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Bis vor kurzem hatte ich noch geglaubt, Deutschland und das restliche Europa seien mit aufgeklärten Mordfällen führend in der Welt. Wenn man jedoch mit den Recherchen zu diesen ungeklärten Morden beginnt, stellt man schnell fest, daß dem nicht so ist. Die folgende chronologische Aufstellung zeigt in erschreckenden Maße wieviele Mordfälle trotz modernster Methoden wie DNA-Abgleich nicht aufgeklärt sind. Aufgrund von sensiblen Inhalten musste ich den Blog 2022 im Auftrage von Google LLC umstellen auf 18+. Ich bitte um Verständnis!

Freitag, 29. März 2019

Die 80er Jahre


Basel (Schweiz). Am Dienstag, den 1. Januar 1980 wird die Prostituierte Marion Schlesinger erstochen in ihrer Wohnung aufgefunden. Sie hätte an diesem Tag eigentlich bei ihrer Mutter am Mittagstisch sitzen sollen. 
Bekannt ist nicht viel was in der Nacht zuvor geschehen ist. Chlötzli - so wurde Marion Schlesinger genannt - war mit Freunden in ihrer Stammkneipe Bäcker-Stübli und feierte in das Neue Jahr hinein. Vermutlich ist sie dort erst zum Morgengrauen hinaus, weil sie einen Freier gefunden hatte. Höchstwahrscheinlich war dies ihr Mörder. Der Fall ist seitdem ungelöst. 


Amberg, Donnerstag, der 20. März 1980. Es ist winterlich-kalt, als Gertrud Kalweit auf dem Heimweg von der Arbeit ihrem Mörder begegnet sein muss. Die 38jährige, die im Emaillierwerk der Gebrüder Baumann arbeitet, hat an diesem Tag Spätschicht. Bis kurz vor 23 Uhr steht die Traudl am Band und putzt Töpfe. Dann macht sie sich auf den Weg nach Hause. Jeden Tag nimmt sie die gleiche Route zu ihrer Wohnung am Kaiser Wilhelm-Ring 6. Am Kreisverkehr verabschiedet sich die zweifache Mutter von ihrer Kollegin und geht weiter, vorbei am Nabburger Tor und den Fußweg oberhalb des unbeleuchteten Stadtgrabens entlang in Richtung Stadtbrille. Etwa auf Höhe der Firma Deprag dürfte sie vom Täter überwältigt worden sein. Nachdem er sie vergewaltigt hatte, schlägt der Täter die Frau mit einem etwa faustgroßen Stein nieder und schleift sie den Abhang hinunter an den Stadtgraben. An einer Mauer lässt er sie liegen und macht sich aus dem Staub. Die Frau, die zudem noch mehrere Messerstiche aufweist, verblutet daraufhin in der Nacht. Ein Spaziergänger entdeckt die Tote dann am nächsten Morgen um 6.30 Uhr im Gebüsch liegend. Zur Klärung dieses immer ungeklärten Falles sind 10.000 Euro ausgelobt worden.

Hannover. Die junge Bäuerin Hildegard Schröder bewirtschaftete gemeinsam mit ihrem Ehemann seit neun Jahren einen kleinen Bauernhof in Koldingen (13 Kilometer südlich von Hannover). Mit den körperlichen Anforderungen des harten Landlebens war sie vertraut. Am Ostermontag, den 7. April 1980, fuhr sie nach der Arbeit mit ihrem Fahrrad die Strecke von Koldingen bis nach Hannover zum Frühlingsfest. Für diesen Weg brauchte sie ungefähr eine Stunde. Bei ihrer Ankunft stellte sie ihr Fahrrad am Rande des Festplatzes ab. Dreimal wurde sie von anderen Besuchern an diesem Abend auf dem Frühlingsfest gesehen, die sich später an sie erinnern konnten. Gegen 21.30 Uhr fiel sie einigen Bekannten aus ihrem Dorf auf. Sie hatten den intuitiven Eindruck, daß Hildegard Schröder auf jemanden warten würde. Gegen 23.15 Uhr hatte sie offenbar vergessen, wo sie ihr Fahrrad abgstellt hatte und fragte andere Personen nach dem Standort ihres Fahrrads. Um ein Uhr nachts wurde sie noch von einem Schausteller auf der Lavesallee in Hannover gesehen.
An den folgenden zwei Tagen suchte ihr Ehemann seine Ehefrau zunächst bei Bekannten und Verwandten. Die Nachforschungen blieben ohne Erfolg und somit verständigte der Ehemann am Mittwoch nach Ostern die Polizei. Etwa zur selben Zeit, am Mittwochnachmittag, wurde in Hannover am Rande des teilweise eingezäunten Schützenplatzes, unter Laub verscharrt, die Leiche einer jungen Frau gefunden. Wie die Polizei hinterher feststellte, wurde sie von einem Sexualtäter erwürgt - es war Hildegard Schröder.


Stuttgart. Am 8. Juli 1980 wird die örtliche Polizei gegen 0.45 Uhr zu einem Unfall am Wildparkdreieck gerufen. Ein grüner Porsche ist gegen die Leitplanke geprallt. Der Fahrer, der 47jährige Ballettmeister Reinhold Rabbe, liegt mit schweren Kopfverletzungen über dem Steuer. Doch im Krankenhaus entdecken die Ärzte eine Kugel im Kopf des inzwischen Verstorbenen. Der Unfall wird zu einem Fall für die Mordkommission. Auch umfangreiche Ermittlungen können den geheimnisvollen Fall zunächst nicht aufklären. Selbst die Erkenntnis nicht, daß der als freundlich und bescheiden geltende Rabbe homosexuell war. Bekannt wird nur, daß der Tote den Mordabend zeitweilig in der Diskothek Tao mit zwei Rockern verbrachte. Ein Ehepaar beobachtete außerdem einen jungen Mann, der sich offensichtlich eilig vom Unfallfahrzeug entfernte. Dann bleibt die Untersuchung wieder stecken. Erst als die Polizei im Sommer 1985 in mehreren süddeutschen Städten insgesamt 15 Mitglieder einer Stuttgarter Rockerbande verhaftet, stößt sie auf einen 26jährigen Arbeitslosen. Er fuhr gemeinsam mit dem Mordopfer im Wagen. Die beiden bekamen wegen eines Drogengeschäfts Streit, in dessen Verlauf der Rocker sein Opfer niederschoß und anschließend das Auto mit geringer Geschwindigkeit gegen die Leitplanke steuerte, um einen Unfall vorzutäuschen.
Da die Beifahrertür offenstand, ist sich die Polizei schnell sicher, daß der Täter im Auto sitzend auf Reinhold geschossen hat. Die Scheiben sind nämlich alle intakt. Die Polizei ist sich über den genauen Unfallhergang nicht sicher, sie sucht allerdings den Inhaber eines Schlüsselbundes, das in der Nähe des Unfallortes gefunden wurde. Dieser Fall ist seitdem ungeklärt.


Köln. In der Nacht zum 19. April 1980 wurde Heinz Poesze in der Mozartstraße bestialisch ermordet. Seine Ehefrau hatte den 54jährigen Kaufmann und Kunstmaler in seinem Atelier im Keller des Einfamilienhauses am Samstagmorgen tot aufgefunden. Zwischen 22 Uhr und 7 Uhr morgens war der Hobby-Künstler mit mehreren Messerstichen umgebracht worden. Am Abend zuvor soll das Paar noch gemeinsam Fernsehen geschaut haben. Die Kölner Mordkommission ging damals davon aus, den Mörder im weiteren Bekanntenkreis des Getöteten finden zu können. Anzeichen eines Einbruchs hatte es nicht gegeben. Der in der Elektrobranche tätige Handelsvertreter, der das Haus mit Frau und zwei Kindern (8 und 12 Jahre) bewohnte, war ein Freund der Aktmalerei. Häufig habe der Autodidakt Modelle zum Zeichnen und Porträtieren empfangen. Ein Motiv für das schreckliche Ereignis fanden die Ermittler allerdings nicht - ebenso wenig den Täter.


Pirmasens. Christine Christel Ebelshäuser (30), arbeitete in einem Sexkino als Geschäftsführerin und bestellte sich täglich um 0.45 Uhr ein Taxi für den Heimweg. In der besagten Nacht am 30. Juli 1980 klopfte der Taxifahrer aber vergebens, um Frau E. abzuholen - schließlich fuhr er unverrichteter Dinge davon. Der Lebensgefährte alarmierte gegen 2.00 Uhr die Polizei, die dann nach dem Rechten sah und die Leiche von Frau E. im Europa-Movie Pirmasens fand, und stellte dabei fest, daß die Einnahmen fehlten und dabei fand die Kripo noch eine außergewöhnliche Spur.
Christel stammte aus ärmlichen Verhältnissen. Sie war geschieden und lebte mit ihrem Freund zusammen. Christel hatte im Sexkino Europa Movie als Kellnerin angefangen und ist im Laufe der Zeit zur Geschäftsführerin aufgestiegen. Sie hatte es dort mitunter mit aufdringlichen Kunden zu tun. Am 30. Juli wurde sie mit einem Aschenbecher niedergeschlagen und anschließend erstochen. Die Tageseinnahmen wurden geraubt. Christel ging nicht der Prostitution nach. Dieser außergewöhnliche Fall ist leider noch ungeklärt. 


Süsel. Der Schulweg von Manuela Bülow ist nur 400 Meter lang. Dennoch verschwindet das siebenjährige Mädchen am 9. September 1980 auf dem Weg dorthin. Trotz umfangreicher Suchaktionen bleibt die Kleine verschwunden. Am 11. April 1981 läuft in Süsel, Ostholsteinein, eine Aktion Saubere Umwelt in der es um die Beseitigung von Unrat in der Öffentlichkeit geht. An der Müllsammelstelle wird man auf einen blauen Schulranzen aufmerksam. Es ist der von Manuela. Daraufhin untersucht die Polizei das Gebiet rund um den Grömnitzer Berg. In einem noch nicht gereinigten Straßengraben werden dann die sterblichen Überreste von Manuela Bülow in einem blauen Plastiksack gefunden. Ganz in der Nähe wird ihre Kleidung gefunden, daneben lagen teils verkohlte Gegenstände: ein Telefon, Gardinenreste und verschiedene Drähte. Die Polizei ist sich sicher, daß Manuela direkt nach ihrem Tod hier abgelegt wurde.


Am 2. November 1980 starb die bulgarische Wissenschaftlerin  Vesna Nasteva (28), Mutter zweier Kinder, als sie im Zugabteil im IC 620 von einem Unbekannten niedergestochen wurde. Ein ebenfalls in ihrem Waggon sitzender Fahrgast, ein 33jähriger Sonderschulleher, hört ein seltsames Stöhnen. Als er nachschaut, sieht er wie ein Mann wie von Sinnen auf die Frau einsticht. Als der Lehrer erschrocken aufschreit, dreht sich der Mann um und zieht die Notbremse. Als der Zug steht, flüchtet er aus dem Zug und entkommt unerkannt. Vesna stirbt trotz schnell herbeigeeiltem Notarzt zweieinhalb Stunden später. Der Lehrer kann eine gute Täterbeschreibung abgeben: 20 bis 25 Jahre alt, fettige lange Haare, Brille mit Metallgestell. Ein Mann auf den diese Beschreibung zutrifft, wird ebenfalls bei einer Messerstecherei in einem Zug gefasst und dem Haftrichter vorgeführt. Um bald in psychiatrische Behandlung zu kommen, gab der 34jährige Italiener ein Geständnis ab. Es stellte sich allerdings heraus, daß dieser nicht der gesuchte Täter ist. Der Lehrer hatte eindeutig einen jungen Mann beschrieben. Der Mord bleibt somit bis heute ungeklärt.


Bad Kreuznach. Erika Handschuh (22), eine junge Frau, die in Heidelberg in einem Schuhgeschäft als Verkäuferin arbeitete, lebte im Jahr 1980 seit einiger Zeit wieder bei ihren Eltern. Ein bis zwei Jahre zuvor hatte Erika Handschuh eine etwas unruhige Entwicklungsphase durchgemacht, in der sie zeitweise auch das Elternhaus verlassen und im Ruhrgebiet gelebt hatte. Am 27. November 1980, einem Donnerstag,  verließ Erika Handschuh gegen 19.30 Uhr das Haus, um ihren Freund zu besuchen, der ca. drei km entfernt wohnte. In der Regel verwendete sie hierfür das Fahrrad, bei schlechtem Wetter, wie auch an jenem Tag, trampte sie. Ihr Vater erinnerte sich später in der Vernehmung, daß er Erika noch gewarnt habe. Bei ihrem Freund kam sie an diesem Abend nicht an. Als Täter kam der nicht in Frage, er hatte ein wasserdichtes Alibi. Sonntag nachmittags wurde in Bad Kreuznach - ca. 150 km von Sandhausen entfernt - ein totes Mädchen gefunden. Die Hände waren auf dem Rücken gefesselt und sie war erstochen und erdrosselt worden. An der Schneedecke konnte aber festgestellt werden, daß die Tote an dieser Stelle schon drei Tage liegen musste, sie war also kurz nach ihrem Verschwinden bereits dort abgelegt worden. Obwohl der Mantel und die Papiere des Mädchens fehlten, konnte die Tote recht schnell als Erika Handschuh identifiziert werden. Daß sie kurz vor ihrem Tod anscheinend auch noch vergewaltigt worden war, führt zu einem besonderen Schock in Heidelberg und Umgebung. So war ein eindeutiges Zentrum der Vergewaltigungen und Morden an Anhalterinnen doch genau diese Gegend und es war nicht klar, ob Erika vielleicht sogar das Opfer eines Massenmörders war, der seit dem Spätsommer 1975 in dieser Region junge Tramperinnen umbrachte. In den Tagen nach dem Fund der Leiche ermittelte die Kripo, daß sich Erika vermutlich nicht sofort ein Auto aus Sandhausen genommen hatte. So war sie eine gute Stunde nach Verlassen des Elternhauses noch einem Zeugen aufgefallen, als sie sich mit dem Fahrer eines grünen VW Golf mit Bad Kreuznacher Kennzeichen (KH) unterhielt. Ob Erika zu ihm in den Wagen gestiegen war, konnte der Zeuge nicht mit hundertprozentiger Sicherheit bestätigen, er gab aber zu Protokoll eine Autotür gehört zu haben. Weitere Zeugen berichteten, daß sie Beobachtungen gemacht hätten, nach denen ein grüner Golf aus Bad Kreuznach auch in den Tagen zuvor bereits Anhalterinnen in der Region aufgenommen habe. Ein Zufall?

Rotenberg. Es war der 18. Dezember 1980. Ein Montag in Rotenberg wie viele andere. Gegen 17.30 Uhr steht die Witwe Maria Luise Westhauser (74) in der Bäckerei Pfrommer, die nur einen Steinwurf von ihrem Haus entfernt ist. Das Thermometer zeigt vier Grad unter Null. Sie trägt einen grünkarierten Damenmantel, Modell Dixie, Größe 40. In ihrer roten Plastikhandtasche verstaut die betagte Dame eine Packung Zucker, eine Flasche Adelheid-Quelle, drei Dosen Bärenmarke, ein Päckchen Aurora-Mehl. Aber backen wird Maria Luise Westhauser nicht mehr. Wenige Minuten später liegt die 74jährige Rentnerin tot vor ihrem Haus in der Stettener Straße 37. Blut tropft aus einer Wunde am Kopf. Um 17.41 Uhr geht der Notruf beim Revier in Untertürkheim ein. Eugen Berner, der Bruder des Opfers, meldet sich am Telefon. Seine Schwester sei beraubt worden, sagt er. Später erinnert er sich genau an das, was ihm Maria Westhauser gesagt hat, als sie bei ihm klingelte. Es sind ihre letzten Worte: Eugen, ruf schnell die Polizei. Sie haben mir meine Tasche weggerissen. Zwei junge Kerle. Ich bin ganz aufgeregt. Als der Bruder nach dem Telefonat zu seiner Schwester vors Haus eilt, liegt sie am Boden. Der Notarzt kann ihr nicht mehr helfen. Niemand weiß, ob die klaffende Kopfwunde von einem Schlag der Täter herrührt oder von ihrem Sturz. Wahrscheinlich hat das Herz versagt, das nicht fertig geworden ist mit den Aufwallungen des Unglücks. Zwei Tage nach dem folgenschweren Handtaschenraub von Rotenberg machen Bedienstete des Waiblinger Bauhofs im dortigen Freibad einen seltsamen Fund. Auf dem Gelände entdecken sie eine rote Handtasche, mit Aurora-Mehl, Bärenmarke-Dosen und einem Abschnitt der Arzneimittelverpackung Rennie bei Sodbrennnen. Der Geldbeutel fehlt. Dafür finden die Beamten einen Gegenstand, der sich bis heute nicht zuordnen lässt, ein Braun-Blitzgerät, Hobby F 17. Wie es zu den Sachen von Maria Westhauser gekommen ist, bleibt ungeklärt.


Bad Grund. Doris Engler hatte am Abend ihres Verschwindens am 14. März 1981 ihren Eltern mitgetellt, sie wolle per Anhalter nach Bad Lauterberg fahren. Sie wollte dort im Stadthaus an der Einweihung eines Jugendraumes teilnehmen. Gegen 19.00 Uhr war sie noch an der Schnellstraße zwischen Osterode und dem Südharzer Kurort gesehen worden. Danach verlor sich ihre Spur. Intensive Fahndungsmaßnahmen der Polizei, einschließlich eines Aufrufes in der Fernsehsendung Aktenzeichen XY - ungelöst waren ohne Erfolg geblieben. Das Schicksal der zu dem Zeitpunkt seit zweieinhalb Jahren vermißten Doris Engler aus Osterode am Harz ist wurde im Oktober 1983 aufgeklärt. Wie die Kriminalpolizei in Goslar mitteilte, wurde die mit Erdreich bedeckte skelettierte Leiche des damals 17 Jahre alten Mädchens von Wanderern in einem Waldstück bei Bad Grund entdeckt. Nach Angaben der Polizei konnte das Mädchen zweifelsfrei identifiziert werden.  Nach den jetzt vorliegenden Untersuchungsergebnissen ist Doris ermordet worden.


Frankfurt an Main. Die Tat war präzise vorbereitet, das Haus unzureichend geschützt: Der Bungalow des Ehepaars Karry in Frankfurt am Main hatte keine schusssicheren Fenster, und das Schlafzimmerfenster war nur angelehnt. Der Mörder oder die Mörderin kam am Montagmorgen des 11. Mai 1981 um kurz vor fünf Uhr mit einer Leiter, die an das Grundstücksgefälle angepasst war, mit einer Taschenlampe und einer kleinkalibrigen Sportschützenpistole High Standard, Modell 103 Long Rifle.
Die ersten zwei Schüsse verfehlten den schlafenden hessischen Wirtschaftsminister, vier weitere Projektile trafen ihn. Heinz-Herbert Karry (61) erlag kurz darauf seinen schweren Verletzungen. Er war der erste Minister in der Geschichte der Bundesrepublik, der durch ein Attentat ermordet wurde.
Die Ermittlungsakten füllen 15 Regalmeter beim Hessischen Landeskriminalamt (LKA), doch zur Aufklärung kam es nie. Bis heute gilt eine Täterschaft der Revolutionären Zellen (RZ) als wahrscheinlich. Daran bestanden allerdings schon früh Zweifel, denn die Sachlage ist komplex. Eine Spurensuche im Umfeld des Mordes offenbart Zusammenhänge, die das Gesamtbild in ein anderes Licht rücken könnten - möglich ist auch, daß das Attentat Teil einer antisemitischen Mordserie war.
Bei der Tatwaffe handelte es sich um eine von 17 Schusswaffen, die 1970 bei einem Waffendiebstahl in der Ayers-Kaserne in Kirch-Göns entwendet wurden. 
Viele Spuren führten ins Nichts, bis heute gibt es weit mehr offene Fragen als Antworten. Der Anschlag auf Karry bleibt ein Rätsel - und Teil einer langen Reihe ungeklärter politischer Morde in der Geschichte der Bundesrepublik. Mord verjährt nicht. Aber daß jemals nachgewiesen werden kann, wer Heinz-Herbert Karry im Schlaf erschoss, ist 40 Jahre danach unwahrscheinlicher denn je. 


Stuttgart, 28. Mai 1981, ein Donnerstag, Fronleichnam, Sabine Binder (20) hat ein langes Wochenende vor sich. Sie will es genießen. Am Vormittag ist sie zurückgekommen von Wiesensteig, wo die junge Frau ein Praktikum macht in einem Jugendheim. Sie möchte Hauswirtschaftsleiterin werden. Am Abend verlässt Sabine Binder das elterliche Haus gegen 20.15 Uhr. Mit dem roten Mars-Damenrad ihrer Schwester macht sie sich von Plieningen nach Degerloch in die Epplestraße auf. Dort gibt es eine Discothek namens Domus. In dem Tanzlokal begegnen ihr zwei Freundinnen aus der Realschulzeit in Degerloch. Sylvia und Birgit wundern sich über Sabine, die eigentlich sonst nicht in Discos geht. Sabine ist nicht allein. Bei ihr, so beobachten die Freundinnen aus einiger Entfernung, ist jemand, mit langen, dunklen Haaren. Lange bleibt sie nicht im Domus. Bereits um 21.30 Uhr steht die hübsche Stuttgarterin vor einem Haus in der Möhringer Märchensiedlung. Dort wohnt Thomas (28), ein Freund. Sie ist mit dem Rad zu ihm gefahren. Die beiden verbringen den weiteren Abend miteinander. Gegen 1.30 Uhr in der Nacht will Sabine nach Hause. Thomas sagt, daß er sie fahren kann mit seinem Renault-Kastenwagen. Es sind immerhin mehr als sieben Kilometer bis Plieningen. Aber Sabine lehnt ab. Komm Spatz, ich fahr selbst, sagt sie. Sätze, die so anfangen, enden manchmal grausam.
Es ist schon lange Freitag, als Thomas von den Eltern seiner Freundin angerufen wird. Sabine sei nicht nach Hause gekommen, sagen sie. Am frühen Nachmittag taucht plötzlich die Polizei in seiner Wohnung auf. Sabine sei möglicherweise gefunden worden, erklären ihm die Beamten. Er solle mitkommen zum Tatort. Dann haben sie ihn hinübergeführt zu einem wilden Müllplatz unweit des Waldheims Weidachtal, einem unwirtlichen Ort, zwei Kilometer von seiner Wohnung entfernt. Dort hatte ein Spaziergänger eine tote Frau entdeckt, teilweise entblößt, voller Blut. Der Mörder hat sie grässlich zugerichtet. Thomas sieht in das Gesicht seiner Freundin. Die Mordkommission der Stuttgarter Kriminalpolizei nimmt die Ermittlungen auf. Aus dem Befund des Obduzenten, der eine Vielzahl von Stich- und Schnittverletzungen am Opfer feststellt, schließen die Beamten, daß der Fundort nicht der Tatort ist. Dort müsste mehr Blut sein. Für die These der Fahnder spricht auch, dass das Damenrad an der Filderhauptstraße entdeckt worden ist, ungefähr 500 Meter hinter den Kelley Barracks und ein gutes Stück weg vom Waldheim. Die Einsatzkräfte finden auch die Jeans des Opfers und die Turnschuhe. Verschollen bleibt Sabines bunt gewebte Umhängetasche. Die Polizei ist auf Zeugen angewiesen, die an jenem Abend unterwegs waren. Und sie sucht Hinweise auf ein Auto mit stark verblutetem Innenraum. Die ermittelnden Beamten gehen davon aus, daß der Mörder sein Opfer an der Filderhauptstraße in einen Wagen gezerrt und dort getötet hat. Das schließen die Fachleute aus den Zeugenaussagen einer Zeitungsausträgerin und eines Taxifahrers. Beide hatten nachts am Straßenrand ein Rad bemerkt und dahinter einen Wagen mit einem quadratischen Kennzeichen mit den Buchstaben S-X am Heck, wie man es von Autos der Marke Lada kennt und auch von Fahrzeugen amerikanischer Streitkräfte. Die Polizei nimmt diese Hinweise so ernst, daß sie die Zeitungsausträgerin an der Universitätsnervenklinik in Tübingen unter Hypnose befragen lässt. Alles vergeblich. Der Druck auf die Sonderkommission wächst. Ein Täter ließ sich trotz der vielen Hinweise dennoch nicht finden, obwohl die Staatsanwaltschaft eine Belohnung von 5.000 DM ausgelobt hatte.
Vor wenigen Monaten ist ein weiterer Anlauf unternommen worden, um den Mord doch noch klären zu können. Die Ermittler schickten die Kleider von Sabine Binder zu Spezialisten des Landeskriminalamts. Diese haben nach einer Sisyphusarbeit überraschend genetische Fingerabdrücke gefunden, die wahrscheinlich vom Täter stammen. Diese DNA-Spuren lassen hoffen.

Mönchengladbach. Der nächste Fall um das sog. Rosenmädchen, die 15jährige Rusca Stojanovic aus Jugoslawien, ist ein ganz typischer Cold Case. Kurz nach Mitternacht am 6. Juni 1981 wird das Mädchen mit den dunklen Haaren und den großen Ohrringen gegen 3 Uhr morgens letztmalig in der Altstadt von Mönchengladbach gesehen. Sie unterhält sich mit einer Gruppe von Männern. Wenige Stunden später entdeckt ein LKW-Fahrer an der Müll-Umladestation Rönneter ihre Leiche. Auch wenn es zunächst keine Anzeichen von Gewaltanwendung oder eines Sexualverbrechens gibt, ist sich die Polizei sicher, daß Rusca Stojanovic keines natürlichen Todes starb. Auch ihr Mörder wurde bis heute nicht gefasst.


Scandicci (Italien). Am 6. Juni 1981 findet ein Polizist die Leichen der erschossenen 21jährigen Carmela De Nuccio und des 30jährigen Giovanni Foggi in einem roten Fiat Ritmo in der Nähe von Scandicci. Der Mörder schnitt Carmelas Scham heraus, mit einem sehr scharfen Gegenstand und nahezu perfekt, wie es ein Pathologe beschreibt. Dieser Doppelmord gehört zu einer Serie des Monsters von Florenz.



Hamburg. Das Drama um den Doppelmord in der Großsiedlung Mümmelmannsweg im Hamburg-Billstedt begann am 15. Juni 1981. Nachdem der achtjährige Michael Riesterer seine Hausaufgaben erledigt hatte, erlaubt seine Mutter ihm gegen kurz nach 18 Uhr noch eine Runde auf seinem Fahrrad zu drehen, welches er ein Jahr zuvor zum Geburtstag bekommen hatte und mit dem er beinahe täglich in der Wohnsiedlung unterwegs war. Pünktlich um 19 Uhr sollte Michael zum Abendessen wieder Zuhause sein. Draußen trifft er dann den neunjährigen Nachbarsjungen Haluk Kocal, der mit seinen Eltern erst seit kurzer Zeit in der Siedlung lebt. Die beiden beschließen, gemeinsam eine Runde mit den Fahrrädern zu drehen. Als Michael nach 19 Uhr nicht zum Abendessen erschienen ist, geht sein 15jähriger Bruder Rolf nachschauen. Er sieht ihn in unmittelbarer Nähe der Wohnung und bittet ihn zum Essen heraufzukommen. Die Kinder ignorieren die Aufforderung und fahren in Richtung der Boberger Dünen (heutiges Naturschutzgebiet Boberger Niederung). Auf dem Weg dorthin werden sie noch von einem Mädchen auf einem Kinderspielplatz gesehen. Am Rande des Naturschutzgebiets befindet sich ein Parkplatz an der B5, auf denen die Jungen von einem weiteren Zeugen beobachtet werden. Sie haben ihre Fahrräder einfach auf den Gehweg gelegt und blockieren die Weiterfahrt des Mannes. Der Mann sieht, wie die beiden Jungen auf dem Parkplatz mit einem Mann sprechen, der am offenen Kofferraum seines Autos steht. Inzwischen ist es kurz vor 20 Uhr und die Familien der beiden Kinder machen sich große Sorgen. Auf der Straße trifft Michaels Mutter auf die weinende Mutter von Haluk, die bereits die Umgebung nach ihrem Sohn abgesucht hat. Michaels Bruder Rolf durchstreift noch einmal die Siedlung und kommt dabei auch an der Stelle vorbei, an denen die Jungen die B5 in Richtung Parkplatz verlassen haben. Rolf findet die beiden Fahrräder, die am Rand des Radweges abgestellt sind. Er geht davon aus, daß die Jungen nicht weit weg sein können. Zu diesem Zeitpunkt befinden sich Michael und Haluk aber vermutlich schon in den Fängen ihres Mörders. Ein Ehepaar, welches im Naturschutzgebiet Reit, rund 10 Kilometer von den Boberger Dünen entfernt, seit einigen Jahren eine Obst- und Gemüseplantage betreibt, gibt an, dort am Abend des Verschwindens der Kinder gegen 21.30 Uhr Schreie gehört zu haben. Sie hatten diesen aber keine besondere Bedeutung zugemessen. In den nächsten Wochen sucht die Polizei vergeblich nach den beiden Jungen. Sechs Wochen später, am 29. Juli 1981, wird der Verdacht, daß den Kindern etwas zugestoßen sein könnte, traurige Gewissheit. Zwei Schüler, die mit ihren Eltern in der Region Urlaub machen und im Naturschutzgebiet Reit Mirabellen pflücken wollen, finden zunächst einen Autoteppich und dann die bereits stark skelettierten Leichen von Michael Riesterer und Haluk Kocal. Eine genaue Todesursache konnte die Kriminalpolizei nicht mehr mit Sicherheit feststellen. Die Kinder waren aber vermutlich unmittelbar nach ihrem Verschwinden erdrosselt und zuvor sexuell missbraucht worden.
Ein 38jähriger Mann stand wegen Tierquälerei im Verdacht, der Mörder der Kinder zu sein. Nach einem Gutachten von 1984 konnte ihm aber kein Bezug zu diesem Mordfall nachgewiesen werden. Somit gilt der Fall auch heute noch als einer der ungeklärten Kindermorde von Hamburg.


Von dem damals beobachteten Mann, der mit den zwei Jungen an der Reitdeicher Schleuse angelte, wurde nun ein Phantombild erstellt. Die Personenbeschreibung stimmt mit der Beschreibung des Mannes vom Parkplatz Boberger Dünen überein.
Diese Person konnte wie folgt beschrieben werden:
männlich, ca. 30 Jahre alt, 180-185 cm groß, normale Figur, dunkles Haar im Nacken rund geschnitten.
Es besteht Grund zur Annahme, daß der Täter aus dem Bereich der damaligen Hamburger Pädophilen Szene kommt. Daher ermitteln die Staatsanwaltschaft Hamburg und Polizei Hamburg unter anderem auch in diesem Bereich. Die Staatsanwaltschaft Hamburg hat für sachdienliche Hinweise, die zur Ermittlung des Täters führen, 3.000 Euro ausgelobt.

Kempten. Die 13jährige Schülerin Sonja Hurler aus Kempten besucht am 5. Juli 1981 das Stadtfest in Kempten. Abends will sie zu ihrer Oma gehen, wo sie aber nie ankommt. Erst im Oktober wird ihre Leiche unter einem Feldstadel im Stadtteil Heiligkreuz gefunden. Der Fall ist nicht zu klären, steht im Jahr 2003 aber wieder im Mittelpunkt der Polizeiarbeit. Unter Verdacht stehen nach wie vor zur Tatzeit Jugendliche aus dem angrenzenden Stadtteil Thingers. Manche leben nicht mehr, andere halten sich irgendwo im Ausland auf. Doch auch die Akten dieses Verbrechens, sagt Kripo-Mann Bernhard, würden nie geschlossen: Mord verjährt nicht.


Bad Segeberg. Am Morgen des 9. Juli 1981, gegen 5 Uhr, hörte ein Mann auf dem Weg zur Arbeit Hundegebell und fand daraufhin auf einer kleinen Holzbrücke über die Trave die 16jährige Catarina Wodarz - erschossen. Daneben befand sich der Hund und ihr Fahrrad. Catarina war aus dem elterlichen Forsthaus in Wahlstedt geschlichen und wollte vermutlich zum nahegelegenen Ihlsee. Bis heute ist der Todesschütze und das Motiv unbekannt. Lediglich ein Holzkreuz auf der Brücke erinnert an die grausame Tat.


Frankfurt am Main, 4. August 1981. Spätabends klingelt in Rheinau bei Dr. Karl-Heinz Welsche (43) das Telefon. Eine Frau sei auf einem Rheinschiff in der Nähe schwer erkrankt. Der Allgemeinmediziner fährt los. Der Notfall war vorgetäuscht. Karl-Heinz Welsche kehrt nicht nach Hause zurück. Am folgenden Morgen der nächste Anruf. Ein Unbekannter fordert 500.000 Mark Lösegeld. Welsches Ehefrau, die noch in der Nacht die Polizei eingeschaltet hatte, fährt mit dem Geld zu einem Treffpunkt. Sie soll weitere Anweisungen erhalten, doch die Entführer haben keine hinterlegt. Am 11. August, Karl-Heinz Welsches 43. Geburtstag, appelliert seine Frau im ZDF an die Entführer. Am selben Abend bekommt sie einen Anruf von den Tätern: Ihr Mann sei tot. Zwei Tage später wird seine Leiche gefunden. Im Kofferraum seines Wagens, der mit gestohlenem Kennzeichen beim Frankfurter Bahnhof abgestellt war. Die Untersuchungen ergaben, daß Welsche bereits in der Entführungsnacht erschossen worden war. Es haben sich dann eine Reihe Spuren aufgetan, so die Polizei. Da war z.B. eine Patronenhülse, die aus einer spanischen Pistole abgefeuert worden sein musste. Da war ein Mercedes, der in der Entführungsnacht aufgefallen war. Letztendlich kam nichts dabei heraus. 


Oldenburg. Markus Kern (4) ist ein uneheliches Kind von Monika Kern, damals wohnhaft in Oldenburg-Kreyenbrück. Die Mutter wollte wohl das Kind loswerden. Fest steht bis heute, daß die damals 9jährige Cousine sein Martyrium miterlebt und die Mutter beobachtet hat. So hat sie auch gesehen wie die Mutter den Jungen ein paar Wochen zuvor mit Fleckenwasser in seiner Milch vergiften wollte. Die Cousine konnte die Mixtur rechtzeitig verschwinden lassen. Am 19. August 1981 fährt Monika Kern mit dem 4jährigen auf dem Fahrrad zu einem entlegenen Waldstück an einem Bahndamm. Die Cousine wird unfreiwillig Zeuge dieser Szene, hatte sie doch gerade mit Markus bis eben gespielt. Neugierig radelt sie hinter den beiden her. Dort sieht sie, wie die Mutter den Sohn mit einer Strumpfhose erdrosselt. Gelähmt vor Schreck harrt sie in ihrem Versteck aus und wird von der Mutter gefunden.
Sie packt das Kind: Sag bloß niemals jemandem etwas davon, sonst ergeht es dir wie dem Markus!
Die Cousine zog sich darauf verstört zurück und lebte in Angst und Schrecken. Erst im Erwachsenenalter rafft sie sich dazu auf, der Polizei alles zu erzählen. Als sie im Jahr 2007 mit der Polizei erneut den Tatort aufsucht, fällt ihr ein, daß ein damals 14jahriger ebenfalls etwas gesehen haben müsste. Der Zeugenaussage dieses Jungen wird keine Bedeutung beigemessen, weil die Polizei davon ausging, daß Markus am Abend zu Tode gekommen ist. Nun kommt allerdings heraus, daß der Junge bereits am Nachmittag getötet wurde. Monika Kern - nach dem Tod von Markus zog die Familie nach Süddeutschland - wird darauf in ihrer Wohnung in Trossingen verhaftet. Aus Mangel an Beweisen kommt sie aber wieder frei. Die heute 36jährige ist felsenfest davon überzeugt, daß Monika Kern ihren Sohn umgebracht hat.


