei Bad Wurzach.
Es begann mit einem Anruf. Eine Frau teilte der Polizei mit, sie habe in besagtem Tanzlokal ein Mädchen gesehen, das starke Ähnlichkeit mit dem in der Schwäbischen Zeitung veröffentlichten Foto von Frauke Eckert gehabt habe. Das sei in der Nacht vom 2. auf 3. Juni 1971 gewesen. Sie, die Anruferin, habe zusammen mit ihrem Mann in dem Lokal ihren Hochzeitstag gefeiert, deshalb wisse sie das Datum noch so genau. An einem der Tische habe an jenem Abend eine Gruppe von fünf jungen Leuten gesessen, zwei Männer und drei Mädchen, darunter eines, das ausgesehen habe wie Frauke Eckert. Leider stellte sich heraus, daß die angegebene Person fast identisch sei, aber letztlich eine ganz andere war. Auch eine weitere heiße Spur führte ins Leere.

Bremerhaven. Am 19. November 1971 fährt der Bundeswehrsoldat Hans-Heiko Wolters (24) von der Fachhochschule Darmstadt ins Wochenende nach Bremen. Dort ist er mit seiner Freundin verabredet. Sie will ihn am Bahnhof in Bremen abholen, verspricht sie im Telefonat. Der Bundeswehrsoldat fährt an diesem Tage ausnahmsweise mit der Bundesbahn, während er an all den anderen Wochenenden zuvor mit dem eigenen Auto fährt. Am Bahnhof angekommen sieht er den Zug bereits auf dem Gleis stehen. Ohne zu zögern geht er hinein, wählt das erste Abteil ganz vorn und legt sich zum Schlafen lang auf die Bank. Der Anschlusswaggon hat aber Verspätung, weswegen der Zug erst 20 Minuten später losfährt. Der Schaffner kommt ins Abteil, weckt Hans-Heiko auf und entwertet das Ticket. Der Soldat schläft danach sofort wieder ein. Ein Unbekannter Mann kommt ins Abteil und greift Hans-Heiko unvermittelt an. Es kommt zu einem Handgemenge, in welchem der Soldat schwer verletzt wird. Der Täter wirft das leere Portemonnaie und noch einige andere Gegenstände aus dem Besitz des Soldaten aus dem Abteilfenster. Als der Zug bei Nienburg umgekoppelt wird, fällt einem Beamten der blutverschmierte Kopf von Hans-Heiko am Abteilfenster auf, hält das Gesehene für Einbildung, informiert aber trotzdem seinen Kollegen. Der verspricht, nach dem Abteil zu schauen. Als der Zug schon angefahren ist, geht der Schaffner tatsächlich zum angegebenen Abteil. Mit einem weiteren Kollegen findet er den Soldaten blutüberströmt im Abteil liegen. Sofort lässt er den diensthabenden Kollegen in Bremen informieren, schnell einen Rettungswagen zum Bahnhof zu ordern. Unterdes wartet die Freundin vergeblich auf die Ankunft ihres Freundes. Während der Zug weiter nach Bremerhaven fährt, verstirbt der Soldat an den schweren Kopfverletzungen, die ihm der Täter zugefügt hat.
Sechs Tage später, am 25. November, wird der Soldat ehrenvoll beerdigt. Bei der Trauerrede fällt ein Mann im Hintergrund in einem hellen Mantel auf, der vermutlich Tränen ins Taschentuch schnupft. Er sieht die trauernde Witwe, geht auf sie zu und sagt: "Ich bin Krankenpfleger. Wenn Sie Hilfe brauchen..." Doch die Freunde, die die Frau bereits gestützt hatten, wehren den aufdringlichen Mann ab, der sich sofort umdreht und unerkannt verschwindet. Die Ermittler halten den Mann für sehr wichtig und fahnden erfolglos nach ihm. Zur Ergreifung des Täters und der Tataufklärung wurden 4.000 DM ausgesetzt.


Steinfurt. Edeltraud van Boxel (23) geht am Abend des 21. November 1971 zur Arbeit an den Industrieweg in Münster. Ein bekanntes Rotlichtviertel. Denn die junge Frau verdient ihr Geld als Prostituierte. Es ist knapp fünf Grad an diesem kalten Sonntag im Spätherbst. Gegen 20.30 Uhr hält ein heller VW-Käfer neben der 1,74 Meter großen Frau an. Edeltraut van Boxel und steigt ein. Der Fahrer, ein Mann mit einem schmalem Gesicht und dunkelblondem Haar, fährt mit hoher Geschwindigkeit davon. Gegen 21.15 Uhr sieht ein Zeuge das Auto auf der B 54 zwischen Nienberge und Altenberge einen anderen Fahrer mit hoher Geschwindigkeit überholen. Der Zeuge bemerkt, wie eine Person auf dem Beifahrersitz ans Fenster gelehnt sitzt. War sie zu dem Zeitpunkt auch schon tot oder zumindest bewusstlos? Gegen 23.40 Uhr wird Edeltraud van Boxel im Kreis Steinfurt tot aufgefunden. Von ihrem Peiniger erwürgt. Sechs Monate später. Barbara Storm (20) besucht am 15. Mai 1972 die Disco Tenne im münsterländischen Rheine. Gegen 22.30 Uhr verlässt sie den Club in Begleitung eines 20 bis 25 Jahre alten Mannes mit dunkelblondem Haar, wie Augenzeugen später berichten. Zwei Tage später wird die Leiche der erst 20jährigen in der Bauernschaft Stroemfeld bei Schöppingen entdeckt. Ebenfalls erwürgt.
Die Taten gehen auf den sog. Münsterlandmörder zurück, der insgesamt vier junge Frauen getötet haben soll und bis heute noch nicht gefunden wurde. Alle seiner Opfer wurden im Umkreis von knapp 35 Kilometern in abgelegten Waldstücken gefunden. Allen Frauen entwendete der Mann nach der Tat die Handtasche. Der Münsterlandmörder wird zum Mysterium. Was weiß man über den Münsterlandmörder? Leider so gut wie gar nichts. Zum Zeitpunkt der ersten Tat soll der Mann zwischen 20 und 25 Jahre alt gewesen sein. Er trug blondes bis dunkelblondes Haar und hatte eine schlanke Statur. Seine Körpergröße wurde von Zeugen auf 1,80 bis 1,90 Metern geschätzt. Der mutmaßliche Täter fuhr zur Tatzeit des ersten Mordes 1971 einen hellen VW-Käfer, dessen Kennzeichen den Buchstaben F sowie die Zahl 8 beinhaltete, wie sich Kolleginnen von Edeltraud van Boxel erinnerten. Mit einem Phantombild suchte die Polizei nach dem Münsterlandmörder. Doch auch Barbara Storm war nicht das letzte Opfer des Killers.
Ein Jahr später schlägt der Mörder erneut zu. Am 6. August 1973 ermordete er Marlies Hemmers (siehe Bericht dort) aus Nordhorn. Die Leiche der 18jährigen liegt nur 25 Kilometer von Barbara Stroms Fundort entfernt. Sicher ist, daß alle Opfer des Münsterlandmörders bereits tot waren, bevor der Mann sie zu den jeweiligen Fundstellen gebracht hat. Die vorerst letzte Tat des Münsterlandmörders führt nach Heidelberg. Es ist Dienstag, der 22. Oktober 1974. Die Studentin Erika Kunze (22) aus Nordhorn will per Anhalterin nach Hause fahren. Am Telefon erzählt sie ihrer Mutter, daß sie noch kurz in die Uni-Bibliothek Münster gehen und sich danach auf den Heimweg machen werde. Gegen 15 Uhr wird Kunze an der Steinfurter Straße auf der Suche nach einer Mitfahrgelegenheit von einer Sekretärin eines gegenüberliegenden Büros gesehen. Einige Stunden später beobachtet ein Autofahrer, wie ein dunkler Mercedes mit auffällig langsamer Geschwindigkeit auf der L 39 zwischen Schüttdorf und Salzbergen fährt. Der Zeuge vermutet, daß der Fahrer nach einem geeigneten Waldweg sucht. Auf dem Beifahrersitz sitzt eine Frau, die bewusstlos zu sein scheint. Der Zeuge erinnert sich an ein Kennzeichen mit den Buchstaben BF für Burgsteinfurt. Sieben Tage später wird Erika Kunzes Leiche unweit der Stelle, an dem der Mercedes gesehen wurde, entdeckt. Von ihrem Peiniger wurde sie erwürgt und erschlagen. Auch beim vierten Mord kam es, wie schon bei den Taten zuvor, nicht zum Geschlechtsverkehr. Vermutet wird vielmehr, daß der Täter sich selbst befriedigte als er die Mädchen erwürgte.
Mit diesem Mord reißt die Münsterland-Mordserie ab. In Heidelberg indes geschehen zwischen September 1975 und April 1977 erneut vier Morde an jungen Frauen zwischen 18 und 20 Jahren, die per Anhalter unterwegs waren. Zwei der Frauen werden ebenfalls tot im Wald aufgefunden. Es ist durchaus möglich, daß diese Morde auf denselben Täter wie im Münsterland zurückzuführen sind. Daher wird nach dem Täter noch immer bundesweit gefahndet.

Weiden in der Oberpfalz. Es ist Freitag, der 10. Dezember 1971, kurz nach 23 Uhr. Der Parkplatz des Lebensmittel-Großmarktes Cash & Carry Alfred Meister im Weidener Gewerbegebiet Neustädter Straße liegt im Halbdunkel einer kühlen und feuchten Winternacht. Draußen ist es finster, aber im Inneren des seit Stunden abgesperrten Gebäudes brennen die Neonröhren, weil fünf der 40 Mitarbeiter Überstunden machen: Sie räumen für das Weihnachtsgeschäft noch große Mengen Ware in die Regale. Der 36jährige Geschäftsführer Rudolf Bauer sitzt über der Tagesabrechnung, füllt Münzen, gebündelte Banknoten und Schecks in die vorbereiteten Geldbomben. Es war wieder ein langer Arbeitstag, aber die Stimmung ist gut. Die Männer - Ernst Karl Kasseckert (27), Vize-Marktleiter, Lothar Jagusch (18), Lehrling, Fritz Kriegler und Georg Schwarz – sitzen mit Geschäftsführer Bauer oben im Büro und trinken ein Helles aus der Flasche. Es ist Freitagnacht und das Wochenende steht vor der Tür. Gut gelaunt verabredet man sich anschließend auf einen Absacker in der Keglerklause in Altenstadt an der Waldnaab. Um 23.14 Uhr stecken alle fünf ihre Zeitkarten in die Stechuhr. Die Tageseinnahmen - 60.341,67 Mark, verteilt auf vier Geldbomben - liegen in der schwarzen Aktentasche von Geschäftsführer Bauer. Er will sie, wie an jedem Abend, in den Nachttresor der Bayerischen Vereinsbank werfen. Als die Männer fröhlich plaudernd durch die Dunkelheit zu ihren geparkten Wagen gehen und dabei noch versprengte Einkaufswagen einsammeln, springen plötzlich zwei schwarz vermummte Männer hinter einer Plakattafel hervor und stürzen sich gezielt auf den Geschäftsführer mit der Aktentasche. Der sportliche Bauer wehrt sich heftig, schreit Überfall! und schlägt einen der Gangster zu Boden. Seine Tasche fällt hin, die Geldbomben kullern heraus. Dann peitschen Schüsse über den leeren Parkplatz. Ein Vermummter hat das Feuer eröffnet, während der andere versucht, die herumliegenden Geldbomben aufzusammeln. Bauer, Kasseckert und Kriegler sinken blutend auf den Asphalt, während der junge Jagusch zu seinem Kleinwagen Lloyd 600 läuft, seine Schreckschusspistole herausholt und damit verzweifelt ein paar Mal auf den flüchtenden Gangster mit der Aktentasche feuert. Am Maschendrahtzaun kann er ihn rückwärts fassen. Doch der dreht sich um und schießt den 18jährigen aus nächster Nähe mit seiner echten Pistole nieder. Dann sagt einer der Täter: Geh’, hau’n wir ab! Georg Schwarz bleibt als Einziger unverletzt. Er war noch einmal in den Supermarkt zurückgelaufen, um seinen vergessenen Autoschlüssel zu holen. Alle anderen vier Männer liegen in ihrem Blut: Rudolf Bauer von acht (!) Kugeln getroffen, zwei trafen Kasseckert, die anderen je eine. Am Tatort wurden 14 Geschosshülsen des Kalibers 9mm gefunden - Geschosse, die übelste Verletzungen hervorrufen. Trotz seiner schweren Verwundungen kann sich der durchtrainierte Rudolf Bauer noch in eine Lagerhalle schleppen und Alarm auslösen. Doch er stirbt kurz danach im Krankenhaus - nach sechs Durchschüssen, einem Oberschenkel-Streifschuss und einen Schulter-Steckschuss. Ernst Karl Kasseckert überlebt seinen Bauchdurchschuss nicht. Um 0.30 Uhr ist auch er tot. Fritz Kriegler und Lothar Jagusch kommen mit viel Glück durch. Bauer hinterlässt eine Frau und zwei kleine Kinder, der 27jährige Kasseckert ist der einzige Sohn seiner Eltern. Bei der wohl schwersten Schießerei in Weiden nach dem Kriege benutzen die Täter eine 08 Luger und eine Walther P 38 - beide Pistolen mit den 9mm-Patronen Parabellum. Sie erbeuten drei der vier Geldbomben mit 26 097,03 Mark in bar und 4133,83 Mark in Schecks. Sie entkommen unerkannt durch die Nacht und werden trotz Sonderkommission und intensivster Fahndung mit über 1000 Hinweisen nie gefunden. Die Männer tragen bei der Tat spitze Kapuzen, einen Armee-Anorak und einen mittelgrauen Dufflecoat. Sie sind 1,75 bis 1,80 Meter groß, schlank und geschätzte 25 Jahre alt. Die Polizei setzt für die Ergreifung der Täter 15.000 Mark Belohnung aus - vergeblich. Rudolf Bauers Aktentasche mit Papieren aus dem C&C-Markt und ein zusammengerollter Dufflecoat werden etwa fünf Wochen nach der Tat nördlich von Altenstadt in einem Waldstück entlang der B 22 gefunden.
Ein Jahr später wird der Fall in einem Düsseldorfer Filmatelier nachgedreht und in der ZDF-Sendung Aktenzeichen XY ungelöst gezeigt. Dabei konzentriert sich die Suche auf einen Mann, der Anfang November 1971, etwa einen Monat vor dem Überfall, in Altenstadt von Haus zu Haus und Tür zu Tür zieht und Kleidung schnorrt. Der Mann ist in der Gegend bekannt und sucht eine Hose. Eine Frau W. schenkt ihm einen Mantel. Als die Mildtäterin ihn nach Name und Adresse fragt, weil sie eventuell noch an eine passende gebrauchte Hose käme, antwortet er ausweichend und wird danach in der Siedlung auch nicht mehr gesehen. Die Polizei sucht ihn, weil der unbekannte Mann womöglich den Schlüssel zum Raubüberfall auf den C&C-Markt besitzt. Einer der Täter hat nämlich den Mantel dieses Bettlers bei der Tat getragen. Bei den kriminaltechnische Untersuchungen findet man Faserspuren der beiden Mordopfer Bauer und Kasseckert auf dem Mantel, Spuren des grauen Mantels werden wiederum am Tatort gefunden. Es ist unwahrscheinlich, daß der Bettler an der Tat beteiligt war, aber wie ist er seinen Mantel losgeworden? Der Mann soll 1,65 bis 1,68 Meter groß gewesen sein, mittelalt und mit schon schütterem Haar. Auffällig ist, daß an dem Mantel beide Ärmel unfachmännisch um ca. 5 cm gekürzt und mit grauem Glenchek-Anzugstoff repariert wurden. Nach der Sendung gehen 90 Anrufe ein. Eine heiße Spur ist nicht darunter. Stefan Hartl, Sprecher des Polizeipräsidiums Oberpfalz, sagt: Es gibt keine weiteren Erkenntnisse seitdem. Leider. Die unbekannten Täter dürften, wenn sie noch leben, heute Ende sechzig sein.


Flensburg. Am 9. Januar 1972 wurde die 84jährige Maria Wenzel in ihrer Wohnung in der Apenrader Straße in Flensburg ermordet aufgefunden. 
In den späten Abendstunden, wahrscheinlich zwischen 22 Uhr und 23.00 Uhr, verschafften sich vermutlich zwei bislang unbekannte Täter Zugang zur Parterrewohnung von Maria Wenzel. Ebenfalls im Erdgeschoss befand sich damals ein Kiosk. Das Wohnhaus selbst befindet sich direkt an der Zufahrt zum sog. Tempelhof. Die Täter töteten Maria Wenzel und entwendeten dann einen geringen Geldbetrag.
Bei der Autopsie wurde festgestellt, daß dem Opfer schwerste Schlagverletzungen am Kopf und im Gesicht zugefügt wurden, bevor die Täter sie erwürgten. Die Ermittler haben alte Spuren, die 1972 am Tatort gesichert worden waren, neu analysiert und DNA entdeckt, die nicht vom Opfer stammt. Der Fall ist bis heute ungesühnt.


Salzburg. Der Mord an der achtjährigen Rosina Eibl zählt zu den ältesten Cold Cases Österreichs. Am 14. Januar 1972 war die Schülerin in Obertrum (nördlich von Salzburg) am Nachmittag auf dem Heimweg von einer Flötenstunde in der Volksschule von der Straße gezerrt worden. Das Schlimme: Rosina wurde mit ihrem eigenen Trachtentuch erdrosselt, das ihr die Mutter am Morgen umband. Dann stieß sie ihr Mörder über eine steile Böschung hinunter in einen Graben. Bis heute ist die grausame Tat ungeklärt.
Zu dem alten Cold Case betont ein Sprecher der Salzburger Staatsanwaltschaft: Mord verjährt bekanntlich nie. In den vergangenen Jahren sind immer wieder neue Anstrengungen zur Klärung des Falles unternommen worden. Die jüngsten Untersuchungen des Kopftuchs des kleinen Mädchens wurden mit modernster Technik und neuesten Verfahren durchgeführt. Leider resultierten daraus keine weiteren Ermittlungsansätze. Der Sprecher ergänzt, daß beispielsweise zwei Personen, die als Tatverdächtige gegolten haben, mittlerweile bereits verstorben sind.

Bonn. Sie lernte die Liebe auf St. Pauli, inserierte in Bonner Zeitungen als Luxus-Fotomodell: Monika Döring (20) galt Anfang der 70er Jahre als das Callgirl Nummer 1 in der Bundeshauptstadt. Die schöne Moni fuhr im knallgelben Opel GT herum, empfing ihre zahlungskräftigen Kunden in ihrer exklusiven Wohnung im Ortsteil Dransdorf. Und am 14. Februar 1972 - Rosenmontag - wurde sie dort in der Badewanne gefunden - erdrosselt. Sie trug nur hauchzarte Dessous. Der Mörder war absolut skrupellos. Er erdrosselte Monika Döring mit ihrer eigenen Bluse - während ihre kleine Tochter (damals 14 Monate) friedlich im Nebenzimmer schlummerte. Dann verschwand der Täter spurlos.
Der Fall hatte überregionales Interesse geweckt, denn zu Monika Dörings Kunden zählten Prominente aus Politik und Gesellschaft, ebenso Diplomaten und Botschafter. Die Polizei fand in ihren Notizbüchern fein säuberlich die Adressen reicher und angesehener Bürger aufgelistet. Die Ermittler vernahmen viele von ihnen, auch insbesondere den Familien- und Freundeskreis des Opfers. Besonders im Visier hatten sie Dörings Freund, der die Leiche an Rosenmontag entdeckt hatte, sowie eine Rivalin des toten Callgirls. Sie saß sogar kurz in Untersuchungshaft. Am Ende konnte den beiden aber nichts nachgewiesen werden. Die Kripo hatte sich damals auch für den Durchgang interessiert, der vom Heizungskeller rüber in das Nachbarhaus führt, erzählt eine 86jährige Zeitzeugin, die später die Wohnung darüber nahm. Vermutlich konnte der Täter durch diesen Gang unerkannt aus dem fünfstöckigen Haus flüchten. Ein Hinweis auf einen Sex-Gangster, der auf dem Autostrich in Frankfurt mehrere Mädchen entführt und umgebracht haben sollte, führte nicht zum Ziel. Auch eine Belohnung in Höhe von 5.000 DM brachte die Ermittler keinen Schritt weiter.