Basel (Schweiz). Der Elektriker Georg Heckendorn (50) verlässt am 24. August 1981 um 13 Uhr das elterliche Haus in Riehen bei Basel (Schweiz), wo er wie jeden Tag zu Mittag gegessen hatte. Dieser Tag würde etwas anders verlaufen, sagte er zu seiner Mutter, er müsste länger arbeiten und wäre wohl erst spät abends daheim. Georg wohnte nämlich immer noch zuhause.
Georg Heckendorn ist unverheiratet. Er führt ein unscheinbares Leben - und trägt doch ein Geheimnis mit sich herum. Er hegt nämlich homophile Neigungen, die er versuchte, möglichst unentdeckt zu lassen. Latent homosexuell würde man heutzutage sagen. 
An diesem 24. August, einem Montag, hebt Heckendorn von seinem Postscheckkonto Post 2.000 Franken ab, so wie er es stets am Monatsende tut. Er führt zwei Portemonnaies mit sich, in dem einen bewahrte er die großen Geldbeträge auf (hier legt er die 20 Hunderter hinein), in dem anderen das wenige Geld für jeden Tag. Auf der Arbeit fällt seinen Kollegen an diesem Tag zweierlei an Heckendorn auf: Erstens, daß er schicker angezogen ist als sonst. Zweitens, daß er seinen VW-Campingbus dabei hat. Auf die hämischen Sprüche seiner Kollegen achtet Georg nicht.
Nach der Arbeit steigt Heckendorn in seinen VW-Bus, fährt nach Kilchberg am Zürichsee. Rund eineinhalb Stunden braucht er für die 100 Kilometer lange Strecke. Die Autobahn A3 durch den Bözberg gibt es damals noch nicht. In Kilchberg trifft er seinen Freund Peter, einen knapp 17jährigen, der früher in Riehen gewohnt hat. Georg Heckendorn ist so etwas wie ein väterlicher Freund für ihn. Auch diese Eigenschaft passt oft zu homosexuellen Menschen. Die beiden besprechen eine Reise nach Kanada und Alaska, die Georg im Jahr darauf mit Peter machen will. Dieser reagiert zurückhaltend, weil er seit kurzem eine Freundin hat. Georg fürchtet die Zuwendung von Peter zu verlieren.
Kurz vor 22 Uhr verabschieden sich die beiden vor einem Restaurant. Georg steckt dem jungen Mann noch etwas Geld zu. Während Peter auf seinem Mofa davonfährt, steigt Heckendorn in seinen VW-Bus und fährt ebenfalls los. Auf dem Autobahn-Rastplatz in Mumpf - auf der anderen Rheinseite ist der deutsche Kurort Bad Säckingen - hält er an. Es ist kurz nach 23 Uhr.
Ob Heckendorn anhielt, weil er sich hier verabredet hatte - der Parkplatz ist als Kontaktstelle für homosexuelle Beziehungen bekannt - oder ob der Stopp eher zufällig war, ist bis heute unklar.
Ein unbekannter Mann nähert sich auf der Beifahrerseite dem Bus, zückt eine Pistole, drückt ab. Einmal, zweimal. Glas splittert. Sein Komplize öffnet die Fahrertür, Georg Heckendorn fällt blutüberströmt hinaus. Auch der schießt auf Georg. Dann schleppen die Täter den 50jährigen in das Gebüsch neben dem Parkplatz und lassen ihn dort liegen. Einer Täter zieht Georg das Portemonnaie aus der rechten Gesäßtasche. Die Geldbörse mit den 2.000 Franken finden sie nicht.
Am nächsten Morgen entdeckt ein Autofahrer den Bus, sieht die zerborstene Scheibe und entdeckt erst das Blut am Boden. Dann folgt er der Blutspur zum Gebüsch. Dort liegt Georg Heckendorn mit mehreren Einschüssen in Kopf und Oberkörper. Die Kantonspolizei Baselland, die damals verkehrspolizeilich für den Autobahnabschnitt zuständig ist, stellt schnell fest: Das ist kein natürlicher Todesfall. Es ist ein Raubmord. Man nimmt an, daß Georg Heckendorn ein Zufallsopfer wurde, weil er der einzige gewesen ist, der dort auf dem Parkplartz angehalten hat.
Die Ermittler wenden sich an Aktenzeichen XY... ungelöst. Am 11. Dezember 1981 wird der Beitrag ausgestrahlt. Konrad Toenz präsentiert im Aufnahmestudio Zürich eine spezielle Schildmütze. Blau-weiss gesprenkelt, grüner Schild, Größe 58, wenig gewaschen mit Firmenaufdruck. Sie gehörte nicht Georg Heckendorn, wohl eher einem der Täter. Von dieser Mütze wurden nur wenige hergestellt und als Werbegeschenk abgegeben. Sie wurde auf dem Rastplatz in der Nähe des Campingbusses gefunden. Denn ein anderer Autofahrer sah kurz zuvor zwei Anhalter rund einen Kilometer vom Rastplatz entfernt. Die typische Beschreibung der beiden passt genau ins Bild der 80er Jahre: ca. 20 bis 25 Jahre alt, 1,80 Meter groß und schlank, schulterlange, blonde Haare. Sie trugen Blue Jeans, bunte Hemden und hatten Tramperrucksäcke in orange und blau dabei. Einer habe einen blonden Vollbart gehabt. 
Konrad Toenz zeigt einen weiteren Gegenstand, der ebenfall nicht Georg Heckendorn gehörte. Ein blauer Kugelschreiber, der in der Jackentasche von Georg Heckendorn steckte. Auf dem Kugelschreiber ist ein J eingeritzt.
Konrad Toenz spricht die weiteren Habseligkeiten von Georg Heckendorn an. Das Portemonnaie mit dem auffälligen Ornament einer Moschee, das dem Toten gestohlen wurde und spricht vom Inhalt: Bargeld, Identitätskarte, Jahreskarte für den Basler Zoo. Die Staatsanwaltschaft setzte eine Belohnung von 20.000 Franken aus.
Doch es gehen kaum Hinweise ein. Nach rund einem Jahr werden die Ermittlungen zurückgefahren. Man habe in solchen Fällen die Ermittlungen jeweils dann wieder aufgenommen, wenn es neue Hinweise gab. Diese gab es im Fall von Georg Heckendorn nicht.


Verden. Heidi Mente (29) lebte mit ihrem Freund in einem kleinen Bauernhaus bei Fallingbostel. Er war arbeitslos und sie verdiente ihr Geld als Prostituierte in einem Wohnmobil, welches immer an der Autobahn 27 vier Kilometer vor der Autobahnauffahrt Verden-Nord stand. Am Tattag, dem 3. September 1981, wurde ihr Wohnmobil auf einem Parkplatz sieben Kilometer entfernt bei Verden-Ost vorgefunden. Sie war mit Mullbinden gefesselt - es wird davon ausgegangen, daß dies vor ihrem Tod und im Einvernehmen geschah. Der Tod war durch Erdrosseln herbeigeführt worden.


Lübeck. Es war ein Abend im September 1981. Im Fernsehen wurde ein Fußball-Länderspiel zwischen Deutschland und Polen übertragen. Aus der Wohnung von Gisela B. (65) in der Lübecker Krähenstraße 34 seien polternde Geräusche gekommen, berichteten Nachbarn später, wie das Landeskriminalamt (LKA) Schleswig-Holstein ausführt. Zu diesem Zeitpunkt schreckte das jedoch niemanden auf. Das Haus war insgesamt sehr hellhörig.
Am nächsten Morgen bemerkten Anwohner die aufgebrochene Wohnungstür und alarmierten die Polizei. Doch für Gisela B. war das zu spät. Am Morgen des 3. September 1981 fanden Beamten Gisela B. unbekleidet und erdrosselt auf dem Bett ihres Schlafzimmers. Die Wohnungstür wies Einbruchsspuren auf. Es fehlten Schmuck und Bargeld. Sowohl ein Raubmord als auch ein Sexualmord sind nicht auszuschließen. Anhand von Zeugenaussagen und kriminaltechnischen Untersuchungen konnte die Tatzeit auf Mittwoch, 2. September 1981, zwischen 19 Uhr und 20.30 Uhr eingegrenzt werden. Wer Gisela B. getötet hat, konnte jedoch nie ermittelt werden.
Gisela B. galt - laut LKA - als offen, lebenslustig und sehr gepflegt. Sie verbrachte viel Zeit in ihren Stammlokalen, wo sie dafür bekannt war, dass sie auch flüchtige Bekanntschaften mit in ihre Wohnung nahm und dort bewirtete. Ein erster Tatverdacht gegen den 20 Jahre jüngeren Exfreund von Gisela B. erhärtete sich nicht.
Die Cold Case Unit wendet sich nun mit folgenden Fragen an die Öffentlichkeit:
Gibt es noch Kontaktpersonen, die Gisela B. kannten, die nach der Tat im Jahr 1981 und bis heute nicht zum Tatopfer oder zum Mord befragt wurden?
In welchen Bars hielt sich Gisela B. auf? Bereits bekannt sind Rathaushof, Kachelofen, Gartenzwerg, Old Inn, Why Not?, Jägerklause, Wienerwald, Mühlenberg, Schiffergesellschaft, Herzbube.
Wer war in den oben genannten Lokalitäten Stammgast?
Wer kann Angaben zu weiteren Kontaktpersonen machen?
Wer hat Gisela B. am Nachmittag bzw. am Abend des 2. September 1981 gesehen? War sie in Begleitung?
Gab es im Bereich Krähenstraße/An der Mauer/Krähenteich 1981 auffällige Personen? Kam es in diesem Bereich 1981 und davor zu Sexualstraftaten?
Nach Angaben von Zeugen ist bekannt, daß das Opfer im Besitz einer Kette mit einer durchbohrten Dollarmünze war. Diese Kette ist am Tatort nicht aufgefunden worden. Wer kann Angaben zum Verbleib der Kette machen? Ist diese möglicherweise in An- und Verkauf-Geschäften oder auf Flohmärkten veräußert worden?
Gisela B. zog Anfang 1980 von der Krähenstraße 1-3 in die Krähenstraße 34. Welches Umzugsunternehmen half hierbei?
Sachdienliche Hinweise nehmen die Ermittler unter folgender Telefonnummer entgegen: (0431) 16042856.


Calenzano (Italien). Am 23. Oktober 1981 tötet der Mörder die 24jährige Susanna Cambi und ihren 26jährigen Freund Stefano Baldi in ihrem Volkswagen Golf bei Calenzano. Sie wurden durch die Frontscheibe durch mehrere Schüsse getroffen und waren noch am Leben, als der Täter mehrmals auf sie einstach. Auch Susannas Schambereich wurde verstümmelt. Dieser Doppelmord gehört zu einer Serie des Monsters von Florenz.


Gerolstein. Es ist ein Samstagnachmittag im 20. Februar 1982, als ein Fossiliensammler in einer unweit des Gerolsteiner Brunnens gelegenen Sand- und Lavagrube eine grausame Entdeckung macht. Nur wenige Meter von der K 33 entfernt liegt der Leichnam eines unbekannten Mannes. Die Leichenstarre war eingetreten, und auf dem linken Oberschenkel waren deutlich erkennbare Leichenflecken zu sehen, erinnert sich Hans-Jürgen Fuhrmann, der damals als erster Polizist am Tatort war. Oberkörper und Kopf des Toten sind so verbrannt, daß das Opfer - trotz einiger persönlicher Gegenstände - zunächst nicht eindeutig identifiziert werden kann. Erst nach einem Abgleich des Zahnstatus steht zweifelsfrei fest, daß es sich bei dem Toten um den 19jährigen Gerolsteiner Ulrich Oehms handelt. Bei der Obduktion stellen die Ärzte fest, daß der Schildknorpel gebrochen ist. Wurde Oehms gewürgt? Oder bekam er einen Schlag auf den Hals? Und war das auch die Todesursache? Ulrich Oehms Leichnam wurde erst nach der Gewalttat zu der zwischen dem Gerolsteiner Industriegebiet und der Kasselburg gelegenen Lavagrube gebracht, mit einem Brandbeschleuniger übergossen und angezündet.
Der 19jährige lebt im Februar 1982 noch bei seinem Vater in Gerolstein. Ulli, wie ihn alle nennen, hat noch fünf Geschwister, die Mutter ist schon tot. Oehms arbeitet in einer Isolierbaufirma, die allerdings in diesen Wintertagen viele Arbeiter vorübergehend entlassen hat. Ulrich Oehms gehört dazu. In seiner Freizeit kickt er in der ersten und zweiten Mannschaft des SV Gerolstein. Er habe etliche Bekannte gehabt, sagen die Ermittler heute, aber keine engen Freunde. Er war eher ein Einzelgänger. Zwei Tage bevor Ulrich Oehms Leichnam entdeckt wird, ist Weiberdonnerstag. Der 19jährige Junggeselle ist mittags in einer Kneipe, abends auf einer Tanzveranstaltung im Nachbarort Pelm. Ein Bekannter nimmt Oehms gegen 3.00 Uhr morgens mit nach Gerolstein, lässt ihn am Stadtrand an einer Tankstelle aussteigen. Wo Ulrich Oehms in dieser Nacht schläft, ist unklar. Nach Angaben seines Vaters jedenfalls nicht zu Hause, sagt Mordermittler Christian Soulier, und um draußen zu schlafen, war es zu kalt. 


Am Freitag wird Ulrich Oehms in Gerolstein noch mehrmals gesehen, das letzte Mal am Nachmittag gegen 17.00 Uhr vor der Kreissparkasse in der Bahnhofstaße (heute Hauptstraße). An Oehms Seite damals: ein unbekannter junger Mann Mitte 20. Der Mann war schlank, etwa 1,80 Meter groß, mittelblond mit einer Dauerwelle und hatte eine spitze Nase, sagt Julia Fuhs, eine Trierer Kriminaloberkommissarin. Gelingt es, den Unbekannten zu identifizieren, könnte dies die Ermittler einen entscheidenden Schritt voranbringen. Das war eher ein Unfall, dem ein Streit vorausgegangen ist, meint der längst pensionierte Polizist. Warum sollte man jemanden anzünden, wenn dem Ganzen nicht ein Verbrechen vorausgegangen ist? wendet dagegen Chef-Ermittler Christian Soulier ein. Fakt ist aber auch, daß der Leichnam nur teilweise verbrannt ist. Ging dem oder den Täter(n) der Brennstoff aus? Oder wurden sie in der Nacht gestört? Für Hinweise zum Gewaltverbrechen an Ulrich Oehms hat die Trierer Kriminalpolizei eine Belohnung von 5.000 Euro ausgesetzt.


Gettnau (Schweiz). Der nächste Fall ist bis heute ungeklärt, der Mörder nie gefunden worden. Der passionierte Jäger Emmenegger jedoch hat die Hoffnung nie aufgegeben, daß der Mörder, falls er heute noch lebt, reinen Tisch macht und auspackt. Eindringlich legt er ihm nahe, über seine Tat Rechenschaft abzulegen und in seinem Innersten aufzuräumen: Ich kann mir nicht vorstellen, daß ein Mensch, der eine solche Tat auf dem Gewissen hat, seine Ruhe findet.
Emmenegger steht vor dem Schulhaus in Gettnau. Hier machte sich die achtjährige Rebecca Bieri am Samstag, dem 20. März 1982, um halb zwölf Uhr auf den Heimweg. Es hat kräftig geschneit, sagt Emmenegger.
Gettnau ist eine kleine, abgelegene Gemeinde im Luzerner Hinterland. Rebeccas Eltern sind Bauern, wie die meisten Einwohner hier. Rebeccas Schulweg ist rund zwei Kilometer lang.
Nach dem Unterricht geht das Mädchen an der Dorfkirche vorbei. Sie wechselt auf die andere Straßenseite, wo die Kühbergstraße beginnt, die in die Hügel führt, hinauf zum Hof der Bieris.
Ein Anwohner hat das Kind noch auf halbem Weg gesehen - etwa 600 Meter von zu Hause muss der Entführer Rebecca gepackt haben. Auf dem Hof der Familie kommt sie nie an. Die Eltern sind an jenem Tag zu Besuch in der Rekrutenschule ihres älteren Sohnes in Luzern. Die Geschwister schlagen Alarm. Wo ist Rebecca? 
Am Sonntag, dem Tag nach ihrem Verschwinden, finden Kinder ihren Schulranzen in Rohr in einem Bachbett bei Aarau. Darin verpackt sind ihre Kleider. Daraus schliessen die Ermittler: Rebecca ist entführt worden und fiel wahrscheinlich einem Sexualverbrechen zum Opfer.
Erst ein halbes Jahr später wird die Vermutung zur schrecklichen Gewissheit: Rebecca ist tot. Ihr Skelett liegt in einem Waldstück in Niederbipp (zwischen Bern und Zürich).
Was mit dem Mädchen genau geschehen ist, wie es entführt wurde und ums Leben kam, kann Josef Emmenegger nur vermuten. Ein Zeuge hatte an jenem Samstagmittag gesehen, wie ein weißer Mercedes mit Zürcher Kennzeichen um die Mittagszeit die Kühbergstraße hinauf- und wieder zurückfuhr. Kurz darauf sei der Wagen in die Hauptstraße eingebogen. Das Auto war dem Beobachter aufgefallen, weil damals in dieser Gegend nicht alle Tage ein Mercedes mit Zürcher Kennzeichen vorbeifuhr. Personen konnte der Zeuge jedoch nicht erkennen, ein Mädchen oder Kind hatte er nicht wahrgenommen, sagt Emmenegger.
Der Kriminalist hält die Aussage für glaubwürdig. Noch heute ist er überzeugt, daß der Mörder den Mercedes steuerte. 1.090 weiße Fahrzeuge dieser Marke mit Zürcher Kennzeichen wurden in den Monaten danach untersucht. Wir versuchten alles, um den Täter zu überführen, befragten rund 700 Personen, erinnert sich Emmenegger. Er ist sicher: Mit der heutigen DNA-Spurensuche hätte man ihn wohl gefasst.
Es sei durchaus möglich, daß die Ermittler damals sogar das Auto des Täters gefunden und untersucht haben. Die damaligen Methoden der Spurensicherung hätten aber nicht mehr zu einem Beweis führen können. Eine gründliche Reinigung des Autos wäre zur Beseitigung von Spuren ausreichend gewesen.
Auf den Mercedes-Fahrer weisen auch weitere Umstände hin: Am Tag der Entführung lag ein wenig Schnee, und an einer Stelle, wo die Straße zu Rebeccas Elternhaus von dichtem Wald gesäumt ist, gab es Spuren eines Autoreifens. Dort fühlte sich der Täter einen Augenblick sicher und unbeobachtet, glaubt Emmenegger. Er könnte das Kind in sein Auto gezerrt haben und zusammen mit ihr weggefahren sein. Vielleicht habe er es auch in den Kofferraum gesperrt.
Emmenegger vermutet, daß der Täter zunächst auf der Hauptstraße Richtung Bernbiet fuhr und das Kind am späteren Fundort in Niederbipp getötet hat. Später sei er auf der Autobahn zurück Richtung Zürich gefahren. Bei Aarau habe er dann abseits der Straße Rebeccas Schulranzen mit ihren Kleidern fortgeworfen. Aber das alles sind nur Hypothesen, betont der frühere Kriminalpolizist. Mit Sicherheit wissen wir das nicht.


Montespertoli (Italien). Am 19. Juni 1982 werden der 22jährige Paolo Mainardi und seine 20jährige Freundin Antonella Migliorini in ihrem Fiat 147 bei Montespertoli erschossen. Dieser Doppelmord gehört zu einer Serie des Monsters von Florenz.

Unteraltertheim? Womit hatte sich der gutmütige Fritz Schmidt einen Todfeind gemacht? In einer schwülen Julinacht zum 5. Juli 1982 muss sein Mörder fürchterlich in Rage gewesen sein. Mehr als 30 Mal stach er mit einer 13 Zentimeter langen Klinge auf Schmidt ein. Der 26jährige Maurer versuchte, die Waffe abzuwehren, die ihn am Körper, an Armen, Beinen und Füßen traf. Weit verteilte Blutspuren auf dem Flurweg und einem Kanaldeckel zeugten davon, wie der Täter wild auf den Niedersinkenden einstach. Dann entkam er unerkannt. Nur ein blutiger Schuhabdruck blieb zurück. Fritz Schmidt starb am Schock und dem Blutverlust. Der Fall beschäftigt das 1.200 Einwohner zählende Dorf zwischen Würzburg und Tauberbischofsheim bis heute. Und noch immer gibt der Mord altgedienten Ermittlern wie Martin Hinterseer Rätsel auf. Warum hat - obwohl es schwül war und viele Menschen bei offenem Fenster schliefen - keiner etwas gehört von dem Kampf? fragt er sich. Der Täter ging ein hohes Risiko ein. Auf dem Fußweg, neben dem Schmidts Leiche gefunden wurde, waren in der Nacht Heimkehrer vom Feuerwehrfest aus dem benachbarten Steinbach unterwegs.
Nachts saß Schmidt mit seiner Frau Carmen beim Abendbrot, die beiden schauten ein wenig fern. Gegen 22.45 Uhr soll Schmidt ihr angesichts des schwülen Wetters vorgeschlagen haben: Wir machen noch einen Spaziergang. Im Neubaugebiet war es dunkel, gemächlich wanderte das Paar in Richtung Ortskern, wo die Beleuchtung besser war. Dort hat ein Zeuge Fritz Schmidt mit Carmen letztmals lebend gesehen. Kurz darauf (gegen 23 Uhr) soll der zu seiner Frau gesagt haben: Geh heim! Ich muss noch was besorgen. Während sie umkehrte, ging er weiter in Richtung Ortsausgang nach Unteraltertheim. Seine Frau wartete zu Hause. Fritz Schmidt kam nicht. Die Schwangere schlief ein, erwachte gegen 1 Uhr morgens: Noch immer war der Gatte nicht zurück. Sie ging hinunter ins Dorf, traf ihn nicht an. Auch in der Gaststätte, in der sie arbeitete, war keiner mehr. Verzweifelt lief sie heim, kam morgens dorthin zurück, um Fritz vermisst zu melden. Da wurde gerade seine Leiche am Ortsausgang gefunden, notdürftig versteckt hinter einem Holzstapel am Rand des Weges. Die Mordwaffe fand die Kripo nicht. Der blutige Schuhabdruck am Tatort half nicht weiter, ebenso wenig die Erwähnung, dass Schmidts Zigaretten, Feuerzeug und ein 50-Mark-Schein verschwunden waren, den er eingesteckt hatte.
Die Ermittler fragen sich bis heute: Wen hoffte er, dort auf dem Weg am Ortsrand in der Kleingartenkolonie zu treffen? Oder stieß er zufällig auf seinen Mörder? Ermittlungen ergaben, dass er im Haus von Bekannten, das nahe dem Tatort lag, eine Feuerstelle gemauert hatte. Wollte er dorthin? Oder zum Schrebergarten seiner Eltern, der nur 200 Meter entfernt lag? Es ist uns ein Rätsel, was er zu dieser nachtschlafenden Zeit da suchte, betont Hinterseer. Aufgrund des Obduktionsergebnisses muss sich der Getötete gegen den überraschenden Messerangriff sehr heftig zur Wehr gesetzt haben. Der Täter könnte dabei Verletzungen davongetragen haben. Sicher ist, dass seine Kleidung mit Blut beschmutzt wurde.


Hamburg. Donnerstag, der 15. Juli 1982. Jutta Viets (32) wurde an jenem Tag von einer ehemaligen Kollegin zur 10jährigen Betriebszugehörigkeit zu einer Barkassenfahrt im Hamburger Hafen eingeladen. Gegen 22.30 Uhr kam die fröhliche Gesellschaft von dieser Schiffstour wieder an der Landungsbrücke Am Baumwall zurück. Da sie ihren damaligen Freund gegen 23.00 Uhr immer noch nicht angerufen hatte, setzte sich dieser in sein Fahrzeug und fuhr von Hamburg-Bahrenfeld in Richtung Hafen, um sie abzuholen. Sie ging aber noch in der Nähe vom Dammtor Bahnhof Hamburg in ein ihr bekanntes Bierlokal, von wo sie möglicherweise auch versuchte, ihren Freund telefonisch zu kontaktieren. Ihr Freund glaubte jedoch, daß sie sich bereits auf den Weg nach Hause in Richtung Eppendorf aufgemacht hatte und begab sich folglich in diesen Ortsteil. Sie verließ die Gastwirtschaft aber erst um 0.30 Uhr und brach dann zu ihrem Freund nach Bahrenfeld auf. Um 1.10 Uhr stand Jutta Viets in der Nähe seiner Wohnung in Bahrenfeld an einer hell erleuchtenden Kreuzung, um ihn bei seiner Heimkehr gleich zu sehen. Gegen 1.45 Uhr wurde sie dann allerdings vor einer Shell-Tankstelle, etwa 40 Meter von ihrem ersten Standort gesehen. Kurz nach 2.00 Uhr hielt ein Taxifahrer auf einem Parkstreifen in der Nähe der Shell-Tankstelle an, weil sein Fahrgast austreten musste. Dabei entdeckte er zufällig hinter einem Jägerzaun die Leiche von Jutta Viets. Juttas Freund hatte mehrere Stunden vergeblich vor ihrer Wohnung im Eppendorfer Viertel gewartet und machte sich um etwa 2.45 Uhr auf den Rückweg nach Bahrenfeld. Die junge Frau wurde vergewaltigt und erwürgt, ihr Körper lag in einem Gebüsch hinter dem Zaun versteckt. Der Täter versuchte, die Leiche mit Erde und Zweigen zu verdecken. Laut Kripo ein Indiz dafür, dass der Täter sein Opfer möglicherweise kannte.


Oberriet (Schweiz).  Was in den letzten Tagen des Juli 1982 als mehrtägige Fahrradtour begann, endete in einem der aufsehenerregendsten Verbrechen der Ostschweiz. Der Doppelmord, dem die 17jährige Brigitte Meier und die 15jährige Karin Gattiker zum Opfer fielen, beschäftigt bis heute. Was genau mit den beiden Teenagern aus Goldach geschah, ist ungeklärt. Fest steht aber: Am Samstag, 31. Juli 1982, wurden Karin Gattiker und Brigitte Meier zum letzten Mal lebend gesehen.
Karin Gattiker, damals 15 Jahre alt, und ihre 17jährige Freundin Brigitte Meier wollten auf einer dreitägigen Fahrradtour die Ostschweiz erkunden. Am ersten Tag der Reise führte sie der Weg über St. Gallen nach Herisau, wo die beiden Teenager die Großmutter von Karin Gattiker besuchten. Dieser berichten die Mädchen von einem Mann, der ein Foto von ihnen geschossen habe. Bis heute ist der Fotograf unbekannt, er hat nie auf Aufrufe der Polizei reagiert. Die Nacht verbrachten Gattiker und Meier in der Jugendherberge in Schwende. Am nächsten Tag brachen sie zu einer Tour durch das Appenzellerland auf. Sie wurden im Laufe des Tages dabei beobachtet, wie sie am Ufer der Sitter kochten und ihre Kleider wuschen. Tags darauf stand bereits die Rückreise auf dem Programm. Karin Gattiker und Brigitte Meier wollten über das Rheintal nach Goldach zurückkehren. Sie fragten in der Jugendherberge Schwende nach der besten Route und bekamen den Weg über Eggerstanden und Oberriet empfohlen. Am Mittag werden sie zum letzten Mal von einem Autofahrer lebend gesehen. Sie seien an einer Kreuzung gestanden, schienen sich verirrt zu haben. Der Autofahrer nahm am Abend denselben Weg zurück und fand die beiden Fahrräder der Mädchen an dieser Kreuzung stehen. Von den Mädchen fehlte aber jede Spur. Am Abend - als die Mädchen nicht zu Hause in Goldach ankamen - wurden sie bei der Polizei als vermisst gemeldet.
Zu Anfang ging die Polizei nicht von einem Verbrechen aus. Eine Theorie lautete, daß die Mädchen vor einem Gewitter Schutz gesucht hatten und dann verunfallt waren. Als eine Flugblattaktion in Oberriet keinen Erfolg brachte, wurde eine großangelegte Suche eingeleitet. Etwa 50 Polizisten wurden mobilisiert; der Einsatz galt als bis anhin größte Suchaktion in der Geschichte der St. Galler Polizei.
Am 9. August 1982 sprach der Goldacher Gemeindepräsident Hans Huber erstmals öffentlich davon, daß von einem Verbrechen ausgegangen werde und nicht mehr von einem Vermisstenfall. Die Suchaktion ging weiter, die Goldacher Feuerwehr wurde beigezogen, 150 Personen waren im Einsatz. Doch Brigitte Meier und Karin Gattiker blieben verschwunden. Die Suchaktion wurde erfolglos beendet.
Der 2. Oktober 1982 - neun Wochen nach dem Verschwinden der Mädchen - brachte Gewissheit: Brigitte Meiers Leiche wurde nahe der Kristallhöhle gefunden. Sie lag am Fuße eines steilen Abhangs. Karin Gattiker wurde in einer kleinen Höhle etwa 25 Meter vom Fundort Meiers entfernt gefunden. Gattikers Leiche lag auf Steinen und wirkte fast so, als ob sie aufgebahrt worden sei. Entdeckt hatte sie ein Wanderer, dem starker Verwesungsgeruch aufgefallen war. Die Todesursache bleibt unbekannt, zu weit war die Verwesung an beiden Körpern fortgeschritten. Fest steht, daß Brigitte Meiers Schädel eine Fraktur aufwies. Ob diese zum Tod geführt hat oder ob sie beim Sturz den Abhang hinunter entstanden ist, bleibt ungewiss. Von einem Gewaltverbrechen wird aber ausgegangen, da die Opfer sorgfältig bei der Kristallhöhle versteckt worden waren. Spuren gab es keine, Zeugen meldeten sich kaum. Der Mörder der beiden Mädchen wurde nie gefasst.


Weiden. Es ist der 22. August 1982, ein warmer Sonntagmittag. In einem Waldstück bei Weiden in der Oberpfalz finden Barbara B. und ihr Mann Johann aus Bechtsrieth beim Preiselbeersammeln eine Leiche. In der Grube eines entwurzelten Baumes entdecken sie die Überreste von Walter Klankermeier, die Nummer Eins im Weidener Rotlichtmileu. Nicht die Kugel, die seinen rechten Herzbeutel durchbohrte, sondern die mehr als 30.000 Mark teure Rolex wird den Ermittlern später den Todeszeitpunkt verraten. Eben jene Rolex, die der 42jährige am Abend des 14. Juni 1982 am Handgelenk trägt, als er das letzte Mal gesehen wird. An diesem Abend klingelt das Telefon des Nachtclub-Königs in seinem Pilspub Tiffany in der Judengasse. Zum Beispiel denkt er an die Nacht im Juni zurück, in der Walter Klankermeier spurlos verschwand. Die Straßen waren menschenleer. Alle saßen vor den Fernsehern. Die Fußballweltmeisterschaft hatte gerade begonnen. Es war der 14. Juni 1982, als eine Zeugin Klankermeier das letzte Mal gesehen haben will: Er sei mit einem Unbekannten herumspaziert. Der Begleiter konnte nie ermittelt werden. Ich ahnte gleich, daß da etwas passiert sein musste. Ein Blick in die Luxus-Wohnung Klankermeiers oberhalb seiner Discothek in der Judengasse 4 genügte dem damaligen Hausanwalt. Da lagen die Tageseinnahmen offen herum. Viele Scheine. Vermutlich so um die 1800 Mark. Mit dem Leichenfund in der Gaislohe, einem Waldstück zwischen Bechtsrieth und Schirmitz, begann ein bundesweiter Medien-Rummel, der letztlich nicht zur Ergreifung des oder der Täter führte.


Edt/Lambach (Österreich). Einer der extrem seltenen Morde an Kindern durch einen Fremdtäter in ereignete sich am 12. September 1982 in Edt bei Lambach: Andreas Pentz (12) wurde erstochen. Der Fall kam nie vor Gericht.
Andreas ist nie vergessen worden. Es war für uns Buben einfach entsetzlich, was damals passiert ist. Wir waren jahrelang in Angst, weil der Täter nie gefunden wurde, sagt ein ehemaliger Schulkamerad.
Andreas Pentz war am späten Nachmittag des 12. September 1982 in einem Wald bei Edt bei Lambach erstochen aufgefunden worden. Einen Tag später wurde die Leiche des Jungen gefunden: Zwei Reiter hatten das auffällige gelbe Zehngang-Fahrrad des Hauptschülers am Waldrand gesehen und dann die Leiche entdeckt. Die Obduktion durch Gerichtsmediziner ergab, daß Andreas Pentz durch fünf Stiche in die Brust getötet worden war. Die Tatwaffe - vermutlich ein spitzer Dreikantschaber - konnte nie gefunden werden.
Das Motiv der Tat war für die Ermittler zunächst völlig unklar: Dem Bub war lediglich eine relativ wertlose Digitaluhr der Marke Cronova gestohlen worden. Die Leiche war auch nicht entkleidet. Erste Vermutungen gingen in die Richtung, daß möglicherweise ein Gleichaltriger Andreas während eines Streites getötet haben könnte. Doch alle Ermittlungen verliefen ergebnislos.
Erst knapp zwei Jahre später ergab sich für die Kriminalisten der Verdacht, daß das Motiv bloße Lust am Töten war: Der für die Ermittler verdächtige Mann hatte zwei weitere Menschen in Oberösterreich ermordet und erhielt eine lebenslange Haftstrafe. In seiner Vorgeschichte fand sich ein ähnliches Delikt. Wir sind sicher, daß dieser Mann der Täter im Fall Andreas war. Der heute 82jährige lebt noch, gestand aber nie, sagt ein damaliger Ermittler.


Darmstadt. Am 19. September 1982 ist es der tote Bernd Michel (17) aus Darmstadt, der den Auffangrechen des dortigen Klärwerks blockiert.. Vermutlich hat Michel noch gelebt, als er in einen Kanalschacht geworfen wurde. Todesursache ist wahrscheinlich Ertrinken. Die Identifizierung der nahezu unkenntlichen, zwar bekleideten Leiche ist schwierig. Der junge Mann ist um die 17 Jahre alt und zeichnet sich durch einen deutlichen Überbiss aus. Er stammt aus dem Frankfurter Strichermilieu.

Stuttgart. 18. Oktober 1982. Der Postbeamte Jochen Schad (46) wird am Parkplatz beim Wildparkdreieck mit drei Schüssen in den Rücken aus einer Pistole getötet.

Fühlingen. An einem klirrendkalten Wintertag im Dezember 1982 wird der sechsjährige Hans Willi Eichen aus Chorweiler (nördlich von Köln) aus dem Fühlinger See im Naherholungsgebiet Fühlingen geborgen. Der Junge wurde Opfer eines Sexualmörders. Der Täter wurde nie gefasst. Aufgrund der Verletzungen, die der Täter dem Jungen beibrachte (siehe hierzu den Fall Tristan Brübach) wird auf einen Serienmörder getippt. Der Beweis steht aber noch aus.

Norderstedt. Am Dienstag, 25. Januar 1983, hat Georg Nochelski (64), der in Hamburg ein Ausrüstungshaus für Gaststätten und Kegelbahnen führt, vermutlich nach einem Telefonanruf sein Haus zwischen 11 und 11.30 Uhr überstürzt verlassen - bekleidet nur mit einem hellen Trenchcoat über seinem braunen Hausanzug. Auf dem Küchenherd hatte er noch vorher einen Topf mit Nudeln aufgesetzt - das gemeinsame Mittagsessen für sich und seine neunjährige Tochter, die er um 12 Uhr aus der Grundschule in Tangstedt abholen sollte. Eingeschaltet war auch die Sauna. Die Garagentür blieb offen, nachdem er mit seinem grünmetallic lackierten Mercedes 280 S mit dem Kennzeichen OD-DE 140 Tangstedt in unbekannter Richtung verlassen hat. Es ist nicht bekannt, wo sich Georg in der Zeit von 11 Uhr an aufgehalten hat. Am Abend meldete ihn seine Familie als vermisst. Tags darauf wurde sein Mercedes an einem einsaen Forstweg in Norderstedt aufgefunden - im Kofferraum der Leichnam von Georg Nochelski - mit zertrümmertem Schädel und drei Schusswunden. Zur Aufklärung des Falls ist eine Belohnung von 5.000 DM ausgesetzt.


Offenbach. Daniel Schaub (14) bewegte sich in der Frankfurter Stricherszene und prostituierte sich gelegentlich. Seit dem 25. Januar 1983 galt er als vermisst. Er war ein Mordopfer in der Kanalmorde-Serie. Knochen und Kleidungsstücke wurden in einem Nebenkanal des Entwässerungsnetzes gefunden.
Mitarbeiter des Stadtentwässerungsamtes hatten am 21. Juni bei Reinigungsarbeiten des Kanalnetzes festgestellt, daß sich in einem Nebenkanal Wasser staute. Da in dem Wasser ein Schuh schwamm, wurde die Polizei informiert. Nach Freilegung des Sickerwasserschachtes in 4,40 Metern Tiefe fand die Polizei am 14. Juli Knochen und Kleidungsstücke im Kanal. Die Polizei geht davon aus, daß es sich um den 14jährigen Jugendlichen handelt, der seit 1983 vermisst wird. Nach den Umständen vermuten die Ermittler, daß das Opfer in den Kanal gestoßen wurde.

Augsburg. Am 1. März 1983 hatte sich ein Unbekannter im Einfamilienhaus auf die Witwe Klara Amann (77) geworfen und sie mit den Fäusten erschlagen. Klara Amann war außerhalb Augsburgs Stadtgrenze ein Fall für die Landespolizei.


Stuttgart, Sonntag Abend 6. März 1983. Vielleicht hätte Meike Grotjahn an jenem Abend sitzen bleiben sollen auf ihrem Sofa. Sie hätte es sich gemütlich machen können. Aber Meike ist nicht sitzen geblieben. Sie ist aufgestanden und hat eine Freundin ins Konzert begleitet. Als Meike nach Hause kommt, liegt ein Zettel auf dem Tisch. Ich bin doch im Musicland (bis um Viertel nach Zehn). Der Zettel stammt von Sibylle, ihrer Jüngsten, die auch nicht auf dem Sofa in Stuttgart-Münster geblieben ist. Die 16jährige Gymnasiastin hat sich spontan mit einer Freundin in einer Discothek verabredet und ist in die Reinsburgstraße gefahren. Eigentlich ist die Schülerin sonntags am Abend meistens daheim, aber an diesem 6. März 1983 ist nichts wie sonst. Sibylle Grotjahn trifft sich mit Julia. Gegen 21.45 Uhr verlassen beide das Musicland, eine Viertelstunde später steigt die Pfarrerstochter am Rotebühlplatz in einen Wagen der Straßenbahnlinie 14. Um 22.25 Uhr verlässt sie die Straßenbahn in Münster. Noch 500 Meter bis nach Hause. Es vergehen wenige Minuten, bis es an der Wohnungstüre klingelt. Die Mutter öffnet, aber es ist nicht ihre Tochter...
Ihre Tochter ist tot. Oft sitzt Meike am Esstisch ihrer Stuttgarter Wohnung und grübelt über die Geschwindigkeit, mit der die Gegenwart im Verhältnis zur Vergangenheit vergeht. Das nennt man Zeit. Es ist viel Zeit vergangen, aber nicht genug Zeit, um das Unfassbare zu begreifen, um zu verstehen, warum Sibylle diesem Mann begegnen musste. Kaum ein Tag verstreicht, an dem sie nicht an ihre Tochter denkt. Immer wieder gehen ihr diese bohrenden Fragen durch den Kopf. Wer ist das gewesen? Und wie kann ein Mensch all die Jahre mit der Schuld leben? Keiner weiß, warum er Sibylle umgebracht hat. Sie war nicht aufreizend gekleidet, sie ist nicht missbraucht worden, der Täter hatte es auch nicht auf ihr Geld abgesehen. Neben dem toten Mädchen lag ihre unberührte Handtasche. Sie hatte 9,39 Mark bei sich, eine Schachtel Marlboro, zwei Französisch-Schulbücher, einen Labello-Stift. Dafür tötet man nicht. Es gibt kein Motiv, meint Kriminalhauptkommissar Hans-Peter Schühlen, der seit jenem Wahlsonntagabend zum Kreis der ermittelnden Kriminalbeamten gehört.
An jenem Märzabend trägt die Schülerin einen blauen Steppblouson, ein helles Sweatshirt, Bluejeans und flache, gelbe Halbschuhe. Der Abend im Musicland gibt nichts her, was den Ermittlern weiterhilft. Als Sibylle von der Diskothek mit der Straßenbahn nach Münster fährt, ist sie allein. Die Fahrgäste können sich nicht an einen Begleiter erinnern. Der Mörder ist ihr wahrscheinlich erst in Münster begegnet, irgendwo auf der steil ansteigenden Jagststraße, die weniger als dreihundert Meter entfernt ist von der Wohnung in der Enzstraße. Anwohner hören um 22.28 Uhr die Hilfeschreie eines Mädchens. Der Täter hält sich nicht lange auf mit Reden, er handelt. Zeugen sehen einen Mann rennen, schätzen ihn auf 20 Jahre. Er ist auffallend schlank, 1,70 Meter groß, hat dunkle, glatte, nackenlange Haare, er trägt eine schwarze Lederjacke. Ich schließe nicht aus, daß er aus Münster stammt, sagt Schühlen. Der Täter kannte sich aus im Ort, sonst wäre er nicht die Schussengasse hinuntergelaufen.
Von dort tun sich viele Fluchtwege auf. Während der Täter das Weite sucht, rennen Anwohner auf die Straße. Dort liegt Sibylle, blutüberströmt. Sie röchelt, kann nicht mehr sprechen. Ihr Peiniger hat mit einem neun Zentimeter langen Messer vor dem Haus in der Jagststraße 15 mehrfach zugestochen und dabei die Hauptschlagader des Mädchens getroffen. Sibylle verblutet. Um 22.30 Uhr geht der Notruf bei der Polizei ein. Ein Arzt ist wenige Minuten später am Ort des Geschehens. Er kann nichts mehr tun. Die Polizei klingelt bei Sibylles Mutter, die selbst noch nicht lange zu Hause ist und wahrscheinlich auf ihrem Heimweg vom Konzert jene Straßenbahn überholt hat, in der ihre Tochter saß.  In Münster tauchen Flugblätter auf, die sich als übles Machwerk erweisen. Der anonyme Verfasser unterstellt den Anwohnern in der Jagststraße, nicht alles getan zu haben, um die Bluttat zu verhindern. Die Polizei verfolgt alle Spuren und stellt auch Vergleiche mit anderen Mordfällen an. Es gibt eine Spur über die Datenbank der Polizei. Zwei Jahre zuvor ist unweit der Landhauskreuzung in Möhringen die 21jährige Sabine Binder mit zahlreichen Messerstichen ermordet worden. Sie war nachts mit dem Rad unterwegs. Aber diese Spur führt nicht weiter. Freunde der Gymnasiastin setzen 5.000 Mark Belohnung aus.


Nattheim. Am Sonnabend dem 11. März 1983 verließ 18 Jahre alte Sabine Rahn die elterliche Wohnung in Schnaitheim, um sich mit Freundinnen in der Wilhelmstraße in Heidenheim in der Disco Coupé zu treffen. Das war gegen 20.30 Uhr. Schon zu diesem Zeitpunkt verlieren sich ihre Spuren. Die grausame Entdeckung machten Kinder am folgenden Montag, als sie beim Spielen in einer Fichtenschonung bei der Keltenschanze an östlichen Ortsrand von Nattheim auf die vollständig bekleidete Leiche der jungen Schwimmmeistergehilfin stießen. Die Frage, wo, wann und von wem Sabine Rahn damals missbraucht und dann erwürgt oder stranguliert worden ist, ist immer noch ungeklärt.
Was man weiß: Es war die Zeit, als junge Leute noch oft per Anhalter unterwegs waren. Sabine Rahn hatte da offenbar keine Ausnahme gemacht, doch geht man bis heute davon aus, daß die junge Frau auf dem Weg nach Heidenheim wohl nicht zu einem völlig Fremden ins Auto gestiegen ist. Von Anfang an wurde hinter dem rätselhaften Mord eine wie auch immer geartete Beziehungstat vermutet. Eine 20köpfige Sonderkommission war 500 Spuren nachgegangen, hatte Reifenprofile am Tatort vermessen, Faserspuren analysiert. Über Sperma-Untersuchungen war es gelungen, die Blutgruppe des Täters zu entschlüsseln, worauf Blutproben von rund 110 mit dem Opfer in Verbindung stehenden Männern unter die Lupe genommen wurden. Bis heute sind die mutmaßlich vom Täter gesetzten Spuren in einer zentralen Datenbank gespeichert, die auch die Schlüsselstelle für neue Ermittlungen sind. Fest steht eines: Geht man davon aus, daß der Täter mit dem Auto unterwegs war, muss er heute, wenn er denn noch lebt, mindestens 50 Jahre alt sein. Der Mordfall ist bis heute, noch nicht gelöst. Der oder die Mörder von Sabine Rahn konnten bis heute noch nicht gefasst werden. 


Frankfurt am Main. Am Sonntag, dem 20. März 1983 befanden sich zwei Jugendliche etwa 200 bis 250 Meter von der früheren Gärtnerei Sinai entfernt auf einem Spielplatz, der durch ein auf einer Erhöhung aufgestelltes Schutzdach auffällt, das wegen seines pilzähnlichen Umrisses damals mit Pilz bezeichnet wird. Das Gelände war vom Spielplatz aus gut einsehbar. Die Jugendlichen beobachteten, wie aus dem bäuerlichen Gebäude, das als Peters Stall bezeichnet wird, Flammen schlugen. Über eine Notrufsäule benachrichtigten sie die Polizei und liefen zum Brandort, um dort auf Polizei und Feuerwehr zu warten. Dort sahen sie, wie ein junger Mann im Alter zwischen 18 und 20 Jahren vom Gebäude wegrannte und in Richtung der nahegelegenen Walldorf-Schule lief. Der junge Mann hatte schwarze Haare und trug eine rote Lederjacke. Neben der Polizei trafen auch die Kräfte der Feuerwachen 2 und 7 der Frankfurter Berufsfeuerwehr, sowie Kräfte der Freiwilligen Feuerwehr Eschersheim ein. Der Brand breitete sich im Dachstuhl immer weiter aus. Um an die Brandnester heranzukommen, musste die Feuerwehr teilweise die Dachziegel nach innen einschlagen. Der anfängliche Schwelbrand wurde zu einem Großfeuer, dessen Bekämpfung einige Stunden dauern sollte. Die Treppe im Erdgeschoss des Gebäudes blieb intakt, sodaß die Feuerwehr auch von dort vordringen konnte. Nach dem Löschen nahmen Feuerwehr und Brandermittler des K43 den ausgebrannten Dachboden des alten Hauses in Augenschein. Sie stellten nichts besonderes fest. Anders als im Erdgeschoss war dort eine Menge alter Abfall, Unrat und Brandschutt verteilt, darunter auch die Dachabdeckung, die von der Feuerwehr teilweise eingeschlagen worden war. Ergebnis der Besichtigung war die Mutmaßung, daß der Brand vorsätzlich von Jugendlichen auf dem Dachboden gelegt worden sei. Für eine Fahndung nach den Brandstiftern waren die Zeugenaussagen zu ungenau. Außerdem handelte es sich ohnehin nur um ein Abbruchhaus, dessen Standzeit bald vorüber sein würde. Der Firma Sinai war kein Schaden entstanden, und es handelte sich um keinen Versicherungsbetrug. Die Protokolle über den Brand des Abbruchhauses landeten in den Aktenablagen von Feuerwehr und Polizei. Das ausgebrannte Gebäude stand nun als Ruine auf dem ehemaligen Sinai-Gelände und wartete auf seinen Abriss.
Fünf Monate später, im August 1983, rückte der Bagger eines Abrissunternehmens Peters Stall zu Leibe. Zuerst wurden mit der Baggerschaufel der obere Teil des Gebäudes und die Zwischendecke zum Erdgeschoss abgebrochen. Anschließend wurden die Hauswände mit Drahtseilen umgerissen. Der Staub legte sich, und das alte Gemäuer war nur noch ein Trümmerhaufen. Am Freitag, dem 26. August 1983 führten zwei Mädchen ihren Schäferhund auf dem ehemaligen Gärtnereigelände aus. Der Hund zog die beiden Mädchen regelrecht zu den Überresten des alten Abbruchhauses hin und schnupperte wie wild in den Trümmern. Als die Mädchen nachschauten, wofür sich ihr Hund denn da so toll interessierte, entdeckten sie verbrannte Knochen.
Die Ermittler stellten bald fest, daß es sich um Menschenknochen handelte. Die Leichenteile wurden aus technischen Gründen erst einen Tag später geborgen. Um alle Leichenteile freizulegen, wurden die Trümmer zum Teil per Hand von Beamten der Bereitschaftspolizei freigelegt. Das Skelett wurde fast vollständig geborgen, zum Schluss fehlten nur der Unterkiefer und der Beckenknochen. Aus der Lage der gefundenen Knochen konnte geschlossen werden, daß das Skelett ursprünglich auf dem Dachboden des Abbruchhauses gelegen hatte, wahrscheinlich in der näheren Umgebung eines Schornsteins. Weiterhin wurde ermittelt, daß die Person am 20. März 1983 um 16.40 Uhr zu Tode gekommen war. Man vermutete erst einmal, daß es sich bei dem Skelett um das eines Stadtstreichers handelte, der den Brand selbst verursacht hatte und dann in den Flammen umgekommen war. Die Gerichtsmedizin stellte allerdings fest, daß es sich bei dem aufgefundenen Skelett nicht um das einer männlichen, sondern um das einer weiblichen Person handelte. Nach dem Zahnbefund war diese jünger als 20 Jahre gewesen. Größe 1,60 Meter. Es musste sich um ein Mädchen im Alter zwischen 15 bis 20 Jahren gehandelt haben. Die Rückschlüsse auf das Geschlecht ergaben sich aus der Becken- und Schädelform. Die Todesursache war indes unklar. Die Flammen hatten keine Spuren übrig gelassen. Die Kripo überprüfte daraufhin die aktuellen Vermisstenmeldungen junger Mädchen und stieß sehr schnell auf die 16jährige Marlitt Wendrock aus dem Frankfurter Stadtteil Riederwald. Marlitt wurde seit Sonntag, dem 20. Februar 1983 vermisst, also seit genau einem Monat vor dem Brand in der ehemaligen Gärtnerei. Die Eltern hatten am 21. Februar 1983 beim 20. Polizeirevier Vermisstenanzeige erstattet.
Nach Ermittlungen der Kripo ergab sich folgender Sachverhalt: Marlitt verabschiedete sich am Mittag des 20. Februar 1983 im Stadtteil Riederwald von ihren Eltern und lieh sich von einem ihrer Brüder noch dessen neue Bomberjacke aus. Sie gab vor, in der Frankfurter Innenstadt eine Freundin treffen zu wollen, um mit dieser bummeln zu gehen. Wie sich später herausstellte, war Marlitt jedoch nicht mit dieser Freundin verabredet, aber traf sie zufällig in Begleitung anderer Jugendlicher, als sie in der Innenstadt, in der B-Ebene unter der Hauptwache, in den dortigen McDonalds ging. Man verbrachte einige Zeit miteinander und aß Hamburger. Marlitt verabschiedete sich dann von der Clique. Sie, die immer rechtzeitig um 19.00 Uhr zu Hause sein musste und sich etwas eingeengt fühlte, hatte bei ihren Bekannten keine Andeutungen darüber gemacht, daß sie vielleicht durchbrennen wollte. Sie hatte bei der zufälligen Begegnung im McDonalds auch keine Wäsche, Ausweispapiere oder viel Bargeld dabei gehabt. Vom Charakter her galt Marlitt als aufgeschlossen und fand überall schnell Kontakt. Als Marlitt die Gegend um die Hauptwache verlassen hatte, tauchte sie am späten Nachmittag in Bornheim vor der Wohnung der Schwester ihres Freundes auf, in der dieser zeitweilig wohnte. Die Schwester öffnete auf Marlitts Klingeln ein Fenster ihrer Wohnung im 2. Stock und schaute hinunter. Von unten fragte Marlitt, ob ihr Freund da sei, was die Schwester verneinte. Marlitt bat die Schwester, ihm auszurichten, daß sie da gewesen war, und ging dann wieder. Die Schwester des Freundes sagte später bei der Polizei aus, daß sie das Mädchen schon einmal in Begleitung des Bruders gesehen, aber nicht einmal gewusst habe, daß es Marlitt hieß. Die Schwester von Marlitts Freund war wahrscheinlich die letzte bekannt gewordene Augenzeugin, die Marlitt Wendrock lebend gesehen hatte. Marlitts Spur von Bornheim bis in das alte Abbruchhaus auf dem Sinai-Gelände ist von da an verloren gegangen.


Hamburg. Am Nachmittag des 7. April 1983 wurde die 30jährige attraktive Juristin Brigitte Erdmann tot in ihrer Wohnung in der Alsterdorfer Straße tot aufgefunden, nachdem sie von Arbeitskollegen vermisst gemeldet worden war. Der Leichnam wies u.a. mehrere Stichverletzungen in der Brust auf, die schließlich auch zum Tode führten. Erdmann wurde zuletzt am Abend des 5. April gesehen, als sie einen Sprachkurs in der Innenstadt besuchte. Anschließend fuhr sie mit ihrem Fiat Panda nach Hause. Ein Nachbar sah den Wagen um 22 Uhr vor dem Haus stehen. Die Beamten gehen davon aus, daß die junge Frau in der Nacht zum Mittwoch, dem 6. April 1983, getötet wurde. Ob sie dem Täter öffnete oder dieser sie in ihrer Wohnung erwartete, konnte nicht geklärt werden. Aufbruchspuren konnte die Polizei nicht feststellen. Aus den gesicherten Spuren konnten die Ermittler inzwischen die DNA des Täters feststellen - nun suchen sie den dazu passenden Täter.
Trotz umfangreicher Ermittlungen konnte die Tat damals nicht aufgeklärt werden. In den ersten Jahren nach dem Tod der Hamburgerin gingen bei ihrer Familie jeweils an Todes- und Geburtag des Opfers anonyme Anrufe ein, bei denen stets wortlos aufgelegt wurde. Für Hinweise, die zur Aufklärung des Falls führen, ist eine Belohnung von bis zu 5.000 Euro ausgesetzt.


Oberhenneborn, Mitte Mai 1983. Der kleine, südlich von Meschede gelegene Ort feiert Schützenfest. Die Menschen in den umliegenden Dörfern kennen sich fast alle oder sind irgendwie miteinander verwandt. Die Region ist streng katholisch, über kleine Sünden spricht man nicht. Das Schützenfest, jährlicher Höhepunkt des dörflichen Lebens, steigt in Oberhenneborn stets zu Pfingsten. Die Theologiestudentin Johanna Schenuit (24) wird am Pfingstmontag von ihrem Vater gefunden: Sie liegt, grausam zugerichtet, in der Remise des elterlichen Hauses. Das Dorf ist schockiert. Bis dahin glaubten wir, bei uns sei die Welt noch in Ordnung, erinnert sich Josef Dröge, heutiger Ehrenvorsitzender der Oberhenneborner Schützen. Ein schrecklicher Tag beginnt. Misstrauen legt sich über das Dorf. Wer ist der Mörder? Ist es etwa einer von uns?
Alle Männer, die abends in der Festhalle gefeiert haben, werden vernommen. Auch Franz-Josef Sträter war zwei Jahre zuvor Schützenkönig im Nachbarort Kirchrarbach. Sträter hat die Johanna in der Tatnacht ein Stück auf dem Heimweg begleitet. Sie habe ihn, sagt er, sogar darum gebeten, aus Angst vor einem hartnäckigen Verehrer aus dem Dorf. Man sei deshalb nicht die Hauptstraße gegangen, sondern einen kleinen Feldweg Er habe sich etwa 300 Meter vor dem Haus der jungen Frau getrennt.
Sträter ist, bestätigen Zeugen, kaum eine halbe Stunde weg gewesen. Er trinkt noch ein Bier auf dem Fest und übernachtet bei Bekannten. Sträter wirkt ganz ruhig, unauffällig wie immer. Als die Beamten der Mordkommission den Posthauptschaffner am Pfingstmontag aufsuchen, trägt er immer noch die helle Kleidung vom Vorabend. Kein Schmutz, kein Blut, kein Riss fällt den Ermittlern auf. Vielleicht ist das der Grund, warum sie sich wie Anfänger aufführen. Die Beamten nehmen Sträter mit zum Tatort, wo er, bis auf die Leiche, alles sehen kann: die Schuhe der Toten, das Blut, die Nummerntäfelchen der Spurensicherung. Die Lokalzeitung berichtet über den Mord in allen Einzelheiten, auch daß der Schädel des Opfers mit einer vier Kilogramm schweren Eisenstange, dem sog. Oberlenker für den Traktor, zertrümmert wurde. All das wird ihm später als Täterwissen zur Last gelegt. Noch zwei Tage nach der Tat macht Sträter auf die Polizisten einen unbefangenen und aufgeschlossenen Eindruck. Auf Grund der Gesamtumstände, notieren sie, sei er als Tatverdächtiger auszuschließen.
Doch Sträter hat den Beamten verschwiegen, daß er Johanna auf dem Heimweg ein Stück begleitet hat. Das wird ihm zum Verhängnis. Er sei, sagt der Ermittlungsleiter Staatsanwalt Karl Kroll damals der Lokalpresse, noch nie von einem Verdächtigen so sehr getäuscht worden. Mit einem Meisterstück an Verstellung habe Sträter die gesamte Mordkommission genarrt. Am 1. Juni muss Sträter die Polizisten zur Wache nach Fredeburg begleiten. Nach stundenlangem Verhör bricht Sträter zusammen und gibt alle Anschuldigungen zu. Am 14. Dezember 1983, Sträters 26. Geburtstag, fällt das Urteil: lebenslang. Wer einen Menschen so bestialisch umbringt, ereifert sich Staatsanwalt Kroll während des Plädoyers, hat sein eigenes Leben verwirkt. Das Dorf Oberhenneborn kann wieder ruhig schlafen. Seither sitzt Sträter ein.
Alte Freunde, selbst die meisten Verwandten, wenden sich ab. Nur Sträters Schwestern Veronika, Klärchen und Martha, halten fest zu ihm. Hast du was mit dem Mord zu tun? fragt ihn Veronika nach der Festnahme. Und Franz-Josef antwortet: Um Gottes Willen, du kennst mich doch. Seitdem kämpfen die drei unermüdlich, um seine Unschuld zu beweisen.


Spreitenbach (Schweiz). Loredana Mancini (7), aus Rümlang im Kanton Zürich, verschwand am Donnerstag, 14. April 1983, auf dem Weg ins ShoppingCenter in Spreitenbach (Kanton Aargau). Sie wurde vermutlich auf dem Parkplatz entführt. Die Leiche des Mädchens wurde am 14. September 1983 bei einem Vita Parcours entdeckt, die Kleidung später separat. Einige Monate vor Loredanas Verschwinden wurden in einem nahegelegenen Wohnquartier zwei ca. sechsjährige Mädchen von einem unbekannten Mann sexuell belästigt. Weil er von einem herbei eilenden Vater gestört wurde, ließ der Täter von den Kindern ab und floh. Wochen später entdeckte das zuvor verletzte Mädchen im ShoppingCenter den Täter in einigen Metern Entfernung. Aus Angst versteckte es sich. Eine alarmierte Angestellte des ShoppingCenters nahm die Geschichte des Mädchens nicht ernst. Der Fall gilt bis heute als ungeklärt.


Dreieich. Markus Hildebrandt (17) aus Darmstadt wird am 28. April 1983 als vermisst gemeldet. Sieben Monate später, am 2. Juli 1983, wird er tot im Pumpensumpf des Klärwerks von Dreieich-Buchschlag gefunden. Nach Meinung der Offenbacher Polizei wurde der Tote durch ein Abwasserrohr angeschwemmt. Seine Hände waren mit Handschellen gefesselt. Ansonsten finden sich keine äußerlich sichtbaren Verletzungen. Die Tätowierungen an den Oberarmen zeigen verschiedene Motive und das Wort Fuck. Markus Hildebrandt stammt aus dem Hanauer Raum und hielt sich seit 1981 in der Heroinszene von Frankfurt auf. Hildebrandt, der einen Großteil seiner Jugend in Erziehungsheimen verbracht hatte, machte gerade eine Lehre und führte ein unstetes Leben in Frankfurt. Er soll sich gelegentlich in der Homosexuellenszene prostituiert haben. Zum letzten Mal wurde er im Januar 1983 in Begleitung von drei Männern gesehen und soll angegeben haben, nach Saarbrücken fahren zu wollen.


Altdorf. Der Mord an der 45jährigen Hausfrau Gisela Hierse im Jahr 1983 ist nach wie vor ungelöst. Gisela war am Freitag, dem 29. April 1983, in den Abendstunden in einem Waldgebiet, an der Ortsverbindungsstraße zwischen Altdorf-Weinhof und Altenthann (Landkreis Nürnberger Land), tot aufgefunden worden. Sie wurde Opfer eines Gewaltverbrechens.
Nach Ermittlungen der Kriminalpolizei Schwabach war Frau Hierse erwürgt und durch massive Schläge im Gesicht schwer misshandelt worden. Die aus Erlangen-Büchenbach stammende Frau wohnte zuletzt in Nürnberg, Fürther Straße 20, ging der Prostitution nach und suchte ihre Bekanntschaften häufig am Nürnberger Hauptbahnhof. In der betreffenden Nacht spielte seinerzeit ein blauer Kombi bzw. Kastenwagen eine Rolle, der in der Nacht zuvor in der Nähe des Auffindeortes der Leiche gesehen wurde. Damals war Zeugen aufgefallen, daß die seitliche Schiebetür offen stand. Es waren Farbkübel und Malerutensilien zu sehen. Es ist nicht ausgeschlossen, daß Gisela an anderer Stelle umgebracht und mit einem Fahrzeug zum späteren Auffindeort verbracht worden war. Für Hinweise, die zur Aufklärung des Verbrechens führen, ist eine Belohung in Höhe von 5.000 DM ausgesetzt.


Donauwörth. Gut fünf Monate nach der TV-Sendung Aktenzeichen XY... ungelöst zieht die Polizei eine Bilanz. Es gingen fast 200 Hinweise zu dem Mord an Simone Langer (15) in Donauwörth ein.
Das Hauptziel der Fahndung konzentrierte sich auf die Ermittlung der vier jungen Männer, die zur Tatzeit in der Nacht auf 29. Juli 1983 mit einem VW-Bus in Donauwörth unterwegs waren und dort ihr Fahrzeug in einer Kfz-Werkstatt reparierten. Die vier damals 17 bis 20jährigen Männer aus dem Bereich Kronach konnten nach der Fernsehsendung ausfindig gemacht werden. Überwiegend meldeten sie sich aufgrund der Berichterstattung der Medien selbstständig bei der Polizei. Die umfangreichen Ermittlungen und Abklärungen haben zwischenzeitlich dazu geführt, daß nach derzeitigem Ermittlungsstand kein Tatverdacht gegen sie besteht, heißt es in einer Pressemitteilung.
Hinweise zu dem Fall nimmt weiterhin die Kripo Dillingen entgegen. Die Auslobung der Belohnung in Höhe von 10.000 Euro für Hinweise, die zur Ermittlung beziehungsweise Klärung der Tat führen, besteht nach wie vor. Die Kripo Dillingen bedankt sich ausdrücklich für die bisherigen Hinweise und Mitteilungen aus der Bevölkerung.


Fulda. Dieser Fall ist für die Ermittler in Fulda immer noch eines der grausamsten Verbrechen, das sie je bearbeiten mussten. Gabriele Schmidt wurde mit fünf Jahren von einem Unbekannten sexuell missbraucht und zu Tode geprügelt. Die bestialische Tat geschieht am 3. Juni 1983 in Fulda. Die fünfjährige Gabriele möchte nach dem Kindergarten gegen 17 Uhr noch einmal mit ihrem Dreirad fahren. Sie wohnt mit ihren Eltern in der Magdeburger Straße. Das Mädchen trägt eine gestreifte kurze Hose, eine weiße Bluse, Clogs und rote Kniestrümpfe als es nach draußen geht. Irgendwann nach 18 Uhr trifft Gabriele auf ihren Mörder - und niemand bekommt etwas davon mit. Der Täter nimmt das Kind mit in den Garten hinter ihrem Elternhaus. Hier vergewaltigt er sie und prügelt die Kleine zu Tode. Eine Zeugin gibt später an, daß sie Kinderschreie gehört hat. Ob das Gabriele war, wird nie geklärt. Die Beamten gehen davon aus, daß das Kind den Täter kannte.
Gegen 19 Uhr melden Gabrieles Eltern ihre Tochter als vermisst. Stunden später die grauenhafte Entdeckung: Gabrieles toter, geschundener Körper wird dreißig Meter tief in einem Rohrdurchlauf im Galgengraben in der Nähe entdeckt. 
Die Beamten sichern viele Spuren. "Dieser Fall hat alle bewegt, da war die ganze Kripo dran. Jeder, der springen und laufen konnte, hat ermittelt", erklärt Polizeisprecher Martin Schäfer.
In den Tagen nach der Tat gehen die Beamten etlichen Hinweisen nach. Ein damals 19jähriger wird vernommen, der das Kind ein halbes Jahr zuvor angesprochen haben soll. Bei einer Großaktion halten die Polizisten Autofahrer an, die in der Magdeburger Straße unterwegs sind, und fragen, ob sie zur Tatzeit etwas Auffälliges bemerkt haben. Auch die Eltern werden überprüft. "Sie konnten als Tatverdächtige aber ausgeschlossen werden", sagt Schäfer. "Sie sind an dem Tod ihrer Tochter zerbrochen. Gabriele war ihr einziges Kind." Nach dem Tod des Kindes kam der Vater in eine geschlossene Anstalt, wo er 2008 starb, sagt Schäfer. Auch die Mutter leide bis heute unter der Tat. Sie ist aus Fulda fortgezogen nach Norddeutschland.
Die Polizei in Fulda ermittelt nach der Tat unter Hochdruck, jeder der kann, hilft mit. Trotzdem wird der Täter nicht geschnappt. Es gibt aber DNA-Spuren des Mannes, die viele Jahre nach dem Verbrechen entdeckt wurden. Deswegen hoffen die Ermittler bis heute, die Akte Gabriele Schmidt doch irgendwann schließen zu können. Denn einen Täter gibt es bis heute nicht. 
Für Hinweise ist die Polizei Fulda unter der Rufnummer 0661 / 1050 zu erreichen.


Petershagen. Irma Kaiser (83) wurde am 13. August 2012 umgebracht. Die alleinlebende Witwe aus Petershagen-Döhren wurde morgens um 8.15 Uhr von ihrer Tochter tot in ihrem Anwesen gefunden. Die Obduktion ergab, daß sie erschlagen worden war. Das Motiv blieb unklar. Die Mordkommission fand eine fremde DNA-Spur, kam aber nicht weiter in dem Fall.


Frankfurt am Main, 9. September 1983: Der marokkanische Fuad Rahou (14) aus Frankfurt wird in der Kläranlage Niederrad gefunden. Zunächst gehen die Ermittler von einem Unfall durch Ertrinken in der Kanalisation oder dem Einatmen von Faulgasen aus. Erst später wird klar, daß es sich um Mord handeln muss. Der Junge wird seit dem 1. September 1983 von seinen Eltern als vermisst gemeldet.


Florenz (Italien). Am 9. September 1983 erschießt der Täter die beiden Deutschen Horst Wilhelm Meyer (24) und Jens-Uwe Rüsch (24) in ihrem VW-Bus T1 in Galluzzo, einem südlichen Stadtbezirk von Florenz. Vermutlich hielt der Mörder Rüsch wegen seines langen blonden Haares für eine Frau. Die Polizei mutmaßte zunächst, daß Meyer und Rüsch ein homosexuelles Paar gewesen seien, aber diese Theorie wurde nie bestätigt. Dieser Doppelmord gehört zu einer Serie des Monsters von Florenz.


Holm. Der 33jährige Herbert Kahrs ist Filialleiter des Aldi-Markts am Langenfelder Damm in Stellingen, wohnt mit seiner Frau Dorothe und den beiden Söhnen Sönke und Sven aber im gut 40 km entfernten Twielenfleth im Landkreis Stade. Der passionierte Angler hat vor seinem Posten als Filialleiter jahrelang bei einer Eiscreme-Firma (Eisbär-Eis) gearbeitet. Am Morgen des 10. September 1983 ist Herbert Kahrs etwas in Eile. Obwohl er seinem Sohn noch versprochen hatte, ihn an diesem Morgen mit in das Geschäft nach Stellingen zu nehmen, fährt er gegen 6.15 Uhr alleine zur Arbeit, nachdem er etwas verschlafen, dann aber noch mit seiner Frau gefrühstückt hatte. In seinem Geschäft kommt Herbert Kahrs an diesem Samstagmorgen jedoch nicht an, seine Kunden warten vergeblich auf ihn. In der Aktenzeichen XY… ungelöst-Folge vom 5. Oktober 1984 zeichnet sich vom weiteren Verlauf des Tages ein mysteriöses Bild. So ist der Familienvater auch zwei Stunden nach seiner Abfahrt in Twielenfleth immer noch in der Nähe seines Wohnortes unterwegs. An einer Tankstelle tankt er in dieser Zeit und bezahlt die 49,15 DM wie üblich mit einem Tankscheck, der allerdings nicht personen-, sondern fahrzeugbezogen ist. Der Angestellten der Tankstelle fällt zunächst nicht auf, daß Herbert Kahrs auf den Scheck ein falsches Datum schreibt. Was ihr allerdings sofort auffällt ist seine Eile und seine Nervosität. An dieser Tankstelle verliert sich dann auch die Spur von Herbert Kahrs und seinem senfgelben Toyota Corolla mit dem amtlichen Kennzeichen STD - JE 69. Ob Herbert Kahrs noch versucht hat nach Stellingen zu fahren ist nicht bekannt. Fakt ist aber, daß sein Fahrzeug in den kommenden Wochen und Monaten noch einige Male im Hamburger Stadtgebiet aufgefallen ist. Zehn Wochen nach dem Verschwinden von Herbert Kahrs, am 27. November 1983, steht das Auto im absoluten Halteverbot einer Feuerwehrzufahrt in Osdorf und wird dort sogar von zwei Passanten aufgeschrieben. Kurze Zeit später fällt der Wagen einem Paar wegen seiner riskanten Fahrweise an der ungesicherten Kaimauer im Hamburger Stadtteil Neumühlen auf und einem Mann in Schenefeld, da er selbst die Initialien JE trägt.
Am 29. November 1983 wird die Leiche des vermissten Herbert Kahrs am Rande des Naherholungsgebiets Holmer Sandberge von einem Landwirt entdeckt. Auf der Suche nach der Ursache eines verstopften Grabenabflusses hatte er einen schweren Schachtdeckel angehoben und war dabei auf die sterblichen Überreste gestoßen. Es wird vermutet, daß Herbert Kahrs die vollen 12 Wochen seit seinem Verschwinden in dem Schacht gelegen hatte. Er wurde mit einem gezielten Kopfschuss ermordet.
Herbert Kahrs’ Wagen bleibt zunächst weiterhin verschwunden. Laut Zeugenberichten soll das Fahrzeug auch Anfang Dezember noch in der Straße Achtern Born in Osdorf gestanden haben. Am 31. Januar 1984 wurde es dann von Mitarbeitern des Amtes für Strom- und Hafenbau bei routinemäßigen Grabungsarbeiten entdeckt und aus dem Hafenbecken gezogen. Genau an der Stelle am Neumühlener Westkai, an der der Wagen bereits im November 1983 aufgrund seiner waghalsigen Fahrmanöver aufgefallen war. Es ist davon auszugehen, daß der Täter den Wagen des Opfers tatsächlich noch über Monate hinweg selbst genutzt hat.
Obwohl Herbert Kahrs die Geschäfts- und Tresorschlüssel seiner Aldi-Filiale in Stellingen bei sich trug, wurde aus dem Geschäft nichts entwendet. Die Ermordung des 33jährigen Familienvaters ist dementsprechend auch heute noch genauso mysteriös und rätselhaft wie damals. So fanden die Ermittler heraus, daß das Opfer in den letzten 20 Monaten vor seinem Tod, größere Geldbeträge von seinem Konto abgehoben und ausgegeben hat. Wofür dieses Geld bestimmt war, ist bis heute nicht bekannt. Außerdem sind einige persönliche Gegenstände des Opfers verschwunden. Seine Brille, eine schwarze Ledergeldbörse mit seinem Personalausweis und den Fahrzeugpapieren und ein Schlüsselbund mit sechs Sicherheitsschlüsseln mit unterschiedlich farbigen Ringen und einem Schlüsselanhanger in Form eines A. Diese Schlüssel befanden sich in einer braunen Tasche mit Metallbügelverschluss, die auf der einen Seite mit Münzen und auf der anderen Seite mit Scheine beschriftet war. Bei Herbert Kahrs Leiche wurde eine 77 cm lange, 3,5 mm dicke rote Plastikschnur gefunden, welche möglicherweise zur Fesselung verwendet wurde.