Lerchenau. Doris Trippensee (21) war ein sog. Besatzungskind, unehelich geboren wie ihre zwei älteren Schwestern auch. Seit der Kindheit zog sie sich häufig Krankheiten und Verletzungen zu. Sie verbrühte sich mit kochendem Wasser und wurde durch mehrere Unfälle verletzt. Sie erkrankte außerdem an Polio, an deren Folgestörungen sie bis ins Erwachsenenalter litt. Seit ihrem zehnten Lebensjahr war sie gehbehindert. Nach ihrem Schulabschluss wollte sie eigentlich Säuglingsschwester werden, aber für diese Ausbildung war sie noch zu jung. Um Geld zu verdienen arbeitete sie vorerst als Hilfsarbeiterin in Fabriken und als Haushaltshilfe. Mit 17 verließ sie schließlich ihre Heimatstadt und ging nach München. Durch einen zufälligen Kontakt mit anderen Prostituierten und Zuhältern geriet sie ins Milieu und kam nicht mehr heraus. Schlimmer noch, sie wurde spielsüchtig. Mit 21 bereits spielte sie täglich und trank in großen Mengen Alkohol. Den Tatabend, Sonntag 27. Februar 1972,  verbringt sie am Spielautomat in ihrem Stammlokal mit zwei unbekannten Männern. Die Wirtin sagt aus, daß Doris gegen Mitternacht das Lokal allein verlässt und auf der Straße in einen PKW mit zwei oder drei Männern darin steigt. 48 Stunden später wird ihre Leiche am Rande der Wohnsiedling Lerchenau, fünf Kilometer entfernt von der Freisinger Landstraße gefunden. Am Tatort werden Reifenspuren festgestellt. Die Ermittlungen ergeben, daß sie kurz nach ihrem Verschwinden getötet wurde und anschließend zwei Tage im Kofferraum eines PKWs gelegen hatte.


Schöppingen. Am 15. Mai 1972 gegen 22.30 Uhr wurde die Büglerin Barbara Storm (20) beobachtet, wie sie in Begleitung eines Mannes die Discothek Tenne in Rheine verließ. Zwei Tage später wird ihre Leiche zwischen Schöppingen und Gronau gefunden. Sie und drei weitere junge Mädchen werden zusammen zu den Anhalter-Morden gezählt die damals passiert sind. In keinem der Fälle konnte ein Täter ermittelt werden. Für Kriminalhauptkommissar Eckhard Klemp ist es höchst wahrscheinlich, daß der Serienmörder aus dem Dreieck zwischen Nordhorn, Rheine und Münster stammte. Er muss sich sehr gut ausgekannt haben. So befuhr er mit Edeltraud van Boxel (am 21.11.1971) dieselbe Strecke von Münster über Steinfurt in Richtung Wettringen wie 1974 mit Erika Kunze.

Timmerlah. Im Sommer 1972 wurde die Leiche der damals 16jährigen Angelika Gaubatz in einem Getreidefeld in der Nähe von Timmerlah gefunden. Vermessungstechniker hatten das Mädchen gefunden, weil sie einen starken Verwesungsgeruch wahrgenommen hatten. Das Opfer wurde gefesselt aufgefunden, als Fessselwerkzeug hatte der Täter ihre eigene Strumpfhose verwendet. Angelika Gaubatz, die eine Ausbildung beim Amtsgericht machte, war genau vier Wochen vor dem Auffinden ihrer sterblichen Überreste verschwunden. Sie kehrt am 12. Juni 1972 nicht mehr von ihrer Arbeitsstelle zurück. Damals ist  man davon ausgehen, daß das Mädchen sexuell missbraucht wurde. Zumindest deutete vieles daraufhin, erklärt der Braunschweiger Oberkommissar Holger Kunkel. Bis heute fehlt von dem Täter jede Spur. Das Dramatische an diesem Fall ist, daß es DNA-Spuren gab. Doch die wurden damals, zu einer Zeit, als an DNA-Analyse noch nicht zu denken war, einfach vernichtet. Unwiederbringlich - für alle Zeit.


Remetschwiel. Es ist Samstag, der 2. September 1972, 14.00 Uhr. Anna-Maria Blattert, eine 21jährige Hausgehilfin packte in der Wohnung eines Arztes, ein paar Kleidungsstücke zusammen. Sie hatte wie immer zwei Tage frei und wollte zu ihren Eltern nach Dillendorf fahren. Meistens legte sie diese Strecke von ungefähr 50 Kilometer per Anhalterin zurück, weil die Verbindungen mit dem Omnibus umständlich und mit langen Wartezeiten verbunden waren. Ihre Chefin nahm sie an jenem Tag bis nach Waldshut mit. Dort fand Anna-Maria rasch eine kurze Mitfahrgelegenheit. Allerdings nur für vier Kilometer. Sie wurde anschließend gegen 15.00 Uhr auf der Bundesstraße 34 bei Tiengen gesehen. Sonderbar: Um 17.00 Uhr, also drei Stunden nachdem sie Remetschwiel verlassen hatte, tauchte sie wieder hier auf und fragte nach einem Bekannten, der nicht daheim war. Danach verschwand sie spurlos. Ihre beunruhigte Mutter meldete ihre Tochter noch am gleichen Abend als vermisst. Am 28. Oktober 1972 stellte sich jedoch heraus, daß Anna-Maria Blattert, am 2. September ein zweites Mal von Remetschwiel über Waldshut und Tiengen, in Richtung Dillendorf unterwegs gewesen sein musste.
Zwei Jagdaufseher suchten auf der Bundesstraße 314 nach einem verletzten Reh und lenkten ihr Fahrzeug in einen Waldweg. Unerwartet fanden sie die Leiche von Anna-Maria Blattert. Sie wurde mit ihrer eigenen Strumpfhose erdrosselt. Der Fundort war auch zugleich der Tatort. Plötzlich meldete sich ein Zeuge, der am 2. September auf der Bundesstraße 314, einen Fahrer in einem Opel sah, der zusammen mit einer Frau, schlagartig in einen Waldweg bog. Durch eine Aussage unter Hypnose bei einem Psychotherapeuten, konnte er zumindest die beiden Anfangsbuchstaben des Autokennzeichens nennen: AG - Kanton Aargau in der Schweiz. Bis heute ist dieser Mordfall ungeklärt.


Kelkheim. Am 6. Oktober 1972, einem Freitag, war der damals acht Jahre alte Olaf Martin Stoltze von einem Sexualverbrecher ermordet worden. Spaziergänger fanden die Leiche des Schülers im Schlenkersgrund in Kelkheim-Hornau. Die Fundstelle befindet sich ca. drei Kilometer vom Elternhaus entfernt. Der Junge wurde mit seinen eigenen Hosenträgern erdrosselt und von dem sadistischen Verbrecher bestialisch zugerichtet, sodaß die Kripo darüber Stillschweigen gebot.  Am 31. Oktober 1972 erhält der Pfarrer der katholischen Kirche, St. Martin einen merkwürdigen Brief. Dieser ist in alter deutscher Schrift verfasst und darin gibt sich der Schreiber als Mörder des Jungen zu erkennen. In dem Brief werden auch Drohungen ausgestoßen. Insgesamt macht der Brief den Eindruck, daß der Schreiber etwas wirr ist. Den gleichen Brief erhält ein Seelsorger am 8. November 1972. Die Polizei kommt zu dem Schluss, das der Briefeschreiber zu dem Zeitpunkt um die 50 Jahre alt und zeitweise geistig gestört ist. Man geht davon aus, daß dieser Mann auch zweimal Frauen auf dem Friedhof angesprochen hat. Es liegen dazu verschiedene Beschreibungen des Mannes vor. Anscheinend hat er auch einen Campingbeutel dabei gehabt, aus dem ein Holzstück hervorgeschaut hat. Das Holzstück hat auch eine Rolle bei der Ermordung von Olaf gespielt. Nachdem alle Spuren ausgewertet und allen Hinweisen aus der Bevölkerung nachgegangen wurde, stand für die Kriminalbeamten eines fest: Der Mörder stammt aus Kelkheim. Doch trotz einer großen Öffentlichkeitskampagne konnte der Täter bis heute nicht gefunden werden.

Würzburg. Der letzte Tag im Leben des Peter Röder ist ein milder Wintertag. Bis 18.04 Uhr, so lässt es sich später von der Stechkarte ablesen, geht der 24jährige am 6. Dezember 1972 seiner Arbeit bei einer Firma in der Karmelitenstraße nach. Dann macht sich der kaufmännische Angestellte, den viele Würzburger als Fußballer des FV 04 kennen, auf den Heimweg. Für seine Frau hat er anlässlich des Nikolaustages eine Schachtel Likörbohnen gekauft. Außerdem freut er sich auf sein Leibgericht - gebackene Leber. In seinem Zuhause in der Zellerau wird der junge Mann jedoch nie ankommen. Seine Leiche finden Polizisten am nächsten Morgen gegen 6 Uhr unterhalb der Heidingsfelder Autobahnbrücke. Gut zwei Stunden kämpfen sich die Polizisten - von Feuerwehrleuten mit Scheinwerfern unterstützt - im dichten Dornengestrüpp an der Bahnstrecke nach Lauda entlang, schlagen mit der Axt eine Schneise in übermannshohe Hecken und stoßen schließlich auf den Toten. Unterhemd und Pullover sind teilweise über seinen Kopf gezogen. Der dunkelbraune Wintermantel fehlt. Der junge Mann hat einen Blutalkoholgehalt von etwa 2,7 Promille, der laut Polizei darauf schließen lässt, daß er schon tagsüber Alkohol konsumiert hat - eine Tatsache, die bei den wieder aufgenommenen Ermittlungen eine Rolle spielen wird. Daß ein Verbrechen geschehen sein muss, ist den Beamten klar, als die Landespolizei gegen halb fünf in der Früh den verlassenen Wagen von Peter Röder, einen Simca 1100, auf der Heidingsfelder Autobahnbrücke stehen sieht. Er ist mit abgeschalteten Scheinwerfern auf der Standspur in Fahrtrichtung Nürnberg abgestellt. Den herbeigerufenen Kollegen der Polizeihauptwache Würzburg fällt bei der Untersuchung auf, daß der Zündschlüssel noch im Schloss steckt und der Beifahrersitz blutverschmiert ist. Und die grausigen Entdeckungen gehen weiter. In einem Bericht der Polizeidirektion heißt es damals: Weitere Ermittlungen ergaben, daß sich zwischen dem 1. und 2. Stützpfeiler der Brücke auf der Standspur in der Nähe des abgestellten Fahrzeuges eine größere Blutlache mit geringen Gehirnteilen befand. Die Obduktion wird zeigen, daß Röder mit einem scharfkantigen Gegenstand der Schädel eingeschlagen wurde und er wahrscheinlich schon tot ist, als er rund 40 Meter tief in den Reichenberger Grund stürzt. Am Verlauf der Blutwischer können die Beamten ablesen, daß sein blutender Körper unter dem Brückengelände hindurchgeschoben worden sein musste. Und das - so lässt es sich aus Zeugenaussagen ableiten - noch vor 19 Uhr. Zu diesem Zeitpunkt wird der Wagen des Ermordeten zum ersten Mal auf der Brücke gesehen.
Schnell ist aber klar: die Autobahnbrücke ist nicht der Tatort. Denn noch während die Beamten dort zugange sind, werden auf dem Gehsteig in der Autobahnzubringerunterführung im Herriedenweg eine Blutlache, Gehirnteile und eine Schleifspur gefunden. Die Polizei ist sich sicher: Hier wurde Röder erschlagen und anschließend in seinem eigenen Auto auf die Autobahn transportiert. Dabei hat der Mörder einen nur ortskundigen Autofahrern bekannte Schleichweg gewählt.
Die Suche nach einem Fahrzeug mit roten Überführungskennzeichen, das Zeugen gesehen haben wollen, führt zu keinem Ergebnis. Ein Fernfahrer hatte beobachtet, wie am Tattag gegen 19 Uhr ein roter Wagen, der vor Röders Simca auf der Standspur gestanden hatte, plötzlich auf die Autobahn schoss und dabei einem Lastzug den Weg abschnitt. Doch der gesuchte Fernfahrer meldet sich nicht. Da Röder seine mit 500 bis 700 DM bestückte Geldbörse nicht mehr bei sich hat, gehen die Beamten davon aus, daß es sich um einen Raubmord handelt.
Hinweise auf ein anderes Tatmotiv ergeben sich zu diesem Zeitpunkt nicht. Die gräbt erst Kriminalhauptkommissar Peter Reich aus, als er die Akte zu dem Mordfall aus dem Archiv holt und erneut Ermittlungen aufnimmt. Inzwischen gibt es die Möglichkeit der DNA-Analyse. Von Anfang an scheint Reich ein Raubmord unwahrscheinlich. Aufgrund des, wie er sagt, geringen Betrages in der Geldbörse, aber auch, weil ein Fremder es wohl kaum geschafft hätte, Peter Röder zu der abgelegenen Unterführung zu locken, die weit ab von seinem Nachhauseweg liegt. Zudem sei Röder nicht bekannt dafür gewesen, besonders vermögend zu sein. So beginnt der Polizist erneut, das persönliche Umfeld des Opfers abzuklappern - und wird zunehmend stutzig. Es stellt sich heraus, daß Peter Röder - zumindest nach heutigen Maßstäben - Alkoholiker war (was auch die etwa 2,7 Promille Blutalkoholwert am Tattag erklärt) und die Beziehung zu seiner Frau alles andere als harmonisch verlief. Der hat sich in einem Laden, der gegenüber seiner Arbeitsstelle lag, schon tagsüber Bier geholt und dann abends beim Kartenspielen weitergetrunken, erklärt Reich. Wenn er dann des Nachts zu seiner Frau in die Wohnung kam, habe es oft lautstarken Streit gegeben. Zeugen haben bestätigt, daß es in der Ehe Röder gekriselt hat. Röders Witwe heiratet wenige Jahre nach dessen Ermordung ihre Jugendliebe. Dieser Mann soll 1972 über seine Firma Zugang zu einem Fahrzeug mit einem roten Überführungskennzeichen gehabt haben, das mit dem übereinstimmen könnte, von dem Zeugen am Tatort einen Teil erkannt hatten. Die Indizien reichten aus, um den zweiten Ehemann von Frau Röder als einen der vermeintlichen Täter erscheinen zu lassen und zur Vernehmung zu laden, erklärt Reich. Während des Gesprächs erscheint der Mann den Polizisten mehr als verdächtig. Er verwickelte sich in Widersprüche, bekam Schweißausbrüche und wirkte sichtlich nervös, erinnert sich Kriminalhauptkommissar Karl Erhard, der den Mann gemeinsam mit Reich befragte. Doch noch während die Ermittlungen liefen, bekam die Kripo die Nachricht, daß der vermeintliche Täter schwer erkrankt sei. Wenig Wochen später war er tot. Auch einer der Brüder von Röders Witwe geriet aufgrund seiner Vorgeschichte ins Visier der Beamten. Da dieser über 30 Jahre nach der Tat aber ebenfalls bereits verstorben war, führte auch diese Spur ins Leere. Die einzige Möglichkeit, den Fall doch noch zu Ende zu bringen, wäre eine Aussage der Witwe oder eines noch lebenden Zeugen, der sich jetzt ein Herz fasst und mit seiner Aussage zur Klärung des Falles beiträgt. Darauf hofft Reich. Denn: Es ist einfach unbefriedigend, daß wir niemanden vor Gericht stellen konnten. Trotz der vielen Hinweise der Bevölkerung wurde eine Belohnung in Höhe von 6.000 Mark ausgesetzt.

Huchenfeld. Der 53jährige Bauunternehmer Georg Kokitsch aus Huchenfeld war am 12. Januar 1973 abends gegen 18.30 Uhr von einem Unbekannten niedergeschossen worden. Zuvor hatte sich ein Anrufer bei ihm gemeldet und angegeben, gegen eine Betonmischmaschine in der Gartenstraße gefahren zu sein. Georg und sein Sohn fuhren in getrennten Autos zur Baustelle. Der Bauunternehmer wollte dann den Fremden zu dessen Wagen fahren. Unterwegs kam es, wie der Sohn beobachten konnte, zu Handgreiflichkeiten. Georg stoppte den Mercedes, der Fremde stieg aus, schoss auf Georg und rannte in Richtung Würm davon. Georg wurde von seinem Sohn ins Krankenhaus gebracht, dort starb er kurze Zeit später. Vom Täter gibt es bis heute keine Spur.


Augsburg. Karin Harras (31) ging auf dem Straßenstrich am Prinzregentenplatz der Prostitution nach. Am 11. März 1973 wurde sie erwürgt und mit etlichen Messerstichen im Unterleib in einem Gestrüpp eines nahegelegenen Bachufers gefunden. Vom Täter und der Tatwaffe keine Spur. 

Hamburg. Anneliese Jacobi (29) war in St. Pauli als Prostituierte tätig. Am 1. Mai 1973 hatte sie mit einem Freier in der Hotelbar des Hotel Camelot getrunken und war mit ihm dann nach oben in eines der Zimmer gegangen. Dort muss es offensichtlich wegen Zahlungsdifferenzen zu einem Streit gekommen sein, in dessen Verlauf der Täter zu einem schweren Aschenbecher griff und Anneliese damit erschlagen hatte. Status: ungesühnt.

Landstuhl. Der 50jährige Daniel Milner besitzt in Landstuhl die Lady-Bar. Er möchte seine Bar allerdings wegen wiederholter Bedrohungen in der Vergangenheit verkaufen und heimlich nach Israel übersiedeln. Am 9. Juni 1973 lässt Daniel Milner eine bis heute unbekannte Person in seine Wohnung, von der er brutal zusammengeschlagen wird. Milner verstirbt an den Folgen einer schweren Kopfverletzung.


Riggisberg (Schweiz). Es ist Pfingstsamstag, der 9. Juni 1973, als Beat Gyger (14) mit einem tags zuvor gestohlenen gelben Mofa gesehen wird. Nach dem Abendessen mit seinen Elterm und seinem Bruder will der Vater mit den beiden Jungen noch eine Ausflugsfahrt machen. Da aber Beat nicht mit will, fällt diese Tour aus. Stattdessen beauftragen sie Beat, daß er zu seiner Großmutter fahren soll um ihr etwas zu überbringen. Doch Beat denkt nicht daran, er will zum Rummelplatz. Dort riftt er eine Klassenkameradin. Gemeinsam unternehmen sie zwei Fahrten mt dem Autoscooter. Als sie danach noch woanders hinwollen, versperrt ihnen plötzlich ein junger Mann den Weg und gibt Beat eine schallende Ohrfeige. Beat scheint den anderen zu kennen und ohne sich um sein Mädchen zu kümmern folgt er dem anderen. Als Beat um 21 Uhr immer noch nicht zuhause ist, machen sich die Eltern Sorgen. Der Vater fährt zunächst zur Großmutter und dann zum Rummelplatz, aber er findet seinen Sohn nicht. Er versucht es ein zweites Mal gegen 23 Uhr, aber sein Sohn bleibt wie von Erdboden verschluckt. Beat muss zu dieser Zeit aber noch auf dem Rummelplatz gewesen sein, denn eine weitere Klassenkameradin hat ihn dort zusammen mit dem fremden Mann gesehen. Die Eltern rufen die Polizei an und melden das Verschwinden ihres Sohnes. Etwa zur selben Zeit fährt ein Ehepar mit dem Auto nach Schwarzenburg. In einem Waldstück sehen sie plötzlich eine Person neben einem Mofa am Straßenrand liegen. Ein paar Meter weiter steht ein dunkler Mercedes mit Basler Kennzeichen, umringt von einigen Mofafahrern. Am nächsten Morgen ist Beat immer noch nicht zuhause. 25 km von Thun entfernt, bei Riggisberg, sind an diesem Morgen zwei Reiterinnen unterwegs. Gegen 9 Uhr scheut plötzlich eines der Pferde und erschrocken sehen sie im Hang beim Lindenbach einen Jungen liegen - es ist Beat Gyger, erdrosselt. Die Polizei stellt fest daß Beat Gyger gegen Mmitternacht ermordet wurde und daß der Fundort nicht der Tatort ist. Da der Fall nach wie vor ungelöst ist, haben die Behörden zur Ergreifung des oder der Täter eine Belohnung in Höhe von 10.000 Schweizer Franken ausgelobt.