Frankfurt am Main. Am 11. Oktober 1983 wird Oliver Tupikas (11) aus Frankfurt tot aufgefunden. Der Junge wird in der Kläranlage Niederrad gefunden. An der Leiche werden Spuren von Fußfesseln gefunden. Oliver war zuvor von zu Hause ausgerissen und danach nicht mehr lebend gesehen worden.


Siegburg. Britta Matthäus (15) kam am 23. Februar nicht von der Schule nach Hause. Am 25. Februar 1984 wird die fast bis zur Unkenntlichkeit verbrannte Leiche keine 400 Meter von ihrem Elternhaus von zwei Jungen in einem Erdloch bei Siegburg-Kaldauen gefunden, die dort mit ihrem Schäferhund durch den Hufwald streiften. Die Ermittler finden heraus, daß das Mädchen mit einem roten Schal erdrosselt wurde. Im April nimmt die Polizei einen Tatverdächtigen fest, ein 23jähriger Anstreicher, der zur Tatzeit in der Nähe des Tatorts mehrfach gesehen wurde. Der junge Mann hatte als 17jähriger seine 13jährige Freundin umgebracht und wurde 1978 zu einer fünfjährigen Haftstrafe verurteilt. Obwohl vieles für ihn als Täter sprach, wurde er wieder freigelassen.


Lengfeld. Helmut Krug war beim Abendessen, als der Mörder bei ihm klingelte. Manches deutet darauf hin, daß er mit Besuch in seiner Wohnung in Lengfeld rechnete an jenem Abend des 28. Februar 1984 - aber nicht mit dieser Art von Besucher, der eine Pistole vom Kaliber 7,65 mm dabeihatte. Niemand sah oder hörte den Killer das Haus betreten und den schmalen Gang zu Krugs Wohnungstür entlanglaufen. Krug öffnete. Es gab einen kurzen, aber lauten Wortwechsel. Dann fielen drei Schüsse: Einer ging durch eine Tür, ehe er Krug traf. Der Mörder schoss ihm rechts und links in die Brust, die dritte Kugel streifte das Kinn des Opfers. Eine große Blutlache nahe dem Eingang markierte später die Stelle, an der der 26jährige sterbend zu Boden sank. Auch bei der Flucht des Killers, den Gang entlang und zum Hoftor hinaus auf die Straße, sah ihn niemand. Und keinem fiel ein wegfahrendes Auto in der Georg-Engel-Straße im Würzburger Stadtteil Lengfeld (nahe dem Friedhof) auf.
Krug stammte aus Tauberbischofsheim, hatte in Lengfeld die Wohnung im Erdgeschoss. Über ihm wohnten seine Vermieter Luise und Ernst Hoffmann, auf deren Telefon gelegentlich Anrufe für Krug ankamen. Sie hörten Hilferufe und Schüsse, weiß heute Mordermittler Martin Hinterseer. Ernst Hoffmann eilte die Treppe hinunter. Er sah den Mieter in seinem Blut im Eingangsbereich liegen. Hoffmann stürzte zurück in die eigene Wohnung. Um 19.48 Uhr rief er die Würzburger Polizei an. Vier Minuten später war eine Streife vor Ort. Die Beamten sahen die leblose Person, riefen den Notarzt. Der kam um 20.02 Uhr. Eine Re-Animation war nicht mehr möglich. Den Mordermittlern bot sich ein diffuses Bild: Auf dem Tisch lag ein angebissenes Würstchen, auf dem Boden im Wohnzimmer der Ermordete. Eine große Blutlache im Eingangsbereich kennzeichnete die Stelle, an der Krug getroffen worden war. Im Flur lagen zwei Sorten von Patronen. Der Täter hatte keinen Schalldämpfer verwandt. Die Waffe war eine FN-Selbstladepistole des Typs Browning, Modell 1900. Die Suche nach dem Mörder gestaltete sich schwierig. Krug hatte seinen Bekanntenkreis im 40 Kilometer entfernten Tauberbischofsheim. In Würzburg beschränkten sich seine Kontakte weitgehend auf das Umfeld seiner geschiedenen Frau. Was die Suche noch schwerer machte: Die zwei Jahre vor seinem Tod hatte er für den Baukonzern Bilfinger & Berger in Libyen gearbeitet, war gerade erst drei Monate zurück. Trotz einer Belohnung von 3.000 DM blieb der Mörder von Helmut Krug unbekannt. 


Marktschorgast. Auch der Mörder von Gudrun Schiller ist nie gefasst worden. Die 17jährige aus Freiburg im Breisgau, die in Bayreuth das Markgräfin Wilhelmine-Gymnasium besucht hat, wird am 17. März 1984 bei der Parkbucht zwischen den Autobahnausfahrten Marktschorgast und Bad Berneck tot aufgefunden. Das Mädchen ist dort von ihrem Mörder die zwölf Meter hohe Böschung hinuntergestoßen worden. Der Tatort selbst bleibt unbekannt. Das Opfer ist bestialisch zugerichtet worden: mit einem schweren Gegenstand erschlagen, gewürgt und durch einen Messerstich in den Hals verletzt. In Bayreuth soll die 17jährige häufig Kontakt zu US-Soldaten gesucht haben. Die Überprüfung ihres Freundeskreises bleibt aber ebenso erfolglos wie die Ermittlungen der Kripo unter Fernfahrern und Zugreisenden.


Hasselhoop. In der elften Woche des Jahres 1984 zog Hannelore Zscherper gegen 14.30 Uhr in ihrer Wohnung in einem Hochhaus an den Störwiesen ihre rotbraune Felljacke an und machte sich auf den Weg zur Kindertagesstätte in Wittorf. Die junge Mutter (26) wollte dort zwei ihrer drei kleinen Kinder abholen. Doch die warteten vergeblich auf ihre Mama, denn die kam nie an der Reuthenkoppel an. Der besorgte Ehemann meldete seine Frau bei der Polizei als vermisst. Am späten Sonntagnachmittag, dem 18. März 1984, klingelte bei der Polizei in Neumünster das Telefon. Der Anrufer berichtete aufgeregt von einer Leiche, die in einem Drainagegraben in der Gemarkung Hasselhoop nahe der Padenstedter Landstraße auf einer Koppel im Bereich Margarethenhofsredder/Reviersredder läge. Der Anwohner war aber nicht der erste, der den grausigen Fund machte, denn kurz zuvor hatten zwei 14jährige Jungen beim Spielen von einem Steg aus die tote Frau entdeckt. Wir trauten uns nicht hin und sind erst einmal weggerannt, gaben die beiden später bei der Polizei zu Protokoll. Doch sie alarmierten einen Spaziergänger, der die Polizei rief. In Windeseile waren sechs Kriminalbeamte vor Ort. Die Tote wurde als Hannelore Zscherper (26) identifiziert. Sie lag bäuchlings im Wassergraben, war am Kopf verletzt und offensichtlich erschlagen worden. Bekleidet war sie mit einer hautengen Lederhose, grünen Cowboystiefeln und einem braunen Pullover. Doch es fehlte die Kanin-Felljacke, die sie am Tag ihres Verschwindens getragen hatte. Außerdem blieb ein Schlüsselring mit vier Schlüsseln trotz intensiver Suche verschwunden. Die Mordkommission Padenstedt wurde gebildet, 30 Beamte der Bereitschaftspolizei durchkämmten das Gebiet rund um den Fundort, ein Hubschrauber stieg auf. In den kommenden Tagen verfolgte die Kripo jede erdenkliche Spur. Familie, Freunde und Bekannte von Hannelore Zscherper wurden befragt, die Wohnung der Familie wurde durchsucht. Mit Presseveröffentlichungen, Handzetteln und Lautsprecherdurchsagen suchten die Ermittler nach Zeugen. Nach einem Courier-Artikel meldete sich schließlich zwei Tage nach dem Leichenfund eine Frau. Sie hatte auf einem Spaziergang mit ihrem Hund in der Nähe des späteren Fundorts am 9. März gegen 16.15 Uhr einen Verdächtigen beobachtet - also knapp zwei Stunden, nachdem Hannelore Zscherper ihre Wohnung verlassen hatte. Der Mann zog etwas Schweres hinter sich her. Das war ungefähr so groß wie ein Mensch. Später sah ich ihn an einem roten Auto stehen, erzählte die Zeugin der Polizei. Die Kripo vermutet, daß es sich bei dem Wagen um einen Golf oder Ford Fiesta handelte. Die Frau konnte den Unbekannten so detailliert beschreiben, daß die Polizei ein Phantombild anfertigte. Der Verdächtige war 1,75 bis 1,80 Meter groß und blond, ungefähr 25 bis 30 Jahre alt, trug einen Stufenschnitt mit Mittelscheitel. Er war mit einer blauen Hose (Jeans?) und einer dunklen Steppjacke mit Reißverschluss und Kragen bekleidet. Im Brust- und Armbereich hatte die Jacke hellblaue Ringstreifen. Nur zwei Tage später machte die Zeugin eine weitere Entdeckung, als sie mit Freunden und einigen Hunden zur Fährtenarbeit in der Feldmark war. Plötzlich scharrte ein Hund eine blutverschmierte Zahnprothese an die Oberfläche. Was sie da entdeckt hatte, wurde der Frau jedoch erst klar, als sie den Artikel im Courier las. Die Prothese hatte tatsächlich Hannelore Zscherper gehört. Obwohl 3.000 DM Belohnung ausgesetzt wurden, konnte die grausame Tat bisher nicht geklärt werden. Dennoch hat die Kriminalpolizei den Fall nie endgültig zu den Akten gelegt. So haben die DNA-Analyse, der automatisierte Vergleich von Fingerabdrücken oder die Vernetzung der Polizei-Behörden über die Grenzen hinweg oft noch spät manchen Täter überführt. Auch der Fall Hannelore Zscherper ist nicht vergessen.


Borna. Zwischen dem 13. und dem 14. Juli 1984 war die damals 17jährige Karin Drescher einem Tötungsverbrechen zum Opfer gefallen. Die Polizei geht von einer Sexualstraftat aus. Ihr Körper war teilweise entkleidet. Karins Kleidungsstücke wurden am Tatort gefunden, doch es fehlte das Medaillon, das sie immer bei sich trug - auch am Tag ihres Verschwindens. Ihre Leiche wurde am 17. Juli an einem Feldweg der alten Fernverkehrsstraße F95 in Borna gefunden. Fest steht bisher: Karin Drescher hatte am 12. Juli 1984 gegen 21.00 Uhr die elterliche Wohnung verlassen, um mit dem Zug von Rochlitz nach Leipzig zu fahren. Dort wollte sie gegen 0.20 Uhr am Hauptbahnhof ihren Freund abholen. Wegen verpasster Anschlusszüge traf dieser aber erst gegen 3.00 Uhr ein, die beiden verpassten einander. Ob Karin jemals am Hauptbahnhof ankam, konnte nicht ermittelt werden. Am Tag ihres Verschwindens war Karin mit einer lila Bluse und Jeans bekleidet. Zudem trug sie ein ovales silberfarbenes Medaillon zum Aufklappen, in dem sich Bilder von Karin und ihrem Freund befanden.


Vicchio (Italien). Am 29. Juli 1984 werden die erschossenen und mit Stichwunden versehenen Körper des 21jährigen Claudio Stefanacci und seiner 18jährigen Freundin Pia Rontini in einem Fiat Panda in der Nähe von Vicchio im Mugello gefunden. Pias Schambereich war verstümmelt und ihre linke Brust abgetrennt worden. Dieser Doppelmord gehört zu einer Serie des Monsters von Florenz.


Raderthal. Theodor Clemens (44), ein Krankenpfleger, war 13. August 1984 erstochen in seiner Wohnung in dem Mehrfamilienwohnhaus Heidekaul 9 in Köln-Raderthal aufgefunden worden, wo er alleine gelebt hatte. Ermittler hatten seinerzeit herausgefunden, daß sich der bisexuell veranlagte Clemens immer wieder junge Männer in die Wohnung geholt hatte, die er am Kölner Hauptbahnhof kennengelernt hatte. Clemens wurde am 2. August 1984 zuletzt lebend gesehen. Einige Tage vorher hatte er einem Bekannten in einem Telefongespräch erzählt, daß er einen jungen Mann bei sich aufgenommen habe, für den er eine Arbeitsstelle suche. Fest steht, daß Theodor Clemens bereits am 2. August 1984 ermordet wurde. Zwischen Ermordung und der Entdeckung der Tat hat eine ahnungslose Hausbewohnerin in der Opferwohnung einen schlanken jungen Mann beobachtet, bei dem es sich um den Täter gehandelt haben dürfte. Dieser war nach Angaben der Zeugin zwischen 20 und 25 Jahre alt, und hatte blonde bis rotblonde Haare. Nach der Tat hat dieser Mann den blauen Ford-Fiesta seines Opfers benutzt und später auf der Mainzer Straße abgestellt. Trotz umfangreicher Ermittlungen blieb der Mord damals ungeklärt.
Bei einer Untersuchung der 1984 gesicherten Spuren nach neusten wissenschaftlichen Methoden haben Spezialisten des Landeskriminalamtes NRW auswertbare DNA des vermeintlichen Täters gefunden. Auch wenn der Spurenverursacher noch nicht in der bundesweiten DNA-Analysedatei erfasst ist, steht laut Gutachten des Landeskriminalamtes eindeutig fest, daß derselbe Mann am 16. Januar 2004 an einem Einbruch in das Weinfachgeschäft Grün der Zeit auf der Dorotheenstraße 70 in der Bonner Nordstadt beteiligt war. Bei Tatausführung hatte sich der Einbrecher verletzt und so seine DNA am Tatort zurückgelassen. Ermittlungen der Polizei haben ergeben, daß an dem Einbruch offensichtlich mindestens zwei Täter beteiligt waren, die wahrscheinlich auch eine grobe Ortskenntnis hatten. Da das Verfahren wegen Einbruchsdiebstahls bereits wegen Eintritts der Verfolgungsverjährung eingestellt worden ist, besteht für einen Mittäter keine Gefahr mehr für diese Tat strafrechtlich verfolgt zu werden. Die Mordkommission setzt daher große Hoffnung darauf, daß sich der Mittäter des Gesuchten bei der Polizei meldet. Ihm dürfte nicht bewusst gewesen sein, daß sein Komplize der Mörder von Theodor Clemens war. Die Staatsanwaltschaft Köln hat für Hinweise, die zur Klärung des Tötungsdeliktes führen, eine Belohnung in Höhe von 3.000 Euro ausgesetzt.


Wessling. In den frühen Abendstunden des 19. August 1984, an der Landstraße 192 zwischen Wesseling und Bornheim, wurde die damals 20jährige Psychologiestudentin Ulrike Hingkeldey aus Bonn tot aufgefunden. Die Ermittlungen ergaben, daß die aus Wuppertal stammende 20jährige bereits am Tag zuvor als Anhalterin zu Angehörigen nach Wuppertal reisen wollte. Letztmalig lebend gesehen wurde sie dabei am Vortag an einem Tankstellengelände am Autobahnverteiler Köln-Süd, wo die Studentin zwischen 20.30 Uhr und 20.50 Uhr auf eine Mitfahrgelegenheit wartete. Dort stieg sie schließlich in ein sportliches, vermutlich rotes Fahrzeuges mit Wuppertal Kennzeichen ein. Auch in diesem Fall konnte bis heute kein Täter zweifelsfrei identifiziert werden.
Durch eine DNA-Untersuchung konnte die Kreispolizei Mettmann jetzt eine Verbindung zu einem Mordfall von 1979 in Velbert herstellen. Dort war ein Reiter am 26. Mai auf die zerstückelte Leiche der 17jährigen Regina Neudorf (siehe dort) aus Wülfrath gestoßen. Wir sind uns sicher, daß es sich um den gleichen Täter handelt, sagt der Leiter der Pressestelle der Kreispolizei Mettmann. Das habe eine DNA-Untersuchung jetzt ergeben.
Parallelen in den beiden Fällen gibt es zum einen bezüglich der Brutalität der Taten. So muss die junge Bonnerin so schwere Kopfverletzungen erlitten haben, daß ihr Gesicht unkenntlich wurde. Vom Körper der 17jährigen Verkäuferin aus Wülfrath trennte der Mörder Arme und Beine ab. Die fachmännische Art und Weise, wie die Gliedmaßen der Toten bereits vor dem Ablegen am Fundort abgetrennt worden seien, deuten laut der Polizei Mettmann darauf hin, daß es sich bei dem Täter mit hoher Wahrscheinlichkeit um einen Jäger, Metzger oder Schlachter handeln könnte.

Nienstädt. Rosita Cardella (20) ist Italienerin. Sie arbeitet als Masseuse in einer Klinik auf Fehmarn. Ihren Freund, der im Harz wohnt, besucht sie regelmäßig an den Wochenenden. Beide trampen den weiten Weg. Am 21. August 1984 trampt sie wie fast jedes Wochenenden in den Harz. Zuletzt wird sie an der Rastanlage Stillhorn südlich von Hamburg gesehen. In einem Waldstück in der Nähe von Nienstedt, wird die junge Frau fünf Tage später, bäuchlings in einem Bach liegend gefunden -  nackt. Die junge Frau wurde erwürgt. In den Tagen vor ihrem Tod werden verschiedene Gegenstände aus ihrem Besitz, u.a. auch ihre Kleidung, drei Rastplätzen an der B 243 zwischen Osterode und Seesen gefunden. Von einem Täter ist bis heute, trotz vieler Hinweise keine Spur. Zur Aufklärung des Falls sind insgesamt 10.000 DM ausgelobt worden.

Karlsruhe. Der Fall Manuela Batschauer (15) im September 1984: Das junge Mädchen wurde auf dem Flugplatzareal in der Nordweststadt ermordet. Die Tat löste allergrößte Betroffenheit und Angst in Karlsruhe aus. Es war die Zeit, als die US-Armee in Karlsruhe stationiert war und bei den damals regelmäßigen Reforger-Übungen tausende zusätzliche Soldaten aus den USA eingeflogen wurden - und die genauso auch schnell auch wieder weg waren. Der Verdacht ging in Richtung eines US-Soldaten, so die Ermittler. Ein Mann in einem uniformähnlichen Fieldjacket wurde beobachtet, der auffällig lange auf einer Straßenbahnbrücke bei der Nordweststadt stand und die einfahrenden Bahnen beobachtete. Als das Mädchen aus der Bahn stieg, war er aber plötzlich verschwunden. Manuela Batschauers Mörder wurde nie gefunden.


Lépanges-sur-Vologne (Frankreich). Der ungelöste Mordfall Grégory Villemin (4) zählt zu den spektakulärsten Kriminalfällen der französischen Nachkriegsgeschichte. Das Drama in dem kleinen Vogesen-Dorf handelt von finsteren Familienfehden, stümperhaften Ermittlern und von einer Spirale der Gewalt. Die Frage aber, wer den vier Jahre alten Jungen Grégory Villemin umgebracht hat, ist noch immer ungelöst. Trotzdem schöpfen die verzweifelten Eltern immer wieder neue Hoffnung. Sie hoffen auf ein Wunder. So wie jetzt, da die Polizei auf Geheiß des Berufungsgerichtes von Dijon die Schuhe und Kleidung des Opfers abermals unter das Mikroskop legen muss.
Die grauenvolle Tat passiert am 16. Oktober 1984 im Dörfchen Lépanges-sur-Vologne. Um 21.15 Uhr ziehen Feuerwehrleute den leblosen Körper ans Ufer der Vologne: Es ist der vermisste Grégory, die Arme und Beine gefesselt und die über den Kopf gezogene Wollmütze mit einer Schnur fest verknotet. Schon um 17.32 Uhr hat ein Bekenner, den sie in Frankreich le corbeau (der Rabe) nennen, die Familie des Jungen informiert. Am Morgen danach liegt schließlich ein Brief des Raben im Briefkasten. Darin steht: Ich hoffe, du stirbst vor Trauer. Dein Geld kann dir deinen Sohn auch nicht mehr zurückgeben. Das ist meine Rache, du Blödmann.
Jean-Marie und Christine Villemin, den jungen Eltern, sind üble Anfeindungen nicht fremd. Schon seit vier Jahren hetzt der geheimnisvolle Rabe gegen sie. Und gegen die Großeltern. Mal schreibt er Briefe, mal ruft er an. Im abgeschiedenen 1000 Seelen-Dorf Lépanges kennt jeder jeden. Es herrschen nicht nur Wärme und Vertrauen. Die jungen Villemins, einfache Leute, arbeiten fleißig, haben ein Haus gebaut und fahren zwei Autos. Das erregt Neid und Missgunst. Doch bei wem steigert sich der Hass so sehr, dass der kleine Grégory sterben muss? Drei Wochen vergehen, da fällt der Verdacht auf Bernard Laroche, einen Vetter von Grégorys Vater. Doch schon nach drei Monaten setzt Jean Michel Lambert, der unerfahrene und hoffnungslos überforderte Untersuchungsrichter, den Inhaftierten mangels Beweisen auf freien Fuß. Jean-Marie Villemin hingegen nimmt am 29. März 1985 das Recht in die eigene Hand, greift zur Jagdflinte und erschießt den Vetter in Gegenwart seiner hochschwangeren Frau. Ein Mord, für die er später mit fünf Jahren Gefängnis bestraft wird.
Nun hat der nervöse Untersuchungsrichter plötzlich Grégorys Mutter im Visier. Diese, im sechsten Monat schwanger, will am 5. Juli 1985 ihren in U-Haft einsitzenden Mann besuchen. Da legen sie auch ihr Handschellen an. Zwar kommt Christine Villemin schon nach elf Tagen frei, doch die Nation verurteilt vor und ist sich sicher: Christine, das schreckliche Biest, ist die Kindsmörderin.
Was für ein erschütternder Kriminalfall: Ein kleiner Junge ist tot, ein offenbar Unschuldiger ebenfalls, der eigene Vater wird selbst zum Mörder und eine Mutter steht am Pranger. Die Justiz, mit dem Latein völlig am Ende, klappt die Akte Grégory Anfang 2000 resigniert zu. Doch die Eltern, die dem grausamen Ort des Geschehens längst den Rücken gekehrt haben, lassen nicht locker, wollen endlich das Rätsel um den Raben gelöst sehen. 2008 der erste Erfolg: Die Justiz öffnet die Akte erneut. Jetzt hoffen sie auf die revolutionären Errungenschaften der Kriminalwissenschaft, auf präzise DNA-Analysen, die ehedem unsichtbare Partikelchen endlich sichtbar und in schlagende Beweislast verwandeln kann. Der Kreis der Verdächtigen beschränkt sich auf höchstens 150 Menschen.


BAB45 Hagen-Süd. Ein blauer Golf mit demolierter Motorhaube steht in einer Böschung neben der Autobahn - das sieht ein LKW-Fahrer im Vorbeifahren im Scheinwerferlicht. Er glaubt an einen Unfall und hält auf dem Seitenstreifen an, um zu helfen. Kurz hinter ihm kommt ein Kollege zum Stehen. Gemeinsam treten sie an den demolierten Wagen heran. Darin entdecken sie den sterbenden Lebensmitteltechniker Günther Stoll (34), nackt. Am Körper kleben Laub und Schmutz. Die grausige Szene spielte sich in der Nacht vom 25. auf den 26. Oktober 1984 ab, an der A45 bei Hagen-Süd. Und sie wird die Kripo noch lange beschäftigen, bis heute. Der Fall Günther Stoll ist einer der mysteriösesten Todesfälle in der Geschichte der Bundesrepublik und weiterhin nicht aufgeklärt.
Das eigenartige Geschehen in den Stunden, bevor Günther Stoll von den beiden LKW-Fahrern gefunden wurde, rekonstruiert die Polizei schon kurz nach dessen Tod weitestgehend - aber entscheidende Informationen fehlen. Am 12. April 1985 wenden sich die Ermittler daher via Aktenzeichen XY… ungelöst an Millionen Fernsehzuschauer. Der gut zehnminütige Film stellt das Geschehen am Abend des 25. Oktober 1984, einem Donnerstag, so weit wie möglich nach: Der 34jährige Stoll lebt mit seiner Frau zusammen in Anzhausen im Siegerland, er ist arbeitslos. Der gelernte Lebensmitteltechniker wirkt an dem Donnerstagabend wieder einmal nervös, unruhig, nachdenklich. Er sagt zu seiner Frau Sätze wie Ich halte das nicht mehr aus, Alle sind sie gegen mich, Ich habe einfach Angst, daß die mir was antun. Wer sind die? Wurde Günther Stoll bedroht? War er paranoid? Hatte er eine Vorahnung? Darauf gibt es bis heute keine Antwort. Im Laufe des Abends, der Fernseher läuft im Hause Stoll, sagt der 34jährige nach langem Grübeln: Jetzt geht mir ein Licht auf. Er nimmt sich Stift und Papier und notiert sechs Buchstaben: YOG'TZE. Kurz darauf streicht er seine Notiz wieder durch, wird seine Frau später aussagen. Gegen 23.00 Uhr zieht er sich seine Wildlederjacke an und verlässt  die Wohnung. Er hofft, daß ein Bier im Papillon, einer Kneipe im benachbarten Ort Wilnsdorf seine Ängste ein wenig lindert. Bis gleich, sind die letzten Worte an seine Frau. Wenig später kommt er im Papillon an, bestellt das Bier. Bevor er es trinken kann, fällt Günther Stoll vom Barhocker, zieht sich eine Wunde im Gesicht zu. Anderen Gästen der Kneipe sagt er, daß er einen Blackout hatte. Für den Sturz gibt es keine plausible Erklärung. Stoll verlässt kurz darauf die Kneipe, nach der Verletzung ist ihm die Lust am Bier vergangen. Er setzt sich in seinen blauen Golf und fährt davon. Gegen ein Uhr in der Nacht taucht der 34jährige in seinem Heimatort Haigerseelbach auf, knapp zehn Kilometer von der Gaststätte Papillon entfernt. Anstatt seine Mutter zu besuchen, klingelt er zwei Häuser weiter bei einer Rentnerin. Sie kommt ans Fenster im ersten Stock ihres Hauses. Stoll will reden, er wirkt verwirrt, ruft ihr zu: Die Nacht passiert noch was, etwas ganz Fürchterliches. Sie weist ihn ab, er kündigt an, zurück zu seiner Frau nach Anzhausen zu fahren, gut 15 Kilometer, und verschwindet in die Nacht.
Gegen drei Uhr morgens halten die beiden Lastwagenfahrer auf dem Seitenstreifen der A45 bei Hagen-Süd an und machen ihre furchtbare Entdeckung, fast 100 Kilometer von Stolls Wohnort entfernt. Sie sehen kurz vorher im Dunkeln noch eine Person in heller Kleidung um das Auto herumhuschen. Als sie am Wagen ankommen, ist sie aber verschwunden. Günther Stoll, unbekleidet, stöhnt noch, als die beiden LKW-Fahrer an dem demolierten Golf ankommen, mit letzter Kraft teilt er seinen Helfern mit, daß es vier Männer gewesen seien. Nicht meine Freunde. Sie sind abgehauen, weg. Ich will auch weg..., sagt Stoll noch mit letzter Kraft. Was er damit meint, bleibt ungewiss. Auf dem Weg ins Krankenhaus stirbt Günther Stoll wenig später an seinen schweren Verletzungen.
Die YOG'TZE-Notiz beschäftigt die Polizei - bis heute. Ein Unfall? Vielleicht auch, aber nicht nur: Rechtsmediziner stellen später fest, daß Stoll nicht an der Fundstelle verletzt wurde. Er wurde zuvor an einem anderen Ort von einem anderen Fahrzeug überrollt, auch zu dem Zeitpunkt war er schon unbekleidet. Dann wurde er auf den Beifahrersitz seines Wagens gesetzt und zum späteren Fundort gefahren, so die Untersuchungsergebnisse. Die Ermittler stehen vor einem Rätsel, die Zeugensuche beginnt - erfolglos. Ein Anhalter, den Autofahrer in der Nähe des Fundortes bemerkten, meldet sich nicht bei der Polizei. Die Beamten ermitteln auch in der niederländischen Drogenszene, Günther Stoll hatte offenbar Kontakte dorthin - die Untersuchungen bleiben ebenfalls erfolglos. Sie setzen 3000 Mark Belohnung für Hinweise aus - ohne Erfolg. Auch die Suche bei Aktenzeichen XY… ungelöst verhilft nicht zur Aufklärung - trotz rund 170 Hinweisen. Die Person, die um den Golf herumschlich, wird nie gefunden. Und wie gelangte das Opfer an den Fundort, kilometerweit weg von seinem Zuhause? Auffällig an dem Fall sind sind vor allem die scheinbaren Vorahnungen von Günther Stoll - aber auch hier kommen die Ermittler nicht voran. Und dann ist da noch die mysteriöse Notiz des 34jährigen: YOG'TZE. Der Zettel allerdings ist verschwunden, seine Frau habe ihn in der Todesnacht weggeworfen, berichtet die Siegener Zeitung. Hat es die Notiz überhaupt gegeben? Und stand nicht etwas ganz anderes darauf? Der Fall des Günther Stoll kommt nicht zu den Akten. Die Ermittler recherchieren. Heraus kommt: Das Wort existiert in keiner Sprache der Welt. Aber es schießen Spekulationen ins Kraut: YO6'TZE soll ein rumänisches Funkzeichen (nicht Autokennzeichen?) sein. Wurde die 6 für ein G gehalten? Auch diese Vermutung hilft nicht weiter. Steht YOG für einen Joghurt mit dem Namen TZE? Alles Spekulation. Oder handelt es sich bei YOG'TZE um eine verschlüsselte Botschaft? So bleibt der Fall bis heute vor allem Eines: einer der mysteriösesten ungeklärten Todesfälle Deutschlands. Die Ermittler hoffen, das Rätsel um die Vorahnungen Günther Stolls, seine eigenartige Notiz und den bizarren Tod noch irgendwann klären zu können. In dem blauen VW-Golf wurde DNA-Material sichergestellt. Nachdem es zunächst als verschollen galt, sei es doch in der Asservatenkammer entdeckt worden, erzählt Ulrich Kayser von der Mordkommission Hagen. Neue Hoffnung für die Kripo: Vielleicht taucht die DNA irgendwann, irgendwo noch einmal bei anderen Ermittlungen auf. Bis dahin wird bei der Mordkommission in Hagen auch weiterhin regelmäßig das Telefon klingeln, weil Anrufer glauben, das YOG'TZE-Rätsel gelöst zu haben. Zu den Akten gelegt wird der Tod Günther Stolls jedenfalls nicht. Mord verjährt nie, und so wird auch dieser Fall turnusmäßig immer wieder hervorgeholt.


Pinneberg. Karl-Hinrich Lienau wurde nur 44 Jahre alt. Lienau wurde am 8. November 1984 in Pinneberg ermordet. Er war 1,70 Meter groß, kräftig, 70 Kilo schwer, die dunklen Haare schulterlang. Ein Polizist sieht auf dem Barmbeker Osterbekkanal ein Fass treiben. Zwei Handbreit ragt es aus dem Wasser. Abfall, vermutet er. Wenige Stunden später wird es geborgen, darin ein auf grausame Weise getöteter Mann. Hingerichtet nach Mafia-Manier, gefesselt, mit Sand, Zement und einer Eisenhantel kopfüber in das Fass gestopft. Jahrzehntelang haben die Fahnder nach einem Täter gesucht, unzählige Spuren und Hinweise verfolgt. Vergeblich. Am Ende passten die vielen Puzzleteile doch nie zusammen. Der Fall kam zu den Akten, in den Keller der Staatsanwaltschaft. Doch der Mord und ihre Fragen sind nicht vergessen: Wer war dieser Mann? Und warum musste er sterben? Dazu muss man 30 Jahre in die Vergangenheit reisen, um sich ein Bild von Karl-Hinrich Lienau zu machen:
27. Dezember 1982. Die Lottogesellschaft Nordwestlotto Schleswig-Holstein stellt einen Verrechnungsscheck über 1.008.289,60 Mark auf den Namen Karl-Hinrich Lienau aus. Eine Million Mark. Lienau ist fünf Tage vorher 42 Jahre alt geworden. Der Lottogewinn schien ein Geburtstagsgeschenk vom Schicksal zu sein für einen wie Lienau, der aus einfachen Verhältnissen stammt. 1939 wurde Lienau in Vorbruch im Kreis Friedeberg geboren. Er wuchs ohne Vater mit fünf Schwestern und vier Brüdern auf, machte eine Lehre zum Raumausstatter, zog Anfang der sechziger Jahre nach Pinneberg, ging zur Bundeswehr, heiratete eine zwei Jahre jüngere Frau, eine gute Partie. Anfangs arbeitete Lienau im Kohlenhandel seiner Schwiegermutter und als Raumausstatter. 1964 wurde seine Tochter geboren, sechs Jahre später ein Sohn. Bis 1979 betrieb Lienau ein Fuhrgeschäft mit eigenen Lastwagen, jedoch ohne Erfolg. 1981 war er pleite. Schulden blieben. Im gleichen Jahr lernte Lienau in Kanada Baldur M. kennen, einen deutschstämmigen Finanzberater, der sich Bud nennt. Das weite, wilde Land ist Lienaus Sehnsuchtsort. Das Leben in Kanada gehört zu den vielen Träumen, die er immer hatte und selten lebte. Aber Urlaub dort, immerhin das war möglich. Schließlich kaufte Lienau mit seiner Frau, seiner Schwester und dem Schwager ein Grundstück auf einer kanadischen Insel. Im Sommer 1982 baute er dort ein Holzhaus. In Pinneberg lief seit Mai 1982 dagegen das Zwangsvollstreckungsverfahren gegen Lienau.
6. Januar 1983, Kiel: Lienau holt von seinem Gewinn anfangs nur 30.000 Mark in bar ab, erzählt niemandem davon. Er will die Sache gegenüber seinen Gläubigern, dem Finanzamt und seiner Frau verheimlichen. Er fährt noch sechs Mal nach Kiel. Bis zum 10. März 1983 hat er die Million in fünf Schüben zwischen 7.000 und 530.000 DM in bar abgehoben. Nur 70.000 DM werden auf sein Konto gebucht. In Kanada legt Lienau Geld in Wertpapieren an.
16. Mai 1983, Pinneberg, Diskothek Jingle: Unbekannte rollen Toilettenpapier aus, tränken es mit Petroleum und stecken die Disco in Brand. Die Täter sind nicht zu ermitteln. Ein möglicher Hintergrund: Jemand wollte verhindern, daß ein Bordell dort eingerichtet wird, ein neuer Pächter, ein Gastronom aus Wedel, hatte kurz zuvor das Obergeschoss ausgebaut. Bei einem Autounfall verunglückt er jedoch kurz nach dem Brand tödlich. Er rast ohne erkennbaren Grund gegen einen Baum. Ob es Selbstmord oder ein manipuliertes Fahrzeug war, konnte nicht festgestellt werden.
Juli 1983, Kanada: Lienau macht mit seiner Frau und den Verwandten Urlaub auf der Insel in seinem Blockhaus. Er bleibt den ganzen Sommer, lernt Männer aus dem Frankfurter und Würzburger Raum kennen. Alle drei sind Wirtschafter in Bordellen, Pächter oder betreiben welche. Gegen sie laufen Strafverfahren: Betrug und Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte, Verstoß gegen das Waffengesetz, Totschlag, usw. Die Liste ist lang. Seine Ehefrau weiß nichts davon. Später sagt sie, sie habe stets ein ungutes Gefühl gehabt, wenn sie und ihr Mann mit den Männern zusammen war.
September 1983, Diskothek Jingle: Als Lienau aus Kanada zurückkommt, erfährt er, daß der Diskotheken-Besitzer Harald B. (42) nach dem Brand im Jingle Geldgeber sucht. Lienau beteiligt sich mit 200.000 DM.
Januar 1984, Kanada: Lienau schließt mehrere Verträge ab, die seine Lotto-Million verschleiern sollen. Er mietet gar Schließfächer. Und er legt Geld auf den Namen von Diskothek-Besitzer Harald B. an. Seine Frau reicht die Scheidung ein.
15. Februar 1984, Diskothek Jingle: An der Bar sitzt ein halbes Dutzend attraktiver, junger Frauen. Darunter Maren B. (24), eine blonde Arzthelferin, die Ex-Verlobte von Harald B. Sie ist nun die Freundin von Lienau, der vor der geladenen Presse verkündet, im Obergeschoss zwei Whirlpools einbauen zu wollen. Ein Bordell? Das Jingle ist ein schmuckloses, zweistöckiges Haus mit einem kitschigen, grünen Plastik-Baldachin über dem Eingang. Im Erdgeschoss gibt es eine kleine Tanzfläche, eine lange Bar, einen Kamin. Schummrige Beleuchtung, Mahagoni, Messing an den Tischleuchten und die kitschige Gipsfigur einer Leichtbekleideten am Tresen. Ein Drink kostete 13 DM. Im ersten Obergeschoss liegen drei Schlafzimmer, zwei Bäder, eine Küche und ein Wohnzimmer. Unter dem Dach weitere Zimmer und ein Matratzenlager. Lienau und Harald B. wohnen auch in dem Haus, Lienau allerdings inoffiziell. Harald B. bestreitet, daß Frauen mit Gästen nach oben gehen. Die Kreisstadt Pinneberg will keine Bordelle im Stadtgebiet, und einige Pinneberger behaupten immer noch, im Jingle nur eine Disco gesehen zu haben. Die Raumpflegerin Angela D. machte nur unten sauber. Oben putzen die Chefs selber, sagt sie später der Polizei.
25. März 1984, Spielbank Hamburg: Das Casino registriert Lienaus Besuch. Auch im April ist er dort. Auf St. Pauli kauft er im Frühjahr 1984 einen gefälschten Führerschein.
15. Mai 1984, Pinneberg, Büro eines Notars: Der Disco-Besitzer Harald B. gibt eine geheime Erklärung ab. Mit einer Reihe komplizierter Verträge soll verhindert werden, daß seine Noch-Frau, die zu diesem Zeitpunkt als Köchin in Hamburg arbeitet, an die 200.000 DM herankommt, mit denen Lienau sich ins Jingle eingekauft hat.
19. Mai 1984, Pinneberg: Lienau fährt mit seiner Freundin Maren B. nach Ibiza. Er schenkt ihr Schmuck, redet auf Ibiza eher beiläufig vom Lottogewinn, wie Maren B. bei einer Vernehmung später angeben wird.
30. Mai 1984, Grenzübergang Chalampé-Neuenburg: Bei der Rückreise über Frankreich nimmt Lienau den wenig genutzten Grenzübergang in Neuenburg am Rhein. Er fährt ein Auto, das Harald B. gehört. An der Grenze wird der gefälschte Führerschein auf der deutschen Seite entdeckt. Die Fingerabdrücke von Karl-Hinrich Lienau werden im BKA registriert. Über sie wird der Tote aus dem Fass ein halbes Jahr später identifiziert werden. Karl-Hinrich Lienau reist ohne Führerschein und mit Maren B. weiter nach Würzburg ins Sauna-Paradies, ein Bordell. Zwei Tage, bis Anfang Juni, bleiben die beiden in Würzburg, treffen auch Eddi wieder, der im Würzburg der achtziger Jahre zu den führenden Rotlichtgrößen zählt.
Juni 1984, Ontario, Kanada: Lienau macht weitere Verschleierungs-Verträge über Konten, die er mit Geld füllt. Er reist mit einem bordeaux-farbenen Aktenkoffer aus Leder mit Zahlenschloss. Darin: die Originaldokumente, und weitere geheime Verträge, Schlüssel für ein Motorboot in Kanada, usw. Zurück in Pinneberg, legt Lienau den Koffer in ein Versteck neben seinem Bett im Jingle: In der Ecke des Raumes lässt sich der Teppichboden anheben, unter einer herausnehmbaren Sperrholzplatte ist ein Fach für den Koffer. Seit dem Mord ist der Koffer verschwunden, wer ihn oder die Originalunterlagen hat, gilt als dringend tatverdächtig. Von den Unterlagen tauchen jedoch nach dem Mord Fotokopien in Schließfächern und bei Bud M. in Kanada auf.
Juli 1984, Pinneberg: Lienau fliegt erster Klasse mit Maren B. für drei Wochen nach Kanada in den Sommerurlaub. Im August sollen sie dort wilde Partys gefeiert haben. Nach Zeugenaussagen seien zu dem Zeitpunkt auch Eddi, Jan und Rainer dabei gewesen, die angeblich von Maren B. über den Lottogewinn informiert wurden. Es heißt, daß die drei an das Geld von Karl-Hinrich Lienau wollten. Einer von ihnen wird später mit internationalem Haftbefehl wegen Erpressung gesucht, er hatte sich schon im Juni beim Einwohneramt nach Übersee abgemeldet. Trotzdem bleibt diese Seite des Mordfalles im Dunkeln. Der verantwortliche Oberstaatsanwalt Peter Schwien sagt später: Rotlicht schweigt.
7. November 1984, Diskothek Jingle: Der Taxifahrer Oskar H. ist der letzte Zeuge, der Karl-Hinrich Lienau lebend sieht. Er unterhält sich mit ihm bis 2.15 Uhr. Danach, irgendwann in dieser Nacht, wird Lienau getötet. Der erste Schuss traf ihn von hinten in den Kopf, tödlich. Ein zweiter Schuss ging von hinten durch die Lunge. Die Kugel vom Kaliber 7.65 mm, sechs Züge Rechtsdrall, blieb im Schlips stecken. Eine dritte Kugel zerriss auf drei Zentimeter die große Körperschlagader. Außerdem wurde der Schädel mit vier schweren Schlägen zertrümmert. Möglicherweise schlugen die Mörder mit der 15 Kilo schweren, türkisblauen Hantelscheibe zu, die im Fass gefunden wurde. Aufschrift: City-Studio. Solche Hanteln lagen auch in der Eimsbütteler Tangun-Sportschule, in der Peter M. (35) Taekwondo trainierte. Seit 1978 arbeitet er als Türsteher im Jingle, gilt als rechte Hand und bester Freund von Harald B., übernachtet ab und zu unterm Dach im Matratzenlager.
8. November 1984, Hamburg, Berzeliusstraße 45, Großhandel für Fässer, Kanister und Fasszubehör, 9.35 Uhr: Zwei 30 bis 35 Jahre alte Männer kommen zu Fuß auf das Gelände und suchen sich ein sog. Überfass aus. Dieses Fass ist größer und wesentlich teurer als eine Regentonne und wird vorwiegend von der Feuerwehr und der Polizei genutzt, z.B. zum Transport von Flüssigkeiten. Mit einem Spannring ist der Deckel zu verschließen. Die Männer lehnen ein Angebot des Verkäufers, das Auto zum Abtransport aufs Firmengelände zu holen, ab. Sie zahlen 191,52 DM, geben eine falsche Adresse an und tragen das Fass fort. Der größere (1,90 m) von beiden trägt eine beige Bundlederjacke und hat einen Mullverband an der linken Hand. Der kleinere (1,75 m) trägt einen Vollbart. Ermittler vermuten, daß sich beide mit Perücken und falschem Bart getarnt haben. Nach der Beschreibung könnten es Harald B. und Peter M. gewesen sein. Bei einer Gegenüberstellung erkennt der Fassverkäufer die beiden Verdächtigen nicht wieder. Die Polizei findet keinen einzigen Zeugen für die Nacht vom 7. auf den 8. und 9. November bis zum Fund des Fasses. Eine Lücke von 36 Stunden. Bis heute weiß keiner, wo Lienau erschossen wurde, wie seine Leiche in das Fass gelangte und wie das 235 Kilo schwere Fass im Barmbeker Kanal landete. Die Story einer Zeitung über die letzten Stunden des Mordopfers erweist sich als komplett falsch.
8. November 1984, Diskothek Jingle: Nach Mitternacht kommt Maren B. ins Jingle, fragt nach Lienau, bleibt bis 3.30 Uhr. Später erzählt sie, die Tür oben zur Wohnung ihres Freundes sei verschlossen gewesen. Erst Stunden später habe Harald B. sie reingelassen. Alles sei unordentlich gewesen - Koffer nicht im Versteck, die Hausschuhe nicht wie immer korrekt auf dem Versteck, das Bett ungemacht. Im Bad stand Lienaus Nasenspray, ohne das er nie aus dem Haus ging.
9. November 1984, Osterbekkanal: Ein Zeuge sieht nachts um 4.50 Uhr ein aufrecht treibendes Fass auf dem Osterbekkanal in Höhe Hufnerstraße. Um 10.15 Uhr entdeckt ein Polizist das Fass unter einer Trauerweide. Ein Alsterabfischer bringt es auf und schleppt es zur nahen Bootswerft. Der Deckel wird geöffnet und ein schweres Paket herausgeholt. Beim Öffnen kommt ein Schenkel zum Vorschein. Beamte von Kripo, Spurensicherung und Wasserschutzpolizei widmen sich einem geborgenen Fass. Darin befindet sich in einem Müllsack die Leiche von Karl-Hinrich Lienau. Die Täter werden nie gefasst.
9. November 1984, Diskothek Jingle: Die Identität des Toten ist noch nicht bekannt. Im Jingle sind die Außenjalousien heruntergelassen. Lienaus Tochter (20), kommt als Aushilfskellnerin um 19.30 Uhr, geht eine Stunde später hoch, um ihren Vater begrüßen zu wollen. Die Tür ist unverschlossen, aber keiner ist da. Später ist sie verschlossen. Sie wundert sich auch, daß im Gang nach oben zum Zimmer ihres Vaters ein Rollo bei einem Fenster runtergelassen ist, das war früher noch nie so.
9. November 1984, Hamburg, Sportschule Tangun: Der Eigentümer entdeckt, daß zwei türkisblaue Hantelscheiben mit dem Aufdruck City-Studio fehlen, was er sich nicht erklären kann. In diesem Studio arbeitet auch Peter M. Allerdings waren die Hantelscheiben bis 1976 auch über ein Münchner Kaufhaus in ganz Deutschland vertrieben worden.
19. November, Pinneberg, Stadtfriedhof, 11 Uhr: Hundert Verwandte, Freunde und Bekannte geben Karl-Hinrich Lienau das letzte Geleit. Kripobeamte fotografieren die Gäste.
20. November 1984, Barmbek: 10.000 DM Belohnung werden in einem Flugblatt ausgelobt, das die Polizei in Barmbek verteilt. Sie fragt besonders nach dem Fass. Vermutlich sei es östlich der Bramfelder Brücke in den Osterbekkanal geschubst worden. Spätere Phantomzeichnungen zeigen zwei Männer, von denen einer Peter M. sehr ähnlich sieht. Im Flugblatt eingekreist ist der Osterbekkanal östlich der Bramfelder Brücke. Diese führt dort über die laute siebenspurige Bundesstraße 434 und liegt wenige Hundert Meter vom Fundort des Fasses entfernt. Im eingekreisten Gebiet soll nach Einschätzung der Polizei das Fass in den Kanal gekommen sein. Die Ermittler sind sich sicher, daß Karl-Hinrich Lienau im Kreis Pinneberg erschossen und ins Fass gesteckt wurde. Das Fass musste dann 22 Kilometer nach Barmbek geschafft werden.
Ende November 1984, Hamburg, Rathausstraße 2, Bank of Canada: Harald B. erscheint, möchte ein Konto einrichten, weil er eine größere Summe von seinem Bruder aus Kanada erwarte. Doch die Bank führt keine Währungskonten. Harald B. geht und kommt nicht wieder.
7. Januar 1985, Staatsanwaltschaft Hamburg: Der Antrag auf Haftbefehl wegen Mordes aus Habgier gegen M. und B. geht ans Gericht. Die Hamburger Staatsanwaltschaft ist sicher, daß Lienau das Jingle nur unter Zwang verließ oder tot herausgeschafft wurde. Es sei eindeutig, daß er am 7. November die Wohnung im Jingle nicht verlassen wollte. Die Täter hätten den Rasierer und Mantel entfernt, um den Eindruck zu erwecken, ihr Opfer sei verreist. Der Verdacht fällt auch deswegen auf B. und M., weil im Jingle Rollenhandtücher, Zement und Sand gefunden werden und beide kein Alibi haben.
15. Januar 1985, Hamburg: Das Gericht lehnt den Haftbefehl ab. Die Anhaltspunkte seien zu schwach, es fehlen Tatspuren und Indizien, und z.B., daß das Handtuch wirklich aus dem Jingle stammt.
Anfang Oktober 1985, Pinneberg: Das von Lienau angelegte Geld geht zum großen Teil an seine Gläubiger und der geringere Rest geht an seine Kinder. Das Ehepaar Lienau hatte Gütertrennung vereinbart. Lienaus Ex-Frau erbt nach der beantragten Scheidung nichts. Der Kanadier Bud M. hat Fotokopien von Geheimverträgen gefunden und veranlasst, das Geld zurückzusenden. Die Ermittler gehen davon aus, daß die Mörder ihr Ziel, an das heimliche Lottogeld zu kommen, nicht erreicht haben. Sie sind nach wie vor davon überzeugt, daß M. und B. den Mord begangen haben.


Bayreuth. Weil der Tankstellen-Pächter Herbert Dippold aus Bayreuth am Abend des 10. November 1984 nicht nach Hause kommt und auch nicht ans Telefon geht, fährt seine Frau zur Esso-Tankstelle am Kreuzstein. Dort findet sie im Büro die blutüberströmte Leiche ihres Mannes. Der 42jährige ist mit einer Abschleppstange erschlagen und mit 16 Messerstichen umgebracht worden. Der beliebte Tankstellenpächter muss wegen 8.000 DM Tageseinnahmen und 800 DM Wechselgeld sterben. Nach der brutalen Bluttat hat es immer wieder Hinweise gegeben, eine heiße Spur aber nicht. So findet zunächst ein Landwirt bei Baumgarten die beiden verbrannten Aktenkoffer und den Schlüsselbund des Mordopfers. In der Asche liegt ein Einwegfeuerzeug der Marke Lord Extra, auf das man vergebens große Hoffnungen setzt. Wenig später taucht auf dem Parkplatz an der B85 beim Gründla das blutverschmierte Mordwerkzeug auf: die Abschleppstange aus Stahlrohr. Auch ein verdächtiges Auto, ein Ford mit Landshuter Kennzeichen, bringt die Polizei nicht entscheidend weiter. Insgesamt werden fast 500 Spuren untersucht. Ein Täter ist bis heute nicht gefunden.


Hannover. Mit Plakaten, Flyern und einer Belohnung von 5.000 Euro hoffen Ermittler auf Hinweise zum Mord an einer 15 Jahre alten Schülerin im Jahr 1985. Die Aktion soll im Einzugsbereich Burgwedel und Isernhagen stattfinden, wie die Polizei ankündigte. Der unbekleidete Leichnam der vermissten Ulla Lilienthal war am Nachmittag des 10. Februars 1985 gegen 16.45 Uhr, von zwei Spaziergängerinnen im Waldstück Sprillgehege in der Gemarkung Fuhrberg an der Landesstraße 381 zwischen Großburgwedel und Fuhrberg gefunden worden.
Nach bisherigen Erkenntnissen wurde das Mädchen letztmalig am frühen Abend des 23. Januar 1985 lebend gesehen und verschwand daraufhin spurlos. Einige Tage zuvor, am 2. Februar 1985, wurden Bekleidungsstücke der Vermissten im angrenzenden Wald westlich des Parkplatzes Sprillgehege gefunden.
Ein rotes Sweatshirt mit der Aufschrift Boston College, das der vermissten Schülerin gehörte, spielte bei den damaligen Ermittlungen eine zentrale Rolle. Dieses Sweatshirt und andere Bekleidungsstücke wurden in dem angrenzenden Waldstück aufgefunden, wobei es von einem der damaligen Tatverdächtigen getragen worden war. Der Tatverdacht gegen diesen erhärtete sich nicht, und der Mordfall gilt bis heute als ungelöst.
Zeugen, die Hinweise geben können, werden gebeten, sich mit dem Kriminaldauerdienst der Polizei Hannover unter der Telefonnummer (0511) 109-5555 in Verbindung zu setzen.

Volkartshain. In der Nacht zum 16. Februar 1985 drang der Täter in das Anwesen der Familie Winter ein. Im Wohnzimmer traf er zuerst auf die 77jährige Auguste Winter, die er durch Schläge mit einem Knüppel auf den Kopf und Messerstiche in den Hals tötete. Offenbar vom Lärm geweckt traf er dann auf die 46jährige Marie Winter, die er im Flur erschlug und erstach. Auch die 11jährige Annette Winter kam die Treppe herunter, versuchte aber, wieder ins Obergeschoss zu flüchten. Auf der Treppe stach der Täter mehrfach von hinten in die Beine von Marie, die sich anschließend im Bett zu verstecken suchte. Hier wurde sie erschlagen. Anschließend zog der Täter die Leichen der Mutter und Großmutter hinter die Wohnzimmertür und durchsuchte mehrere Räume. Offenbar vermutete er Geld im Haus, denn kurz zuvor war der Traktor des im Vorjahr verstorbenen Vaters verkauft worden. Allerdings befand sich das Geld - rund 20.000 DM - in einem Versteck und wurde vom Täter nicht gefunden. Am nächsten Morgen wunderte sich eine Nachbarin über die noch immer heruntergelassenen Rolläden und wollte nach dem Rechten sehen. Hierbei entdeckte sie die Leichen in der völlig blutverschmierten Wohnung. Sie erlitt einen Schock, an dessen Folgen sie einige Zeit später starb. Zunächst wurde der Freund der am Abend des Tattags  nicht anwesenden älteren Tochter verdächtigt, der unter erheblichem Druck ein Geständnis abgelegt hatte. Allerdings widerrief er sein Geständnis später, auch fehlte ein plausibles Motiv. Er wusste wo das Geld versteckt war, hatte es aber nicht genommen. Die Spurenlage bestätigte seine Täterschaft ebenfalls nicht. Er wurde freigesprochen, der Mord blieb bis heute ungesühnt.


Lübbecke. Ein frühlingshafter Abend im April 1985. In der Diskothek Sir Henry in Lübbecke (Westfalen) lernt Richard Simmons - Army-Ambulanzfahrer beim Royal Corps of Transport - die Schülerin Sabine Rosenbohm (18) kennen. Musik, Tanz, Alkohol und ein Flirt. Ich bringe dich nach Hause, sagt der britische Soldat. Am nächsten Morgen wird Sabines Leiche unter einem Rosenbusch liegend gefunden - blutverschmiert und halbnackt. Für den Staatsanwalt ein klarer Fall: Er fordert 15 Jahre Haft für Simmons - doch der behauptete immer, er habe die 18jährige Sabine Rosenbohm nicht getötet. Ich weiß nichts. Ich war doch betrunken.
Das Sir Henry (gibt es seit Ende der 80er nicht mehr) war damals die Stammdisco der ortsansässigen Soldaten. Und in der konservativen Bevölkerung der beschaulichen Kleinstadt Lübbecke verrufen. Es gab dort oftmals Schlägereien, den Mädels wurde immer abgeraten, sich dort aufzuhalten. Angeblich war der Soldat bereits im Vorfeld aufgefallen wegen körperlichen Übergriffen, was jedoch lediglich Gemunkel und Gerede war. Und weil er eben mit Sabine an dem Abend zusammen gesehen wurde, geriet er auch sofort in Verdacht, der sich offenbar nach der Blutuntersuchung - Simmons hatte die gleiche Blutgruppe wie der Mörder - bestätigte. Die DNA-Überprüfung gab es zu dieser Zeit nicht. Sabine kam aus einem guten und recht konservativen Elternhaus, war eine gute Schülerin und entsprach so dem vorzeigbaren Bild eines anständigen Mädchens, welches sich natürlich nicht mit solchen Typen abgeben würde.
Richard Simmons wurde nach acht Jahren seiner 15jährigen Haftstrafe aus dem Gefängnis entlassen, als DNA-Beweise zu dem Schluss kamen, daß Spuren von Sperma, die auf dem Körper des Opfers gefunden wurden, nicht seine waren. Das Gericht ordnete außerdem an, daß Richard Simmons aus Pontypool, Südwales, eine Entschädigung von 10.000 Pfund für seine Gefängnisstrafe erhalten solle. Das Gericht in Münster hat entschieden, daß es nicht genügend Beweise gegeben hat, um Simmons wegen Mordes und Vergewaltigung zu verurteilen. Nach der Anhörung sagte Herr Simmons: Endlich ist bewiesen, daß ich dieses arme Mädchen nicht getötet habe, und ich bin erleichtert, daß es vorbei ist. Der Mörder von Sabine Rosenbohm ist noch nicht gefasst. 

Frankfurt am Main. Am Ostermontag, 8. April 1985, wird das Haus in Frankfurt-Oberrad des jugoslawischen Krankenpflegers Stanisa Branisavljevic durchwühlt. Die Beute ist karg und soll einen Raubmord vortäuschen. Der Hausherr liegt erschlagen im Bad. Stanisa Branisavljevic arbeitete im Caritas-Altenheim in Offenbach. Er lebt bereits seit gut 20 Jahren in Deutschland und hat nur wenig Kontakt zu seiner geschiedenen Frau und deren Sohn in Belgrad. Stanisa arbeitet nur nachts und wird von allen nur Herr Stani wegen des schwierigen Namens genannt. In seiner Freizeit ist Stanisa oft im Frankfurter Bahnhofsviertel unterwegs. Er bevorzugt Bars, in denen ausschließlich Männer verkehren. Er gilt als gern gesehener Gast, weil er stets ruhig und höflich ist. Stanisa sucht Kontakte zu jungen Männern. Doch im Altenheim weiß niemand von seinem Doppelleben. Für einen jungen jugoslawischen Bekannten ist er wie ein väterlicher Freund, doch auch er weiß nichts von Stanisas Homosexualität. Zwei Tage vor dem Mord fährt Stanisa mit seinem weißen Opel Manta und zwei unbekannten Männern nach Offenbach zu einem Bekanntem, borgt sich 3.000 DM für ein Restaurant, das er für 30.000 DM angeblich mit zwei Partnern übernehmen will. Am Ostersonntag wird eine kleine Grillparty im Hof von Stanisas Haus mit jugoslawischen Freunden gefeiert. Er erzählt aber niemandem von seinen Plänen. Am nächsten Tag wird Stanisa Branisavljevic morgens gegen 10 Uhr winkend am Fenster gesehen, als ein junger Bekannter das Haus verließ, um sich die Stadt anzusehen. Bei seiner Rückkehr am Abend findet er Stanisa ermordet auf. Bis heute sind die genauen Tatumstände sowie der oder die Täter unbekannt. Eine Belohnung in Höhe von 5.000 DM wurde ausgelobt.


Essen-Stadtwald: Nara-Michael Sieger (7) war am 22. April 1985 vom Spielplatz nicht mehr in sein Elternhaus in der Rüstermark 89 zurückgekehrt. Da die Suche der Eltern erfolglos war, meldeten sie ihren Jungen gegen 20.15 Uhr bei der Polizei als vermisst. Am Dienstagmorgen um 8.10 Uhr, entdeckte ihn die Polizei nach umfangreichen Suchmaßnahmen, die während der Nachtstunden unterbrochen wurde, schließlich nur 300 Meter von seinem Elternhaus entfernt unter einem Ilexgebüsch am Sundernholz in Stadtwald: teilweise entkleidet, Arme und Beine gebrochen und mit Würgemalen am Hals. Offenbar war Nara Michael auch sexuell missbraucht worden. Am 29. April nahm die Polizei Dirk K. fest, einen erst 21 Jahre alten geistig Behinderten aus der Nachbarschaft des Toten. Bei seiner Vernehmung soll er die Tat gestanden haben. Er habe den Jungen am Spielplatz angesprochen. Nara-Michael sei aber weggelaufen. Dirk K. hinterher, schnell habe er ihn eingeholt. Den Beamten soll Dirk K. gestanden haben, daß er den Jungen missbrauchte und schließlich erwürgte, weil dieser nicht aufgehört habe zu schreien. Dieses Geständnis wiederholte der Verdächtige nicht mehr. Dem Essener Schwurgericht reichten die Beweise aber aus, ihn als Täter einzustufen. Weil er schuldunfähig war, sprach das Gericht ihn zwar am 11. November 1986 vom Vorwurf des Mordes frei. Weil er gefährlich sei, wies es ihn aber in die geschlossene Psychiatrie ein. Inzwischen wurde Dirk K. freigesprochen und aus der Psychiatrie entlassen.
Nachdem der unschuldig verurteilte, inzwischen etwa 53jährige geistig behinderte und ehemalige Gartenarbeiter Dirk K. nach über 31 Jahren aus einer psychiatrischen Anstalt entlassen und am 31. Januar 2018 endgültig freigesprochen wurde, ist der Fall des ermordeten 7jährigen Nara-Michael Sieger wieder offen: Der Mann, der 1997 angab, Nara Michael getötet zu haben, hat sein Geständnis widerrufen.


Niederhenneborn, Mai 1985. Erneut ein Mord in der Region, wieder zur Zeit des Schützenfestes. Diesmal stirbt Maria Lehmann (58), aus dem Nachbardorf Niederhenneborn. Sie wird tot in ihrem Auto gefunden, erdrosselt und vergewaltigt. Wieder leitet Staatsanwalt Kroll die Ermittlungen. Rechtsanwalt Neuhaus stößt bei seinen Recherchen auf grausige Parallelen zwischen diesem und einem älteren Mord aus dem Jahre 1983 (siehe Fall Johanna Schenuit). Beide Opfer waren so stark gewürgt worden, daß das Zungenbein brach. In beiden Fällen verbiss sich der Täter mit hoher Kraft in die Brustwarzen, versengte die Schamhaare, und in beiden Fällen manipulierte der Täter das Opfer mit starker Gewalt im Vaginalbereich, im Falle Lehmann führte er sogar ein Plüschtier ein. Nur Sperma wurde nicht gefunden. Zu den Verdächtigen zählt ein Kriegsinvalide. Als dessen Stieftochter von dem Mord hört, da habe ich gleich gedacht: Er war es. Sie sei von dem Mann seit ihrem elften Lebensjahr gequält und vergewaltigt worden. Die Details ihres Martyriums stimmen erschreckend mit den Merkmalen der Morde überein: Der Peiniger habe ihr Fische und Gemüse in die Vagina und sich selbst in den After eingeführt, um später Essen daraus zuzubereiten, er habe ihr die Schamhaare versengt und ihre Brustwarzen zerbissen, sagt die Frau. Im Krieg habe ihr Stiefvater lautlos töten gelernt. Sein Griff mit dem Daumen über dem Kehlkopf erstickte jeden Laut, wenn er das Mädchen vergewaltigte. Um sich aufzugeilen, habe er seiner Stieftochter oft von seinem Sex mit Ziegen erzählt. Es hat ihn stark erregt, wenn jemand Angst hatte. Dann hat sich sein Gesicht total verändert.
Nach Aussage der Frau hat der Kriegsinvalide Maria Lehmann am Abend vor dem Mord mit ihr zusammen im Auto nach Hause gebracht. Nachdem die Polizei am Tatort Fasern eines blauen Arbeitsanzugs und Spuren von Aluminium gefunden habe, habe er seinen Blaumann weggeworfen. Die Stieftochter erstattet Anzeige und macht ihre Aussage - bei Staatsanwalt Kroll. Doch der reagiert offenbar anders, als die Zeugin erwartet hat: Kroll habe gemeinsam mit dem Anwalt des Stiefvaters großen Druck auf sie ausgeübt, sagt sie. Weil der Beschuldigte ein koronares Herzleiden habe, so habe ihr der Staatsanwalt zu verstehen gegeben, seien mit Blick auf dessen Prozessunfähigkeit alle Ermittlungen sinnlos und würden eingestellt. Für die Frau, die bis heute unter Angstzuständen leidet, bricht eine Welt zusammen.
Kroll selbst kann sich zu den Anschuldigungen nicht mehr äußern - er starb 1992, kurz nach seiner Pensionierung.


München. Die achtjährige Michaela Eisch aus München verschwindet am 17. Mai 1985 auf dem Weg zu ihrer Mutter. Das Mädchen darf an diesem Tag zum ersten Mal allein mit der U-Bahn fahren, um die Mutter von der Arbeit in der Innenstadt abzuholen. Dort kommt Michaela nie an. Zuletzt wird sie gegen 17 Uhr von zwei Frauen in der Nähe des Tatorts an der Braunauer Eisenbahnbrücke gesehen. Die Zeuginnen sagen unabhängig voneinander aus, Michaela sei in Begleitung eines etwa 30jährigen Mannes gewesen. Michaela sei mit diesem Mann über einen Zaun in ein dicht bewachsenes Gelände unterhalb der Braunauer Eisenbahnbrücke im Glockenbachviertel gestiegen. Die Polizei ist sich sicher, daß es ihr Mörder war, der sie unter einem Vorwand auf das Gelände lockte. Dort wurde sie vermutlich noch am selben Tag missbraucht und im Anschluss daran erdrosselt. Am 14. Juni fand ein damaliger Mitarbeiter des E-Werks das Mädchen, das halbnackt mit ihrem eigenen Slip erdrosselt im Brennesselgestrüpp lag. Trotz umfangreicher DNA-Untersuchungen konnte der Täter nicht gefunden werden. Belohnung 10.000 DM.


Reinfeld. Am 1. Juni 1985, ein Samstag, wird Silke Brüchmann (15) am Rand eines Rapsfeldes in Reinfeld, Kreis Stormarn von Spaziergängern gefunden. Das Mädchen lag mit dem Gesicht im Morast, getötet durch Schläge auf den Kopf und Stiche in den Hals. Silke war an diesem Tag baden und wollte anschießend mit ihren Freunden eine Party besuchen. Mit dem Bus fährt Silke nach Bad Oldesloe. Dort verliert sich ihre Spur gegen 18.30 Uhr. Die Ermittler gehen davon aus, daß sie dort ihrem Mörder ins Auto gestiegen ist. Nur zwei Stunden später macht ein Ehepaar in den Travewiesen einen Abendspaziergang. Sie finden ein weißes Söckchen, einen Schminkspiegel und die schwarze Jacke von Silke. Am nächsten Tag durchkämmen Polizisten die Örtlichkeit und entdecken eine Schleifspur im Raps und an deren Ende die Leiche von Silke. Schuhe, Strümpfe und Jacke waren ausgezogen, es lag aber kein Sexualdelikt vor. Das Messer mit einer 19 Zentimeter langen Klinge, mit dem sie getötet wurde, findet de Polizei am Tatort, dazu Zigarettenkippen mit der DNA des Täters. Mit dieser Spur überprüfte die Polizei über 2.000 Männer. Ohne Ergebnis.


Freiburg, Montag der 15. Juli 1985. Die 17jährige Gymnasiastin Angelika Stegle suchte nach einer Kinovorstellung in mehreren Freiburger Discotheken eine Mitfahrgelegenheit nach Hause ins knapp 20 km entfernte Ballrechten-Dottingen. Offensichtlich fand sie jedoch niemanden. Eine Fortbewegung per Anhalter hatte sie sehr wahrscheinlich aus Sicherheitsgründen überhaupt nicht geplant. Dennoch ist es bis heute völlig unklar, ob Angelika vielleicht doch noch im weiteren Verlauf einen Bekannten traf oder leichtsinnig in ein unbekanntes Fahrzeug einstieg. Gegen 0.30 Uhr wurde Angelika Stegle unbegleitet von einem ehemaligen Kollegen im Schnellrestaurant am Martinstor auf dem Weg nach Hause gesehen. Vom Martinstor bis zum Hauptbahnhof sind es zu Fuß etwa zehn Minuten. Bei ihren Eltern kam sie jedoch nicht an. Ihr Vater stellte am nächsten Morgen sofort eine Vermisstenanzeige bei der Polizei.
Die skelettierte Leiche von Angelika Stegle wurde am 20. März 1986 in einem Bachlauf zwischen Ballrechten-Dottingen und Heitersheim gefunden. Sie war unter einem Heuhaufen versteckt. Die genaue Todesursache konnte nicht mehr eindeutig festgestellt werden. Auffällig ist, daß ihre sterblichen Überreste quasi direkt vor ihrer Haustür entdeckt wurden. Der Täter hatte sich offenbar keine große Mühe gegeben, sein Opfer gut zu verstecken.


Stuttgart. Der Mord an Sabine Hammerich ist ein ungeklärtes Verbrechen. Am Mittwoch, dem 17. Juli 1985 hielt Stuttgart den Atem an und bangte mit den Eltern. Ein Drama, das sich über mehrere Jahre zog, ehe die Leiche des Kindes gefunden wurde. Vom Täter fehlt bis heute jede Spur. Der Fall: Die neunjährige Sabine verlässt gegen 18.30 Uhr das Elternhaus an der Schwabstraße, um an einem Automaten am Rosenbergplatz Zigaretten für den Vater zu holen. Eine Sache von Minuten. Doch Sabine, dunkelhaarig, mit gelbem Polokleidchen, kehrt nicht mehr zurück. Der Vater, ein Polizeibeamter, sucht seine Tochter zunächst selbst und alarmiert um 20.30 Uhr seine Kollegen. Nach einer ersten Aktion in der Nacht sind es tags darauf 600 Polizisten, die Anlagen, Häuser und Wälder im Westen durchkämmen. Es folgen Flugblattaktionen und Aufrufe.
Am 19. Juli eine erste heiße Spur. Eine Mutter berichtet von einem Erlebnis ihrer Tochter, gut eine halbe Stunde vor Sabines Verschwinden. Die ebenfalls Neunjährige wurde von einem Mann angesprochen. Er sei der Kinderarzt Dr. F. und müsse Medikamente zum Westbahnhof bringen - ob sie ihm den Weg zeigen könne? Er bietet zehn Mark Belohnung. Das Mädchen rennt davon, weil es den echten Dr. F. kennt. Der Täter hat seltsam nach vorne gekämmte Haare, eine Perücke. Am 24. Juli fertigt ein pensionierter Kripomann ein Phantombild des Täters nach Angaben der neunjährigen Zeugin an.


Etwa 40 Jahre alt, 1,80 Meter groß, schlank, hellbraune Haare, kariertes Hemd, rote Socken, schwäbisch sprechend. Am 29. Dezember entdeckt ein Jäger bei einer Treibjagd in Pommersfelden bei Bamberg nahe der Staatsstraße 2205 in einem Waldstück eine skelettierte Leiche. Die Kleidung fehlt. Die Kripo Bamberg kommt zu dem Schluss, daß es sich um Sabine Hammerich handelt. Die Familie beerdigt ihre Tochter. Sabine ist wieder zu Hause, hat nun wenigstens ein Grab. Belohnung 8.000 DM.