Zirndorf. Erst beim gemeinsamen Frühstück fällt im Hause Baier auf, daß die älteste Tochter Marion (12) fehlt. Sie wird aber bei der Großmutter vermutet. Eine Nachbarin hört im Radio, daß ein unbekanntes Mädchen tot aufgefunden wurde und erzählt dies der Mutter. Am Tage zuvor, dem 1. Juli 1973, will Marion Baier zum Fischerfest und sich amüsieren. Als es dunkel wird, verabschiedet sich Marion und sagt ihren Freunden, daß sie noch zur Oma wollte und dann nach Hause. Sie ist dann aber nochmals auf dem Festgelände aufgetaucht. Ein Bundeswehrsoldat sieht spät am Abend einen Porsche in dem ein Mann mit einer Frau kämpft. Er denkt sich nichts weiter und fährt weiter. Fest steht, die 12jährige wurde gewürgt und mit einem Stein erschlagen. Im Verdacht steht ein Unbekannter mit einem Moped und einem roten Helm, mit dem sich das Opfer einige Tage vorher getroffen hatte. Status des Mordes: Ungeklärt.

Bad Schwalbach. Der Täter ging beim nächsten Fall skrupellos und hinterhältig vor. Am 1. August 1973 wird der 32 Jahre alte Briefmarken-Auktionator Artur Rozsa aus Hofheim von einem bis heute unbekannten Mann in seinem Büro in der Germanenstraße besucht. Dieser zieht eine Pistole und fordert den Händler auf, ihm 30.000 DM auszuhändigen. Um seiner Forderung Nachdruck zu verleihen, gibt er mit der Pistole einen Schuss ab. Als Rozsa erklärt, er habe lediglich 9.000 DM auf seinem Konto, verlangt der Unbekannte eine Einkaufsquittung. Rozsa erfüllt die Forderung des Mannes und schreibt eine Quittung über 9.000 DM aus. Danach verlassen die beiden das Büro und fahren zur Kreissparkasse. Der Unbekannte weicht dem Briefmarken-Auktionator in der Sparkasse nicht von der Seite. Auch nicht, als der Direktor der Bank Artur Rozsa begrüßt und ihn nach seinen Wünschen fragt. Der Händler erklärt dem Bankkaufmann, 9.000 DM von seinem Konto abheben zu wollen und unterschreibt einen Beleg. Dabei beugt er sich über das Formular und flüstert dem Bankdirektor zu: "Überfall, Überfall!"
Dieser begreift die Situation sofort und vermutet, daß Familienangehörige von Artur Rozsa ebenfalls bedroht sind. Rozsa nimmt das Geld, neun Eintausend Mark-Scheine, an sich und verlässt das Bankgebäude. Der Unbekannte läuft dabei immer dicht neben ihm. Der Sparkassen-Direktor informiert sofort die Polizei und gibt eine Beschreibung von Rozsas weißen Mercedes durch. Die Polizei sucht kurze Zeit später nach dem Fahrzeug. Der Täter dirigiert Rozsa durch die Innenstadt. Zufällig sieht die Ehefrau des Händlers ihren Mann. Sie ruft nach ihm und fragt ihn, ob er schon die Post mitnehmen möchte. Artur Rozsa antwortet, dies sei nicht nötig, denn er komme gleich nach Hause. Seine Ehefrau sieht zwar den Unbekannten neben ihrem Mann, hält ihn aber für einen Geschäftspartner. Damit ist die letzte Chance für Artur Rozsa dahin, sich bei einem Zeugen bemerkbar zu machen, daß er erpresst und entführt wird. Der Unbekannte weist Rozsa an auf einem Parkplatz anzuhalten, auf dem ein orangefarbener VW K 70 abgestellt ist. Das Entführungsopfer muss sich ans Steuer des K 70 setzen, der Erpresser hält ihn weiterhin mit der Pistole in Schach. Die Fahrt geht auf die Autobahn in Richtung Wiesbaden-Limburg. Unterwegs erzählt der Erpresser, daß er in Bochum im Gefängnis gesessen und den VW K 70 vor einem Kiosk gestohlen habe. Die Hoffnung von Artur Rozsa, sein Entführer würde ihn nach der Übergabe der 9.000 DM wieder freilassen, schwindet zusehends. Nach der Ausfahrt nach Camberg, in Richtung Bad Schwalbach, dirigiert der unbekannte Täter sein Opfer in eine Waldlichtung in der Nähe der Abfahrt. Rückwärts muss Rozsa den auffällig orangefarbenen K 70 auf die Lichtung fahren. Der Entführer fordert ihn auf, aus dem Wagen zu steigen. Dann verlangt der Täter das Geld zusammen mit der Brieftasche, in der sich weitere 5.000 DM befinden.
Los, lauf weiter, sagt der Unbekannte daraufhin. Rosza folgt dem Befehl und entfernt sich von dem Fahrzeug. Der Entführer zielt auf den Rücken von Artur Rozsa und schießt mehrmals. Insgesamt fünf Schüsse gibt der Unbekannte auf den Händler ab, der auf der Lichtung zusammenbricht. Der Schütze setzt sich in sein Auto und fährt davon. Artur Rozsa wird von Waldarbeitern gefunden, die die Schüsse gehört haben und bringen den Verletzten in ein Krankenhaus. Dort stirbt er sieben Tage nach der Einlieferung, am 8. August 1973. Der Polizei kann er noch vor seinem Tod eine Beschreibung des Mannes geben, der ihn entführt und niedergeschossen hat. Der Unbekannte war 30 bis 35 Jahre alt und 1,85 Meter groß. Er hatte einen auffallend schwerfälligen Gang und sprach Frankfurter Dialekt. Außerdem muss sich der Mörder gut in Frankfurt und Umgebung ausgekannt haben. Nach dem VW K 70, der tatsächlich in Bochum als gestohlen gemeldet war, wurde nach der Tat intensiv gefahndet. Gefunden wurde er allerdings nicht, weil der Erpresser die Kennzeichen ausgewechselt hatte. Es blieb im Dunkeln, wer der Entführer und Mörder des Briefmarken-Auktionators war. Selbst ein Bericht in der bekannten ZDF-Sendung Aktenzeichen XY ungelöst brachte keinen Erfolg.


Dülmen. Die 18jährige Schülerin Marlies Hemmers aus Nordhorn will mit ihrem Freund am 6. August 1973 für einen Ferientrip nach Wien trampen. Mit großen Rucksäcken beladen, haben es die beiden am frühen Morgen von Nordhorn schnell bis nach Bentheim geschafft. In der sog. Franzosenschlucht an der B403 in Bad Bentheim geht es nicht weiter und so entschließt sich das Pärchen, wegen des großen Gepäcks bis nach Düsseldorf getrennt zu reisen. Der junge Mann erwischt, so die Rekonstruktion, zuerst eine Mitreisegelegenheit. Die 1,68 Meter große zierliche Marlies Hemmers, bleibt am Ortsausgang Bad Bentheims auf der Bundesstraße 403 zurück. An der B54, am Ortsausgang von Ochtrup (in Richtung Burgsteinfurt), ist die erste Etappe für Marlies' Freund aber schon zu Ende. Während er auf ein weiteres Auto wartete, das ihn mitnehmen kann, sieht er um 7.45 Uhr Marlies Hemmers vorbeifahren. Sie sitzt, so gibt er später zu Protokoll, auf dem Beifahrersitz in einem Pkw mit schwarzen Kennzeichen und reagiert weder auf sein Winken noch nimmt sie Blickkontakt auf. Der junge Mann kommt am frühen Nachmittag wie geplant am vereinbarten Treffpunkt, der Kunsthalle in Düsseldorf, an. Als seine Freundin Marlies auch viele Stunden später nicht eintrifft, geht er zur Polizei. Marlies Hemmers aber bleibt verschwunden. Am Samstag, dem 22. Dezember 1973, fast 20 Wochen nach dem Verschwinden von Marlies Hemmers, findet ein Zeuge im Merfelder Bruch, nahe Dülmen, die bereits stark verweste Leiche von Marlies in einem Waldgebiet an der L599. Die Todesursache konnte nicht mehr festgestellt werden, als Todeszeitpunkt wurde der Tag ihres Verschwindens angenommen. Der Rucksack von Marlies Hemmers wird in einem Graben 300 Meter entfernt gefunden. Einige Gegenstände aus dem Gepäck haben aber auch neben der Leiche gelegen. Der Reisepass und ihr Jugendherbergsausweis fehlen. Die Kriminalpolizei geht davon aus, daß Marlies Hemmers noch am Tag ihres Verschwindens getötet worden ist.


Hamburg. Theresia Mentgen (39) war den Hamburger Ermittlern seit mehreren Jahren als Prostituierte bekannt. Am Freitag, dem 23. August 1973 wurde Theresia durch Messerstiche in Brust und Bauch schwer verletzt und auf der Elbchaussee aus einem fahrenden Auto gestoßen. Sie verstarb auf dem Weg ins Krankenhaus.
Im Zuge der Ermittlungen fahndete die Polizei nach einem türkischen Freier, der einen grünen Ford älterer Bauart fuhr und 40 Minuten vor Theresias Tod mit ihr zusammen gesehen wurde.
Ohne Erfolg, der Mann konnte sich bis heute im Verborgenen halten, bzw. ist vermutlich wieder in die Türkei zurückgekehrt.

Hilter. Es war der 1. Oktober 1973, ein Montagmorgen. Briefträger Hubert Baumann war gerade auf seiner täglichen Tour durch den Ort unterwegs. Gegen 11.15 Uhr erreichte er den Hof Rehme an der Holter Straße. Er wollte dort noch, so wie es auf dem Land damals üblich war, die Rundfunkgebühren abkassieren. Als ich den Hof betrat, hatte ich schon ein komisches Gefühl. Das Vieh blökte, die Tiere hatten noch kein Futter bekommen. Das war untypisch. Ich dachte mir: Irgendwas stimmt hier nicht, erzählt Baumann. Er fand den Landwirt Wilhelm Rehme regungslos auf der Diele in einer Blutlache liegen. Er war tot. Erschlagen. Er war schwer zugerichtet und sah schrecklich aus, erinnert er sich heute. Rehme wurde laut den damaligen Ermittlungen brutal zusammengeschlagen. Sein Schädel war zertrümmert, der Brustkorb eingedrückt, er hatte Knochenbrüche an Armen und Beinen. Nach Angaben der Polizei wurde er mit zwei Besenstielen malträtiert und mit einer Weinflasche niedergeschlagen. Er starb an den Folgen seiner schweren Verletzungen. Ob es sich um einen oder mehrere Täter handelte, ist bis heute nicht geklärt.
Der Mörder wurde nie gefasst. Es gab eine Gruppe von Jugendlichen, die verdächtigt wurden, den Mord an Rehme begangen zu haben, doch nachweisen konnte man ihnen das nicht. Offenbar ging es bei der Tat um Geld. Laut einem Zeitungsbericht von damals bewahrte Rehme es im Haus auf, Banken vertraute er nicht. Auf sein Vermögen hatte es der Täter abgesehen. Die Matratzen im Schlafzimmer des Landwirtes waren umgedreht, vermutlich wurde dort nach dem Geld gesucht. Laut Polizei muss es sich um eine stattliche Summe gehandelt haben, denn der Landwirt hatte zuvor noch Vieh verkauft.
Wann die Tat genau geschah, konnte damals nicht genau rekonstruiert werden. Am Tag vorher war Erntedankfest, daran erinnere ich mich noch genau, sagt Baumann. Viele Leute waren unterwegs. Rehme war bei Dorffesten nie dabei. Er war ein Einzelgänger. Nur sonntags saß er pünktlich um 8 Uhr in der Borgloher Kirche zur Frühmesse. Doch nicht am 30. September, da fehlte er. Am Tag zuvor hatte ein Nachbar ihn morgens noch auf dem Acker gesehen. Einem anderen Nachbarn war aufgefallen, daß er gegen Mittag seine Milchkannen nicht herausgestellt hatte. Der Mord muss irgendwann am Samstag passiert sein, sagt Baumann. Er sah den Landwirt regelmäßig und hatte immer das Gefühl, daß Wilhelm Rehme Angst vor irgendwem hatte. Soweit ich mich erinnere, hatte er auf den Treppenstufen Stolperdraht angebracht, so Baumann. Er habe sich immer gewundert, warum er keinen Wachhund hatte. Der hätte ihn vielleicht beschützt. Sein Neffe hat den Hof geerbt.


Schletzenhausen. Es ist der 4. November 1973. Die 13jährige Christel Merz aus Hosenfeld-Hainzell schleicht sich am Nachmittag heimlich aus der Wohnung der Mutter, die nicht wollte, daß sie schon nachmittags in die Disco geht. Gemeinsam mit ihrer Freundin läuft Christel zur Jugenddisco Happy Day in der Brauhausstraße im Nachbarort Schletzenhausen. Sie tanzen, haben viel Spaß. Gegen 21.30 Uhr wird die Schülerin dort zum letzten Mal lebend gesehen. Als Christel Merz abends nicht nach Hause kommt und auch am nächsten Morgen nicht auftaucht, meldet sie ihre Mutter als vermisst. Zwölf Tage sucht die Polizei nach der 13jährigen. Am 16. November dann die schreckliche Gewissheit: Christel wurde in einem Rohbau neben der Diskothek umgebracht. Ihr Leichnam liegt unter einem Getreidehaufen. Der Sohn des Landwirts, dem der Rohbau gehörte, macht den grausamen Fund. Er sieht einen Schuh und will ihn aufheben, dabei entdeckt er die Leiche. Der Täter hatte das Mädchen erwürgt. Hose und Unterwäsche waren bis zu den Knien heruntergezogen. Vermutlich wurde sie sexuell missbraucht. Der Mörder von Christel Merz wurde bis heute nicht gefasst.

Pinneberg, 15. Mai 1974. Elisabeth Gohlke (68) war auf dem Nachhauseweg vom Pinneberger Bahnhof in ihre Wohnung in der Oeltingsallee - doch dort kam Elisabeth Gohlke nie an. Auf dem einsamen Verbindungsweg wurde die Lehrerin von ihrem Mörder angefallen. Er schlug sie mit einem schweren Gegenstand nieder und vergewaltigte die bewusstlose 68jährige. Gohlke wurde am darauffolgenden Donnerstagmorgen halbentkleidet etwas abseits des Weges von einem Ehepaar entdeckt. Sie kam schwer verletzt ins Pinneberger Kreiskrankenhaus, wo sie später an den Folgen ihrer Kopfverletzung starb. Die Wertsachen der 68jährigen fehlten am Tatort. Wenige Tage später wurde vor einem Geschäft in der Osterholder Allee jedoch Gohlkes Personalausweis gefunden. Der Täter soll etwa 20 bis 30 Jahre alt, 1,80 Meter groß, mit langem, mittelblondem Haar sein. Bis heute keine Spur von ihm.


Karlsruhe. Am Nachmittag des 15. Juni 1974, während der Fußball-WM, wollte Dorothea Herzfelder (16) von einem kirchlichen Treffen in Limburg/Lahn mit dem Zug über Frankfurt am Main zurück nach Crailsheim fahren. Im Liebestaumel - sie war gerade frisch verliebt - erwischte sie den falschen Zug und landete in Stuttgart. Im dortigen Bahnhofsrestaurant würde sie wohl die Nacht verbringen müssen. Die Eltern von Dorothea indes warteten vergeblich auf die Heimkehr ihrer Tochter. Vermutlich stieg Dorothea in das Auto von drei Männern, die ihr anboten, sie nach Crailsheim zu bringen. Dort kam sie nie jedoch an. Auf der Autobahnraststätte Ladenburg finden Angestellte Gegenstände aus dem Besitz von Dorothea und rufen die Polizei. Am Tag darauf die junge Frau wird in einem Wald bei Karlsruhe tot aufgefunden - erdrosselt mit ihrer eigenen Strickjacke. Von den drei Männern, die mittels Phantombilder gesucht wurden, gibt es bis heute keine Spur. Eine Belohnung in Höhe von 5.000 DM wurde für die Ergreifung der Täter ausgelobt.


München. Am 25. Juni 1974 rollt ein roter Ford Escort in langsamer und schlingernder Fahrt über die Schleißheimer Straße in München-Milbertshofen. Über dem Lenkrad hängt die bewusstlose Maria-Luise Artmeier, aus ihrer linken Brust quillt Blut. Jede Hilfe für die 24jährige kommt zu spät. Was sich vorher abgespielt hat, bleibt mysteriös. Der Täter hinterließ am Tatort keine Spuren, auch das Tatmesser tauchte nie auf. Bekannt ist lediglich, daß die junge Frau nach einem Essen mit Freunden an der Wertherstraße in ihr Auto stieg, wo ihr vermutlich der Mörder auflauerte. Trotz eines Stichs ins Herz fuhr Artmeier noch 200 Meter mit ihrem Wagen, bevor sie tot zusammenbrach.


Langen. In Langen, einer kleinen Stadt zwischen Darmstadt und Frankfurt am Main, wurde wie jeden Donnerstag, ein örtliches und kostenloses Anzeigeblatt an alle Haushalte verteilt. Die Realschülerin Sabine Rüger (15) wartete bereits auf diese Ausgabe, weil sie vor einigen Tagen in diesem Wochenblättchen eine Annonce wegen eines Ferienjobs für die Sommerferien einstellte. Schon am nächsten Tag, am 5. Juli 1974, rief ein Herr Heil vom deutschen Filmverleih bei ihrer Mutter an und offerierte für Sabine ein entsprechendes Arbeitsangebot. Sabine sollte um 12.30 Uhr am Rathaus in Langen erscheinen. Als Sabine nach drei Stunden nicht zurückkehrte, wurde ihre Mutter misstrauisch und informierte diesbezüglich telefonisch ihren Vater. Ihr Vater fuhr nach Dienstschluss zu der genannten Adresse und stellte fest, daß dort überhaupt kein Deutscher Filmverleih ansässig war. Er alarmierte daraufhin sofort die Polizei.  Ein paar Tage später machte ein LKW-Fahrer, 13 Kilometer von Sabines Wohnort entfernt, auf dem Weg zu einer Kiesgrube zunächst eine Beobachtung in einem Getreidefeld, die er aber für nicht sehr wichtig hielt. Eine Woche nach Sabines Verschwinden meldete sich eine junge Frankfurterin mit 7jähriger Tochter bei der Polizei und berichtete, daß sie ebenfalls von einem Herrn Heil kontaktiert wurde, der sie beim Treffen immer wieder zum Trinken aufforderte. Bei den späteren Ermittlungen konnte jedoch herausgefunden werden, daß dieser Herr Heil nicht in den Mordfall involviert war. Am 19. Juli 1974 findet dann der gleiche LKW-Fahrer die Leiche von Sabine in diesem Kornfeld. Bei der Obduktion wurde diagnostiziert, daß Sabine einem Sexualmord zum Opfer fiel und daß sie vor ihrem Tod erhebliche Mengen an Alkohol konsumierte.


Borgo San Lorenzo (Italien). Am 14. September 1974 findet ein Passant die Körper der 18jährigen Stefania Pettini und des 19jährigen Pasquale Gentilcore in einem Fiat 127 in der Nähe von Borgo San Lorenzo. Beide sind erschossen worden. Der Körper von Pettini wies außerdem 96 Stichwunden auf, fast ausschließlich um Scham und Brüste. Dieser Doppelmord gehört zu einer Serie des Monsters von Florenz.


Samerott. Erika Kunze aus Nordhorn hatte ein Prinzip: Die 22jährige Studentin ist nie in fremde Fahrzeuge gestiegen, haben ihre Freundinnen berichtet. Es musste schon ein Kennzeichen mit BF, NOH oder AH sein. Da fühlte sie sich sicher. Und eines Tages ist der Plan des schlanken, nur 1,56 Meter großen Mädchens nicht in Erfüllung gegangen. Erika Kunze stand zuletzt am 22. Oktober 1974 gegen 15 Uhr an der Steinfurter Straße in Münster, um nach Hause nach Nordhorn zu trampen. Gefunden wurde ihr Leichnam am 29. Oktober im Samerott in der Grafschaft Bentheim. Der bisher unbekannte Mörder wird Münsterland-Mörder genannt, weil er in dieser Gegend insgesamt vier Mädchen umgebracht hat.