BAB5 Gambacher Kreuz. Am Vormittag des 2. September 1985 macht sich die junge Britta Hafemann (18) aus Flintbek bei Kiel als Tramperin auf nach Hamburg. An der Raststätte Hamburg Stillhorn wird sie von einem Taxifahrer gesehen. Britta findet dort ein Pärchen, das nach Griechenland fahren will. Sie wird von den beiden mitgenommen. Am Münchner Flughafen Riem steigt sie gegen 20 Uhr aus. Am darauffolgenden Tag wird sie von einem weiteren Zeugen, der nach Hamburg unterwegs ist, mitgenommen - Britta ist bei Göttingen zugestiegen. Von nun an verliert sich ihre Spur. Am 21. September wird die Polizei durch einen Zeugen aus Berlin informiert, daß an einem Parkplatz an der A5 Frankfurt-Kassel beim Gambacher Kreuz auf einem Parkplatz eine tote Frau in einem Maisfeld liegt. Die Ermittler finden heraus, daß es Britta Hafemann ist. Sie wurde erstochen. Merkwürdig ist die Tatsache, daß sie auf dem Rücken mit Kugelschreiber eingeritzte große Buchstaben hat: APHIV oder APHV (oder W). Vorn auf dem Bauch ist ein H. Weder weiß man etwas über die Tatumstände, noch über den Täter. Eine Belohnung in Höhe von 5.000 DM ist ausgesetzt worden.


San Casciano (Italien). Am 8. September 1985 schlägt der Täter zum letzten Mal zu: Bei San Casciano wird das französische Liebespaar Jean Michel Kraveichvili (25) und Nadine Mauriot (36) erschossen. Nadines Körper war zudem mit einem Messer verstümmelt worden. Dieser Doppelmord gehört zu einer Serie des Monsters von Florenz.


Konstanz. Am 11. Oktober 1985 wird die 22jährige Studentin Christa Teubner ermordet in ihrer Wohnung im Studentenwohnheim aufgefunden. Davor war Christa alleine im Kino, sie kam gegen 22.30 Uhr zurück. In ihrem Zimmer brannte Licht und Zeugen haben gesehen, wie sie mit einem Mann gesprochen hat. Wer derjenige war, kann dennoch niemand sagen. Auch nach über 30 Jahren gibt es keine Spur, die zu Christas Mörder führt. Vage ist lediglich bekannt, daß der Tatverdächtige ein Hüne von nahezu zwei Metern gewesen sein soll.  


Hamburg. Brigitte Weben (26) wuchs in Winterhude auf. Das Verhältnis mit der Mutter war zerrüttet. Mit ihrem Mann lebte sie in Bokholt-Henredder. Dieser fuhr sie täglich um 10 Uhr zur Terminwohnung. Am 21. November 1985 wurde Brigitte beraubt und erwürgt aufgefunden. Ihr Mann setzte eine Belohnung in Höhe von 25.000 DM zur Ergreifung des oder der Täter aus.
Die Polizei fahndete vergeblich nach einem etwa 30 Jahre alten Mann mit langen braunen Haaren, der einen silberfarbenen Wagen fuhr.

Leipzig. Der Nachmittag des 3. Dezember 1985 in Leipzig. Eine Konservenfabrik in der Merseburger Straße. Gerd, ein Mitarbeiter, bekommt seinen Monatslohn. Es sind etwa 500 DM. Er verabredet sich mit Freunden. Gemeinsam fahren sie noch am Abend in die Innenstadt. Später geben seine Freunde zu Protokoll: Er wollte die Sau rauslassen. Er ist ein Angeber-Typ. Einer, der sich gern bewundern lässt. Die Männer ziehen durch mehrere Lokale. Schließlich landen sie in der Dufour Straße, gehen in die Carola Bar. Die Stimmung ist ausgelassen, Gerd angetrunken. Zu diesem Zeitpunkt ist es bereits kurz nach Mitternacht. Am Hauptbahnhof, zur gleichen Zeit: Ein junger Mann verlässt das Mitropa Restaurant. Nach Aussage der Angestellten hatte der Mann einen Sanyo-Recorder bei sich. Ständig wechselte er die Kassetten - Beatles, Rolling Stones, Udo Lindenberg. Seine ungewöhnliche Kleidung fällt auf. Ein knöchellanger dunkler Mantel, ein schwarzer Hut mit breiter Krempe. Der Mann ist ca. 20 bis 30 Jahre alt, etwa 1,70 bis 1,80 Meter groß und schlank. Wenige Minuten danach taucht der Fremde ebenfalls in der Dufour Straße auf. Die Garderobenfrau der Carola Bar erinnert sich später an den jungen Mann, der ihr den langen dunklen Mantel gab. Den schwarzen Hut behält er auf. Vorerst bleibt der Fremde im Hintergrund. Er kennt niemanden. Ununterbrochen raucht er Chesterfield-Zigaretten. Gerd kommt an die Bar. Er bestellt ein Bier. Dabei fällt ihm der Fremde mit dem eigentümlichen Hut auf, beide kommen ins Gespräch. Sie unterhalten sich angeregt. Als seine Freunde nach Hause wollen, geht Gerd nicht mit. Er will noch einen drauf machen - mit seinem neuen Freund, sagt er. Am frühen Morgen des 4. Dezember 1985 verließ er die Bar mit dem Unbekannten.
Nur wenige Stunden später läutet die Schulklingel der POS Hermann Duncker am Floßplatz zur ersten Stunde. Die Kinder stehen dichtgedrängt auf dem Schulhof. Neben einer umgeworfenen Mülltonne liegt ein Mann in einer Blutlache. Er ist schon mehrere Stunden tot. Erschlagen. Keine 300 Meter von der Carola Bar entfernt.
Das Ergebnis der gerichtsmedizinischen Untersuchung ergab: Der Mann wurde mit der Mülltonne erschlagen. Es fehlen die Brieftasche mit 500 DM und seine Armbanduhr Marke Anker. Der einzige Verdächtige ist der Fremde mit dem breitkrempigen Hut. Die Polizei vernimmt die Gäste der Bar. Zeugen sagen: Der Mann war wie ein Schäfer gekleidet. Sein Vorname war Heiko. Nach dem Dialekt könne er kein Leipziger sein. Einige meinten, er käme aus Mecklenburg-Vorpommern. Andere sagen, er hat mehrfach das Wort gelle verwendet. Eine Spur führt nach Thüringen. In einer DDR-weiten Fahndung werden alle Schäfer überprüft. Nichts. Der Mörder ist noch immer unter uns...
Vier Tage dauert es, bis die Identität des Erschlagenen feststeht: Wilfried Rehfeld (49), geboren in Naumburg und wohnhaft in der Leipziger Guths Muths-Straße. Die Ermittlungen der Kripo laufen auf Hochtouren, der Fall scheint sich schnell zu entwirren. Fast minutiös läßt sich die unheilvolle Nacht rekapitulieren. Selbst der potentielle Mörder scheint festzustehen, Zeugen über Zeugen tragen mosaiksteinartig das Geschehen zusammen. Die Aussagen widersprechen sich kaum, detaillierte Beschreibungen des Unbekannten lassen das Aufklären des Mordes nur als Frage der Zeit erscheinen. Haben die Kriminalisten deswegen zu oberflächlich gearbeitet?
Haben die strengen Befugnisgrenzen zwischen den Ämtern in den Bezirken der ehemaligen DDR den Erfolg verhindert? Was spielte sich in der Nacht vom 3. zum 4. Dezember 1985 in der Leipziger Innenstadt ab?
Mit seinem Monatsverdienst in der Tasche machte sich am Dienstag der damals 49jährige Rehfeld auf Zechtour. Als er gegen 22 Uhr die Tanzgaststätte Ringcafé verließ, schwankte er bereits dermaßen, daß ihm eine Stunde später der Altdeutsche Hof gar nicht erst die Tür öffnete. Auch seine Lebensgefährtin nicht. Von derart vielen Mißerfolgen gebeutelt, fand Wilfried Rehfeld in der Zeit um Mitternacht am Leipziger Hauptbahnhof jemanden, der Verständnis für ihn zeigte. Gemeinsam mit dem Unbekannten enterte Rehfeld gegen 1:30 Uhr am 4. Dezember 1985 ein Taxi, um zur Tanzbar Carola zu ziehen. Hier zeigte sich das spätere Opfer in ausgesprochenen Spendierhosen. Nach gut einer Stunde verließen die beiden Männer die Bar, doch die traute Einigkeit scheint vorüber: An der Garderobe kam es zu einem heftigen, zum Teil handgreiflichen Streit zwischen Rehfeld und dem Unbekannten. Erst der Einlassdienst konnte schlichtend eingreifen. Vor der Carola-Bar belästigte Rehfeld zwei Passanten. Ein dritter Passant machte der unschönen Szene ein Ende. Das letzte Mal wurde Wilfried Rehfeld gemeinsam mit dem Unbekannten ca. 100 Meter vom späteren Tatort entfernt gesehen. Nicht mal eine Stunde war vergangen, als der Unbekannte wieder auftauchte. Dann jedoch ohne seinen bisherigen Begleiter Rehfeld. Kurz nach vier Uhr versuchte der Unbekannte von einem Toilettenwart eine Flasche Alkohol zu schnorren. Die Uhr zeigte 4.30 Uhr, als der mysteriöse, wegen seines schäfertypischen Aufzuges auffallende Fremde im Bahnhofsrestaurant auftauchte. Ungefragt erzählte er seinen Tischpartnern von einer Schlägerei, die er gerade überstanden hätte und macht keine Anstalten, eine sichtbare Verletzung an der rechten Hand zu verbergen. Auch die Blutflecken am Saum seiner Kutte und auf einem seiner Schuhe erklärte der mit norddeutschem Dialekt sprechende Unbekannte mit der Prügelei. Mit einem Kassettenrekorder unterm Arm verließ er gegen 5 Uhr gemeinsam mit dem späteren Zeugen den Hauptbahnhof, um eine Stunde später wieder zurückzukommen. Auch jetzt unternahm der Gesuchte nichts, um nicht aufzufallen: Nachdem der Recorder im Gepäckschließautomaten der Westhalle verstaut war, verrichtete er in einer Ecke des Bahnhofs seine Notdurft. Die durch eine Bahnhofsangestellte eingeforderten 5 Mark berappte er ohne Widerspruch. Der Bahnerin erzählte er etwas später, daß er Schäfer sei und zurück zu seinen Schafen müsste. Die Zeugin erinnerte sich später daran, daß der Schäfer, der auf den Vornamen Heiko oder Uwe hörte und vermutlich einen längeren Nachnamen trug, in diesem Zusammenhang einen Ort bei Schwerin. Da kurze Zeit später, um 6.51 Uhr, ein Zug nach Schwerin fuhr, ging die Eisenbahnerin davon aus, daß der unbekannte Mann mit dem großen Schäferhut diesen Zug nahm.
Bis heute ist der Mann mit dem breitkrempigen Hut unerkannt verschwunden. Die vielen Zeugen konnten ein recht detailliertes Bild von dem unbekannten Schäfer zeichnen. Danach ist der schlanke Mann zwischen 178 und 185 groß und war zu dieser Zeit zwischen 20 und 25 Jahren alt. Sein Äußeres wurde von den Zeugen als gepflegt und sein Haar als dunkelblond, kurz und gescheitelt beschrieben. Verschollen ist seit dem Mord die goldfarbene Armbanduhr des Opfers, eine Herrenarmbanduhr, Doublé, mit 17 Steinen.


Hollenstedt. Es ist einer der spektakulärsten Fälle der Harburger Kriminalgeschichte: Der junge Taxifahrer Thomas Chrappek (32) war in der Nacht vom 7. auf den 8. Dezember 1985 von einem Fahrgast, den er von Neugraben-Haubruch nach Moisburg in die Diskothek Mic Mac fahren sollte, heimtückisch ermordet worden. Der Unbekannte stach ihn nieder und raubte ihm sein Portemonnaie. Der 32jährige starb auf dem Weg ins Krankenhaus Buchholz.
Es ist Sonnabendnacht, 7. Dezember 1985 Uhr. Thomas Chrappek, ein ehemaliger Zeitsoldat, der in Harburg in der Thörlstraße lebt und am Wochenende als Aushilfsfahrer arbeitet, um sich sein Studium zu finanzieren, hat bereits zehn Touren hinter sich. Um 22.30 Uhr hat er ein Ehepaar zur Nachtvorstellung ins Kino nach Neugraben gebracht. Kurz darauf, um 23.10 Uhr, ruft sein mutmaßlicher Mörder von der Telefonzelle am alten Hausbrucher Bahnhof aus ein Taxi. Kurz darauf steigt er in den elfenbeinfarbenen Mercedes 240 D von Thomas Chrappek ein. Wenig später, gegen 23.30 Uhr, sieht ein Autofahrer im fahlen Scheinwerferlicht an der Straße zwischen Moisburg (Kreis Harburg) und Immenbek bei Hollenstedt (Kreis Stade) einen Mann unter einem Baum. Der Mann winkt. Der Autofahrer glaubt in der Dunkelheit, es handle sich um einen Betrunkenen – und fährt weiter. Dann ruft er die Polizei. Unterdessen halten zwei junge Hamburger bei dem winkenden Mann. Es ist Thomas Chrappek. Ich bin Taxifahrer. Man hat mich überfallen, haucht er ihnen mit tonloser Stimme entgegen. Die jungen Leute laden den Schwerverletzten in ihr Auto und rasen los. Wenig später stirbt der schwer verletzte Passagier in ihrem Wagen – auf dem Weg ins Krankenhaus in Buchholz. Ich war geschockt, als ich hörte, dass Thomas tot ist. Zumal es ein so junger Kollege war, erinnert sich der Harburger Taxifahrer Wolfgang Brandenburg (66), einer von Chrappeks damaligen Kollegen, der in derselben Nacht Taxi fuhr. Das Weihnachtsgeschäft lief auf vollen Touren. Thomas ist immer nachts gefahren. Immer am Wochenende, erinnert sich Brandenburg, den viele Harburger noch als langjährigen Chef von Funktaxi Harburg kennen.
Viermal hatte der Mörder auf den jungen Mann eingestochen. Mit einem so spitzen Gegenstand, dass kein Blut austrat. Im Taxi findet die Polizei keine Blutspuren. Der Fall bietet Raum für Spekulationen. Der oder die Täter stellen den 123er-Mercedes, den Thomas Chrappek gefahren hatte, noch in der Mordnacht in Elstorf-Bachheide ab. Zwei Stunden, nachdem der Schwerverletzte zwischen Immenbek und Moisburg gefunden worden war, entdecken Polizisten es in einer Wohnsiedlung. Die Ermittlungen ergeben, daß der Mercedes 240 D mit dem Kennzeichen HH-ZU 38, der dem Harburger Taxiunternehmer Heinrich Quast gehört, um 0.45 Uhr dort abgestellt worden war. Der Wagen stand kurz vor der B3. Der Zündschlüssel steckte, erinnert sich Quast (75), für den Thomas Chrappek etwa ein Jahr gearbeitet hatte. Das Flickenportemonnaie des ermordeten Taxifahrers mit 220 Mark, eine Schachtel Camel-Zigaretten und ein Einweg-Feuerzeug nahmen die Täter mit. Die Anteilnahme der Taxifahrer am Schicksal ihres ermordeten Kollegen ist grenzenlos. Um ihre tiefe Trauer zu zeigen, rollen zehn Tage nach dem Raubmord weit mehr als 100 Taxifahrer aus Harburg, Hamburg, Lübeck und dem Süderelberaum in einem kilometerlangen Konvoi von der Schwarzenbergstraße über den Harburger Ring und die Bremer Straße zur Beisetzung ihres Kollegen am Neuen Friedhof. An der Spitze des Konvois lenkt Heinrich Quast den Mercedes 240 D, in dem Thomas Chrappeks Mörder saß. Auf der Motorhaube ein Blumengesteck.

Leipzig. Der 17. Dezember 1985 ist für  Brunhilde Schramm (48) aus Leipzig ein Tag wie jeder andere. Die Prostituierte steht an der Straße und wartet auf Kundschaft. Ein Mann spricht sie an und sie nimmt ihn mit nach Hause. Gegen 18.50 Uhr verlässt der Mann die Wohnung in der Niederkirchener Straße in Gohlis wieder. Es ist ihr letzter Freier. Zwei Tage nach dieser Begebenheit klingelt eine Frau an der Tür mit den Namensschild Schramm. Niemand öffnet. Nur ein Hund winselt hinter der Tür. Die Frau ruft die Polizei. Die Beamten brechen die Haustür auf und finden die tote Brunhilde Schramm. Sie wurde erwürgt. Sie liegt nackt in ihrem Wohnzimmer. Dort hatte Brunhilde immer ihre Freier empfangen. Die Ermittlungen führen schnell zum Leipziger Straßenstrich am Nordplatz. Mehr als 50 Personen wurden vernommen. Doch den Täter hat man nicht gefunden.

Nürnberg. Der nächste Fall, um den sich die Ermittlungen drehen, ereignet sich am Montag, dem 20. Januar 1986. Die 30jährige Prostituierte Yvonne Nöller mit dem Künstlernamen Siggi wartet in ihrer Wohnung in der Ackerstraße 17 in Nürnberg auf Freier - unter anderem auch auf einen Mann namens Süßer Wolfi. Gegen 12.30 Uhr muss sie ihrem Mörder die Tür geöffnet haben - kurz darauf ist sie tot.
Yvonne Nöllers Ehemann findet seine Frau am frühen Abend im Badezimmer, nur mit einem Slip bekleidet, mit dem Kopf unter Wasser, Büstenhalter und Strumpf um den Hals geknotet. Nach Ermittlungen der Kripo soll der Täter Yvonne - ohne daß es zu sexuellen Handlungen gekommen ist - erdrosselt haben. Aufgrund des Schuhabdrucks im Bad geht die Polizei davon aus, daß der Täter teure Schuhe trug, die mit einer Schutzsohle aus Gummi und Metallbeschlägen (vermutlich silber- oder goldfarben) an den Absätzen versehen waren. Diese dürften beim Gehen ein auffälliges Geräusch verursacht haben. Dringend verdächtig ist ein unbekannter Mann, der zur möglichen Tatzeit am Aufzug des Hauses gesehen wurde. Er soll damals etwa 50 Jahre alt gewesen und mit Hut und Mantel elegant gekleidet gewesen sein. Weitere Merkmale: Schlank, vermutlich hatte er kurze graumelierte Haare, etwa 170 bis 175 cm groß. Am Körper der Toten wurden Spuren gefunden, die nur vom Täter stammen können, und aufgrund derer der Polizei heute seine DNA vorliegt. Für Hinweise, die zur Aufklärung des Falls führen, ist eine Belohnung von 5.000 Euro ausgesetzt.


Veitshöchheim (nördlich von Würzburg). In den letzten Sekunden ihres Lebens muss Eveline Höbler bewusst geworden sein: Manchmal ist die Wirklichkeit furchtbarer als jeder Film. Die 24jährige aus Veitshöchheim hatte sich am Donnerstagnachmittag des 24. Januar 1986 mit einer Freundin im Bavaria-Kino in Würzburg getroffen. Quatermain, so der Titel des Films, hatten sich die beiden angeschaut, eine abenteuerliche Action-Klamotte mit teilweise bizarren Gewaltdarstellungen. Daß Eveline Höbler wenig später im wirklichen Leben ihr Mörder auflauern und wie ein Verrückter auf sie einstechen würde, ahnte die allein lebende junge Frau da noch nicht.
Am Würzburger Hauptbahnhof hatte sie sich gegen 20 Uhr von ihrer Freundin getrennt. Eveline Höbler bestieg um 20.40 Uhr den 19er Bus, der zuerst in Veitshöchheim Fahrgäste absetzte und dann über die Balthasar Neumann-Kaserne auf der Höhe über dem Maintal weiterfuhr nach Güntersleben. Was in den nächsten 20 Stunden geschah, gibt der Kripo bis heute Rätsel auf. Am Freitagmorgen wurde Eveline Höbler an ihrem Arbeitsplatz in einer Schokoladenfabrik zunächst nicht vermisst. Sie hatte sich zwar nicht entschuldigt, aber in den Tagen zuvor über Zahnschmerzen geklagt. Ihre Arbeitskollegen gingen davon aus, daß sie einen Zahnarzt aufgesucht hatte.
Am oberen Ortsrand von Veitshöchheim auf dem Hügel über dem Maintal schmiegt sich die Bundeswehrkaserne zwischen ein Gewerbegebiet und den Waldrand. Ein Weg, den eigentlich nur Ortskundige kennen, führt am Ende des Gewerbegebietes einige Hundert Meter am Kasernenzaun entlang und dann am Waldrand den Hügel hinab in Richtung Waldschenke und Oberdürrbacher Tennisanlage. Jogger waren hier unterwegs, der eine oder andere Angetrunkene, der vom Sportheim in Oberdürrbach auf dem Promillepfädle den Heimweg nach Veitshöchheim abkürzte und gelegentlich auch Liebespaare, die hier eine diskrete Stelle für ein Schäferstündchen fanden. Auf jenem Weg war am Freitagnachmittag gegen 16.45 Uhr auch ein Spaziergänger mit seinem Hund unterwegs. An einer verborgenen Stelle direkt am Kasernenzaun machte er eine furchtbare Entdeckung: eine weibliche Leiche. Rasch war klar: Es handelte sich um Eveline Höbler, die am Abend zuvor vom Kino nach Hause gefahren war. Ein Sittlichkeitsdelikt war es wohl nicht, die Tote war ordentlich und voll bekleidet. Rätselhaft war, wo sie nach Verlassen des Busses hingeraten war, aber offenbar war sie vor ihrem Tod noch in ihrer Wohnung in der Stifterstraße 16 mitten im Ort gewesen und hatte sich umgezogen. Geldbörse und Handtasche ließ sie dort zurück. Sicher war für die Kripo auch: Der Auffinde-Ort am Kasernenzaun, fast zwei Kilometer von ihrer Wohnung entfernt, war nicht der Tatort, an dem die junge Frau ermordet worden war. Auch in ihrer Wohnung war die attraktive junge Frau wohl nicht getötet worden. Vieles spricht dafür, daßsich  Eveline Höbler arglos in einer Situation befand, in der sie nicht mit einem Angriff rechnete. Denn die Untersuchung der Rechtsmedizin ergab: Sie hatte wohl Anorak und Sweatshirt ausgezogen, als es zum Angriff kam. Der Mörder hatte sie zunächst zu ersticken versucht und ihr dann sterbend die 30 Stiche in den Rücken versetzt. Dann muss er dem Opfer dessen Sweatshirt übergestreift und den dunkelblauen Stepp-Anorak angezogen haben. Schließlich brachte er die Leiche, vermutlich mit einem Auto, an den Fundort am Kasernenzaun.
Ihr Wohnungs- und Briefkastenschlüssel, die in einem weinroten Mäppchen steckten, fehlten. Immer wieder rief die Kripo in den folgenden Tagen Zeugen, die mit der allein lebenden Arbeiterin in dem 19er Bus gefahren sein könnten auf, sich zu melden. Es meldete sich niemand, der sie danach noch lebend gesehen hätte. Man habe keine heiße Spur, nicht einmal eine lauwarme, seufzte Polizeisprecher Fritz Bürner eine Woche nach dem Fund der Leiche.
Ein junger Mann soll sich am Tag vor dem Kinobesuch mit ihr beim Einkaufsmarkt Ulsamer unterhalten haben. Das Landeskriminalamt setzte 4.000 DM Belohnung für Hinweise zur Ermittlung des Täters aus - vergeblich. Die Polizei fand heraus, daß die junge Frau eine neue Wohnung gesucht hatte. Doch das ergab genauso wenig einen Hinweis auf den Täter wie die 150 anderen Hinweise, denen 20 Kripobeamte einer Sonderkommission nachgingen.
Der Mörder von Eveline Höbler wurde bis heute nicht gefunden. Sicher fühlen kann er sich nicht: Denn in Mordfällen wird die Akte nie geschlossen. Und erstmals in Würzburg wurden in diesem Fall genetische Spuren gesichert. Sie könnten den Tatverdächtigen überführen - auch noch 30 Jahre später.


Kirchhorst. Am 31. Januar 1986 verschwand der 15jährige Hans-Jürgen Ruhnow aus Hannover. Nach Aussagen eines Freundes war Hans-Jürgen im Stricher-Milieu unterwegs. Nach weiteren Zeugenaussagen ist er dann mit einem 45jährigen Freier mitgegangen. Ob dieser in den Fall involviert ist, ist nicht genau bekannt. Am 8. März ist wurde der Torso des Jungen in der Nähe des ehemaligen Autokinos in Kirchhorst entdeckt. Die restlichen Körperteile fand man am 10. März auf einem Brachgelände der Firma Varta an der B6 im hannoverschen Stadtteil Marienwerder. Trotz umfangreicher Ermittlungen konnte der Täter nicht zur Rechenschaft gezogen werden. Zur Ergreifung des Täters ist eine Belohnung in Höhe von 10.000 DM ausgesetzt worden.


Gundelsheim. Die aus Aglasterhausen stammende Christine Piller war am 22. März 1986 erstochen in einem Waldgebiet bei Gundelsheim-Böttingen (Gemarkung Eichwald) aufgefunden worden. Zeugen hatten die damals 19jährige am 23. Januar 1986 letztmals lebend gesehen, nachdem sie gegen 18 Uhr ihre Arbeitsstätte, ein Modegeschäft in der Mosbacher Innenstadt, verlassen hatte. Zusammen mit einer Arbeitskollegin war sie zu Fuß zum ehemaligen Parkplatz Alter Bauhof gegangen. Dort stieg sie in ihren goldbraun metallic-farbenen Ford Fiesta und fuhr über die damalige Ausfahrt zur Straße Am oberen Graben aus dem Parkgelände. Um 18.15 Uhr hätte sie in Neckarelz eine ihr bekannte Person abholen sollen. Dort traf sie jedoch nicht ein. Über die weitere Fahrtstrecke liegen keine Erkenntnisse mehr vor. Nach einer Presseveröffentlichung aufgrund der erstatteten Vermisstenanzeige wurde ihr Pkw zwei Tage später, gegen 9.30 Uhr, im Keltenweg in Neckarelz gefunden. Wie die späteren Ermittlungen hierzu ergaben, dürfte das Fahrzeug dort aber bereits am Tag des Verschwindens von Christine (vor 21 Uhr) abgestellt worden sein. Die Ermittlungen der damaligen Sonderkommission führten nicht zur Klärung des Falles.


Böblingen. Am 12. April 1986 geht die 17jährige Angelika Steudle aus Aalen mit ihrem Freund aus. Seitdem der junge Mann in Calw eine Ausbildung begonnen hat, sehen sich die beiden nur noch am Wochenende. Im Laufe des Abends eröffnet ihr der Freund, daß er mit Angelika Schluss machen möchte. Das macht der 17jährigen schwer zu schaffen. Zu Hause lässt sie sich davon nichts anmerken. Zwei Tage später schüttet sie einer Freundin ihr Herz aus. Aus Kummer trinkt Angelika Bier, was sie nicht gewöhnt ist. Und sie macht diffuse Andeutungen. Ihre Freundin befürchtet, daß sich Angelika etwas antun könnte und verständigt heimlich die Polizei. Doch Angelika bekommt das mit und verlässt Hals über Kopf die Wohnung. Sie lässt alles zurück, auch ihre Jacke, Papiere, Geld. Wie die Polizei später ermittelt, macht sie sich per Anhalter auf den Weg nach Calw, eine Strecke von mehr als 100 Kilometern. Zuletzt gesehen wird Angelika in Ludwigsburg. Dort lässt sie ein Autofahrer gegen 22 Uhr aussteigen. Ein Zeuge will gesehen haben, wie sie in Ludwigsburg in einen hellen Mercedes gestiegen ist. In der Nähe dieser Stelle befand sich auch der Straßenstrich. In Calw kommt sie nicht an. Am nächsten Tag findet ein Spaziergänger ihre Leiche an einem Waldweg im Landkreis Böblingen. Angelika ist einem Sexualverbrecher in die Hände gefallen und wurde erst vergewaltigt und dann erstochen. Belohnung 3.000 DM.


Neukirchen. Am 20. Mai 1986 kehrt Martina Möller (10) aus Neukirchen-Vluyn nach dem Spielen nicht mehr zurück ins Elternhaus. Ihre neun Geschwister und die Eltern suchen sie. Gegen 23 Uhr setzen sie eine Vermisstenanzeige bei der örtlichen Polizeidienststelle auf. Am nächsten Morgen suchen sie erneut. Martinas Bruder Andreas fährt mit dem Fahrrad auch den Weimannsweg, ein Wirtschaftsweg neben der Autobahn ab. Dort findet er seine Schwester gefesselt mit einer Wäscheleine im Gebüsch liegend - tot. Die gerichtsmedizinische Untersuchung ergibt, daß Martina sexuell missbraucht und dann erdrosselt wurde. Der Mord ist bis heute ungeklärt. Zur Aufklärung des Falls ist eine Belohnung von 5.000 DM ausgesetzt.


Duisburg. Der Mordfall Bärbel Werner (20) ist nun auch schon sehr lange her und noch immer ungeklärt. Die Kripo Duisburg will aber nicht aufgeben. 
Bärbel Werner hatte damals am 7. Februar 1987 eine Gaststätte in Moers besucht. In der Nacht zum 8. Februar, einem Sonntag, machte sie sich vermutlich allein und zu Fuß auf den Heimweg nach Kamp-Lintfort - und verschwand gegen 2 Uhr spurlos.
Wir gehen davon aus, daß Bärbel Werner zwischen der damaligen Texaco-Tankstelle auf der Kamper Straße (L 399) und der früheren Gaststätte Voss (Kamper-/Moerser Straße) auf ihren Mörder traf, stellten die Ermittler fest. Ihre Leiche wurde am 10. Februar 1987 in einem Gebüsch im Bereich der A 57-Auffahrt in Richtung Köln gefunden. Die junge Frau war infolge stumpfer Gewalteinwirkung gegen den Kopf gestorben. 
Hinweise bitte an das Kriminalkommissariat 11, Telefon (0203) 2800 oder jede andere Polizeidienstelle erbeten.


Groningen (Niederlande). Wijtske Bauer-Hiemstra aus Leeuwarden verließ am Mittwochabend, dem 16. Juli 1986, zwischen 20 und 22 Uhr ihr Haus. Sie wollte ins Nachtleben von Groningen und sagte, sie würde am nächsten Tag zum Abendessen wieder zu Hause sein. Sie kehrte jedoch nie zu ihrer Familie zurück. Zuletzt wurde sie an diesem Abend im Café De Schakel in der Peperstraat in Groningen gesehen. Am Samstag, dem 19. Juli 1986, sah ein Passant in der Nähe des Dorfes Garmerwolde in der Provinz Groningen Leichenteile im Wasser des Damsterdiep treiben. Es stellte sich heraus, daß es sich um die Leichenteile der vermissten Wijtske handelte.
Wijtske Hiemstra war verheiratet und Mutter von zwei Kindern. Ihre Familie lebt in völliger Ungewissheit darüber, was in dieser Nacht mit ihr passiert ist. Belohnung 15.000 Euro.

Lubmin. Ein Diskobesuch im Sommer 1986 an der Ostsee endet für die 21jährige Ramona Müsebeck tödlich. Der Täter allerdings wird nie gefasst. 
Es ist ein lauer Sommerabend, als die Kindergärtnerin Ramona Müsebeck am 2. August 1986 mit ihren Freunden in der Diskothek Zum Teufelsstein im Seebad Lubmin (Mecklenburg-Vorpommern) feiert. Gegen 0.30 Uhr verlassen die 21jährige und ihre Freunde die Lokalität, um sich mit ihren Fahrrädern auf den Heimweg in das rund sechs Kilometer entfernte Spandowerhagen zu machen. Einen kurzen Augenblick bleiben die Freunde noch bei den Fahrrädern stehen, während sich Ramona wortlos und alleine auf den Nachhauseweg macht.
Wenig später sehen ihre Freunde, wie ihr Fahrrad neben einem roten Herrenrad im Graben liegt. Doch sie denken sich nichts dabei und fahren weiter. Am nächsten Morgen spaziert ein Ehepaar von Lubmin Richtung Spandowerhagen und sieht im Gebüsch am Straßenrand ein Fahrrad liegen. Nicht weit davon entfernt finden sie die Leiche von Ramona Müsebeck. Der Täter hatte versucht, sie zu entkleiden und schließlich erwürgt.
Mehrere hundert Männer aus der Gegend werden daraufhin von der Polizei aufgerufen, ihre Handabdrücke abzugeben - allerdings ohne Ergebnis. In der Nähe der Leiche finden die Ermittler einen 28 Zentimeter langen Schuhsohleneindruck sowie eine angerauchte Zigarette der polnischen Marke Popularne.
Mit dem erneuten Aufruf der Polizei bei Aktenzeichen XY ungelöst... erhoffen sich die Ermittler neue Anhaltspunkte in diesem Cold Case. Die Kriminalpolizei Anklam und die Staatsanwaltschaft Stralsund haben eine Belohnung von 2.500 Euro ausgesetzt für Hinweise, die zur Ergreifung des Täters führen.
Die Polizei bittet jede Person, die Angaben zum Tatgeschehen machen kann, sich mit der Kriminalpolizeiinspektion Anklam in Verbindung zu setzen - auch, wenn sie zum damaligen Zeitpunkt bereits durch die Polizei befragt worden ist.
Hinweise bitte an die Kripo Anklam unter der Rufnummer (03971) 2514110.


Bederkesa. In der Nacht vom 23. auf den 24. August 1986 war die Abiturientin Irene Warnke (19) zu Fuß auf einem einsamen Feldweg unterwegs zur Diskothek Momo in Bad Bederkesa. Der Täter schlug sie von hinten mit einem Knüppel nieder. Anschließend vergewaltigte er die junge Frau. Doch er wurde wohl gestört und stieß das bewusstlose Mädchen in einen Graben. Sie ertrank kopfüber im Schlamm liegend. Ihre Leiche wurde am 3. September 1986 in Bederkesa gefunden.