Stuttgart. Es ist der Abend des 22. November 1974. Ein ortskundiger Einbrecher streift zu vorgerückter Stunde durch das noble Wohnviertel am Killesberg in Stuttgart, das Geld verspricht und manchmal auch alleinstehende Frauen. In dieser Nacht findet er beides und verliert dabei alle Hemmungen. Als er sein perfides Werk beendet hat, hinterlässt der Mörder ein Schlachtfeld, auf dem eine junge Frau nach erbittertem Kampf zurückbleibt. Erschlagen, erstochen und ertränkt. Die Tote heißt Karin Alber (32). Sie wehrt sich vergeblich mit aller Kraft gegen den brutalen Peiniger. Es ist ihr Bruder Götz Alber, der seine Schwester findet, als er am Morgen des 23. November durch ihr offenes Schlafzimmerfenster auf der Rückseite in das Einfamilienhaus am Leiblweg klettert. Die Mutter hatte ihn verständigt, weil Karin nicht wie verabredet zum Frühstück gekommen war. Schon im Schlafzimmer sieht er Blut vor sich und Schleifspuren, die quer durch die Wohnung führen, in die Küche und ins Bad. Dort findet er seine Schwester. Sie liegt über dem Rand der Wanne, den Kopf ins Wasser getaucht. Er ruft die Polizei und selbst erfahrene Beamte durchfährt es im Angesicht der Toten. Karin Alber ist durch Ertrinken zu Tode gekommen. Im Obduktionsbericht steht aber auch, daß Karin Alber mit einem stumpfen Gegenstand geschlagen und vergewaltigt worden ist. Zudem findet der Mediziner eine Vielzahl an Stichwunden und klaffende Kopfverletzungen. Ins Visier der Ermittler gerät schnell ein 22 Jahre alter Elektriker aus Stuttgart. Der Killesberg ist zu dieser Zeit das Arbeitsgebiet des Mannes, und das nicht nur tagsüber. Wiederholt bricht der verheiratete Mann am Abend von seiner Wohnung in der Löwentorstraße auf und steigt durch offene Fenster in Immobilien am Killesberg ein. Bei seinen beruflichen Streifzügen am Tage blieb dem Mann nicht verborgen, daß sich in dem Viertel manchmal leicht bekleidete Sonnenanbeterinnen in schwer einsehbaren Terrassen aufgehalten haben. Das machte er sich zu Nutze. Seine Vorgehensweise erinnert dabei frappierend an den Einbruch bei Karin Alber. Und was noch schwerer wiegt: als er geschnappt wird, gesteht er, bei einem dieser Einbrüche auch die Wohnungsinhaberin vergewaltigt zu haben. Doch sobald von Karin Alber die Rede ist, gibt sich der Tatverdächtige eiskalt. Die Polizei weitet ihre Ermittlungen aus und kann dem Elektriker weitere Vergewaltigungen auf dem Killesberg nachweisen, in einem Fall auch im Leiblweg. Am 28. Mai 1976 wird er vom Landgericht Stuttgart wegen Vergewaltigung, Nötigung und schwerem Diebstahl in sieben Fällen zu dreieinhalb Jahren Zuchthaus verurteilt. Der Mord an Karin Alber kann ihm allerdings nicht nachgewiesen werden - er hat ein Alibi. Abends, als Karin Alber heimkommt von der Arbeit, wartet der Killer wahrscheinlich schon auf sie. Nach heftigem Kampf greift er sich einen Hammer und schlägt auf die Frau ein, bis sie fast bewusstlos ist. Anschließend zerrt er sie in die Küche und sticht dort mit einem Tranchiermesser auf die Wehrlose ein und vergewaltigt sie später im Badezimmer. Die Fahnder gehen davon aus, daß der Täter die Wanne selbst hat einlaufen lassen, um sein Opfer am Ende auch noch zu ertränken. Kriminologen reden in solchen Fällen vom Übertöten. Wie lange Karin Alber in dem kalten Wasser gelegen hat, lässt sich nur vermuten. Der Gerichtsmediziner konnte den Todeszeitpunkt damals exakt auf 22 Uhr bestimmen. Die Polizei sucht vor dem Hintergrund ihrer Verdachtsmomente gegen den Elektriker in den ersten Fahndungswochen verstärkt nach nächtlichen Spaziergängern, die Karin Alber gesehen haben könnten. Auch Arbeiter von umliegenden Baustellen werden überprüft und polizeibekannte Einbrecher verhört. Zudem forscht die Polizei in Stammlokalen der Toten. Alles vergeblich. Niemand hat etwas Verdächtiges bemerkt, jemanden weglaufen sehen oder Schreie gehört. Die Ermittlungen geraten ins Stocken. Dabei ist der Elektriker bei seinen Touren nach dem immer gleichen Strickmuster vorgegangen, in Ermittlerkreisen Modus operandi genannt. Stets hat er mit massiver Körpergewalt und auch mit Morddrohungen die vergewaltigten Frauen eingeschüchtert. Als er das Haus verließ, sollten sie sich zehn Minuten lang nicht rühren, sonst komme er wieder. Den Täter hat man bis heute nicht dingfest machen können.

Rohrbach. Freitagabend, der 20. Dezember 1974. Bartholomäus Fritsch (38), Lagerverwalter, Vater von drei Kindern aus Wolfstein/Neumarkt wird auf dem Rückweg von München auf dem BAB Parkplatz bei Rohrbach mit sieben Schüssen ermordet. Tatmotiv bis heute unbekannt. Beziehungstat? Zufallsopfer? Ein Raubmord ist unwahrscheinlich, weil der Mörder offenbar kein besonderes Interesse daran gehabt hat. 






Oberau. In bester Laune schlüpft Gundula Steinbauer aus Farchant am 9. Januar 1975 in ihren Mantel, verabschiedet sich von ihrer Familie und läuft von der Föhrenheide zur Hauptstraße. Mit dem Bus will die 17jährige nach Garmisch-Partenkirchen fahren. Nach einem ereignisreichen Tag in München, wo sie sich als Schwestern-Schülerin im Schwabinger Krankenhaus vorstellte, möchte Gundula Steinbauer ausgehen, Freunde treffen und tanzen. Bis 24 Uhr dürfe sie fortbleiben, haben ihr die Eltern beim Abendessen erlaubt. Von ihrem Ausflug in die Marktgemeinde kehrt sie nicht zurück. Die Ermittler finden heraus, daß sie gegen 23 Uhr das Tanz-Lokal Schwarze Gams am Marienplatz verließ. Von dort verliert sich ihre Spur. Zuvor war sie im Rosenstüberl 3 an der Krottenkopfstraße gewesen. Ihre Freunde erinnerten sich später, daß die junge Frau an diesem Abend nicht so fröhlich war, wie sonst. Vergeblich versuchte die junge Frau in diesem Lokal einen Bekannten zu finden, der sie die wenigen Kilometer nach Hause fahren konnte. Also machte sie sich, wie bereits einige Male zuvor, per Anhalterin auf den Heimweg. Zwischen 23 und 23.10 Uhr haben drei Personen unabhängig voneinander am Marienplatz ein Mädchen als Anhalterin beobachtet. Ein anderer habe gesehen, daß eine junge Frau an der Klamm/Ecke Bahnhofstraße in einen hellen BMW mit auffallenden, dunklen Seitenstreifen und einem dunklen Dreieck auf der Kühlerhaube gestiegen sei. Ob einer der Zeugen tatsächlich Gundula Steinbauer sah, ist nicht gesichert. Weil Gundula nicht zurückkam, gibt ihre Mutter am Mittag bei der Polizei eine Vermisstenanzeige auf, nur wenige Stunden später entdeckt ein Spaziergänger ihren leblosen Körper im Lauterbach bei Oberau. Die Obduktion hat ergeben, daß sie gewürgt wurde. Offensichtlich hat der Täter sie dann im bewusstlosen Zustand ins Wasser geworfen, wo sie ertrunken ist. Nach Auskunft der Rechtsmediziner starb sie gegen Mitternacht. Anhaltspunkte auf ein Sexualdelikt hätten die Rechtsmediziner nicht entdeckt. Auch sonst fanden die Experten wenig Spuren an der Leiche, die einen Hinweis auf den Mörder geben konnten. Und sämtliche Zeugenangaben endeten im Nichts. Die Hoffnung, diesen rätselhaften Fall doch aufzuklären, hegen die Garmisch-Partenkirchner Ermittler allerdings noch immer. Bisherige Versuche, dem Unbekannten auf die Schliche zu kommen, scheiterten. Auch die DNA-Analyse 1999, bei der Blut, Sekrete und Fingernägel des Opfers aus der Asservaten-Kammer geholt und auf Fremdspuren untersucht wurden, war negativ. Der Fall ist bis heute ungelöst.


Am 15. Januar 1975 findet ein Rentner im Wald bei Birlenbach (Diez an der Lahn) die skelettierte Leiche einer Frau unter einer Zinkwanne. Es stellt sich heraus, daß es Ursula Jahn ist - eine vermisste junge Lehrerin aus Lörrach - und daß sie dort schon seit ca. einem halben Jahr liegt. Parallel dazu wird ihr Auto, ein goldfarbener Fiat Sportwagen (Coupé oder Cabrio) in der Nähe des Hafengeländes in Emden sicher gestellt, das dort - ohne amtliches Kennzeichen - seit sechs Monaten steht.  Es fehlt das Typenschild und die Windschutzscheibe. Im Kofferraum finden sich neben den Scheibenwischern ein Damengepäck und ein Prospekt des Brenner-Tunnels.
Rückblende August 1974: Ursula Jahn hat sich von Mann getrennt, will sich scheiden lassen. Sie gerät in eine seelische Krise, nimmt sich eine neue Wohnung und fährt zu ihrer Mutter nach Krefeld, um ihre kleine Tochter zu holen. Ein Bekannter, der bei ihrem Umzug half, begleitet sie. Da Ursula eine Autopanne nahe der Schwarzwaldtalsperre hat, müssen sie während der Reparaturarbeiten in einem Hotel nächtigen. Der Freund ist nicht sehr begeistert davon und trennt sich von der Frau kurz nach der Weiterfahrt. Ursula Jahn ist nie in Krefeld angekommen. Am Folgetag werden drei Reiseschecks aus ihrem Besitz mit gefälschter Unterschrift an einer Wechselstube am Brenner eingelöst. Sechs Wochen später - Ursula Jahn war bereits als vermisst gemeldet und höchstwahrscheinlich sogar schon tot - bekommt die Mutter von Ursula einen nächtlichen Anruf. Am anderen Ende sei der Gronauer aus Wien und müsse mit der Uschi reden. Er sagte weiter, er habe Ursula vor ein oder zwei Wochen noch gesehen. Auch der anfängliche Begleiter von Ursula hat merkwürdige Anrufe von Ursula bekommen. Er sei sich sicher, daß es die Stimme von Ursula gewesen sei. Noch seltsamer war, daß die Stimme Begebenheiten aus dem Hotel in welchem sie zwei Tage ausharren mussten, lachend in Gedichtform vortrug. Die Ermittler haben weder Tatumstände herausgefunden noch einen Täter dingfest machen können. Eine Belohnung in Höhe von 4.000 DM wurde ausgelobt.


Rüsselsheim. Am 29. Januar 1975 wird der Werkzeugmacher Heinz Dreisbach (25), von seinen Freunden Niko genannt, in Rüsselsheim nach der Nachtschicht an einer nahegelegenen Tankstelle hinterrücks niedergestochen und lebensgefährlich verletzt. Eine Woche später erliegt er den schweren Verletzungen in der Universitätsklinik. Der Mörder bleibt unerkannt. Mit diesem Mordfall sind viele Ungereimtheiten und Mysterien im Leben des scheinbar biederen Ehemannes verbunden. Erst mit seinem Ableben wurden einige seiner Geheimnisse und Vorlieben gelüftet, die Spur zum Täter bleibt verborgen. Belohnung in diesem Fall: 8.000 DM.

Obermenzing. Die Kinderärztin Brigitte von Hatten aus Obermenzing (nordwestlich von München) ist seit 15 Jahren verwitwet. Sie ist bekannt und geschätzt im Umgang mit den kleinen Patienten. Am 14. Februar 1975, nach 17.40 Uhr, verschafft sich ein Unbekannter Zugang zu ihrem Haus und greift die Kinderärztin an. Die Tochter findet ihre Mutter unweit des Badezimmers - erstochen mit einem Schraubendreher (Einbruchswerkzeug). Die Ermittler stellen anhand der Spurenlage fest, daß es einen verzweifelten Kampf gegeben haben musste. Zur Aufklärung des Falls ist eine Belohnung von 3.000 DM ausgesetzt.


Achern. Kurz vor ihrem 17. Geburtstag wird Carmen Fuchs Opfer eines Gewaltverbrechens. Am 27. April 1975 macht sich die 16jährige Carmen Fuchs auf den Heimweg nach Kappelrodeck. Sie kommt von einer Diskussionsveranstaltung in Bühl und wird von zwei jungen Männern in einem Auto bis Achern mitgenommen. Von dort aus will sie anscheinend auch die letzten paar Kilometer nach Hause trampen. Dort kommt sie nicht an. Doch dann entdeckt ein Spaziergänger ihre Leiche bei Achern im Fautenbach. Ihr Hals weist Würgemale auf, doch daran ist die junge Frau nicht gestorben. Sie ist ertrunken. 
Doch auch die Ausstrahlung in der ZDF-Sendung Aktenzeichen XY ungelöst bringt zwar jede Menge Hinweise, aber nicht den entscheidenden. Der Mord an Carmen Fuchs, die vor 33 Jahren tot bei Achern gefunden wurde, ist weiter ungeklärt. 
2008 wird der Elsässer Pierre Bodein verhört, der im Verdacht steht, der Mörder von Carmen Fuchs zu sein. Er ist bereits wegen anderer Delikte zu lebenslanger Haft und 30jähriger Sicherungsverwahrung verurteilt. Die deutschen Ermittler seien auf ihn gekommen, weil die Tat von drei weiteren Morden des Franzosen ähnlich seien. Wie die 16jährige waren die Opfer des Elsässers an Bächen gefunden worden. Die Anhörung habe aber keine wesentlichen Erkenntnisse gebracht, hieß es nach Angaben der Staatsanwaltschaft. Bodein hat die meiste Zeit seines Lebens im Gefängnis und in geschlossenen psychiatrischen Anstalten verbracht. Er wurde für den Mord an zwei Mädchen und einer 38jährigen Frau verurteilt, denen er nach Angaben der Gerichtsmedizin die Geschlechtsteile aus dem Leib geschnitten hatte. Bodein, genannt Pierrot, hatte bereits während des Straßburger Prozesses seine Unschuld bei den jüngsten Fällen beteuert. 
Die Hoffnung der Ermittler, mit neuer Kriminaltechnik eine genetische Spur des Täters zu finden, hat sich zunächst nicht erfüllt. Wir haben keine Fremd-DNA an der Kleidung des Opfers gefunden, sagte ein Sprecher der Polizeidirektion Offenburg. Die Ermittler werten derzeit alle übrigen Spuren von 1975 noch einmal aus: Es gibt noch Ansätze.


Lampertheim. Am 13. September 1975 wird Monika Sorn in Hembach bei Heidelberg als Anhalterin gesehen. Die junge Frau ist zierlich, hat langes, blondes Haar. Am 27. September 1975 wurde die 17jährige Hemsbacherin im Lampertheimer Stadtwald bei Neuschloss gewaltsam getötet aufgefunden. Auch ihr Tod wird dem unbekannten Anhalterinnenmörder zugeschrieben.

Berlin. Am Abend des 29. Oktober 1975 verließ der 11jährige Erik Schumann die Wohnung seiner Eltern an der Reuterstraße in Berlin. Nur etwa zwei Stunden später wurde die Leiche des schmächtigen Jungen in einem Koffer gefunden, den der Täter an einer Bushaltestelle an der Sonnenallee abgestellt hatte. Der Sexualtäter hatte den Körper des Schülers in einen 80 Zentimeter breiten, 50 Zentimeter hohen und 20 Zentimeter tiefen graubraun gemusterten Plastikkoffer gepfercht. Unter Verdacht wurde ein damals 35jähriger Türke festgenommen. Aber vor Gericht reichten die Beweise gegen den Verdächtigen für eine Verurteilung nicht aus. Der Fall ist bis heute nicht geklärt.

Wattenbek. In der Nacht zum 30. Oktober 1975 stand Helmut Weerda (39) mit seinem Taxi am Droschkenplatz vor dem Neumünsteraner Rathaus, als gegen zwei Uhr früh ein junger Mann an seinen Wagen trat und offensichtlich über den Fahrpreis verhandelte. Der Unbekannte wollte nach Bordesholm, scheinbar aber ohne ein konkretes Ziel in dem Ort zu nennen. Eine halbe Stunde später beobachtete ein Bäckergeselle in Bordesholm auf dem Weg zur Arbeit, wie Weerdas weißer Peugeot 504 mit dem unbekannten Fahrgast in eine Seitenstraße bog, dann aber wieder langsam herausfuhr. Wenige Minuten später kam es in der Straße Am Bogen in Wattenbek bei Bordesholm dann zur tödlichen Auseinandersetzung. Als der 20 bis 25 Jahre alte Fahrgast ohne zu zahlen das Taxi verließ und von Weerda aufgehalten wurde, rammte er dem Unternehmer ein rasierklingenscharfes Campingmesser in die Brust und flüchtete. Weerda schaffte es, über Funk Hilfe zu rufen und auf seine Kollegen zu warten, doch es war zu spät. Zwar brachte ihn ein Kollege in seinem Taxi sofort ins Krankenhaus, doch als Weerdas Frau Edith später in der Klinik eintraf, war ihr Mann bereits an seiner elf Zentimeter tiefen Wunde im Brustkorb gestorben. Besonders dramatisch: Erst Tage zuvor hatte Weerda bei der Wartung seines Wagens die Alarmanlage aus- und versehentlich nicht wieder angestellt. Eine Beschreibung des Täters hatte der Taxiunternehmer, der den Betrieb fünf Jahre zuvor mit seiner Frau aufgebaut hatte, noch selbst abgeben können: Der sah aus wie ein Dressman, hatte er seinen Kollegen gesagt. Der schlanke, dunkelhaarige Täter trug eine eng geschnittene Art Fliegerjacke sowie graue Lederhandschuhe. Er hatte mit hoher Wahrscheinlichkeit zuvor eine der Gaststätten am Großflecken in Neumünster besucht.
Große Hoffnungen hatten die Fahnder zunächst auf die Tatwaffe gesetzt: Das in Deutschland nur selten verkaufte hochwertige norwegische Messer mit braunem Holzgriff war möglicherweise dasselbe Campingmesser, das einen Monat zuvor bei der Kölner Fachmesse für Sport-, Garten- und Campinggeräte von einem Aussteller-Stand gestohlen wurde. Doch der Diebstahl wurde nie aufgeklärt.


Wendershausen. Je länger die ungeklärten Mordfälle zurückliegen, umso schwieriger wird es mit der Recherche. Und wenn dazu noch die Fakten sehr spärlich sind, wie soll man da noch einen Täter finden? Der nächste Fall ist so einer. Die 16jährige Birgit Schade aus Großalmerode war Schwesternschülerin und lebte unter der Woche im Schwesternwohnheim Witzenhausen. An den Wochenende fuhr sie heim zu ihren Eltern. Am Dienstag, dem 27. Januar 1976 bekam sie frei von Chef, weil sie Geburtstag hatte. Sie fuhr aus unbekanntem Grund nach Kassel. Dort verliert sich ihre Spur. Zwei Wochen später wurde Birgit erschlagen in Wendershausen (Werra-Meißner-Kreis) gefunden. Die näheren Fakten sind unbekannt. Ebenso ist bis heute kein Täter ermittelt worden.