Metz (Frankreich). Am 28. September 1986 werden im französischen Metz nahe einer Bahnstrecke zwei Kinderleichen gefunden. Cyril Beining und Alexandre Beckrich werden nur acht Jahre alt. Die Körper der beiden Schuljungen sind übel zugerichtet. Ihr Mörder hat ihnen die Köpfe mit Steinen zertrümmert. Schnell gerät ein 16jähriger Nachbar ins Visier der Ermittler. Nach Stunden im Verhör gesteht der Kochlehrling schließlich, die beiden Kinder umgebracht zu haben. Wenig später widerruft er sein Geständnis, wird trotzdem 1989 zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt. In einem Berufungsprozess 2001 wird erneut seine Schuld festgestellt. Ein Jahr später dann die überraschende Wendung: Nach 15 Jahren in Haft wird er doch für unschuldig erklärt und kommt frei. Das Geständnis sei auf Druck des ermittelnden Polizisten entstanden, auch die Richter seien voreingenommen gewesen. Im Gefängnis, so berichtet der heute 46jährige, wurde er von Mithäftlingen mehrfach geschlagen, gedemütigt und vergewaltigt. Er erhält von Frankreich eine Million Euro Entschädigung für seine Zeit im Gefängnis.
Während der vermutlich unschuldige Mann jahrelang in Haft saß, wurde einer der berüchtigsten Serienmörder Frankreichs festgenommen. Francis Heaulme hat mindestens neun Menschen umgebracht. Männer, Frauen, Kinder. Dafür sitzt er gleich zwei lebenslange Freiheitsstrafen ab. Die Ermittler glauben aber, daß er bis zu 20 Morde, manche sogar rund 50, begangen habe. Auch für den Tod der beiden Jungen 1986 könnte er verantwortlich sein. Seit Anfang der Woche wird ihm dafür in Metz der Prozess gemacht.
Der Kriminelle Rucksacktourist - wie der heute 58jährige in der Presse viel zu harmlos genannt wurde - reiste Ende der 80er-Jahre als Vagabund durch Frankreich und zog eine unfassbare Blutspur hinter sich her. Mehr oder minder wahllos fand er seine Opfer, erwürgte sie, metzelte sie mit zahlreichen Messerstichen nieder oder schnitt ihnen die Kehle durch. Teilweise sollen auch sexuelle Motive eine Rolle gespielt haben. Manchmal hatte er Gehilfen, die sich an den Opfern vergingen. Heaulme leidet am Klinefelter-Syndrom, einem seltenen Gendefekt. Etwa ein bis zwei von 1.000 Jungen sind davon im Schnitt betroffen. Zusätzlich zum normalen männlichen Chromosomensatz XY haben diese Menschen in einigen oder allen Körperzellen ein weiteres X-Chromosom. Vereinfacht gesagt sind ihre Gene weiblicher. Typische Symptome sind ein eingeschränktes Wachstum der Hoden und manchmal auch des Penisses. Nicht selten sind die Betroffenen unfruchtbar. Männliche Merkmale wie eine tiefe Stimme oder Bartwuchs sind meist wenig bis gar nicht ausgeprägt. Heaulme wusste lange nichts von seiner Krankheit, litt in seiner Kindheit unter einem gewalttätigen Vater, der ihn schlug und im Keller einsperrte. Nach dem Tod seiner Mutter, begab er sich 1984 auf seine für so viele verhängnisvolle Reise durch Frankreich. Der damals 26jährige legte in acht Jahren beachtliche Strecken zu Fuß, per Anhalter oder mit dem Fahrrad zurück, kam als Alkoholkranker in zahlreichen psychiatrischen Einrichtungen unter. Manche seiner Morde gestand er sogar medizinischem Personal, das ihm zunächst nicht glaubte und sich später mit Verweis auf die Schweigepflicht rechtfertigte, nicht die Polizei informiert zu haben. Heaulme tötete mit unfassbarer Grausamkeit und Brutalität. Eine Leiche wies 84 Messerstiche auf. Seine Opfern waren unter anderem ein achtjähriger Junge, ein 14jähriges Mädchen, das während der Tat von einem Komplizen vergewaltigt wurde und eine 17jährige Anhalterin. Zudem ermordete er eine 26jährige Frau, einen 65jährigen pensionierten Soldaten und eine 44jährige Krankenschwester. Der letztgenannte Fall 1989 brachte den Mann auf seine Spur, der ihm am Ende das Handwerk legte.
Der französische Ermittler Jean-François Abgrall blieb - auch gegen die Befehle seines Vorgesetzten - jahrelang an Heaulme dran, recherchierte in anderen ungelösten Mordfällen und meinte, ein Muster, eine Handschrift zu erkennen. An den Tatorten wurden jedoch nie entscheidende Spuren, geschweige denn DNA-Material gefunden. Heaulme bewegte sich ständig, mordete fast in ganz Frankreich. Nie hatte er erkennbare Motive. Die Opfer kannte er alle nur kurz. Erst im Januar 1992 entlockte Abgrall Heaulme ein Geständnis. Bis dahin hatte dieser mindestens drei weitere Menschen getötet.
Seit kurzem läuft nun ein neuer Prozess gegen den Mann, der seit Mitte der 90er Jahre in einem Hochsicherheitsgefängnis sitzt. Die Staatsanwaltschaft will ihm den ungeklärten Mord an den beiden Jungen aus Metz nachweisen, für den jahrelang ein wohl Unschuldiger in Haft saß. Auch Heaulmes Aussagen gegenüber Abgrall haben ihn mit dem Doppelmord in Verbindung gebracht. Zum Tatzeitpunkt war er demnach vor Ort, berichtete dem Ermittler davon, daß ihn die Jungen mit Steinen beworfen hätten. Ein Zeuge will ihn dort blutverschmiert gesehen haben. Er sei mit dem Fahrrad gestürzt, sagte Heaulme. Die Tat selbst streitet er entschieden ab. Rund 100 Zeugen sollen in dem Mammutprozess befragt werden. Ob es restlose Aufklärung geben wird, ist aber unklar. Die Beweismittel wurden 1995 zerstört, da man davon ausging, dass der Täter ja bereits verurteilt sei.


Elmshorn. Auch, wenn es nur eine einzige Augenzeugin gab, die damals schildern konnte, was sich am Abend des 30. September 1986 unmittelbar vor dem Mord an Friederike Walther (84) zunächst im Stock unterhalb der Opfer-Wohnung abgespielt hatte. Auf dem Weg zu ihrer Wohnungstür war der Mieterin Christel B. um 17 Uhr ein Mann in einer großkarierten roten Holzfällerjacke begegnet. Der etwa 1,70 Meter große Unbekannte ging Richtung Fahrstuhl, stieg dann aber doch nicht ein. Ich war gerade in meiner Wohnung, als ich Schritte auf dem Flur hörte, schildert die damals 46jährige den Vorfall. Durch den Türspion erkannte ich ihn wieder - er hatte seinen Blick starr auf mein Namensschild gerichtet. Dann erlosch das Licht auf dem Flur und er ging fort. Eine halbe Stunde später klingelte es. Und ich wusste: Er steht wieder genau vor meiner Tür, sagte Christel B. Doch auf die Frage, wer dort sei, habe der Unbekannte nur mit Klopfen reagiert. Ich sagte, ich öffne nicht, mehrmals - bis er schließlich ging.
Hätte also auch Christel B. das Opfer des Raubmörders werden können? Das ist reine Spekulation, sagt Hauptkommissar Klein, auch wenn dieser Unbekannte zweifellos ein Tatverdächtiger ist. Denn knapp eine Stunde nach ihrer Begegnung mit dem Mann in der Holzfäller-Jacke hört Christel B. aus dem Stockwerk über ihrer Wohnung erst einen Aufschrei, dann ein Poltern. Als es am nächsten Morgen nicht das geringste Lebenszeichen von der 84jährigen Nachbarin gibt, will ein anderer Nachbar nach dem Rechten sehen und bemerkt sofort die aufgebrochene Wohnungstür. Im Wohnzimmer dann die schreckliche Gewissheit: Friederike Walther sitzt in ihrem bunt gemusterten Nachthemd leblos im Sessel, in ihren grauen Haaren klebt Blut, auf der Brust hat sie ein Kissen und um ihren Hals ein Chiffon-Tuch, mit dem der Täter sie erdrosselt hat. Die gesamte Wohnung war durchwühlt und auf den Kopf gestellt, sagt Klein, dessen Vorgänger und Kollegen damals fast 200 Spuren und Hinweisen in diesem Fall akribisch nachgingen. Auch wenn die Witwe mit ihrem erst ein Jahr zuvor verstorbenen Mann damals in eher bescheidenen Verhältnissen lebte, ganz arm war sie nicht, so Klein. So habe sie einen Tribünen-Stammplatz auf der Pferderennbahn gehabt und sei zu Lebzeiten ihres Mannes auch schon mal mit 10.000 DM Wettprämie nach Hause gegangen. Die Höhe der Beute des Mörders konnten die Ermittler nie exakt beziffern - vermutlich mehrere tausend Mark - darunter auch eine große Sammlung von Fünf Mark-Stücken. Aber weder die Münzsammlung noch Hinweise auf Personen, bei denen es sich um den Holzfäller-Mann gehandelt haben könnte, brachten die Fahnder zum Erfolg. Alle Befragten hatten ein hieb- und stichfestes Alibi. 

Kriftel. Der italienische Staatsbürger Nicola D'Ascenzo, ein Chemiefachwerker, wurde am 1. Oktober 1986 von einer Putzfrau in seinem Ein Zimmer-Apartment in einem Wohnheim der Hoechst AG in der Krifteler Paul-Duden-Straße tot aufgefunden. Der bescheidene, zurückhaltend lebende Mann hatte zwar einige Bekannte, doch die Kripo konnte nach der Abarbeitung aller Hinweise kein Motiv für den Mord herausfinden. Lediglich die Todesursache stand fest: Der 64jährige wurde erschlagen. Eine offene Wunde auf der linken Seite des Kopfes wies auf die tödliche Verletzung durch eine stumpfe Tatwaffe hin. Der Täter ist nach wie vor nicht bekannt.

Gladbeck. Jedes Jahr im Oktober kommt die Erinnerung wieder. Und jedes Mal stellt sich Axel Dirks (ehemals Kellerhoff) die gleiche Frage: Wer war es? Auch nach über 30 Jahren nach dem Mord an seiner damaligen Freundin Theresa Fuhrmann (18), die am Morgen des 9. Oktober 1986 erwürgt und erstochen in der Wohnung an der Karl Arnold-Straße aufgefunden wurde, hat er noch keine Antwort darauf bekommen. Die grausame Tat bleibt weiterhin unaufgeklärt.
Axel Dirks (52), der mittlerweile in Zirndorf in Süddeutschland lebt und dort ein Unternehmen für Notfalltraining und Erste-Hilfe-Schulungen betreibt, lässt das schreckliche Ereignis bis heute keine Ruhe. So lange der Täter nicht gefunden wurde, kann man damit nicht abschließen, sagt er. Was ihn besonders quält: Wahrscheinlich war ich der letzte, der Theresa lebend gesehen hat, vermutet Dirks.
Die beiden jungen Leute kannten sich noch nicht lange, standen am Anfang einer Beziehung. Dirks hatte die 18jährige am Abend vor der Tat mit dem Auto nach Hause gebracht. Am nächsten Morgen fand die Mutter ihre Tochter tot in der Wohnung. Verdächtigt, die Tat begangen zu haben, wurde damals der Ex-Freund der jungen Gladbeckerin, ein Bottroper (20). Er galt als jähzornig. Hat uns häufig aufgelauert, ist mit dem Auto hinter uns her gefahren, erinnert sich Dirks. Es kam auch zu einem Prozess, der Bottroper wurde jedoch aus Mangel an Beweisen freigesprochen. Seitdem bleibt die Frage, wer Theresa getötet hat, unbeantwortet. Aber Mord verjährt nicht. Im Jahr 2008 hatte der Vater von Theresa daher versucht, die Staatsanwaltschaft zur Wiederaufnahme des Falls zu bewegen. Er hoffte darauf, daß neue Ermittlungsmöglichkeiten, vor allem mit Hilfe von DNA-Analysen, neue Erkenntnisse bringen könnten. Laut Aussage des damals zuständigen Staatsanwalts Gutjahr wurden die Beweisstücke zwar erneut auf DNA-Spuren untersucht, aber offenbar ohne ein Ergebnis. Der Fall wurde nicht wieder aufgerollt. Die Staatsanwaltschaft in Essen macht da auch keine Hoffnung. Das passiere wirklich nur dann, wenn es neue Erkenntnisse gebe, sagt Oberstaatsanwältin Anette Milk auf Nachfrage der WAZ. Ohne einen begründeten Anlass werde die Staatsanwaltschaft bei unaufgeklärten Mordfällen nicht tätig, sie greife sie auch nicht turnusmäßig wieder auf. Solche Tötungsdelikte sind ja bis in die letzte Verästelung ermittelt, sagt die Staatsanwältin. Auch DNA-Analysen seien seit 20 Jahren Standard. Einen neuen Ermittlungsansatz könnte es beispielsweise nur geben, wenn sich jemand melde, der neue Aussagen zum Fall machen könnte. Selbst dann habe der richterliche Freispruch eines Verdächtigen weiter Gültigkeit. Einzige Chance für einen erneuten Prozess bestehe, wenn ein Freigesprochener sich mit der Tat brüste, oder ein Geständnis ablege.
Alle, die Theresa kannten, werden das schockierende Ereignis im Oktober 1986 nicht vergessen. Theresa Fuhrmann, die heute 48 Jahre alt wäre, wenn sie hätte weiter leben können, war damals eine fröhliche junge Frau. Sie stand kurz vor dem Abitur, hatte viele Pläne für die Zukunft.
Eine Belohnung von 3.000 DM für Hinweise, die zur Ermittlung des Täters führen würden, wurde ausgesetzt. 30 Spuren ging die Polizei nach, 100 Vernehmungen gab es, 250 Personen wurden befragt. Auch Axel Dirks musste eine Aussage machen.
Der Verdacht fiel jedoch schnell auf den Ex-Freund Thorsten D., von dem sich Theresa kurz vorher getrennt hatte. Er wurde neun Tage später am 18. Oktober, dem Tag von Theresas Beerdigung, verhaftet. Die Mordanklage stützte sich auf Indizien, der Bottroper bestritt die Tat. Er saß neun Monate in Untersuchungshaft. Im Prozess, der anderthalb Jahre später, 1988, vor dem Essener Landgericht stattfand, reichten die Beweise für seine Schuld für eine Verurteilung jedoch nicht aus. Axel Dirks zweifelt bis heute an der Unschuld des Freigesprochenen.


Schweinfurt. Um den Tod der 36jährigen Marianne Hübsch, Ehefrau und Mutter zweier kleiner Söhne, ranken sich viele mysteriöse Fakten: Am 9. Oktober 1986 gegen Abend wurde der Leitstelle in Schweinfurt ein brennender Wagen am Rande der B 303 bei Brebersdorf (Lkr. Schweinfurt) gemeldet. Bei den Löscharbeiten stellten Feuerwehrmänner rasch fest: In dem silbergrünen Opel Ascona mit Ansbacher Kennzeichen lag eine verbrannte Frauenleiche.
Die Obduktion ergab, daß es sich um die Ehefrau des Halters handelte, Marianne Hübsch, die als Schreibkraft bei der Polizei-Inspektion Feuchtwangen beschäftigt war. Ihr Ehemann war völlig ratlos. Ihm hatte seine Frau bei einem Telefonat am Mittag noch angekündigt, sie wolle von ihrem Haus in Feuchtwangen aus nach Dinkelsbühl fahren, um ihren zwei Kindern Kleidung und Schuhe zu kaufen.
Die Stadt lag aber von ihrem Wohnort aus genau in der anderen Richtung, rund 100 Kilometer von Brebersdorf entfernt, wo nun der verkohlte Ascona mit dem markanten Kennzeichen AN-JJ 555 stand. Hatte es sich Marianne Hübsch anders überlegt - obwohl sie in Schweinfurt eigentlich keine näheren Bekannten hatte? Oder war die Einkaufsfahrt nur ein Vorwand gewesen? Darüber rätseln die Ermittler bis heute.
Die Rekonstruktion ergab, daß die Frau um 12 Uhr ihren Arbeitsplatz verlassen hatte. Eine Stunde später telefonierte sie mit ihrem Mann. Kurz darauf muss sie mit dem Wagen losgefahren sein. Dann verliert sich ihre Spur. Wo sie in den darauffolgenden drei Stunden war, ist unbekannt. Gegen 17.30 Uhr bemerkte ein Unternehmer aus Brebersdorf in einem Waldstück etwa 150 Meter nördlich der Gemeinde - ganz nah an der Autobahnauffahrt Schweinfurt/Niederwerrn - einen Personenwagen. Schon wenig später muss der Ascona bereits lichterloh gebrannt haben, wie ein weiterer Zeuge beobachtete. Die alarmierte Feuerwehr aus Rüschenhausen löschte den Brand und entdeckte die Leiche darin. In dem ausgebrannten Auto fand sich ein leerer Benzinkanister, der den Verdacht nährte, der Wagen sei nicht durch einen technischen Defekt in Brand geraten, sondern angezündet worden. Die Sachbearbeiter der Kripo sind sich auch ziemlich sicher, daß die 36jährige kurz vor der Explosion noch geatmet hat - ein Umstand, der ein Gewaltverbrechen nicht ausschließt.
Eine Obduktion der Leiche ergab keine Schuss-, Stich- oder Schädelverletzungen, sodaß ein Suizid ebenso möglich schien wie ein Verbrechen. "Frau Hübsch hat noch gelebt, als das Auto angezündet wurde", sagt Oberkommissar Herbert Then. Und möglicherweise spielt in dem Fall ein bisher unbekannter Mann eine Rolle.
Der Mann, von dem jede Spur fehlt, war bereits zwei Wochen vor dem Tod von Marianne Hübsch mit ihr gesehen worden. Er soll etwa 40 Jahre alt gewesen sein, dunkle, nach hinten gekämmte Haare, lange Koteletten und einen dunklen Teint gehabt haben.
Ein Zeuge sah am Tattag, dem 9. Oktober 1986, zwischen 14.30 und 15 Uhr das Fahrzeug bei Waldhausen (Lkr. Ansbach) und ist sich sicher, daß zwei Personen im Wagen saßen. Zwischen 16 und 17 Uhr beobachtete ein Mann den Opel Ascona dann in Estenfeld (Lkr. Würzburg) auf der Bundesstraße 19. Eine halbe Stunde später soll der Wagen bereits in dem Waldstück nördlich davon nahe bei der Abfahrt Schweinfurt/Niederwerrn gebrannt haben.
Rätsel gab den Kriminaltechnikern besagter Benzinkanister auf, dessen verbrannte Reste in dem Wagen gefunden wurden. Der schwarze Fünf Liter-Kanister der Firma Hünersdorf aus Ludwigsburg gehörte eigentlich nicht ins Auto. Weitere merkwürdige Indizien waren, daß Frau Hübsch in den Tagen vor ihrem Tod an ihrem Arbeitsplatz und auch privat den Eindruck machte, als beschäftige oder belaste sie etwas. "Sie ist in letzter Zeit nicht so bei der Sache." Dieser Eindruck soll sich nach der Heimkehr am Mittag verstärkt haben. Der Postbote und ein Nachbarsjunge beobachteten nämlich: Sie habe da einen Brief mit handschriftlich geschriebener Adresse bekommen, der sie überraschte. "Vielleicht hat dieser Brief Frau Hübsch veranlasst, in Richtung Schweinfurt zu fahren", mutmaßte Kripo-Mann Then. Dieser Brief ist ebenso verschwunden wie ihre Wohnungsschlüssel vom Schlüsselbund. Ist das Schriftstück im Wagen mit verbrannt oder wollte es sich der Absender wieder aus der Wohnung holen? 
Hinweise bitte an die Kripo unter Telefon (09721) 202-1731 oder jede andere Polizeidienstelle erbeten.


9. November 1986 an der BAB 81, Ausfahrt Engen bei Singen. Der junge Realschullehrer Dieter Huber (29) war an diesem Sonntag nachts auf der Heimfahrt von Stuttgart nach Sindelfingen, seine Mörder, zwei Personen, waren irgendwo als Anhalter zugestiegen. Nach Erkenntnissen der Polizei wurde er bestialisch gequält, drangsaliert und schließlich mit einem Messer in den Hals gestochen, bevor die Täter ihn aus dem Auto zerrten und unter einen Busch gezerrt wurde. Ein junger, lebensfroher Mann stirbt für einen geleerten Geldbeutel. Dieter Huber, das Mordopfer, hat sich verzweifelt gegen die Angreifer gewehrt. 1986 war die DNA-Analyse noch nicht möglich, doch die Spurensicherung war damals nicht viel anders als heute. So sammelten die Beamten akribisch ein, was sie am Tatort fanden, und das war nicht wenig. Die Beweismittel wurden in der Asservatenkammer der Staatsanwaltschaft Konstanz verwahrt und verschwanden dort zum erheblichen Teil auf ungeklärte Weise. Bemerkt wurde das Verschwinden von inzwischen durch den technischen Fortschritt hochbrisantem Beweismaterial aber erst 2008, als der Fall aufgrund einer Zeugenaussage erneut aufgegriffen wurde. Es geht um ein paar Zigarettenkippen, vier benutzte Papiertaschentücher, einen Pulloverfetzen und einen Schal. Zurück blieben aufgerissene Kuverts ohne Inhalt mit dem Schreibmaschinen-Vermerk, was einmal darin war. Auf den Beweismitteln haftete mit hoher Wahrscheinlichkeit die DNA eines Mörders. Der Fall wird den Konstanzern entzogen und die Staatsanwaltschaft in Karlsruhe damit beauftragt. Die Polizei ermittelt nun gegen die Staatsanwaltschaft in Konstanz. Denn es ist offenkundig, daß nur eine eingeweihte Person die Beweismittel entwendet haben konnte. Aber die geklauten Asservate sind nicht die einzige Ungeheuerlichkeit. 1991 verschwindet die komplette Ermittlungsakte für zwölf Jahre aus der Registratur der Staatsanwaltschaft, bevor sie auf unerklärliche Weise wieder auftaucht. Wer hatte sie zu welchem Zweck entwendet? Und wer löschte die Ergebnisse einer Speichelprobe von Manfred Maier in der DNA-Datei der Polizei? Viele Fragen, keine Antworten. Woraufhin der Staatsanwaltschaft am Bodensee die Ermittlungen entzogen wurden und die Staatsanwaltschaft in Karlsruhe sie übernahm. Diese erließ auch prompt einen Haftbefehl gegen den Hauptverdächtigen Manfred Maier, den die beiden Angehörigen und Nebenkläger (Werner Huber, Karl S. und Rolf Siebold) auch für den Täter halten. Nach drei Tagen ließ sie ihn trotz erkennbarem Täterwissen mangels Beweisen wieder frei. Doch der Mann stand bereits seit 1990 als möglicher Täter im Visier der Ermittler. Der damals 24jährige hatte am 16. September 1990 auf derselben A 81 auf einem Parkplatz nachts ein älteres Ehepaar mit vorgehaltener Pistole überfallen. Vier Tage später wurde der Räuber von der Polizei geschnappt, und der fiel sofort die Ähnlichkeit mit dem Überfall auf Dieter Huber auf. Verurteilt wurde Manfred Maier aber nur für den Überfall auf das Ehepaar zu sechs Jahren und neun Monaten Haft. Für den Mord an Dieter Huber reichten der Staatsanwaltschaft die Beweise nicht für eine Anklage. Für Werner Huber, Karl S. und Rolf Siebold, die weit von sich weisen, Verschwörungstheoretiker zu sein, passt das ins Bild. Denn nur wenn die Medien stillhalten, weil Entscheidungsträger sich informell absprechen, lässt sich ein solcher Skandal verheimlichen. Keine Antwort ist auch eine Antwort. Aber leider keine auf die Frage, wer Dieter Huber ermordet hat.


Mondsee (Österreich). Die 17jährige Martina Posch wohnte im Haus ihrer Mutter in Vöcklabruck (südwestlich von Linz) und absolvierte seit einem Jahr eine Lehre als Bürokauffrau bei einer Baufirma im nur fünf Kilometer entfernten Attnang-Puchheim. Um dort hin zu gelangen, benutzte sie üblicherweise den Bus, der um 6.45 Uhr von einer nahegelegenen Parallelstraße aus abfuhr. Am Mittwoch, dem 12. November 1986 gegen 6.40 Uhr, verließ Martina Posch wie üblich das Haus, um zur Bushaltestelle zu gelangen. Als sie gegen 17 Uhr nicht zu einem vereinbarten Treffen mit ihrem Freund erschienen war, rief dieser bei Martinas Mutter an, die der Meinung war, ihre Tochter sei bereits bei ihrem Freund. Bei der Rücksprache mit dem Vorgesetzten ihrer Tochter erfuhr sie, daß Martina an diesem Tag nicht zur Arbeit erschienen war. Die alarmierte Polizei konnte durch Zeugenaussagen feststellen, daß sich Martina Posch an jenem Morgen auch nicht im Bus befunden hatte. Intensive Suchaktionen von Bekannten, Verwandten und der Polizei blieben erfolglos. Am 22. November 1986 fanden zwei Sporttaucher am seichten Ufer der Kienbergwand am Südufer des Mondsees Martina Poschs Leiche, eingewickelt in zwei olivgrüne Planen. Die gerichtsmedizinische Untersuchung ergab, daß die junge Frau spätestens zwei Stunden nach Verlassen ihres Elternhauses durch Erwürgen getötet worden war. Zudem wurde durch den Leichenzustand festgestellt, daß sie sich zwischen der Tötung und dem Ablegen am See einige Tage in einer kühlen Umgebung befunden haben musste. Durch ihre Fahrkartenabrechnungen bei ihrer Arbeitsstelle und durch Zeugenaussagen von Freundinnen ergab sich zudem die Tatsache, daß Martina Posch seit September 1985 in unregelmäßigen Abständen von einem Mann mit dem Auto zur Arbeit gebracht und wieder nach Hause gefahren wurde. Die Identität dieses Mannes konnte jedoch nie festgestellt werden. Trotz mehr als 2.000 Verhören und Befragungen, der Überprüfung von mehr als 500 Alibis sowie der Ausstrahlung des rekonstruierten Mordfalles in der Sendung Aktenzeichen XY… ungelöst, konnten keine weiteren Hinweise auf einen Täter erhalten werden. Ebenfalls unbekannt blieben der Tatort sowie der Zwischenablageort der Leiche, bei dem es sich anhand gesicherter Spuren wahrscheinlich um eine Scheune gehandelt hat.
Größte Hoffnung stützten die Beamten auf die fehlerhaft hergestellte Plane, mit der Martina Posch eingewickelt gewesen war. Diese wurden ausschließlich in Lenzing produziert und solche, die wegen eines Gewebefehlers ausgesondert worden waren, vergünstigt an werksinterne Personen abgegeben. Die Beamten überprüften erfolglos sämtliche Mitarbeiter des Werks und stellten Beispielplanen in Geschäften und Banken der Umgebung aus.
Im Laufe der folgenden Jahre und Jahrzehnte verschwanden auf unerklärliche Weise die Asservate - ein Pullover, der an der Leiche sichergestellt worden war, und die beiden Planenteile, in die Martina Posch eingewickelt gewesen war. Nachforschungen über den Verbleib dieser Gegenstände blieben erfolglos. Damals wurden auch noch keine DNA-Spuren gesichert, wie es bei aktuellen Mordfällen zum Standard-Prozedere gehört. Der Versuch einer nachträglichen DNA-Sicherung an den noch vorhandenen Beweisstücken blieb lange erfolglos. Dies erwies sich als besonderer Rückschlag, da es nun nach über 25 Jahren und ohne DNA-Vergleich nahezu nicht mehr möglich war, einen leugnenden Verdächtigen zu überführen. Am 9. Februar 2013 meldeten die Oberösterreichischen Nachrichten und ebenso die Salzburger Nachrichten, daß es den Sicherheitsbehörden gelungen sei, unter den Fingernägeln des Mordopfers DNA-Spuren zu isolieren, von denen sich die Ermittler sicher seien, daß sie vom Täter stammen. Zehn Verdächtige konnten dadurch bereits als nicht mehr verdächtig eingestuft werden. Als einer der Verdächtigen zählte Konrad K. aus dem oberösterreichischen Leonding, der wegen Vergewaltigung von vier Mädchen 1991 verurteilt wurde. Es konnte ermittelt werden, dass er sich rund 20 Minuten nach dem Mord im nur 12 km entfernten Laakirchen aufhielt. Die Ermittler befragten ihn mehrmals zu dem Fall, doch K. leugnet die Tat vehement. Ein weiterer Verdächtiger wurde Wolfgang Ott, der zwei Frauen an Ufern von Gewässern in der Steiermark ermordet hatte und 1995 nahe dem Attersee in Oberösterreich verhaftet wurde. Auch Ott leugnete das Verbrechen. Auch Friederike Blümelhuber, eine in Österreich führende Kriminaltechnikerin, glaubt nicht an seine Täterschaft.
Internationale Aufmerksamkeit erlangte der Mordfall nach der Festnahme des Sexualstraftäters Josef Fritzl im Jahr 2008, der seine Tochter rund 24 Jahre in einer Kellerwohnung gefangengehalten und mit ihr sieben Kinder gezeugt hatte. Fritzl betrieb zur Tatzeit gemeinsam mit seiner Frau die gegenüber der Leichenfundstelle gelegene Pension Zum Seestern. Martina Posch soll zudem seiner Tochter sehr ähnlich gesehen haben. Manfred Schmidbauer, der ehemalige Chefermittler und letzte Landesgendarmeriekommandant von Oberösterreich, befasst sich weiterhin mit dem Delikt: Der Mörder von Martina Posch soll nicht ruhig schlafen können. Von 179 Tötungsdelikten, in denen er ermittelte, ist der Mordfall Martina Posch der einzige, der unaufgeklärt blieb.


Niederrad. Im Dezember 1986 ereignete sich in der Frankfurter Bürostadt Niederrad eine Serie von Überfällen auf Frauen, die schließlich am Donnerstag, den 4. Dezember 1986, mit dem Sexualmord an der damals 26jährigen Diplom-Übersetzerin Christiane Flörke endete. Aktenzeichen XY ungelöst machte den Fall bundesweit bekannt. Die Angestellte Monika Schuster (wie sie im XY-Filmfall genannt wird) verlässt gegen 18 Uhr ihren Arbeitsplatz in der Bürostadt um sich in den Feierabend zu begeben. Da sie auf die Straßenbahn - welche die Hochhäuser an der Lyoner Straße mit dem Bahnhof Frankfurt-Niederrad verbindet - zu lange warten müsste, beschließt sie, zu Fuß zu gehen. Doch schon kurz hinter der Straßenbahnhaltestelle wird sie plötzlich von einem Mann, welcher im Gebüsch gelauert hatte, attackiert. Zum Glück befinden sich zu diesem Zeitpunkt zwei Passanten in unmittelbarer Nähe und kommen zu Hilfe, bevor Schlimmeres passiert. Etwa 20 Minuten nach Monika Schuster verlässt auch die Programmiererin Ulla Reichenberger ihren Arbeitsplatz. Sie arbeitet bei derselben Firma und nimmt ebenfalls den Fußweg in Richtung S-Bahnhof. Auch sie wird von einem Mann attackiert, der zuvor scheinbar im Gebüsch gelauert hatte. In der späteren Vernehmung beschreiben die beiden Frauen den Mann jedoch sehr unterschiedlich. Ob es sich tatsächlich um zwei verschiedene Täter gehandelt hat, ist bis heute ungeklärt. Einen Tag später, am Donnerstag, dem 4. Dezember 1986, arbeitet die 26jährige Diplom-Übersetzerin Christiane Flörke, die bei einem international tätigen Ingenieur- und Planungsbüro als Projektassistentin beschäftig ist, etwas länger als gewöhnlich. Um ca. 18.30 Uhr verlässt sie schließlich den Betrieb, um sich auf den Weg in Richtung Straßenbahn zu machen. Von dort aus möchte sie, wie tags zuvor Monika Schuster und Ulla Reichenberger, zur S-Bahn-Haltestelle Frankfurt-Niederrad fahren, von wo aus sie den Zug in Richtung Sachsenhausen nehmen kann, wo sie sich mit einer Freundin eine Wohnung teilt. Üblicherweise wird sie zum Bahnhof Niederrad von einer Kollegin mit dem Auto gebracht, diese ist an diesem Tag aber bereits eher nach Hause gefahren. Es wird vermutet, daß Christiane Flörke sich dann aber entschieden hat, die 600 Meter von der Lyoner Straße zum S-Bahn-Halt zu Fuß zurückzulegen. Am Freitag, dem 5. Dezember 1986 entdeckt ein Mann aus seinem Bürofenster eine nackte Frauenleiche im Gebüsch. Christiane Flörke wurde unmittelbar neben dem Fußgängerweg vergewaltigt und mit ihrem eigenen Schal erdrosselt. Leider brachten weder die Untersuchungen am Tatort noch die Befragung von den beiden zwei Tage zuvor angegriffenen Frauen entscheidende Hinweise.


Wien. 1987 wurde die als fesche Gerti bekannte Prostituierte Gertrude Bachner (31) ermordet. Ihre Leiche wurde bei Stockerau (nordwestlich von Wien) neben einem Feldweg liegend angezündet. Die Leiche wies Würgemale sowie Stich- und Schnittwunden am Hals und Oberschenkel auf. Ein Täter wurde allerdings nie gefunden. Die österreichischen Mordermittler sind sich ziemlich sicher, daß zumindest die Morde an Katerina Vavrova und Petya Filkova (siehe im Opferregister) von der selben Person verübt wurden. Allerdings ist es dem Täter gelungen, mit der Brandlegung wertvolle Spuren zu vernichten. Es wurde alles auserhoben, was möglich ist, allerdings gibt es keine neuen Ansätze, erklärt Chefinspektor Leopold Etz. Sofern keine neuen Hinweise einlangen, treten die Kriminalisten in den beiden Fällen auf der Stelle.


Wien. Evelyne Plauensteiner (44) betrieb in Wien zusammen mit ihrer Freundin Monika (26) den Club 33 seit dem Dezember 1985. Dieser Club war damals rund um die Uhr besetzt. Monika erwartete tagsüber ab 11 Uhr in einem der vier Separées auf Gäste, Evelyne machte die Spätschicht von 17 Uhr bis 2 Uhr morgens. Am Tattag, dem 15. Februar 1987, als Evelyne die Spätschicht antreten wollte, wurde kurz die Schichtübergabe besprochen. Monika sagte, sie habe nur zwei Gäste gehabt und einen, der nur Bier getrunken hat. Dir Bar, die rund zehn Minuten vom Prater entfernt liegt, lief mehr schlecht als recht. Gegen 22 Uhr hat Evelyne einen jungen Mann hereingelassen, den ein Nachbar, der mit seinem Hund Gassi ging, gesehen haben wollte. Die Ermittlungen der Polizei ergaben später, daß es um diese Zeit im Lokal zu einem Zweikampf gekommen sein muss, der zum Nachteil von Evelyne tödlich endete. Die dabei entstandenen Kampfgeräusche wurden von einem älteren Ehepaar, das die Wohnung darüber bewohnte und auch vom Hundebesitzer wahrgenommen. Der Täter hat es offensichtlich auf Geld und Wertgegenstände abgesehen. In der Kasse fanden sich allerdings nur 7.000 Schillinge. Als Monika am nächsten Tag wie gewohnt um 11 Uhr die Tagschicht übernehmen will, wundert sie sich, daß noch Licht brennt und laute Musik läuft. Dann erst findet sie ihre Freundin Evelyne auf dem Boden liegend und ruft sofort die Polizei an. Der Notarzt konnte aber der Frau nicht mehr helfen. Aufgrund einer Kopfverletzung hatte sie viel Blut verloren und war in der Nacht bereits verstorben. Der Fall ist seitdem ungelöst und ein Täter konnte nicht ermittelt werden.


Wahren. Die 19jährige Sylke Müller wurde von ihrem Freund verlassen und hat deswegen Liebeskummer. Darüber redet sie noch am 22. März 1987 mit ihrer Oma, die in Böhlitz-Ehrenberg wohnt. Sylke verabschiedet sich um 16.15 Uhr von ihrer Oma, kommt aber nie zu Hause an. Am nächsten Morgen geht ihr Vater Günther Müller zur Polizei. Ihre Tochter ist bei einem Freund, die ist morgen wieder da, wimmeln ihn die Beamten ab. Erst nach zehn Tagen schaltet die Kripo eine Vermisstenanzeige. Dann erst beginnt eine großangelegte Suchaktion. Polizisten durchstreifen umliegende Wälder, befragen Verwandte, Freunde und Passanten. Doch Sylke bleibt spurlos verschwunden. 42 Tage später meldet sich der 26jährige Jörg M. bei der Polizei und sagt, daß auf einem Abbruchgrundstück hinter dem Wahrener Rathaus eine tote Frau liegt. Sofort macht sich die Mordkommission auf den Weg und findet hinter einer Toilettentür die tote Sylke Müller. Sie wurde vergewaltigt und erdrosselt, in ihrer Brust klafft eine große Bisswunde: die stammt von Jörg M.! Doch der Mann kommt, so die Ermittler, als Täter nicht infrage. Er war zur Tatzeit in Berlin. Aber wie kamen die Bissspuren in die Brust der Leiche? Jörg M. sagt: Ich will darüber nicht mehr reden. Wer hat Sylke dann getötet? Jörg M.: Ich war’s nicht.
Wer dann? Sylkes Mutter Elisabeth ist an der Ungewissheit und ihrem Schmerz zugrunde gegangen. Sie begann zu trinken. Am 29. Oktober 1995 brachte sich die 57jährige mit einem Fön in der Badewanne um. Günther Müller, Sylkes Vater, starrt auf ein eingerahmtes Bild in der Schrankwand. Er holt eine Kiste mit Fotos: Sylke als kleines Mädchen mit der Mama. Leise sagt er: Im Keller habe ich eine Truhe mit ihrem Schlafanzug, den sie zuletzt trug. Und 8-mm-Filme, die ich damals gedreht habe. Ich hab nicht die Kraft, sie anzusehen. Nicht, ehe der Mörder gefunden ist.