Maintal. Tod eines Autohändlers: Noch Jahre später gibt das brutale Kapitalverbrechen an Franz Schumann aus Kist bei Würzburg der Kriminalpolizei viele Rätsel auf. Hatte er den falschen Leuten ein Bündel Geld gezeigt? Nicht viele Morde sorgten Mitte der 70er Jahre für so viel Entsetzen wie der Raubmord an dem Autohändler Franz Schumann aus Kist bei Würzburg: Die Vorgehensweise des oder der Mörder ließ einem das Blut in den Adern gefrieren. Entweder der oder die Mörder waren besonders wütend oder besonders abgebrüht - oder sie wollten ein Zeichen setzen: Sie ergriffen am Abend des 1. April 1976 ein Handbeil als Mordwerkzeug und schlugen dem 56jährigen Schumann den Schädel ein. Dann überfuhren sie ihn auf einem Acker nicht weit von Hanau mit dem eigenen Mercedes. Schließlich übergossen sie den Sterbenden mit Benzin und zündeten ihn an. Schumann war am 1. April - einem Donnerstag,  zu einer Geschäftsfahrt aufgebrochen, von der zunächst wenig bekannt war. Am nächsten Tag gegen 14 Uhr fanden Spaziergänger seine verkohlte Leiche. Der Tatort lag auf hessischem Gebiet am Stadtrand von Maintal im Main-Kinzig-Kreis an der B 8, das blutige Beil war neben der Leiche liegen gelassen worden. Zunächst war es schwierig, Schumann zu identifizieren, sagte ein Ermittler. Dem Toten war nicht nur ein Bündel Geld abgenommen worden, sondern auch die Brieftasche mit Ausweis, Führerschein und Kfz-Papieren. Die Ermittler profitierten bei der Identifizierung davon, daß sich Schumanns Leiche, als sie angezündet wurde, in Bauchlage befand. So blieben in seiner Jacke Fragmente von Geschäftspapieren mit Anschriften und Rufnummern von Autohändlern im ganzen Bundesgebiet erhalten. Bei ihnen hat sich die Kripo durchgefragt, und war bei der Identifizierung schließlich in Kist gelandet. Aus diesen Kreisen erfuhr sie auch, daß das Mordopfer in der Branche als Dr. Schumann bekannt war und einen Auftrag über Großfahrzeuge ansteuerte.
Der ledige Franz Schumann war an jenem Donnerstag allein in seinen beigen Mercedes 200 D gestiegen - mit einem Bündel Geldscheine in der Jacke. Vermutlich wollte er zu Geschäftsfreunden im Raum Hanau, Frankfurt oder Offenbach fahren, vermutete man später in seinem Umfeld. Die Würzburger Kripo war sich sicher: Auf der Fahrt dorthin muss er seinem Mörder begegnet sein. Als Tatzeit steht die Nacht von Donnerstag auf Freitag fest. Bei den Ermittlungen fanden Kripo-Beamte heraus: Bereits zwei Tage vorher war Schumann unterwegs gewesen in Richtung Frankfurt - mit einem zunächst unbekannten Begleiter, der den Geschäftsmann in einem weißen Mercedes mit blauer Polsterung durch die Gegend fuhr. Nach dem 50 bis 60 Jahre alten Mann, nur etwa 1,65 Meter groß und kräftig, suchten die Ermittler nun, während die Zeitungen in großen Schlagzeilen titelten: Autohändler brutal ermordet. Verschwunden war nicht nur das Bündel Geld, das Schumann mitgenommen hatte, sondern auch sein beigefarbener Mercedes 200 D mit dem Würzburger Kennzeichen Wü-X 323. Der 56jährige hatte vage von einem Geschäft erzählt, das er in Frankfurt abwickeln wollte. Aber beim ersten Versuch einige Tage vor seinem Tod schien das nicht geklappt zu haben - er kam von dem Besuch, bei dem ihn der Unbekannte begleitet hatte, unverrichteter Dinge zurück. Der Mann hatte seinen Wagen bei Schumann zu Hause in der Schillerstraße stehen gelassen, die Polizei vermutete, daß auch dieses Fahrzeug ein Würzburger Kennzeichen trug. Die hohe öffentliche Aufmerksamkeit brachte die Polizei trotz der spärlichen Hinweise in zwei Punkten schnell weiter: Schumanns Mercedes, der zunächst verschwunden war, wurde in Frankfurt verlassen aufgefunden. Und der Mann, der einige Tage zuvor seinen Wagen bei Schumann in Kist geparkt hatte, um mit ihm weiterzufahren, meldete sich bei der Kripo. Aber auch das brachte die Ermittler nicht auf die Spur der Mörder. Dann wurde es konkreter: Vier Wochen nach der Tat wusste die Polizei, daß Schumann als eine Art Mittelsmann einen gebrauchten Lkw erwerben und an einen bereits vorhandenen Mittelsmann weiterveräußern wollte. Aufgrund von Schumanns üblichen Geschäftspraktiken dürfe man davon ausgehen, daß bereits Vorverhandlungen geführt worden waren. Für Hinweise setzte das Landeskriminalamt eine Belohnung von 5.000 Mark aus. Aber es kam kein heißer Tipp, der Axtmörder wurde bis heute nicht gefasst.


Neuhausen. 1969 geschah etwas völlig Unvorhergesehenes im Leben der schönen Hildegard Winklhofer. Die wilde Hilde, ihr Spitzname, war 20 Jahre alt und schwanger. Und zwar von ihrem damaligen Freund, einem Berliner Kellner. Die Familie lehnte ihn ab. Noch vor der Geburt seines Sohnes Thomas im Jahr 1970 verabschiedete er sich aus der Beziehung. Hildegard litt darunter sehr. Tommi aber - dieses fröhliche, liebe Kind - machte vieles wieder wett, auch wenn er überwiegend bei den Großeltern aufwuchs. Und auch Gigi - ein weiterer Spitzname - lachte bald wieder. Sie hatte einen neuen Freund gefunden: Franzl, ein Automechaniker aus Milbertshofen, bei dem sie zuletzt lebte.
Und dennoch wählte Hildegard Gigi Winklhofer (jetzt 26) ein völlig anderes Leben. Und es war Gigi wurscht, was andere über sie dachten. Nur auf ihre bürgerliche, sehr religiöse Familie nahm sie Rücksicht. Die Eltern und ihre drei jüngeren Geschwister erfuhren erst nach ihrem Tod, daß Gigi ein Geheimnis hatte. Sie hatte ihr Geld mit Prostitution verdient. Ihre Familie aber wollte das nicht glauben: Meine Schwester ließ sich von Männern schon mal nackt fotografieren, aber sexuellen Kontakt hatte sie mit denen nicht, sagte der tief erschütterte Bruder damals. Da allerdings irrte er sich: Gigi war ein Callgirl und sie machte ihren Job gut. Die Männer liebten das schöne Mädchen, das auf den einschlägigen Seiten der Münchner Zeitungen inserierte. In Apartment 126 eines Hauses in der Volkartstraße (Neuhausen) empfing Gigi regelmäßig ihre Kunden. Das dokumentierte sie alles in ihrem Adressbuch, in dem sie auch Telefonnummern ihrer Freier aufschrieb.
Was am 28. April 1976 zwischen 14.45 und 15.45 Uhr in Apartment 126 geschah, ist nie geklärt worden. Um 14 Uhr hatte Hildegard noch mit einer Kollegin telefoniert. Die Mädchen sicherten sich auf diese Weise gegenseitig ab. Ab 15.45 Uhr war Gigis Telefonanschluss ständig besetzt - ausgehängt, wie sich später herausstellte. Um 18.15 Uhr verständigte die Kollegin Hildegards Freund Franzl, der sofort kam und die Tür aufbrach. Zu spät: Seine Freundin lag nackt auf dem Bett - erdrosselt mit einem Seidenstrumpf, die Brust durchbohrt von mehreren Messerstichen. Gigi war schon seit Stunden tot. Der Täter entwendet neben Geld und die Ausweispapieren auch das Adressbüchlein mit all den Telefonnummern der Freier. Ebenso ist das Tatwerkzeug nicht aufgefunden worden.
Hildegard Winklhofers Sohn ist heute 38 Jahre alt und bereits Frührentner. In seinem Leben gab es nur wenige glückliche Tage. Nach der Ermordung seiner Mutter hatte der Kleine einen amtlich bestellten Vormund bekommen, der ihn eines Tages ohne jede Erklärung im SOS-Kinderdorf ablieferte. Als Thomas 16 Jahre alt und ein hoffnungsvoller Sportschwimmer war, wurde er am Knie operiert und dabei mit Hepatitis C infiziert. Später verlor er beinahe einen Arm, erlitt einen Schlaganfall, versank in Depressionen. Er leidet unter Weichteil-Rheuma (Fibromyalgie) und erträgt die Schmerzen nur noch mit Morphium. Das Trauma seiner Kindheit und den gewaltsamen Tod seiner Mutter hat Thomas Winklhofer nie bewältigt. So hat Gigis Mörder eigentlich zwei Menschen auf dem Gewissen. Gerade mal 2.000 DM Belohnung wurden damals auf den Mörder ausgesetzt.


Lampertheim. Am 30. April 1976 war die 20jährige Ludwigshafenerin Maria Else Scholte mit schulterlangem mittelblonden Haar als Tramperin am hellichten Tag in Heidelberg verschwunden und drei Wochen später im Stadtwald von Lampertheim (Hessen) mit Stichverletzungen ermordet aufgefunden worden. Auch ihr Mord wird dem Anhaltermörder zugeschrieben.

Seewen. Am 5. Juni 1976, dem Samstag vor Pfingsten, wurden im hölzernen Wochenend-Haus mit dem Namen Waldeggli im Bannwald etwas abseits des Dorfes Seewen im solothurnischen Schwarzbubenland fünf Menschen ermordet. Da sich in der Nähe des Hauses der Schiessstand von Büren befindet, fielen die Schüsse nicht auf. Ebenfalls sollen in jenen Tagen Jäger unterwegs gewesen sein. Die Tat wurde von der Tochter der Hausbesitzer am folgenden Pfingstsonntag, dem 6. Juni 1976, entdeckt. Der oder die Täter hatten das Hausbesitzerehepaar (Eugen Siegrist-Säckinger, 63 und Elsa Siegrist-Säckinger, 62), die 80jährige Schwester des Hausbesitzers, Anna Westhäuser-Siegrist, sowie deren beide Söhne, Emanuel Westhäuser (52) und Max Westhäuser (49), getötet. Die Tatopfer wiesen Schüsse in die Stirn und in die Brust auf. Keines der Opfer versuchte zu fliehen. Die Leiche von Eugen Siegrist wies auf einen Abwehrreflex hin (ein Einschuss in den Arm, einen in den Kopf). Alle Opfer wurden aus einer Distanz von höchsten drei Metern erschossen. Am gleichen Tag fand die Polizei zwischen Münchenstein und Muttenz das Fluchtauto, den grünen Opel Ascona des getöteten Ehepaars.
Der oder die Täter konnten in der Folge trotz intensiver Bemühungen nicht ermittelt werden. 20 Jahre lang blieben die 13 Patronenhülsen, die von einer Winchester-Replika stammen und am Tatort gefunden wurden, der einzige sichere Hinweis. Die Polizei ermittelte in mehrere Richtungen. Einerseits fand man im Wochenendhaus Erinnerungsstücke an die Nazi-Zeit - Anna Westhäusers Mann, ein Deutscher, hegte Sympathien für die NS-Zeit. Andererseits wurde auch Industriespionage (Eugen Siegrist arbeitete bei der Ciba) und ein Zusammenhang mit der Stasi abgeklärt. Die Polizei, die in Eugen Siegrist das Hauptopfer sah, konnte die letzten 36 Stunden seines Lebens teilweise rekonstruieren. Am vorherigen Tag hatte er von seinem Arbeitsplatz aus eine Person namens Claire oder Clerc angerufen. Wer diese Person ist, konnte nie festgestellt werden. Man wusste, daß Siegrist jeden Samstag für eine oder zwei Stunden mit seinem Auto unterwegs war. Wen oder was er jeweils besuchte, konnte allerdings nicht geklärt werden. Im Zuge der Ermittlungen wurden über 9.000 Hinweise aus der Bevölkerung geprüft, rund 10.000 Personen befragt (darunter 3007 Besitzer von Winchester-Gewehren), 27 Wohnungen durchsucht, 21 Tatverdächtige überprüft, neun Mal wurde Untersuchungshaft verhängt, und im Zuge der Ermittlungen wurden zehn, vom Mordfall unabhängige, Delikte aufgeklärt.
1996 fand man in einem Wohnhaus in Olten, anlässlich des Umbaus einer Küche, die Tatwaffe. In einen Plastiksack eingehüllt war eine Winchester-Replika mit abgesägtem Lauf, ein abgelaufener Pass auf den Namen Carl Doser, und weitere Dokumente - darunter einen Versicherungsbeleg und Briefe von Dosers Vater, einem Offizier, der ebenfalls dem Nationalsozialismus zugeneigt war. Nachforschungen ergaben, daß die Waffe Carl Doser gehörte, einem zur Tatzeit 29 Jahre alten Basler, der 1977 die Schweiz verlassen hatte. Er war als rechtmäßiger Besitzer einer Winchester bereits 1976 verhört worden und war einer von 30 Personen, die über den Verbleib ihrer Waffe keine zureichende Auskunft geben konnten. Er sagte, seine Winchester habe einen derart grossen Defekt aufgewiesen, daß sich die Reparatur nicht mehr gelohnt habe. Er habe die Waffe alsdann auf einem Flohmarkt verkauft. Ob er der Täter ist, gilt ebenso als unsicher. Die Wohnung selbst gehörte Carl Dosers Mutter. Gerüchten zufolge hatte sich Doser nach Afrika abgesetzt.
Der Fall lässt derart viele Fragen offen. Nicht nur ist Carl Doser spurlos verschwunden - es ist auch ein Rätsel, warum die Tatwaffe, zusammen mit Dokumenten, die auf ihren Besitzer hinweisen, überhaupt versteckt wurde - anstatt die Gegenstände zu entsorgen.

Beddelshausen. Nicht nur der grausame, brutale Mord an Maria Fusenig (66), der am Sonntag dem 13. Juni 1976 am Getränkegroßhandel Krämer in Beddelhausen verübt worden ist, hinterlässt offene Fragen. Das Verbrechen geschieht, während im Dorf gefeiert wird.  Im Festzelt auf den Ederwiesen nahe der Rundbogenbrücke wird ein Freundschaftssingen des Männergesangvereins Liederfreund gefeiert. Auch der Unfalltod des Vaters, der sich ebenfalls am 13. Juni im Jahr 1959 ereignet hat, scheint mysteriös. Mit einem Moped war der Vater frontal gegen einen Baum im Elsofftal geprallt. Er war auf der Stelle tot. An seiner linken, verletzten Hand fanden sich blaue Lacksplitter. Konnten die vielleicht von einem Motorrad stammen, das an dem Tag beim Schützenfest in Wemlighausen gestohlen worden war? Hatte dieses Krad den Vater gestreift und an den Baum gelenkt? Eine Antwort auf diese Fragen gibt es bis heute nicht. Der Täter schien kein Fremder gewesen zu sein kann, vermutete auch die damals ermittelnde Mordkommission aus Hagen. Ein Fremder hätte das Geld genommen und wäre verschwunden. Zeugenaussagen, die die Polizei im Gasthof Krump­holz aufnimmt, ergeben keine heiße Spur. Aber es gab damals jemanden, der etwas gesehen haben muss. Es war ein junges Mädchen, das heute nicht mehr lebt. Hat dieses Mädchen ein Geheimnis mit ins Grab genommen? Wen hat die Jugendliche gedeckt und warum? Fest steht, daß der Teenager am alten Bahnhofsgebäude Zigaretten aus einem Automaten gezogen hat und dann ins 250 Meter entfernte Festzelt an der Eder zurückgekehrt ist. Und bei dem sonntäglichen Frühschoppen hat das Mädchen berichtet, was es vom Zigarettenautomaten aus durch einen Spalt der Schiebetür im Getränkelager gesehen hat: Ein Mann schlägt mit einer Flasche auf die Bahnhöfer Oma (Maria Fusenig) ein. Die Jugendliche sei betrunken gewesen und ihre Aussage wertlos, heißt es später bei der Polizei. Heute kann allenfalls vermutet werden, daß die damals 17jährige den Mörder erkannt hat. Aber aus der Schülerin bekommt die Polizei nichts heraus. 


Hamm. Freitag der 13. August 1976. Die Schülerin Arnhild Ueter (12) hielt sich mit einer Freundin im Jugendzentrum auf. Ihre Freundin musste heim und fragte Arnhild, ob sie mitkommen würde. Diese Frage verneinte sie. Arnhild machte sich selbst nach 20.00 Uhr unbegleitet auf den Heimweg. Wenige Minuten später wurde sie jedoch in der Nähe ihres Elternhauses von Augenzeugen in Begleitung eines jungen Mannes (circa 18 Jahre alt) gesehen. Arnhild kehrte nicht nach Hause zurück. Direkt vor dem Mehrfamilienhaus der Familie Ueter befand sich ein Spielplatz. Hier wurde die Leiche von Arnhild am nächsten Morgen zufällig von einem Anwohner in den Büschen am Rande des Spielplatzes aufgefunden. Arnhild wurde erdrosselt. Völlig entkleidet und durch zahlreiche Fußtritte und Schläge grausam zugerichtet. Ein Täter wurde nicht ermittelt.


Mannheim. In der Nähe der Mannheimer Konrad Adenauer-Brücke erschrak ein Arbeiter am 20. Dezember 1976 sehr. Denn in der Nähe des Rheinufers sah er gegen 19.30 Uhr eine Frauenleiche im Wasser treiben. Der Kopf war mit einer Plastiktüte bedeckt. Die herbeigerufenen Kriminalpolizisten und Rechtsmediziner konnten die tote Frau jedoch nicht sofort identifizieren, weil die völlig entkleidete Leiche seit mehreren Wochen im Fluss gelegen hatte und völlig unkenntlich war. Nach einer ausführlichen Leichenschau von Spezialisten der Universität Heidelberg stellte sich dann kurz vor Weihnachten durch eine Gebissanalyse sowie einen gefunden Ring heraus, daß es sich bei der Toten um die seit dem 11. Oktober 1976 als vermisst gemeldete Monika Pfeifer aus Dossenheim handelte - und diese ermordet worden war. Die 18jährige und 172 Zentimeter große Frau mit hellblonden Haaren hatte als Verkäuferin in einem Kaufhaus in Heidelberg gearbeitet und war nach einem Lokalbesuch in der Heidelberger Altstadt und anschließendem Treffen mit ihrem Freund in Ziegelhausen spurlos verschwunden. Um nach Hause zu kommen, hatte Monika Pfeifer sich als Tramperin immer wieder von fremden Autofahrern in Richtung Bergstraße mitnehmen lassen. Außerdem besuchte sie öfters alleine verschiedene Diskotheken wie das damalige Schluckspecht in Dossenheim. Ihre Markenzeichen waren des Weiteren auffallend weiße Zähne und glattes langes Haar. In der Nacht ihres Verschwindens hatte die junge Frau einen roten Rollkragenpullover mit weit ausgelegtem Kragen, lange blaue Jeans und eine langärmlige blaue Jeansjacke mit Reißverschluss und hochgekrempelten Ärmeln getragen sowie schwarze Halbschuhe an. Um ihren Hals baumelte eine kleine Metallkette mit einer daran befindlichen Silberuhr mit antiken Ziffern als Anhänger. Der Mord an Monika Pfeifer könnte unter Umständen einem nicht gefassten Serienmörder zugeordnet werden, der als Phantom in Polizeikreisen Anhalterinnenmörder genannt wird und der Ende der 70er Jahre in der Rhein-Neckar-Region sein Unwesen getrieben haben könnte. Zur Aufklärung der Tat wurden 5.000 Mark ausgelobt.


Braunschweig.  Die Eltern hatten ihre Tochter Heike Wiatrowski (13) am 18. Februar 1977 am späten Nachmittag in Sickte, einem kleinen Dorf bei Braunschweig, im Wohnzimmer tot aufgefunden. Die Leiche wies zahlreiche Schnitt- und Stichverletzungen sowie massive Verletzungen durch stumpfe Gewalt auf.
Die damals gesicherten Spuren konnten mit dem Stand der damaligen Technik nicht so umfangreich wie heute ausgewertet werden. So gelang es damals trotz intensiv geführter Ermittlungen nicht, anhand der Beweismittel einen Tatverdächtigen zu überführen.
Zu dem Mordfall Heike Wiatrowski hat die Polizei folgende Fragen:
Ist Ihnen in den Tagen nach der Tat eine Person aus Ihrem Umfeld mit einer oder mehreren Verletzungen oder entsprechenden Verbänden/Pflastern etc. insbesondere an den Händen aufgefallen?
Ist Ihnen speziell am Tattag eine Person aus ihrem Umfeld aufgefallen, die blutverschmierte Kleidung trug, zu einem ungewöhnlichen Zeitpunkt ihre Kleidung gewechselt hat oder Kleidung entsorgt hat?
Wurde Ihnen über Auffälligkeiten in der Zeit seit der Tat von einer anderen Person berichtet?
Kannten Sie Heike Wiatrowski näher und können Sie Hinweise über ihre Kontakte oder bestimmte Verhaltensweisen in der Zeit vor ihrem Tod geben?
Ist Ihnen in der Zeit nach der Tat an einer Person aus Ihrem Umfeld ein Verhalten aufgefallen, was von deren bekannten Gewohnheiten abwich (Einsilbigkeit, Nervosität, ausweichendes Verhalten, Kontaktveränderung, Zurückziehen von den alltäglichen Kontakten)?
Die Ermittlungsgruppe Cold Cases der Polizei Braunschweig hat die Ermittlungsakten neu bewertet - hierdurch hätten sich neue Verdachtsmomente gegen verschiedene Personen ergeben. Darüber hinaus sucht die Polizei nach Personen, die Hinweise zum Mord an Heike Wiatrowski geben können.
Hinweise werden unter Telefon (0531) 4762516 oder schriftlich per eMail an coldcases@pi-bs.polizei.niedersachsen.de entgegengenommen.


Heidelberg. Maria Theresia Majer wird nur 15 Jahre alt, sieht aber älter aus. Sie verschwindet beim Trampen am 28. April 1977 in Heidelberg und ist das einzige Opfer mit Kurzhaarfrisur. Ihre Leiche wird auf einem Acker, angelehnt an einen Baum, entdeckt. Vom Täter bis heute keine Spur.


Buchenhain. Es ist ein Knochen, der aus dem Erdreich ragt, den der Obdachlose Johann D. (44) am 27. Juli 1977 in den Isarauen bei Buchenhain entdeckt. Seine Vorahnung wurde zur schlimmen Gewissheit: Es handelt sich um ein menschliches Skelett. Sofort begibt er sich zur Polizei in Grünwald. Er führt die Polizisten zur Fundstelle. Tatsächlich legt die Spurensicherung wenig später ein menschliches Skelett frei. Die Leiche ist in eine Plastikfolie eingewickelt. Kleiderreste deuten daraufhin, daß es sich um eine Frau handelt. Fast einen halben Meter tief war das Opfer vergraben. Darüber lagen Fichtenzweige, Steine, verrostete Blechteile und eine Stahlplatte. Bei der Vernehmung des Obdachlosen Johann D. verwickelt sich der 44jährige in Widersprüche. Er wird als Tatverdächtiger festgenommen. Doch der Verdacht gegen ihn erhärtet sich nicht. Er kann als Täter ausgeschlossen werden und kommt auf freien Fuß.
Bei der Obduktion der Leiche stellt sich heraus, daß die Tote zwischen 40 und 50 Jahre alt und etwa 1,60 Meter groß war. Die Todesursache können die Rechtsmediziner nicht mehr feststellen. Allein anhand der Auffindesituation besteht für die Ermittler aber kein Zweifel: Die Frau ist einem Verbrechen zum Opfer gefallen. Die Kripo in München geht sämtliche Vermisstenfälle durch. Bald stellt sich für die Ermittler heraus, daß es Erna Faltermeier sein muss, die seit November 1975 verschwunden ist. Über Faltermeiers Arbeitgeber, den Münchner Verkehrsverbund, und ihre Krankenkasse, kann die Polizei den Zahnarzt der Frau ermitteln. Und dieser bestätigt wenig später anhand des Zahnstatus, daß die Tote tatsächlich die 49jährige Erna Faltermeier ist. Faltermeier war erst 1974 von Augsburg nach München gezogen, um hier als Schaffnerin zu arbeiten. In Aichach hatte sie gemeinsam mit ihrer Schwester ein Haus gebaut. Unter der Woche wohnt sie in einem Bundesbahn-Wohnheim an der Landwehrstraße. Sie gilt als kontaktarm und verschlossen. Nach der Arbeit ist die 49jährige außerdem als Zugehfrau in einem Haus in Grünwald beschäftigt. Wo genau konnte allerdings nie ermittelt werden. Zum letzten Mal lebend gesehen wird Erna Faltermeier am 31. Oktober 1975, als sie am Vormittag das Wohnheim verlässt. Sie trägt einen dunkelblauen Mantel, einen blauen Rock und eine beige Bluse. Polizei und Staatsanwaltschaft loben eine Belohnung von 3.000 DM aus für Hinweise, die zum Täter führen.

Krefeld. Dr. Saud Aziz Naoum stammt aus dem Irak und ist Facharzt für Dermatologie am Krefelder Krankenhaus. Er hat einen großen Bekanntenkreis. Mit Frauen kann er privat nichts anfangen und sucht lieber die Bekanntschaft zu jungen Männern, die er in einschlägigen Lokalen findet und oft mit zu sich nach Hause nimmt. Er lebt seit 13 Jahren in Deutschland und spricht neben perfektem Deutsch auch fließend Englisch.  In seinem Stammlokal taucht Dr. Saud am Abend des 16. Dezembers recht spät auf und bleibt bis weit in die Nacht hinein. Gegen 4 Uhr morgens macht er sich auf den Weg nach Hause. Der ledige Arzt hat am 17. Dezember 1977 eine sog. Freiwache. Das heißt, im Notfall wäre er sofort ins Krankenhaus gefahren. So aber nutzt er die freie Zeit zum Einkaufen. Zeugen haben ihn gesehen, wie er bei einem Bäcker Kuchen kauft. Am nächsten Morgen hätte Dr. Saud Aziz zum Dienst erscheinen müssen. Als er nach zwei Stunden immer noch nicht auftaucht, ist sein Kollege zu ihm nach Hause gefahren um nach dem Rechten zu schauen. Auf Klingeln öffnet ihm niemand. Dann trifft er vor der Haustür eine Nachbarin, die einen Zweitschlüssel für Sauds Wohnung besitzt. Als sie ins Wohnzimmer kommen, sehen sie den Arzt blutüberströmt auf dem Sofa liegen - tot.  Er wurde in der Nacht zum 18. Dezember von einem Unbekannten mit einem schweren Kerzenständer erschlagen. Der Mörder hat neben seiner goldenen japanischen Armbanduhr zwei goldene Halsketten und zwei seltene irakische Gedenkmünzen - eine silberne und eine goldene - gestohlen. Daneben nahm ihm der Mörder auch seinen goldenen Siegelring mit dem Monoramm SAN mit. Die Ermittler bekommen zwar viele hundert Hinweise, auch aus dem Homosexuellen-Milieu, aber der Täter bleicht verschwunden. Zur Ergreifung des Täters, bzw. zur Aufklärung dieses Falls sind 4.000 DM ausgesetzt.


Lübeck. Am 8. Februar 1978 hatte Bärbel Ketels (32), die als Geschäftsführerin in der Kneipe Lilly2 arbeitete, ihren freien Tag. Ihr Mann Dieter betrieb ein Fuhrunternehmen. Vormittags am Tattag war eine Standuhr aus der Wohnung verkauft worden, die ein Händler bar mit fünf Einhundert Mark Scheinen bezahlt hatte. Am Nachmittag gegen 16 bis 16.30 telefonierte die junge Frau mit ihrer Mutter. Der Ehemann war dabei noch kurzfristig in der Wohnung gewesen. Gegen 19.20 wird sie, mit einem Elektrokabel erdrosselt, nackt aufgefunden. Was zwischen 16.30 und 19.20 Uhr passiert ist - niemand weiß es. Es gibt eine einzige Fremd-DNA, aber bisher keinen Treffer. Auszuschließen ist nicht, daß die Getötete ein Verhältnis hatte, was das Nacktsein erklären würde. Der Ehemann wurde sofort festgesetzt, ein Tatverdacht erhärtete sich aber nicht.


Karlsruhe. Petra Baumgartner (27) lebt mit ihrer kleinen Tochter Martina (3) in einer Zweizimmer-Wohnung im Karlsruher Stadtteil Daxlanden. Vom Vater des Kindes hat sie sich vor einem halben Jahr getrennt. Jeden Morgen um 6.20 Uhr verlässt sie mit ihrer Tochter das Haus, denn um 7 Uhr beginnt ihre Tätigkeit als Putzfrau an der Universität. Martina bringt sie täglich zu einer Pflegemutter, die nur wenige Häuser weiter wohnt. Petra Baumgartner hat sich vor einiger Zeit in einer Partnervermittlung registrieren lassen. Sie schreibt gelegentlich auch privat auf entsprechende Zeitungsinserate. Allerdings bisher ohne nachhaltigen Erfolg. Frau Baumgartner trifft sich zu einem Mittagessen mit einem Herrn Bärbach, der ihr von dieser Partnervermittlung empfohlen worden ist. Sie verabredet sich danach für den 8. März 1978 noch einmal mit ihm.
Zwei Tage davor entschließt sich Petra Baumgartner jedoch gegen eine erneute Verabredung und informiert Herrn Bärbach darüber schriftlich. Seit mehreren Monaten wird sie von einem unbekannten Anrufer mit Drohungen erschreckt und gequält. Der festgestellte Tagesablauf für den Mordtag am Mittwoch, den 8. März 1978: Kurz vor 17 Uhr holt Petra ihre Tochter Martina von der Pflegemutter ab. Gegen 19.30 Uhr telefoniert sie noch mit ihrer Mutter in Solingen. An diesem Tag wird auch das Fußball-Freundschaftsspiel Deutschland gegen UdSSR am Abend live im Fernsehen übertragen. Sie verspricht außerdem ihrer Mutter am Telefon, wegen der Drohanrufe demnächst zur Polizei zu gehen.
Doch dazu kommt es nicht mehr. Ein Mann dringt während dieser Fußballübertragung unbemerkt in das von ihr bewohnte Mehrfamilienhaus ein. Die Haustür und ihre Wohnungstür werden gewaltsam aufgebrochen, ohne daß es ein Hausbewohner akustisch bemerkt. Ihr Mörder erwürgt sie im Schlaf und fügt Petra noch dazu zahlreiche Verletzungen mit dem Messer zu. Auch ihre Tochter Martina bleibt nicht verschont. Er würgt das kleine Mädchen bis zur Bewusstlosigkeit. Es überlebt aber im Krankenhaus. Aus ihrem Notizbuch hat der Täter einige Seiten mit handschriftlichen Aufzeichnungen der letzten Wochen herausgerissen. Die Tatwaffe, ein Messer stammt aus dem Haushalt der Ermordeten. Am Tatort wird ein sehr auffälliger, aber wertloser Herren Manschettenknopf aufgefunden.


Villingen. Es ist der 4. April 1978 in Villingen-Schwenningen. Die 13jährige Zeljka Ivecic wird von ihrer Mutter tot in der Badewanne gefunden. Man vermutete ein Sexualdelikt, denn sie liegt mit dem Gesicht nach unten im Wasser. Bis heute ist der Fall ungeklärt. Es konnte lediglich herausgefunden werden, daß das Mädchen kurz vor ihrem Tod Geschlechtsverkehr hatte und sie den Täter vermutlich in die Wohnung gelassen hatte, da es keine Anzeichen für einen Einbruch gab. Befragungen ergaben, kurz vor ihrem Tod verhielt sich das Mädchen auffallend ruhig. Das Thema Sexualität war selbst bei ihrer besten Freundin ein Tabu - obwohl oder gerade weil sie desöfteren Männerbesuch hatte. Man vermutet, daß eine Werberkolonne etwas damit zu tun hatte, die zur Tatzeit unterwegs war.


Schwandorf. Am 28. April 1978 trifft Christa Mirthes (15) auf dem Schwandorfer Marktplatz einen Bekannten, lässt sich eine Zigarette geben und verabschiedet sich dann in Richtung Diskothek Captain Cook. Zwei Schülerinnen wollen sie dann noch zwei Tage später auf dem Weg zum Elvis Club gesehen haben. Zum letzten Mal lebend soll sie am 1. Mai gesehen worden sein. Dann verliert sich ihre Spur. Am 16. Juni 1978 spielen der zehnjährige Thomas und sein elfjähriger Freund Ewald in einem verlassenen Haus in der Klosterstraße von Schwandorf bei Amberg, als sie eine grausige Entdeckung machen: Aus einem Unrathaufen in einem Brunnenschacht ragt eine Hand. Die Jungs halten sie für die Gliedmaßen einer Puppe. Trotzdem kommt es ihnen komisch vor, daß sich darauf so viele Fliegen befinden. Sie rufen einen Nachbarn herbei. Der erkennt schon am stechenden Geruch, daß die Hand zu einem toten Menschen gehören muss. Wenig später riegelt die Polizei das Haus ab. Die Leiche von Christa Mirthes liegt zusammengekrümmt in dem schmalen Schacht. Sie ist nackt und trägt Spuren bestialischer Gewalt. Der Mörder hat mit einem stumpfen Gegenstand Kopf und Kiefer des jungen Mädchens zertrümmert. An Brust, Arm und Unterleib finden sich mehrere Einschnitte. Fieberhaft beginnen die Beamten der Soko Mirthes die Suche nach dem Mörder. Sie konzentrieren sich auf das Rotlichtmilieu der Kreisstadt und ihrer Umgebung. Christa Mirthes galt als Rumtreiberin. Schon mit 13 Jahren soll das hübsche Mädchen als Animierdame im Seehaus Neubäu gearbeitet haben, einem Bordell vor den Toren Schwandorfs. Auch in weiteren Nachtklubs der Region war die Schülerin öfter zu Gast. Im März 1977 wurde sie nachts betrunken vor dem Eingang zum Truppenübungsplatz Hohenfels aufgegriffen. Sie hat viele Männerbekanntschaften und bleibt oft von zuhause weg. Die Kripobeamten befragen Gäste und Angestellte, kommen aber keinen Schritt weiter. Während sich in Schwandorf Gerüchte über den möglichen Tathergang verbreiten wie ein Krebsgeschwür, halten sich die Polizeibeamten an die Fakten. Die stehen jedoch weiterhin nur sehr spärlich zur Verfügung. Weder Christa Mirthes’ in der Nähe des Auffundorts zurückgelassene schwarze Veloursjacke mit gelbem Teddyfutter noch ihre grünen, hochhackigen Schuhe mit Plateausohle im typischen Stil der 70er Jahre geben Hinweise auf den Mörder. Um im Chaos des Abbruchhauses Blutspuren zu sichern, wird der Raum rund um den Brunnenschacht mit dem fluoriszierenden Mittel Luminol ausgespritzt. Doch nur an zwei Stellen finden die Ermittler geringe Spuren von Blut, und die lassen sich nicht eindeutig zuordnen. Zumindest ist damit klar, daß der Auffindeort nicht der Tatort gewesen sein kann. Gut vier Meter vom Brunnenschacht entfernt wird ein goldfarbener Anhänger in Form eines Wanderschuhs gefunden. in dem der Name Peter eingraviert ist. Mit einem Phantombild wird nach einem ca. 40jährigen Mann mit schwarzen Haaren, auffallend dunkler Gesichtsfarbe und fränkischem Dialekt gesucht. Bis heute vergeblich. Mit jedem Jahr schwinden die Chancen, daß der Mörder der 15jährigen noch gefunden wird. Das verfallene Anwesen steht heute nicht mehr. Die Akte Mirthes bleibt weiter geöffnet. Mord verjährt nicht.


Bad Honnef. Eva-Maria Nelke (20), eine junge und lebenslustige Frau, wohnte in Frankfurt am Main und war kaufmännische Auszubildende in einer Speditionsfirma. Am Sonntag, den 7. Mai 1978, war sie noch Zuschauerin auf einem Fußballplatz, weil ihr gleichaltriger Freund bei einem Freundschaftsspiel des Amateurclubs als aktiver Spieler dazugehörte. Früher war Eva-Maria Schwimmerin, jetzt hatte sie eine Vorliebe für das Wandern entdeckt und hatte gerade zwei Wochen Urlaub. Ihren Freund konnte sie aber nicht zu einer gemeinsamen Wanderung am nächsten Tag überreden, denn er steckte gerade mitten im Abitur. Sie hatte sich aber in den Kopf gesetzt, unbedingt am nächsten Tag in den Taunus zu fahren. Die Suche nach einer anderen Begleitung verlief allerdings nicht erfolgreich. Am nächsten Morgen stand die junge Frau tatsächlich früh auf, ohne daß ihre Mutter davon etwas merkte. Da sie nicht mehr über viel Bargeld verfügte, nahm sie sich noch von daheim Proviant mit. Das Wetter hielt, was Evas Mutter vorausgesagt hatte: Der 8. Mai war ein ausgesprochen nasser, unfreundlicher und beinahe etwas unheimlicher Tag. Und so wanderten nur wenige Unverdrossene auf den sonst so belebten Wegen und in den Wäldern rund um Bad Homburg und Oberursel. Ein Ehepaar sah Eva-Maria in ihrem rotem Anorak. Im Abstand von einigen Metern folgte ihr ein junger Mann. Die Ehefrau fragte noch ihren Gatten, ob die beiden zusammen gehörten. Wie wichtig ihre Beobachtung war, erfuhren die beiden Eheleute erst viel später. Denn sie waren vermutlich die letzten Personen, die Eva Nelke noch lebend sahen. Am gleichen Abend machte sich Evas Mutter und Evas Freund, mit dem sie sich für 19.00 Uhr daheim verabredet hatte, große Sorgen. Der Freund von Eva plante mit seinen Freunden für den nächsten Morgen eine Suchaktion. Im Wald trafen sie dann auf zwei Waldarbeiter, die aber nichts beobachtet oder bemerkt hatten. So blieb die Suche ohne Erfolg. Auch weitere Aktionen der jungen Leute und der Polizei förderten in den nächsten Tagen keine Spur der Vermissten zutage. Mehr als zwei Monate später: Die Waldarbeiter gingen im Juli 1978 daran, einen jungen Fichtenwald aufzuforsten. Als sie an diesem Vormittag eine leere Bierdose fanden, hielten sie diese Büchse zunächst für Abfall von Spaziergängern. So landete sie erst einmal auf dem Stapel bereits gesammelten Unrats. Dann aber, stellte sich heraus, daß die Bierdose nur der Vorbote eines schrecklichen Fundes war: Versteckt unter jungen Zweigen lag unmittelbar daneben die Leiche eines jungen Mädchens. Sie trug einen roten Anorak. Schnell drängte sich die Vermutung auf, daß es sich bei der Toten um die vermisste Eva Nelke handeln könnte.
Kriminalbeamte suchten nach Hinweisen auf Identität und Todesursache; dabei wurde rasch der Personalausweis gefunden. Auch stand fest, daß das Opfer erschlagen wurde. Zunächst ergaben sich am Tatort aber keine weiteren Hinweise zum Tatwerkzeug. Dann aber hatte die Kriminalpolizei doch noch unerwartet Glück, als 14 Tage später einer der beiden Waldarbeiter, der gerade krankgeschrieben war, privat zum Pilze suchen wieder in das Waldstück kam, weil er dort vor einiger Zeit besonders viele Pilze fand. Dort machte er jedoch dann einen ganz andern Fund. Er fand einen halb vergrabenen Hartgummihammer und war sich dessen möglicher Bedeutung für den Kriminalfall sogleich bewusst. Er brachte ihn zur Polizei. Die kriminalistischen Untersuchungen ergaben, daß Eva Nelke höchstwahrscheinlich mit diesem Hammer erschlagen wurde.


Saintes-Maries-da-la-Mer (Frankreich). Luciana Fasolin (23) lebte in Dietikon, etwa nordwestlich von Zürich. Bei einem Veranstalter für Jugendreisen buchte sie eine Kanu-Woche in Südfrankreich. Am 19. Juli 1978 traf sie sich mit Peter Steuber, der ebenfalls die gleiche Reise gebucht hatte. Am 21. Juli beginnt das Kanu-Abenteuer mit 50 Teilnehmern auf einem der vielen kleinen Wasserstraßen. Zum Ende der Kanu-Tour wollen Peter und Luciana weiter nach Südfrankreich. Am Samstag, dem 29. Juli 1978, trennten sich die beiden in Nimes. Peter Steuber wollte von dort mit dem Zug nach Zürich fahren. Luciana dagegen wollte nach Tarascon - per Anhalterin. Niemand weiß, mit wem sie von Nimes aus mitgenommen wurde. Vielleicht hat sie einer der vielen LKW-Fahrer mitgenommen die dort auf der RN 570 (Route National) unterwegs sind. 
Ihre Leiche wurde am 31. Juli 1978 nur wenige Kilometer von Saintes-Maries-de-la Mer entfernt aufgefunden. Luciana wurde vergewaltigt und anschließend erwürgt.


Mayen. Am Donnerstag, dem 31. August 1978, ist die 14jährige Iris Hans aus St. Johann einem schrecklichen Verbrechen zum Opfer gefallen. Sie wurde vermutlich in der Nähe der Reithalle in Mayen vergewaltigt und dann getötet. Ein Amateurfunker fand die unbekleidete Leiche in einem Gebüsch neben dem Zufahrtsweg zur Reithalle, unterhalb der Unterführung der Bahnlinie Mayen-Münstermaifeld. Laut Obduktionsbericht ist Iris Hans an ingesamt 28 Messerstichen gestorben, die ihr der Täter in Hals und Brust beigebracht hat. Bei dem Tatwerkzeug soll es sich vermutlich um einen langen Schraubenzieher handeln. 
Um einen bisher nicht bekannten Täter dingfest zu machen, wendet sich die Polizei erneut an die Bevölkerung. Drei oder vier Tage vor der Tat beobachteten Zeugen einen jungen Mann, der im Trierer Weg an der Einmündung zur Kuhtrifft stand und sich mit einem jungen Mädchen unterhielt. 
Dieser Mann wird wie folgt beschrieben:
Etwa 23 bis 25 Jahre alt, 1,80 bis 1,83 Meter groß, schlanke Gestalt, dunkle fast schwarze nackenlange, über die Ohren reichende Haare, in insgesamt ungepflegter Erscheinung.
Bekleidet war er mit einer langen schwarzen Hose, an den Knien eng anliegend und mit weitem Schlag, dunkler glatter Blouson mit grauen Bündchen, grau-braunes T-shirt, schwarze Halbschuhe. 
Auffallend war, daß der Mann drei verschieden große Schraubendreher in der Innentasche seines Blousons mit sich führte. Zur Unterhaltung mit dem Mädchen hatte er eine Bierflasche in der Hand.
Die Polizei fragt, wer kann Hinweise geben, die zur Ermittlung des jungen Mannes führen, auf den diese Beschreibung passt?
Wer war das junge Mädchen, das sich mit dem Mann im Trierer Weg unterhalten hat?
Die Staatsanwaltschaft Koblenz hat zur Ergreifung des Täters eine Belohnung in Höhe von 3.000 DM ausgelobt.
Hinweise nehmen die Polizei in Mayen Telefon (02651) 1666 und die Kripo in Koblenz Telefon (0261) 1031, sowie jede andere Polizeidienststelle entgegen.

Worms. Waltraud Orgas (26) ist seit acht Jahren mit einem Bundeswehrsoldaten verheiratet. Gemeinsam haben sie ein kleines Kind. Wie jeden Montag fährt der Ehemann früh los nach Koblenz, wo er stationiert ist. Seine Frau fühlt sich seither ziemlich einsam und greift immer häufiger zur Flasche. Am nächsten Tag, dem 23. Januar 1979, rafft sie sich auf und will zu ihm nach Koblenz fahren. Weil sie selbst keinen Führerschein besitzt, entschließt sie sich, zum Bahnhof zu trampen. Ein Autofahrer nimmt sie auch nach kurzer Wartezeit mit und setzt sie am Bahnhof ab. Dort will sie eine einfache Fahrkarte nach Koblenz kaufen, stellt aber fest, daß sie nicht genügend Bargeld dabei hat und will mit einem Barscheck bezahlen. Die Schalterbeamtin verlangt aber zusätzlich die Scheckkarte, die Waltraut Orgas allerdings nicht vorweisen kann. So entschließt sich Waltraut Orgas erneut zu trampen. Dabei wird sie von dem ersten Autofahrer erneut am Bahnhof Worms gesehen, wo er sie vor nicht allzu langer Zeit abgesetzt hatte. Er beobachtet, wie die junge Frau in einen hellblauen Kadett einsteigt. Neugierig fährt er hinterher, bis er merkt, daß das Fahrzeug vor ihm auf die Autobahn nach Koblenz will. Er ist der letzte, der die junge Frau lebend sieht. Am 25. Januar stellt ihr Ehemann eine Vermisstenanzeige, nachdem er von seiner Schwägerin auf das schreiende Kind aufmerksam gemacht wurde. Er ist gerade bei der Polizei, um die Personalien anzuzeigen, als er Zeuge eines Telefonanrufs wird. Kreidebleich erfährt er, daß eine junge Frau nahe der neuen Autobahn bei Flörsheim tot aufgefunden wurde - nackt, nur mit einem gelben Stiefel mit Fellbesatz bekleidet - eben jene, die seine Frau besitzt. Es stellt sich schnell heraus, daß es seine Ehefrau ist.
Aus dem Besitz von Waltraut Orgas werden folgende Gegenstände vermisst: ein brauner Blouson mit seitlichen schrägen Taschen, eine braune Cord-Handtasche mit goldfarbener Kette, ein rotes Schlüsseletui mit neun Schlüsseln und eine goldfarbene Armbanduhr der Marke Anker. Zur Belohnung sind 3.000 DM ausgesetzt.


Zürich (Schweiz). Hans Ulrich Lenzlinger war ein schillernder Held des Kalten Krieges: Er half DDR-Bürgern bei der Flucht. Eines Tages lag der 49jährige ermordet in seiner Zürcher Villa.
Enrico Rusconi war erst wenige Monate im Amt. Der junge Zürcher Bezirksanwalt war Streikposten, als am 5. Februar 1979 das Telefon klingelte. Er müsse zu einem Mordfall an die Ackersteinstrasse 116 in Zürich-Höngg ausrücken. Zur Villa von Hans Ulrich Lenzlinger.
Der Ex-Strafverfolger zeigt auf das Fenster links im Hochparterre, Lenzlingers einstiges Besprechungszimmer. Dort hatte er gelegen - von Pistolenschüssen durchlöchert. Rusconi kannte Lenzlinger aus den Medien. Als DDR-Fluchthelfer war er weit über die Stadtgrenzen hinaus berühmt. Lenzlingers Firma Aramco handelte nicht nur mit Tierfellen, Schmuck, Gold und Waffen, sondern auch mit Menschen. In der Zeit des Kalten Krieges machte er sich als Fluchthelfer einen Namen: Er schmuggelte Menschen aus der damaligen DDR in den Westen. Der Behördenschreck und Kommunistenhasser prahlte mit Hunderten erfolgreicher Schleusungen. In Wahrheit dürften es nur einige Dutzend gewesen sein.
Lenzlinger war eine schillernde Figur, stilisierte sich als eine Art Milieukönig. Den Medien präsentierte er sich gern mit seiner 20 Jahre jüngeren Lebensgefährtin und seinen gezähmten Raubtieren. Einst hatte prophezeit, er werde nicht im Bett sterben. Er war vorsichtig und hatte nachts immer eine Pistole in Griffweite. Daß er seinem späteren Mörder trotzdem die Tür öffnete, spricht laut Rusconi ebenfalls dafür, daß es eine enge Beziehung zwischen Täter und Opfer gab.
An diesem Tag bin ich ihm erstmals begegnet, erinnert sich Rusconi. Doch da war er schon tot. Rücklings lag der 49jährige neben seinem Schreibtisch am Boden, den Kopf in einer Blutlache. Wie die Obduktion ergab, hatte der Täter aus nächster Nähe fünf Schüsse auf sein Opfer abgefeuert. Zwei trafen tödlich.
Die Tat war einfach zu rekonstruieren: Lenzlingers Lebensgefährtin hatte das Haus gegen 8 Uhr früh verlassen. Um 9 Uhr kam ein Geschäftspartner Lenzlingers zu Besuch. In diesem Zeitraum muss ein Unbekannter die Villa betreten haben.
Der Ermordete hat den Täter mit grosser Wahrscheinlichkeit gekannt. Nichts deutete auf einen Einbruch oder einen Überfall hin. Es gab keinerlei Spuren eines Kampfs. Lenzlinger selbst muss den Mörder ins Haus gelassen haben. Wer es war? Das bleibt bis heute ungeklärt.
Auch heute noch denkt Rusconi oft daran. Dieser Mordfall umfasst 20 bis 30 Aktenordner, etwa 60 Personen haben wir über Jahre hinweg befragt und überprüft. Wir gingen jeder Spur nach. Doch letztlich wurde der Fall nie gelöst. Es tut schon weh, wenn man einen so spektakulären Mordfall nicht zum Abschluss bringen kann.


Neukloster. Der 1. März 1979 war ein kalter winterlicher Tag. Günter Detjen (25) lebte mit seiner Ehefrau, die er im Dezember 1978 geheiratet hatte, im etwa 20 km von seiner Arbeitsstelle entfernten Wohnste im Landkreis Rotenburg (Wümme). Er war erst vor kurzem Vater eines Sohnes geworden. Und auch beruflich stand Günter Detjen mit beiden Beinen fest im Leben. Zehn Jahre zuvor hatte er seine Ausbildung bei der Stadtsparkasse Buxtehude begonnen und war dann - durch Fleiß und sein sympathisches Auftreten - recht schnell beruflich aufgestiegen. Im Winter 1978/79 war er mit seinen 25 Jahren der jüngste Filialleiter der Buxtehuder Sparkasse. Er leitete die Zweigstelle in Neukloster-Hedendorf, die als Ein Mann-Betrieb geführt wurde. Das bedeutete, daß Günter Detjen Kontoführer, Kassierer und Anlageberater in einer Person war. Hierdurch hatte er ein spezielles Verhältnis zu seinen Kunden und kannte beinahe jeden Kontoinhaber in dem ländlichen Stadtteil Buxtehudes persönlich. Den Mann, der am 27. oder 28. Februar 1979 zum ersten Mal die Filiale betrat, kannte er jedoch nicht. Der vermeintliche Kunde, der sich als Siegfried Klose ausgab, hatte einen für Günter Detjen und seine kleine Zweigstelle nicht ganz alltäglichen Wunsch: Der angeblich neu zugezogene Polizist, der vorgab, im rund 1,5 km entfernten Nottensdorf zu leben, wollte ein Wertpapierkonto eröffnen. Da Detjen sich über das weitere Vorgehen erst mit der Zentrale abstimmen wollte, bat er den Mann am 1. März 1979 erneut vorstellig zu werden. Bis dahin hatte der 25jährige Filialleiter und leidenschaftliche Fußballspieler letzte Details geklärt. Am Morgen des 1. März hatte er noch mit dem Innenrevisor der Buxtehuder Stadtsparkasse telefoniert, weil Siegfried Klose wünschte, sich täglich den aktuellen Kurszettel in der Filiale abholen zu dürfen. Wie so oft ging Günter Detjen auch an diesem Donnerstag zum Mittagessen in das Restaurant Klosterkrug, unweit der Sparkassenfiliale, an der Cuxhavener Straße. Er hatte es eiliger als sonst und verließ die Gaststätte bereits gegen 13.25 Uhr wieder, um in der eigentlichen Mittagspause noch einen Kunden zu treffen. Zeugen sahen ihn kurze Zeit später - offensichtlich wartend - vor der Sparkassenfiliale stehen. Um 14.10 Uhr rief Günter Detjen dann erneut in der Zentrale an und ließ sich mit der Wertpapierabteilung verbinden. Wahrscheinlich wollte er - wie vorher abgesprochen - eine Kontonummer erfragen. Doch zu einem Gespräch mit der Abteilung kam es nicht mehr. Siegfried Klose hatte den Filialleiter bereits umgebracht. Der brutale Raubmord wurde schnell entdeckt: Um 14.30 Uhr trafen die ersten Kunden an der Sparkassenfiliale ein und fanden die Tür unverschlossen vor. Vor dem Tresor lag der leblose Günter Detjen. Er war mit neun Stichen in Brust und Rücken und einem 30 Zentimeter langen Schnitt durch den Hals ermordet worden. Sein Mörder war mit  33.500 DM aus der Tageskasse entkommen. Auf dem Schreibtisch des Mordopfers lag noch der Zettel, auf dem Günter Detjen sich über seinen vermeintlichen neuen Kunden Notizen gemacht hatte: Siegfried Klose, geboren am 1. Januar 1948, wohnhaft in Nottendorf. Und auch im Papierkorb fand sich eine Notiz mit dem handschriftlichen Vermerk Klose, die eindeutig von Günter Detjen geschrieben worden war. Erste Ermittlungen ergaben direkt, daß es einen Mann oder gar Polizist solchen Namens nicht gab. Vermutlich hatte Günter Detjens Mörder vielmehr versucht, sich das Vertrauen seines späteren Opfers zu erschleichen. Dieses war ihm anscheinend gelungen, hatte ihn Detjen doch zur Eröffnung seines Wertpapierkontos in den Sicherheitsbereich der Bank gebeten. Der Fall ist bis heute nicht gelärt. Der brutale Raubmord an Günter Detjen blieb ungeklärt. Günter Detjen wäre heute ein Mittsechziger, sein Mörder dürfte nur wenig älter gewesen sein. Gut möglich also, daß er noch lebt.


Scheuren. Der Mord an Claudia Wilbert liegt viele Jahre zurück. Am 28. März 1979 wartete die 17jährige Internats-Schülerin nach einem Klassentreffen in Rheinbach auf ihren Bruder, der sie abholen wollte - da kam plötzlich ein Mann auf sie zu. Mehrere Passanten und Anwohner beobachteten, wie er Claudia packte und in sein Auto zerrte - doch keiner der Zeugen sah auf das Nummernschild. Kurz darauf überprüfte die Polizei hunderte hellfarbene Renault und Opel. Die Zeugen hatten sich nicht auf eine Automarke und -farbe einigen können. Nur zwei Tage später wurde die Leiche des Mädchens im Wald nahe des Forsthauses Scheuren entdeckt. Sie war gefesselt und erschlagen worden. Ein Autofahrer, der sich die Füße vertreten wollte, hatte ihre Leiche entdeckt. Spuren wiesen daraufhin, daß sich die 17jährige massiv gegen ihren Mörder gewehrt hatte.
Wer hat Claudia auf dem Gewissen? Die Frage quält auch Hans-Peter Höfel, damaliger Chef der Polizeiwache Rheinbach. Er und seine Leute hatten nach Claudia gesucht. Als ich in Pension ging, hat mich der unaufgeklärte Fall begleitet, erzählte der Rentner. Claudias Mutter erinnert sich noch gut, wie damals im Heimatort der Familie die Gerüchteküche brodelte. Ein Nachbar von uns sollte es gewesen sein, erzählt sie. Ein Jahr später brachte der sich um. Das Dorfgerücht war offenbar so vage, daß die Kripo dem nicht nachging. Die zeitliche und örtliche Nähe des Suizids zur Tat kann purer Zufall gewesen sein. Letztlich bleibt der Freitod des Mannes mysteriös.


Berlin. Am Ostermontag 1979, dem 16. April, sagte Ingrid Rogge zu ihrer Mutter: Ich gehe in die Stadt. Da Rogges am Rand der oberschwäbischen Stadt Saulgau wohnen, dachte die Mutter, sie gehe nur nach Saulgau rein, jemanden treffen. Doch Ingrid Rogge meinte Berlin, als sie Stadt sagte. Und der Mutter passt diese vermiedene volle Wahrheit heute gut in die Erinnerung an die Tochter, die nie gelogen habe. Auch sei die Tochter damals ohne alles aufgebrochen, was ihre Auskunft, in die Stadt zu gehen, zwar noch täuschender machte. Den Tag zuvor, Ostersonntag, hatten Herr und Frau Rogge mit der Tochter eine Autofahrt nach Adelsheim im Odenwald gemacht, wo ihr Sohn Dieter wegen Drogenmissbrauchs einsaß. Denn Dieter, der Bruder, war der bunte Hund von Saulgau, ein einbruchsversierter Beschaffer von Opiaten und anderem Zeug.
Zwischen dem Ostermontag 1979, an dem Ingrid Rogge, damals 17 Jahre alt, die Bogenweiler Straße für ein aufregenderes Leben in Berlin verließ, und dem Tag, an dem ihre Eltern erfuhren, daß sie als Skelett in einer verschnürten Plastikplane auf einem Kreuzberger Hinterhofspeicher gefunden worden war, liegen sechs Jahre. Über diese ganze Zeit galt sie als vermisst. Am 3. September 1985 erscheint Kriminaloberkommissar Müller aus Sigmaringen abends bei den Rogges und fragt zuerst ganz allgemein: Wie geht es Ihnen? Auf die Antwort der Frau Rogge: Wie soll's schon gehn? stellt der Kommissar die Frage: Sind Sie stark? Das allerdings ist die fürchterlichste aller Fragen, eine Ouvertüre, nach der nur Unheil ausgebreitet wird; eine Stereotype von Todeskurieren, die jemandem die Nachricht von einem Schicksal beibringen müssen. Also die Ingrid ist tot, sagt der Kommissar, vor sechs Jahren schon zu Tode gekommen, vermutlich Ende Juni 1979. Der Schädel weise auf Gewalteinwirkung hin. Vor ihrem Aufbruch nach Berlin arbeitete Ingrid Rogge in der elf Kilometer entfernten Ortschaft Altshausen bei der Firma Trigema. Sie war Rohnäherin in einer Gruppe von 60 Frauen. Die Gruppenleiterin erinnert sich nach sechs Jahren an eine allseits beliebte Person, die schnell konnte, was bei Trigema zu können ist, und der einmal nachgesehen wurde, daß sie in der Damentoilette einen Rausch ausschlief. Einen Tag nach ihrem Verschwinden rief Ingrid Rogge bei Elli Gottler in Saulgau an. Frau Gottler ist eine enge Freundin der Rogges. Ihrer herbeigerufenen Mutter sagte Ingrid Rogge: Du, Mutti, ich bin jetzt in Berlin, und da bleib ich auch! Kurz nach der Todesnachricht, als die Zeitungen von dem grausigen Fund in Berlin berichtet hatten, kam der Pfarrer die Rogges besuchen. Auf das Skelett anspielend, fragte ihn Frau Rogge: Aber da müssen doch noch Haare gewesen sein? Worauf der Pfarrer sagte: Nein, bei einem Skelett bleibt nichts, sonst hieße es mumifiziert. Doch Frau Rogge insistierte: Haare verwesen doch nicht! Doch, habe der Pfarrer gesagt, bei einer gewissen Feuchtigkeit, gerade in einer Plastikplane, würde das Ganze kompostieren. Der Pfarrer ließ ein Erbauungsbüchlein da. Ohne den Sohn mit seinem Heroin wäre die Katastrophe mit der Tochter viel fürchterlicher eingeschlagen. Am 6. Juni 1979 fragte Ingrid Rogge in die Frühstücksrunde der sogenannten Lederetage, einer WG in der Kreuzberger Waldemarstraße 33, 3. Hinterhof, 3. Stock, ob jemand Bock habe, mit ihr nach Westdeutschland zu trampen. Der arbeitslose Kalle Hübing, der seinerzeit mal hier und mal dort übernachtete, dessen Anwesenheit bei diesem Frühstück purer Zufall war, dachte sich: Ich hab eh nix zu tun, fährste mal mit. Da die Frau zudem eine Schlafgelegenheit in Aussicht stellte, habe er nur noch seine Stulle zu Ende gegessen und sei mit ihr aufgebrochen. Kalle Hübing wohnte eine Woche bei den Rogges in Saulgau und half dem Vater beim Tapezieren des Flurs. Selber aus unbehausten Verhältnissen vom Berliner Wedding stammend, genoß er die Tage in familiärer Obhut; die erste Wohltat dieser Art in seinem Leben. Kalle Hübing, der die Lebenskulisse der Ingrid Rogge als eine beneidenswerte Speckseite in Erinnerung hat, kann sich dagegen nicht entsinnen, ob Ingrid Rogge damals in der Lederetage der Waldemarstraße 33 eine Matratze zu liegen hatte, ob sie überhaupt da wohnte. Als Kalle Hübing im Spätsommer 1979 aus Schwaben zurückkehrend "die Walde" besuchte, was bis heute das Synonym ist für den 3. Stock im 3. Hof der Waldemarstraße 33, fand er Ingrid Rogge nicht mehr vor.
Im Juli 1982 gab es wieder einen Hinweis, der Eltern und Großeltern in Aufruhr versetzte. Damals glaubte ein Italiener Ingrid Rogge in einem Bordell in Sizilien entdeckt zu haben. Franco Aggliato gehörte zum Bekanntenkreis von Brunhilde Gräber, die eine Schwester von Frau Rogge ist und ein Friseurgeschäft in Steinheim betreibt. Dort hatte Aggliato das Mädchen einmal kennengelernt.
Als ihre Tochter Ingrid im dritten Jahr vermisst war, fuhr Frau Rogge mit anderen Frauen aus Saulgau, zu der Wahrsagerin Luise Kudlitz nach Weingarten an der oberschwäbischen Barockstraße. hatte Frau Kudlitz damals zu Frau Rogge gesagt, um Ihre Ingrid sieht es ganz schlecht aus. Die sei von lauter Männern umgeben, lauter Dunkelhaarige, und diese Karte, das sei Geld, als wenn sie Geld herschaffen müsste für die Männer. Frau Kudlitz nahm nur zehn Mark für diese trübe Auskunft. Drei Jahre später, als sie weiß, daß Ingrid Rogge als verschnürtes Skelett in der Waldemarstraße 33, direkt an der Berliner Mauer, auf einem Speicher gefunden worden ist, und weit und breit keine Spur von einem Täter, zieht die Kudlitz aus ihrem hingeblätterten Firmament die Karte für die schlimmen Sachen, die sie die Drogenkarte nennt. Dort, wo sie wohnte, sei sie auch umgekommen. Ein sehr süchtiger dunkler Mann, womit die Kudlitz die Haarfarbe meint, habe sie aus der Welt geschafft. Am 19. Juni rief Ingrid erneut bei Elli Gottler an, die auch diese aufreizende Frage stellte: Hast du Arbeit gefunden? Nein, das habe sie noch nicht, deswegen arbeite sie vorübergehend bei den Lederleuten mit. Das war das letzte Lebenszeichen von Ingrid Rogge.
Am 27. September 1985, einem Freitag, fand Dette das Skelett der Ingrid Rogge unter dem sogenannten Kriechdach des linken Seitenflügels im 3. Hinterhof der Waldemarstraße 33. Dette, ein Bewohner des ersten Hofdurchgangs, war im zweiten Hinterhof die linke Treppe, hochgestiegen bis zu diesem Dach, das nach dem Einschlag einer Brandbombe nur als Schrägdach notdürftig wieder hergerichtet worden war. Den Speicher unter diesem Dach bildet ein flacher Stollen, der nur ein kriechendes Fortbewegen erlaubt. Er ist, wie in Gewerbehöfen üblich, durch eine feuerbeständige FB-Tür - im Unterschied zu einer nur feuerhemmenden FH-Tür - vom Nebenspeicher getrennt. Vor dieser FB-Tür zwischen dem zweiten und dritten Speicher, ihrem Standort nach aber schon im 3. Hof, lag das in eine Bauplane gewickelte und mit Elektrodraht verschnürte Skelett. Unbestritten ist, daß Dette etwas gerochen haben will, als er so insistierend die Treppe hochging bis zu dem Speicher, der nie mehr als eine Müllablage war. Dort oben habe es immer den Gestank von Abfällen gegeben, doch nicht diese Nuance, für die es kein Wort gibt. Die Leiche der Rogge müsse nachträglich auf dem Speicher deponiert worden sein, obwohl es schwer sei für einen Fremden, ein so langes Paket unentdeckt vier Treppen hochzutragen. Die Todesumstände der Ingrid Rogge, die über ihr Zahnschema identifiziert wurde, sind bis heute ungeklärt. Nach ihrer Einäscherung in Berlin am 14. Januar 1986 konnten die Eltern, die vier Monate lang täglich darauf warteten, die Urne im Saulgauer Rathaus abholen zu können, ihre Tochter am 27. Januar 1986 beerdigen. Da die Urne nur das ungefähre Todesdatum circa 1979 trug, war die in Trauer versackte Beruhigung der Eltern, ein kurzes Gastspiel in Berlin habe einen schnellen Tod gebracht, wieder zunichte.

Köln. Sechs Jahre lang war Lucia Förster (24) in Frankfurt, Hamburg, in den Niederlanden und schließlich in Köln auf dem Straßenstrich tätig. Täglich verdiente sie um die Tausend Mark und hatte dennoch häufig nicht mal Geld für ein Frühstück - ihr Zuhälter kassierte alles Geld ein. Am Ostermontag des 16. April 1979 wurde sie ermordet in der Nähe des Kölner Friesenplatzes aufgefunden.


Velbert. Am Samstag, 26. Mai 1979, wurde Regina Neudorf (17) tot aufgefunden. Regina Neudorf wurde erst vergewaltigt und dann brutal zerstückelt. Der Täter hatte fachmännisch gearbeitet. Er ließ sein Opfer ausbluten, trennte der Leiche Arme und Beine ab, steckte sie in einen Müllsack. Rumpf und Kopf landeten in einem anderen Beutel. Die sterblichen Überreste entsorgte er in einem kleinen Wäldchen an der Windrather Straße, unweit des Gehöfts Küppersbusch bei Velbert-Neviges. Zuletzt lebend gesehen wurde die Verkäuferin von Zeugen zwei Tage zuvor. Am frühen Donnerstag Morgen, 24. Mai, gegen 0.30 Uhr, verließ Regina Neudorf eine damals an der Friedrichstraße in Velbert-Mitte ansässige Diskothek mit dem Namen Oldtimer. Ohne Begleitung machte sich die junge Frau zu Fuß auf den nächtlichen Heimweg ins benachbarte Wülfrath. Gegen 1.15 Uhr wurde die 17jährige dabei noch auf dem Flandersbacher Weg in Velbert, etwa 2,6 Kilometer von ihrer Wohnung in Flandersbach entfernt, von Bekannten gesehen. Zu diesem Zeitpunkt war die Wülfratherin offenbar immer noch alleine und zu Fuß auf direktem Weg nach Hause. Anschließend verliert sich ihre Spur. Auf Grund der kriminalpolizeilichen Ermittlungen kann davon ausgegangen werden, daß es sich bei dem Fundort der Toten, nicht um den Ort ihrer Tötung handelt. Die Art und Weise, wie die Gliedmaßen der Toten bereits vor dem Ablegen am Fundort abgetrennt wurden, deuten daraufhin, daß es sich bei dem Täter mit hoher Wahrscheinlichkeit um einen Jäger oder Metzger gehandelt haben könnte.


Rohrbronn. Klara Cizik kommt mit 15 Jahren mit ihrer Familie als Späteraussiedlerin nach Deutschland. Ihr Leben verläuft zunächst unauffällig. Sie absolviert Sprachkurse, besucht die Hauswirtschaftsschule, arbeitet als Fabrikarbeiterin. Mitte der 70er Jahre lernt sie Rocco S(panella?) kennen. Unter einem Vorwand gelingt es ihm, sie zu täuschen und sie, teils mit roher Gewalt (Schläge/Prügel) zur Prostitution zu zwingen. Rocco ist Teil eines Zuhälterrings, der in Gastarbeiter-Unterkünften agiert, in denen überwiegend Männer leben. Bis ca. 1978 zwingt er sie, zwischen 20 und 30 Kunden täglich zu bedienen. Sie erwirtschaftet mit ihrer Prostituierung zwischen 400 und 600 DM täglich für den Zuhälterring. 20 DM davon darf sie für sich behalten. Klara unternimmt mehrere erfolglose Versuche, diesem Martyrium zu entkommen. Auch eine Anzeige gegen ihren Zuhälter und seinen Komplizen bringt wenig.
Am Pfingstsamstag, es ist der 2. Juni 1979, wird sie gegen 22 Uhr auf einem Parkplatz in Nürtingen beobachtet, wie sie mit zwei Männern laustark streitet. Alle drei verlassen mit einem PKW den Parkplatz.
Eine Stunde später wird Klara Cizig (24) im Lokal Zum Trollinger in Weinstadt in Begleitung mit einem Mann gesehen. Die Bedienung sagt später aus, daß beide bereits öfter für jeweils ein bis zwei Stunden in dem Lokal verbrachten. Beide verlassen das Lokal gegen 24 Uhr - ihr letztes Lebenszeichen. Acht Stunden später, am Pfingsstonntag wird sie erhängt an einem Apfelbaum in der Gemeinde Rohrbronn (zwischen Stuttgart und Waiblingen) aufgefunden. Es sieht zunächst nach Selbstmord aus, die Ermittlungen ergeben aber, daß Klara ermordet wurde - erst stranguliert und dann am Baum aufgehangen wurde. Der Fall ist bis heute nicht aufgeklärt.


Gelnhausen, Donnerstag, 28. Juni 1979: Jugendliche treffen sich vor dem Bürgerhaus im Linsengerichter Ortsteil Altenhaßlau. Gegen 19 Uhr werden der aus Gründau-Liebos stammende Michael Walter (s. Foto, 16) und Petra Wohland (14), Schülerin des Grimmelshausen-Gymnasiums in ihrer Heimatstadt Gelnhausen, letztmalig vor dem Bürgerhaus gesehen. Sie brausen mit dem Mofa des Maler-Lehrlings zu einem Hochsitz unweit von Altenhaßlau, einer ihrer Lieblingsplätze. Auf dem Weg begegnen sie einem Schäfer. Es ist inzwischen etwa 19.30 Uhr. Er ist vermutlich der Letzte, der Michael Walter und Petra Wohland lebend gesehen hat. Als der Schäfer tags darauf in der Zeitung liest, daß das Pärchen vermisst wird, führt er die Polizei zu dem Mofa, das noch an einem Gatter lehnt. Die Kripo findet unweit des Hochsitzes die Leiche von Michael Walter. Er wurde mit sechs Messerstichen getötet und mit seinen eigenen Schnürsenkeln gefesselt. Petra Wohland bleibt siebeneinhalb Monate lang vermisst, dann wird auch ihre Leiche in einem Flutgraben zwischen Gelnhausen-Haitz und Biebergemünd-Neuwirtheim entdeckt. Wer das junge Paar getötet hat, ist bis heute völlig unklar.
Dabei waren sich die Ermittler Anfang der 80er Jahre schon sicher, den Mörder gefunden zu haben. Otto Burger aus dem Gründauer Ortsteil Gettenbach wurde 1984 zu 15 Jahren Gefängnis verurteilt, weil er zwei Jahre zuvor ein Liebespärchen umgebracht haben soll: Der 19jährige Axel Kling aus Büdingen-Wolferborn wurde im Juli 1982 mit Kopfschüssen und Messerstichen getötet in einem Gerstenfeld bei Brachttal-Spielberg gefunden, die Leiche seiner 18jährigen Freundin Sabine Pretsch aus Wächtersbach-Leisenwald zehn Tage später von Campern im Wald bei Hain-Gründau entdeckt. Aber: Es war ein Indizienprozess am Landgericht Hanau, der damals 35jährige Otto Burger schwieg zu allen Vorwürfen bis zu seinem Tod im Jahr 1997 - nur zwei Wochen nach seiner Entlassung. War er der Mörder von Petra Wohland und Michael Walter? Wenn nein, wer war es dann?


Heilbronn. In der Nacht vom 6. auf den 7. Juli 1979 kehrt Gabriele Mendel (19), die noch bei ihren Eltern lebt, nicht von einem Discobesuch zurück. Tags darauf wird sie als vermisst gemeldet. Am 20. Februar 1980 liefert ein Mann, der sich als Arzt ausgibt, auf dem Polizeirevier Wüstenrot bei Heilbronn ein paar Knochen ab. Er behauptet, sie beim Spazierengehen nahe des Silberstollens entdeckt zu haben. Zunächst halten es die Beamten für wahrscheinlich, daß es sich um Tierknochen handelt, da in der Nähe des Silberstollens der Metzger Lederer seine Wiese hat. Als der Mann aber versichert, daß es sich um Menschenknochen handelt, starten die Beamten eine Suchaktion im Waldgebiet des Silberstollens, die weitere Knochen, einen auffälligen Ohrring, einen Herrenring, den man dem Täter zuschreibt, jedoch keine Kleidungsstücke zutage fördert. Außerdem entdecken die Beamten eine Zahnkrone, die zur Identifizierung der Leiche führt: Es handelt sich um die 19jährige Näherin Gabriele Mendel aus Backnang bei Stuttgart. Der bisherige Vermisstenfall, den die Beamte der LPD Stuttgart bearbeiten, wird zum Mordfall umbenannt.
Die Stuttgarter Beamten lassen die Tage vor dem Mord Revue passieren: Am Wochenende vor der Tat verabschiedet sich der Freund des späteren Opfers abends, um bei seinen Eltern in Backnang zu übernachten und am nächsten Morgen nach Tübingen zu fahren, wo er wohnt und studiert. Fünf Tage später, am Donnerstag, dem 05. Juli 1979, erhält Gabriele Mendel brieflich eine Einladung ihres Freundes, am Samstag zu ihm nach Tübingen zu kommen. Sie solle mit dem Zug von Backnang nach Stuttgart fahren. Dort wolle er ihr entgegenkommen und sie abholen, um dann mit ihr gemeinsam nach Tübingen zu fahren. Gabriele entschließt sich, am Freitagabend in das Jugendzentrum Club zu gehen. Dort unterhält sie sich gegen 22 Uhr mit einer Freundin, wobei sie auch die Sorge äußert, ihr Freund würde immer rummosern, wenn sie alleine in die Disco gehe. Gegen Mitternacht verlässt sie den Club. Der Heimweg führt sie zunächst zu Fuß durch die Innenstadt von Backnang, wo sie einer weiteren Freundin begegnet, mit der sie sich kurz unterhält. Anschließend ist sie durch einen dunklen Hohlweg gelaufen, wo es zu einer weiteren Begegnung gekommen sein muss - einer Begegnung mit tragischem Ausgang. Am Ende des Hohlwegs beobachten nämlich ein Postbeamter und seine Frau aus einem fahrenden Auto heraus, wie ein junges Mädchen von zwei Männern an einer offenen Autotür bedrängt wird. Ein weiterer Mann, der gerade aus einem angekommenen roten Auto steigt, scheint ihr zu Hilfe zu eilen. Der Postbeamte meldet sich jedoch erst bei der Polizei, als er hört, daß ein Mädchen aus dem Ort vermisst wird. Die Polizeibeamten der LPD Stuttgart I resümieren am Ende, worin ihre Ermittlungsansätze bestehen. Da der Freund des Opfers wegen eines Alibis als Tatverdächtiger ausscheidet, kommen als nur noch die Personen infrage, die Gabriele Mendel auf ihrem Nachhauseweg begegnet sind. Doch die Ermittlungen erbrachten weder Hinweise zum Tathergang noch zu den Tätern. 


Düsseldorf, im August 1979. Es war nachmittags gegen fünf, der kleine Laden des Briefmarkenhändlers Karl-Heinz Troschitz (51) war voll. Doch der Chef war nicht zu sehen. Zwei Stunden lang waren Kunden ein- und ausgegangen und wunderten sich, daß der Kaufmann seinen offenstehenden Laden wohl verlassen hatte. Schließlich trat eine Frau hinter den Ladentresen und fand dort den Vermissten: erschossen, wahrscheinlich mit einer Walther vom Kaliber 7,65. Der Schuss ins Herz war aus nächster Nähe abgefeuert; ein Schalldämpfer hatte verhindert, daß im benachbarten Antiquitätengeschäft jemand aufmerksam wurde.
Der Kunde, der den Briefmarkenhändler zuletzt lebend gesehen hat, traf womöglich auch den Mörder. Das Motiv war schnell geklärt: Raubmord. Troschitz war nämlich Spezialist für sog. Abarten, und seine Geschäftspraktiken waren wohl auch ein bißchen danach: In seinem Tresor fand die Kripo ungestempelte Ware, die, bei vorsichtiger und jahrelanger Einschleusung in den Markt, wohl zehn Mio. Mark gebracht hätte. Der Schönheitsfehler: Troschitz konnte diese Marken, 20.000 Stück aus vier Jahren, nur auf dubiose Weise erstanden haben. Ein Posthauptschaffner hat inzwischen zugegeben, gegen ein geringes Taschengeld behilflich gewesen zu sein. Mit diesen Briefmarken galt Troschitz immerhin in Westdeutschland als einer der führenden Abarten-Spezialisten. Außerdem wurde der 51jährige, der Anfang der sechziger Jahre mit dem Handel begonnen hatte, als Original angesehen - der Mann mit der Tasche. Er trennte sich nie von ihr, schleppte immer eine schwarze, abgewetzte Ledertasche mit sich herum, in der er seine wertvollsten Stücke verwahrte. Und ausgerechnet diese Tasche ist nun verschwunden. Doch daß einer ausgerechnet wegen des Inhalts den Händler umgebracht hätte, hält die Kripo für unwahrscheinlich. Denkbar erscheint Mätzler dagegen, daß sie von einem der vielen Kunden, die zwischen drei und fünf Uhr in den Laden gekommen waren, einfach mitgenommen worden ist, denn: Die Ware ist so exponiert, sagt der Briefmarkenhändler Hans Walter, der wie Troschitz ein Geschäft in der Oststraße hat, die ist praktisch unverkäuflich.
Der Fall ist trotz einiger Hinweise bis heute ungeklärt. Die Belohnung im Falle der Aufklärung ist für damalige Verhältnisse recht hoch: umgerechnet 7.500 Euro. 


Hamburg. In unmittelbarer Nähe des Fundorts von der 13jährigen Hannelore Knebel (siehe dort) am 22. Dezember 1970 in Barsbüttel lag die Leiche der zehn Jahre alten Anche Kliewe.
Das Mädchen war am 12. August 1979 nicht von einer Fahrradtour zurückgekehrt. Anche lag missbraucht und erschlagen unter einem Holzstapel. Ihre Schuhe lagen 300 Meter von der Leiche entfernt.


Norderstedt am Mittwoch, den 19. September 1979. An jenem Tag besuchte die 17jährige Schülerin Heike Greve um 19 Uhr im Gymnasium Harksheide am Langenharmer Weg einen Gitarrenkurs der Norderstedter Jugendmusikschule. Kurz nach 20.30 Uhr, der Unterricht war zu Ende, verabschiedete sie sich vor dem Eingang zum Festsaal von ihrer Freundin. Dann ging sie zu ihrem Moped, das auf einem Parkplatz neben dem Eingang abgestellt war, und hängte ihre Gitarre über den Lenker, wie die Kripo später rekonstruierte. Sie muss dann ohne ihr Fahrzeug mit einem bislang unbekannten Mann vom Schulgelände aus auf ein gegenüber liegendes Baugrundstück gegangen sein. Nach 15 bis 20 Minuten wurde sie wieder gesehen, als sie taumelnd und unter Aufbietung letzter Kräfte auf den Eingang des Festsaales zuging. Vermutlich wurde sie da noch von ihrem Mörder verfolgt. Als das Mädchen auf den Stufen zum Festsaal am Falkenberg von einem Stich in die Brust und einem weiteren in den Rücken getroffen zusammenbrach und in letzter Verzweiflung nach dem Hausmeister rief, flüchtete der Täter in Richtung Falkenbergstraße/Schleswig-Holstein-Straße. Hierbei warf er seine gelbe Öljacke weg, die er vorher getragen hatte. Für Heike Greve kommt indes jede Hilfe zu spät. Das blonde Mädchen stirbt auf der Trage eines Rettungswagens, ohne das Bewusstsein wiedererlangt zu haben. Sie war das einzige Kind der Familie Greve, die in unmittelbarer Nähe des Tatortes wohnt. Der Mann, der für die Tat infrage kommt, ist von zahlreichen Besuchern von VHS-Veranstaltungen im Gymnasium Harksheide am Langenharmer Weg beobachtet worden. Er wurde gesehen, als er vor dem Festsaal auf- und abging. Und er wurde gesehen, wie er fluchtartig in Richtung Falkenbergstraße/Schleswig-Holstein-Straße davonstürmte und seine gelbe, taschenlose Öljacke wegwarf. Hier wurde Heike womöglich missbraucht. Sicher sind sich die Ermittler auch darüber, daß das Mädchen und ihr Mörder gemeinsam zum Schulgebäude zurückgingen oder -liefen. Die beiden tödlichen Messerstiche hat Heike Greve nämlich erst etwa 20 Meter vom Eingang des Festsaales auf dem mit einer Lampe beleuchteten Fußweg erhalten. Wahrscheinlich, weil Heike flüchten wollte. Es ist jedoch nicht auszuschließen, daß der Mörder das Mädchen noch vergewaltigt hat, denn der Slip und ein Strumpf befanden sich in der Kleidertasche des Opfers. Nach der Mordwaffe suchten Kripo, Schutzpolizei und Taucher vergeblich.


Gelsenkirchen. Die aktive Gewerkschafterin Erika Ananias (24) wurde am Abend des 10. Oktober 1979 Opfer eines Sexualverbrechens im Gelsenkirchener Stadtteil Hassel in unmittelbarer Nähe der Sportanlage Lüttinghoff. In einer kleinen Seitenstraße, die in Richtung A52 führt, wurde Erika auf dem nach Hause-Weg ermordet. Die junge Frau jobbte bei einem Verlag in Herne und fuhr mit dem ÖPNV nach Hassel. Offensichtlich wurde sie tags zuvor von einem jüngeren Mann belästigt. Der Fall gilt bis heute als unaufgeklärt.


Aschaffenburg, 18. Dezember 1979. Die 15jährige Christiane Junker kehrt nach nach einem Stenografiekurs nicht zu ihrer Familie in Aschaffenburg-Damm zurück. Ihre Leiche wird am nächsten Tag im Schlossgarten hinter dem Bootshaus unterhalb des Frühstücktempels entdeckt. Der Kripo gelingt es nicht, den Täter zu ermitteln. 
Rund 40 Jahre später rollt die Kripo den Fall neu auf und verhaftet Norbert B. als Verdächtigen. Im Januar 2020 kommt es zum Prozess vor dem Landgericht Aschaffenburg. Die beiden jüngeren Geschwister des Opfers, ein Bruder und eine Schwester, treten als Nebenkläger auf. Hauptindiz der Anklage ist eine Biss-Spur, die aber durch ein zahnmedizinisches Gutachten an Wert verliert. Norbert B. wird - wie von Anklage und Verteidigung gefordert - im April 2020 freigesprochen. Staatsanwaltschaft und Nebenklage legen Revision ein. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig. 

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