Niieder-Erlenbach. Der 66jährige Wilhelm Rach lebt in einer Einzimmer-Wohnung in Frankfurt-Nieder-Erlenbach. Seine Frau und er haben sich getrennt, haben aber ein sehr gutes Verhältnis. Rach war früher Möbelfabrikant und arbeitet seit dem Konkurs seiner Firma als Möbelvertreter. Er hat eine Vorliebe für thailändische Frauen. Am Dienstag, dem 24. März 1987 macht sein Sohn eine schreckliche Entdeckung: Er findet die Leiche seines Vaters in dessen Wohnung - erschlagen mit einem stumpfen Gegenstand. Wilhelm Rach wurde vermutlich am Vortag ermordet. Die Ermittlungen ergeben, daß der 66jährige am Freitag vor der Tat mit einer thailändischen Frau in einem Lokal am Frankfurter Hauptbahnhof war. Außerdem hatte eine Nachbarin beobachtet, wie er am Tattag mit einer Frau in seine Wohnung gegangen war. Einiges spricht dafür, daß es sich beide Male um dieselbe Frau handelte. Der Polizei ist es gelungen, die Identität der unbekannten Thailänderin zu ermitteln.
Der Name der gesuchten Thailänderin ist Sa Kanin, damals 27 Jahre alt. Ihr aktueller Aufenthaltsort ist nicht bekannt. 1987 war Sa Kanin 27 Jahre alt. Sie hat 1983 in Thailand einen Niederländer kennengelernt, den sie in Malaysia heiratete. Mit ihm ging sie nach Europa, wo sich die beiden aber bald wieder trennten. Danach arbeitete sie in Deutschland, in den Niederlanden und in der Schweiz als Prostituierte. Sie nannte sich u.a. Tina. Arbeitsort in Deutschland war unter anderem das Bordell Traumhaus in Frankenberg westlich von Kassel. Außerdem lebte sie in Wiesbaden-Aukamm in der Nähe der Therme.
Ein weißer Golf Jetta mit einem bisher unbekannten Fahrer ist maßgeblich im damaligen Fall beteiligt. Sa Kanin hatte keinen Führerschein, sodaß von einem weiteren Mittäter ausgegangen werden musste. Die Polizei vermutet daher, daß sich Sa Kanin wohlhabende Männer aussuchte, die sie zusammen mit dem Komplizen ausnahm und dann weiter reiste. Bis heute ist es den Ermittlern nicht gelungen, den letzten Lebenstag von Wilhelm Rach aufzuklären. Die Thailänderin ist seit dem Mord spurlos verschwunden. Man weiß weder, ob sie nach Thailand zurückging oder unter einem anderen Namen irgendwo wieder als Prostituierte tätig ist.


Bad Cannstadt. Der Mord an der 17jährigen Schülerin Anja Aichele aus Stuttgart-Bad Cannstatt beschäftigt die Ermittler schon seit Jahrzehnten. Am 27. März 1987 wird sie von einem Jugendtreffen kommend erwürgt aufgefunden. Drei Zeugen geben unabhängig voneinander an, einen Schrei im Weinberg unterhalb des Wohngebiets Muckensturm gehört zu haben. Weil Anja nicht nach Hause kommt, alarmiert ihr Vater spät in der Nacht die Polizei. Die Polizisten vermuten das Schlimmste und finden auf dem Brachgelände einer Ziegelei Anjas Foto aus einem Verbundpass. Suchmannschaften durchkämmen daraufhin die Weinberge und Kleingärten. Am 30. März wird ihre Leiche in einem Gemüsebeet vergraben gefunden. 
Erst 20 Jahre später, im Jahr 2008, ergibt sich endlich ein Lichtstrahl. Bei einer routinemäßigen Untersuchung der Beweisstücke wird ein Hautschüppchen und damit DNA-fähiges Material entdeckt. Daraufhin wird Anfang 2011 sowie Anfang 2012 jeweils eine DNA-Reihenuntersuchung durchgeführt, aber auch dieses Mal hat die Kripo kein Glück. Neue Ansatzpunkte haben sich seitdem nicht ergeben. Alle Hinweise und Spuren, heißt es von der Kripo auf Nachfrage, wurden von der Ermittlungsgruppe Anja beim Dezernat 11 abgearbeitet, und dann wurde im Jahr 2016 bei der Staatsanwaltschaft Stuttgart ein Abschlussbericht vorgelegt. Die Staatsanwaltschaft stellte das Verfahren daraufhin ein - aber nur vorläufig, denn Mord verjährt nicht.

Hamburg. Uwe Harms (47), Geschäftsführer der getarnten DDR-Speditionsfirma Ihle in Hamburg, wird am 30. März 1987 als vermisst gemeldet. Am 26. April 1987 findet ihn die Polizei tot in einem Plastiksack - mit zwei Kugeln in der Brust. Das DKP-Mitglied Harms galt beim Verfassungsschutz als Honeckers Spediteur. Angeblich soll er sich geweigert haben, Waffen aus DDR-Produktion heimlich in Krisengebiete zu verschiffen.


Groß-Umstadt (Hessen) am 22. Mai 1987. Nach einem Discobesuch verschwand die 18jährige Tina Würth. Eine Woche später wurde sie von einer ehemaligen Schulfreundin in Babenhausen gesehen. Sie war in Begleitung eines jungen Mannes mit einer außergewöhnlich großen Nase. Tina Würth reagierte auf die Rufe ihrer Freundin kaum und ging mit dem Mann einfach weiter. Am 25. Juni 1987, in einer Waldböschung bei Weibersbrunn/Spessart (Landkreis Aschaffenburg), ungefähr 40 Kilometer von Babenhausen (Landkreis Darmstadt-Dieburg) entfernt, wurde die Leiche von Tina Würth in einem weißen Müllsack verpackt aufgefunden. Laut der Gerichtsmedizin muss Tina zuvor einige Wochen tot woanders gelegen haben. Vom Täter keine Spur.



Hamburg-Barsbüttel. Am 23. Mai 1987 wurden in einem Waldstück, etwa 200 Meter vom Fußweg Rähnbachredder entfernt, menschliche entblößte Körperteile entdeckt, die teilweise mit Erde bedeckt waren. Es handelte sich um die beiden Arme und Teile des Torsos einer Frau. Da die Haut noch relativ frisch wirkte, gingen die Ermittler davon aus, daß der Todeszeitpunkt etwa drei Tage alt war. Zudem ließ die Schnittführung erkennen, daß es sich um ein sehr scharfes Schneidewerkzeug gehandelt haben musste, vermutlich das eines Schlachters. Die Ermittler fanden bald heraus, daß es sich um die 43jährige Brigitte Mychaleskij handelte, die in Hamburg-Barmbek am 13. Mai zuletzt gesehen wurde. Die Frau, die als Sekretärin in der Hamburger Staatsoper gearbeitet hatte, muss nach ihrem Verschwinden noch mehrere Tage gelebt haben. Doch wo hat ihr Mörder sie festgehalten?
Bekleidet war die Frau wie folgt: Pullover, Jeansjacke, dunkelgraue Hose und dazu schwarze Stiefeletten.
Anhand der beigefügten Fotos erhofft sich die Polizei, weitere Erkenntnisse von der Bevölkerung zu erhalten und fragt: Wer hat Brigitte Mychaleskij am Abend des 13. Mai 1987 gesehen? Die Frau hielt sich damals in Dulsberg, einem benachbarten Stadtteil Hamburgs, auf.
Für Hinweise, die zur Ergreifung des oder der Täter führen, ist eine Belohnung in Höhe von 3.000 DM ausgelobt worden.


Frankfurt am Main. Selma Öztürk kam 1970 mit acht Jahren aus der Türkei nach Deutschland. 1979 - mit 17 - heiratete sie einen Landsmann. Im gleichen Jahr wurde ihr Sohn geboren. Im Laufe der Zeit verstrickte sich ihr Ehemann im Rauschgifthandel. 1985 wurde er zu einer Haftstrafe von vier Jahren verurteilt. Als ihr Mann im Gefängnis saß, wurde Selma Öztürk aus dessen Umfeld finanziell unterstützt und arbeitete auch als Reinigungskraft in einer Textilfabrik.
Sie begann ein Verhältnis mit einem verheirateten Freund ihres Mannes. Dieser war ebenfalls im Rauschgifthandel aktiv. Die vielfachen Belastungen ließen Selma selbst drogensüchtig werden. Um ihren Sohn aus den schwierigen Lebensumständen herauszunehmen, brachte sie ihn zur Schwiegermutter in die Türkei.
Zuletzt wurde Selma Öztürk am 10. Juni 1987 in der Gaststätte Zum Gemütlichen Eck in der Arnoldshainer Straße, Frankfurt/Main, Ortsteil Rödelheim gesehen. Gegenüber der Lokalität bewohnte sie eine kleine Wohnung. Sie hielt sich für einige Zeit in diesem Lokal auf und telefonierte über einen dortigen Festnetzanschluss mit einer unbekannten Person, die sie abholen wollte.
Nach Verlassen der Gaststätte gegen 22 Uhr verliert sich die Spur von Selma Öztürk. Sie trug beim Verlassen des Lokals eine blaue Jeanshose, einen blauen Lurex-Pullover und eine schwarze Lederjacke. Was danach mit Selma Öztürk passierte oder mit wem sie zusammen war, ist bis heute unbekannt. 
Am Nachmittag des 13. Juni 1987 wurde die Leiche der ermordeten 25jährigen in einem Waldstück an der Staatsstraße im Bereich Alzenau-Hörstein (Landkreis Aschaffenburg) aufgefunden. Nach den bisherigen Erkenntnissen war der Auffindeort der Leiche nicht der eigentliche Tatort. Die Leiche wurde mit einem Fahrzeug zu dem Waldstück gebracht und von dem Täter und vermutlichen Mittätern dort abgelegt.
Im Zuge der Ermittlungen wurde bekannt, daß Selma Öztürk selbst Zeugin eines anderen Mordes im Rauschgiftmilieu am 2. Februar 1987 in Amsterdam geworden war. Darüber hinaus war sie im Besitz eines Schuldenbuchs von ihrem Ehemann und einer Pistole ihres neuen, ebenfalls inhaftierten Freundes.
Diese Umstände machten sie zunehmend zu einer Bedrohung für den Drogenschmuggelring. Es ist zu vermuten, daß diese Umstände letztlich zur Ermordung von Frau Öztürk führten.
Für entscheidende Hinweise, die zu einer Festnahme des Täters oder zur Tataufklärung der Tat führen, wurde eine Belohnung von 10.000 Euro ausgesetzt.
Hinweise zum Täter bzw. möglichen Mittätern bitte an das Bayerische Landeskriminalamt unter der Telefonnummer (089) 1212–0 oder jede andere Polizeidienststelle erbeten.


Stuttgart. Ute Dust (48) war zum Zeitpunkt des Mordes erst seit etwa zwei Monaten in Stuttgart. Die kleinen Wohnungen im Gebäude über der Nachtbar Nixe wurden zumeist von Frauen, die auf dem Straßenstrich in der Prostitution tätig waren angemietet.
Eine Kollegin aus einem der insgesamt 14 Prostitutionsapartments in der Leonhardstraße 7 hörte am 27. Juli 1987 morgens zwischen 4.00 und 5.30 Uhr einen Wortwechsel zwischen Ute und einem Mann, sowie Schreie. Sie nahm den Vorfall jedoch nicht ernst. Utes Leiche wurde um 9 Uhr von einer Reinigungskraft gefunden. Sie war mit einem stumpfen Gegenstand niedergeschlagen worden und starb schließlich durch Ersticken.


Stade. Sonja Adys Leiche war am 23. August 1987 gegen 11 Uhr morgens im Gras an einem Feldweg in der Ebersdorfer Feldmark bei Steffens Hörn (Landkreis Rotenburg/Wümme) von einem Landwirt gefunden worden - nackt und mit 67 Messerstichen übersät. Unter ihrem Rücken klebte das Mittelstück eines Messers, das bis heute verschwunden ist. Ihre Hände und Füße waren jeweils gefesselt und mit einem Seil miteinander verknotet. Eine blaue Socke hing in einem nahen Weidenzaun, noch immer ist unklar, wem sie gehörte. Sonjas Kleidung lag im Gras verstreut. Ein Sexualverbrechen kann die Polizei bis heute weder ausschließen noch zweifelsfrei nachweisen.
Schnell ließ sich rekonstruieren, daß die 16jährige Sonja Ady aus Ostendorf bei Bremervörde am Abend zuvor die Discothek ta töff in Bevern besucht hatte. Sie traf sich während des Diskobesuchs im Auto mit dem damals 19jährigen Michael B. und hatte mit ihm sexuellen Kontakt. Später hatte sie sich wohl zur Disko zurückbegeben. Nach Zeugenaussagen wollte Ady später, gegen zwei Uhr nachts, noch zu einer anderen Feier - per Anhalter. 
Eine Sonderkommission sicherte die Spuren, wie man das damals eben tat: Mundschutz, Handschuhe, Hygiene bei der Spurensicherung - nichts war zwingend. Zwei weiße Socken, die nahe der Toten gefunden wurden, verschwanden unauffindbar. Die Ermittler fahndeten mit Flugblättern und Plakaten nach dem flüchtigen Täter.
Gegen 4 Uhr wurde das junge Mädchen gefesselt und geknebelt, mit mehr als 67 Messerstichen in den Hals- Brust- und Genitalbereich umgebracht. Ihre nackte und ausgeblutete Leiche wurde am darauffolgenden Morgen auf einem Feldweg gefunden.
Lange schien es so, als spreche alles gegen den Angeklagten. Sein Alibi erschien der Staatsanwaltschaft wenig glaubhaft und seine DNA wurde massiv an Beweisgegenständen des Mordes nachgewiesen. Deutlich ins Kippen geriet der Fall erst durch ein Gutachten. Das bescheinigte, daß eine Sekundärübertragung der DNA des Angeklagten auf das Seil und die Socke, mit der das Opfer gefesselt und geknebelt wurde, nicht auszuschließen sei. Ein notwendiger, überzeugender Nachweis der Täterschaft konnte nicht erbracht werden.
Bis heute ist der Fall ungeklärt. Der vermeintliche Täter Michael B. wurde trotz hoher Beweislast freigesprochen.


Breda (Niederlande). Am Morgen des 5. September 1987 wurde auf dem Parkplatz des Restaurants De Kloek am Liesboslaan, das Auto von dem 42jährigen Sjef Delahaije aus Breda, mit einem zerbrochenen Fahrerfenster aufgefunden. Ein Stück weiter lag seine Leiche. Es stellte sich schnell heraus, daß Sjef Delahaije erschossen worden war. 
Der Parkplatz an der A58 zwischen Breda und Roosendaal bei Etten-Leur war ein beliebter Treffpunkt für homosexuelle Männer, die ein schnelles und anonymes Sexabenteuer suchten. Es ist nicht bekannt, was das Motiv dieser Tat war. Zunächst wurde ein Mann fälschlicherweise zu sechs Jahren Zuchthaus verurteilt und in einem Revisionsverfahren wieder freigesprochen. 
Die Staatsanwaltschaft hat für die Aufklärung des Falls 15.000 Euro zur Belohnung ausgelobt. Status ungeklärt.



Ottersberg: Gustav Adolf Ruff, Der 52jährige Handelsvertreter und Kaffeefahrtenmoderator brach im Mitte Oktober 1987 von Bayern nach Norddeutschland auf um dort einen bei einem Händler in Cloppenburg gekauften Audi Quattro zu bezahlen. Zeitgleich hatte offenbar noch geschäftliche Dinge dort in der Gegend zu erledigen, insbesondere das Ziel Bremen wurde bekannt.
Ruff hatte unterschiedlichen Quellen zufolge eine erhebliche Menge Bargeld bei sich (offiziell 50.000 DM). In Cloppenburg ließ er den Quattro in einer Werkstatt um Kleinigkeiten zu beheben und brach um 11.00 Uhr mit einem Mietwagen (Audi 100 CC) angeblich in Richtung Bremen auf. Das Bargeld für den Quattro behielt er zunächst bei sich, die Bezahlung wollte er nachmittags erledigen.
Um 11.30 wurde er jedoch kurz vor Oldenburg, also in einer ganz anderen Richtung von der Polizei kontrolliert. Danach setzte er die Fahrt Richtung Oldenburg fort. Dies war die letzte verifizierbare Sichtung von Gustav Adolf Ruff.
Er führte später noch zwei Anrufe (angeblich aus Bremen), den letzten um 19.00 Uhr, wo nicht der Eindruck entstand, daß irgendetwas nicht in Ordnung wäre.
Danach muss Ruff etwas zugestoßen sein. Er schreibt einen Brief, aus dem hervorgeht, daß er zusammengeschlagen, seines Geldes beraubt und eingesperrt wurde. Er vermutete, daß er umgebracht werden sollte.
Am 25. Oktober 1987, um 1.00 Uhr, also ca. 30 Stunden nach dem letzten Telefonat fällt der Kassiererin der Raststätte Hollenstedt eine Gruppe von vier Personen auf, bei der sie den Eindruck hat, daß eine Person (evtl. Ruff?) nicht freiwillig bei der Gruppe ist. Ungefähr zum selben Zeitpunkt wurde der überfrankierte Brief im Raum Hollenstedt in einen Briefkasten eingeworfen.
Letztendlich wird der ausgebrannte Audi 100 CC-Leihwagen in Ottersberg aufgefunden. Im Kofferraum liegt die gefesselte und verkohlte Leiche von Gustav Adolf Ruff. Der Zeitpunkt der Inbrandsetzung konnte später auf 6.00 bis 6.30 Uhr eingegrenzt werden.
Die verkohlte Leiche konnte sehr schnell als Gustav Adolf Ruff identifiziert werden. Die Todesursache konnte nicht mehr festgestellt werden. Bis heute ist der Fall ungeklärt.


Oesterheide. Sylvia Beerenberg (40) wurde am 13. August 1947 in Stuttgart geboren. Sie war Mutter von sechs Kindern und geschieden. Als Beruf hatte sie Friseurin gelernt, ging in der Dortmunder Nordstadt (Bornstraße) aber der Prostitution nach. Am 23. Oktober 1987 wurde sie zuletzt gesehen, als sie auf dem Straßenstrich in der Bornstraße zu einem Unbekannten in den Wagen stieg. Am nächsten Tag wurde ihre Leiche an der Bundesstraße 475 in Oesterheide (Lippetal) von einem Auszubildenden gefunden. Der Täter hatte sie mit mehreren Messerstichen getötet. Weder sind die genauen Tatumstände noch der oder die Täter bekannt.

Erlangen. Am 23. Oktober 1987 wurde Heinz Puschnik mit gefesselten Füßen tot in einem Wald bei Erlangen aufgefunden. Puschnik war Abteilungsleiter bei Langnese in Heppenheim. Seine Unauffälligkeit änderte sich rapide als er seinen Chef mit verstellter Stimme anrief  und ihm dann ein Paket mit einer Bombenattrappe schickte. Einige Zeit später legte Puschnik in seiner Wohnung Feuer. Bei der polizeilichen Vernehmung gestand er auch, daß er zuvor seine Freundin gewürgt hatte. Er wurde zu einer Strafe von fünf Jahren und sechs Monaten verurteilt. Aufgrund der Revision des Falls, die Puschnik einreichte, kam er nach 14 Monaten frei. Puschnik wohnte nach der Entlassung aus der Untersuchungshaft bei seiner Mutter. Bei ihm wurde ein Kalender über rätselhafte Geldtransaktionen entdeckt. Dem Kalender ist zu entnehmen, daß er einer Inkassotätigkeit in mehreren Städten in ganz Deutschland nachkam. Das dadurch beschaffte Geld ging zum größten Teil an einen ominösen Mann namens Gerd. Seiner Familie gaukelte Puschnik vor, bei einem Computerunternehmen im Vertrieb zu arbeiten. Dieser Fall ist einer der seltsamsten Todesfälle und seither ungelöst.

Wuppertal. Den Polizeibeamten bot sich ein furchtbarer Anblick: Als sie am Nachmittag des 2. Januar 1988 die Wohnung an der Wilkhausstraße betraten, hing die Leiche der damals 51 Jahre alten Sigrid Wolf an der Klinke der Badezimmertür. Der Unterkörper der Frau war entkleidet, Bluse und BH zerrissen. Offenbar hatte die kaufmännische Angestellte zuvor verzweifelt um ihr Leben gekämpft. Zahlreiche Blutergüsse fanden sich am Körper der Toten. Die damalige Obduktion ergab: Die 51jährige starb durch Erhängen. Tatwerkzeug war ein Ledergürtel. Zudem fanden die Gerichtsmediziner Würgemale am Hals des Opfers. Wahrscheinlich waren der Frau auch noch Mund und Nase zugehalten worden, als sie um Hilfe schrie. Verletzungen im Genitalbereich ließen auf ein Sexualdelikt schließen. Aufbruchspuren fanden sich weder an der Wohnungs- noch an der Balkontür. Hat Sigrid Wolf ihren Mörder gekannt und arglos in ihre Wohnung gelassen? Oder stieg der Täter doch über die offen stehende Balkontür ein? Im September 1988 wurde der Mordfall Sigrid Wolf im ZDF-Kriminal-Magazin Aktenzeichen XY ungelöst - damals noch mit Moderator Eduard Zimmermann - rekonstruiert. Demnach war die geschiedene Frau, die als Chefeinkäuferin des Paritätischen Wohlfahrtsverbände viele berufliche Kontakte hatte, in der Nacht vor ihrem Mord im Spielcasino Hohensyburg gewesen, hatte 700 DM gewonnen. 1.100Casino-Besucher wurden anschließend von der Staatsanwaltschaft überprüft - ergebnislos. Diverser Schmuck wurde damals per Aktenzeichen XY in die deutschen Wohnzimmer gesendet: Stücke, die dem Opfer gestohlen wurden, aber nie wieder auftauchten.
Fragen über Fragen. Seit Jahren sind sie unbeantwortet. Der Täter ist bis heute nicht ermittelt. Der Mordfall Sigrid Wolf ist einer der wenigen ungelösten Fälle in Wuppertal.
Im Jahr 2008 haben die Fahnder einen erneuten Vorstoß unternommen. Mehr als 200 Speichelproben wurden von Männern, die rund um den Tatort wohnen beziehungsweise gewohnt haben, genommen und mit DNA-Spuren aus der Wohnung des Opfers abgeglichen. Fehlanzeige. Es gibt keine Übereinstimmung, sagt Chef-Ermittler Wolfgang Heuschen.


Linz (Österreich). Am Morgen des 27. Februar 1988, wurde der 42jährige Redakteur Günther Schädel auf dem Heimweg von einer Lokalrunde auf dem Tummelplatz in der Linzer Altstadt erschossen. Die Hintergründe sind immer noch ungeklärt. Bis heute liegt die Akte im Landeskriminalamt. Dort wird in der Tatort-Munitionssammlung das wichtigste Beweisstück aufbewahrt: eine Patrone Kaliber 7,65 mm. Die Spurensicherung hatte sie am Tatort im Schnee gefunden und so die Tatwaffe identifiziert: eine Pistole der in Ungarn hergestellten Typen Frommer stop oder Frommer baby, eine Dienstwaffe des 1. Weltkriegs. Aufgetaucht ist sie nie, sagt Oberst Erwin Meindlhumer. Wir haben an 55 in Frage kommenden Pistolen kriminaltechnische Schusstests durchgeführt, aber ohne Ergebnis. Nur eine fehlt bis heute: Sie soll kurz vor dem Mord einem steirischen Drogensüchtigen, der damals in Linz lebte, entwendet worden sein. Es gab Hinweise auf zwei Linzer, die sie gestohlen hatten, doch wir konnten nichts beweisen, die besagte Waffe blieb verschwunden. Von Anfang an habe die spärliche Spurenlage den Ermittlern zu schaffen gemacht. Da liegt ein Besoffener! lautete der Notruf des Taxifahrers, der Günther Schädel gefunden hatte. Die Einsatzkräfte gingen zunächst von einem Unfall aus. Erst im AKH Linz wurde die Schusswunde beim rechten Ohr entdeckt. Minuten später war mungo, wie Schädel seine Zeitungsbeiträge gezeichnet hatte, tot. Nun wurden die Mordermittler eingeschaltet. Doch in der Nacht hatte es alle Spuren zugeschneit. Zunächst sei man von einem Raubüberfall ausgegangen, doch dann haben wir unter dem Schnee weit verstreut Geldscheine gefunden, das Wechselgeld vom letzten Lokal, in dem er gesehen wurde. Am Sonntag, einen Tag nach dem Mord an Günther Schädel, setzten die Zeitung des Redakteurs eine Belohnung von 50.000 Schilling für Hinweise aus.
Die Fakten. Gegen 3.40 Uhr hatte eine Anwohnerin am Tummelplatz einen Knall gehört, dem aber keine Bedeutung beigemessen. Gegen 3.50 Uhr kam ein 27jähriger Taxifahrer zum Tummelplatz, konnte aber die Engstelle vor dem Theater-Vorplatz nicht passieren, weil ein Körper am Gehsteig lag. Er dachte an einen Unfall und alarmierte über Funk einen Rettungswagen.
Mit dem Notarztwagen wurde Günther Schädel, dessen Herz bereits zu schlagen aufgehört hatte, ins AKH gebracht, wo er trotz aller Wiederbelebungsversuche zwei Stunden später starb. Der Kopfschuss war laut Gerichtsmediziner aus nächster Nähe abgegeben worden, es gab keine Abwehrspuren. Nach Redaktionsschluss war Schädel am Freitag um 23.15 Uhr in die Altstadt aufgebrochen. Um 3.30 Uhr verabschiedete er sich im Lokal Klausur von einem jungen Kollegen, der ihn begleitet hatte, und ging alleine heim. Der Täter dürfte ihm aufgelauert oder ihn verfolgt haben. Schädel hinterließ seine Frau und einen 12jährigen Sohn. 2013 hat die Witwe 13.600 Euro zur Ergreifung des Täters ausgelobt.


Essen. Petra Freße (33) Jahre war Prostituierte. Ihre Leiche wurde am 4. März 1988 auf einem Schrottplatzgelände aufgefunden. Vermutlich war der Täter ein Freier, der Petra Freße am Bahnhof Altenessen angesprochen hat.


Hamburg, 21. März 1988: Rosemarie Hirt wird von ihren engen Freunden und Nachbarn als absolute Frohnatur beschrieben und als überaus attraktiv, immer sehr gepflegt und stets modisch gekleidet. Auf ihrer letzten Fahrt trägt sie einen Lederrock. Die damals 46jährige sitzt in ihrem Taxi vor dem Bergedorfer Bahnhof. Es regnet. Es ist spät, ihre Schicht fast zu Ende. Nur noch einen Gast wird sie mitnehmen. Dann steigt ein Mann ein. Sie hatte ihn nicht per Funk gemeldet, sagt ihr damaliger Chef Frank Peya später der BZ. Er muss einfach an Ort und Stelle zugestiegen sein. Wenig später entdecken Fußgänger an der Straße Am Petersilienberg in Wentorf (Kreis Stormarn) das Taxi 361. Der Motor läuft, die Scheinwerfer sind an, die Vorderräder stehen auf dem Gehweg. Das Fenster der Fahrerseite ist geöffnet, der Kopf von Rosemarie Hirt ragt blutverschmiert heraus.
Drei Stiche in den Hals haben sie sofort getötet. Hinterrücks. Ihre Geldbörse nimmt ihr Mörder zwar mit - das Geld, 900 DM, wirft er aber einfach weg. Bis heute gibt es keine Spur zu dem geheimnisvollen wie brutalen Täter. Ermittler wollen alte Beweise erneut überprüfen.


Köln. Im November 1988 wurde in Aktenzeichen XY ungelöst über einen besonders kaltblütigen Mord berichtet. Es ging um einen Rollstuhlfahrer namens Iljan Andres (30) aus Köln. Er lebte alleine in einer Wohnung im riesigen Uni-Center. Er war ein transsexueller Mensch und litt an Mulipler Sklerose. Er wurde in der Nacht vom 7. auf den 8. April 1988 ermordet. Der oder die Täter gingen besonders grausam vor: Er wurde geschlagen, gefesselt und das Furchtbarste: Mit einer Plastiktüte auf dem Kopf, ließen ihn diese Verbrecher ersticken.
Was sie stahlen war ein kleiner Fernseher und ein Videogerät - dafür musste dieser arme Mann, der noch dazu sich aufgrund seiner Behinderung kaum wehren konnte, qualvoll sterben.


Reichenbach. Am Abend des 22. April 1988 hat Gertrud Schneider bis etwa 23.30 Uhr in einem Vereinsheim im Nachbarort von Reichenbach ihren 55. Geburtstag gefeiert. Auf dem Heimweg kommt es im Auto zum Streit mit ihrem Lebensgefährten. Gertrud Schneider will noch nicht nach Hause. Mitten in Reichenbach steigt sie aus. Die stark angetrunkene Frau wird noch bis etwa 1 Uhr von verschiedenen Zeugen gesehen, als sie zu Fuß unterwegs ist. Es scheint, als wolle sie nach Hause. Um zu ihrer Wohnung im Wohngebiet Am Siegenberg zu gelangen, muss sich Gertrud Schneider für eine Abkürzung den Drei Tannen-Weg entschieden haben. Was genau auf dem abgelegenen, schlecht beleuchteten Weg dann passiert, ist nicht bekannt. Am Samstag, 23. April 1988: In Reichenbach an der Fils macht ein Mann eine grauenvolle Entdeckung. Auf einer Wiese liegt die Leiche einer Frau - Gertrud Schneider. Gertrud Schneider wird mit ihrem eigenen Halstuch stranguliert. Das Tuch und auch die Handtasche des Opfers nimmt der Täter mit.

Neumünster. Monika Elter war 29 Jahre alt, als sie am 4. Juni 1988, etwa gegen 4.30 Uhr, nach einer offenbar feuchtfröhlichen Feier bei Bekannten an der Moltkestraße in Neumünster (Schleswig-Holstein) gemeinsam mit ihrem Ehemann nach Hause aufbrach. Ich ging in eine Toreinfahrt, weil ich mal austreten musste. Als ich zurück zur Straße kam, war meine Frau weg, gab der Ehemann später bei der Polizei zu Protokoll, als er sie vermisst meldete. Das tat er allerdings erst sechs Tage nach dem mysteriösen Verschwinden. Denn daß seine Frau ab und zu mal allein loszog und auch mehrere Nächte nicht nach Hause in die gemeinsame Wohnung am Hansaring kam, wo das Paar mit den drei Kindern im Alter zwischen sechs und neun Jahren wohnte, war für ihn nichts Ungewöhnliches.
Es war der Verwesungsgeruch, den der Hund einer Spaziergängerin am 16. Juni zu der Leiche führte. Da war Monika Elter schon fast zwei Wochen tot. Ihr Leichnam lag neben den Bahnschienen zwischen Junglöwweg und Forstweg. Ich dachte erst, da liegt ein totes Tier. Doch dann sah ich die Turnschuhe, erzählte die Spaziergängerin von dem Moment, als sie die grausige Entdeckung machte.
Die Ermittler gingen allerdings bald davon aus, daß die junge Mutter, die laut Blutanalyse recht viel Alkohol getrunken hatte, ziemlich schnell nach ihrem Verschwinden in das Auto ihres Mörders stieg. Damit seien sie dann in den Stadtwald gefahren, wo sich Liebespaare gern vergnügten. Dort muss es zur Gewalttat gekommen sein. Monika Elter wurde erstickt und im Halsbereich schwer verletzt. Nach dem Leichenfund und Untersuchungen der Gerichtsmedizin war bald klar, daß die junge Frau einem Sexualverbrechen zum Opfer gefallen war. Die Kleidungsstücke, die Monika Elter am Tag ihres Verschwindens getragen hatte - blaue Jeans, weiße Stoffjacke, hellblaues Sweatshirt, weiße Puma-Turnschuhe - lagen alle am Fundort der Leiche. Allerdings war die Hose der Toten, die bäuchlings und halb verscharrt auf dem Waldboden lag, bis zu den Kniekehlen herab gezogen. Die Staatsanwaltschaft setzte eine Belohnung von mehr als 3.000 DM aus. Doch der entscheidende Tipp blieb aus. Bis heute ist der Mörder von Monika Elter nicht gefasst.


Obhausen. Es ist der 25. Juni 1988. In Querfurt wird das 1100jährige Bestehen der Stadt gefeiert. Musiker sind da und ein Rummel. Aus dem ganzen Umland kommen die Einwohner zu dem Spektakel, so auch die neunjährige Daniela Gabert aus Obhausen, einem kleinen Dorf unweit von Querfurt, die sich mit ihrer zwei Jahre älteren Schwester Sandra und einer Freundin an diesem Samstag auf den Weg macht. Doch die Mädchen gehen nicht gemeinsam zurück nach Hause. Vielleicht wollte Daniela noch Karussell fahren, vielleicht einfach das bunte Treiben beobachten. Gegen 17.00 Uhr macht sich auch Daniela auf den anderthalb Kilometer langen Heimweg - allein. Irgendwo auf dem Stadtweg zwischen Querfurt und Obhausen verschwindet das Kind spurlos. Wem sie begegnet und was genau passiert ist, weiß bis heute niemand. Als sie am Abend immer noch nicht da ist, werden die Eltern unruhig. Nachbarn werden gefragt, die Gegend wird abgesucht. Kurz vor Mitternacht benachrichtigen die Eltern schließlich die Polizei, die sich ebenfalls auf die Suche nach dem vermissten Mädchen macht. Einen Tag später findet die Polizei die Schülerin tot auf. Ihre Leiche liegt unweit des Stadtweges, nur etwa 200 Meter Luftlinie von ihrem Elternhaus entfernt, im hohen Gras. Aus dem Polizeibericht von damals geht hervor, daß das Mädchen erwürgt wurde.  Dennoch finden die Ermittler auf dem T-Shirt des Mädchens eine Mischung aus Blut, Sperma und Speichel. Mit den damaligen Methoden ließen die Proben sich jedoch niemandem eindeutig zuordnen. Eine DNA-Analyse gab es damals noch nicht. Körperliche Hinweise für einen sexuellen Missbrauch gibt es auch nicht. Die Ermittler sind sich sicher, daß Fund- und Tatort nicht übereinstimmen. Schnell kommt die Polizei auf ein kleines Häuschen, das nur wenige hundert Meter von einer Eisenbahnlinie entfernt ist. Vermutlich wurde Daniela dort getötet und dann in das hohe Gras geschleppt. Ein Tatverdächtiger, der eine Woche nach der Tat festgenommen wird und die Tat eingeräumt hatte, wurde nach sechs Monaten Untersuchungshaft wieder frei gelassen. Der 24jährige hatte sich in zu viele Widersprüche verstrickt. Ihr Mörder ist bis heute unerkannt davongekommen.


Harderberg. Es gibt Verbrechen, die brennen sich in das Gedächtnis ein. Besonders jene, die nie aufgeklärt werden, bei denen jeder weiß: Der Täter ist noch irgendwo da draußen. Der Mord an Ute Werner in Osnabrück ist so ein Verbrechen, eines der mehr als 300 ungeklärten Tötungsdelikte in Niedersachsen. Es war ein warmer Augusttag im Jahr 1988 als die junge Auszubildende verschwand. Von ihrer Arbeitsstelle in Osnabrück war sie auf dem Heimweg nach Bad Rothenfelde - per Anhalter. Es waren andere Zeiten damals. Werktag für Werktag trampte die 22jährige heim zur Großmutter, wo sie lebte. Am 10. August 1988 wartete das Abendessen bereits auf die junge Frau. Sie kam nie Zuhause an. Zwölf Tage später fand ein Spaziergänger in einem Waldstück etwas unterhalb des Franziskus-Hospitals Harderberg auf der Grenze zwischen Osnabrück und Georgsmarienhütte die Leiche von Ute Werner. Sie wurde sexuell missbraucht und auf bestialische Weise ermordet. Wie genau, wissen nur der unbekannte Täter und die Polizei. Berndt Klose kennt die Eckdaten zum Fall immer noch auswendig. 41 Jahre war er bei der Kriminalpolizei, der Mordfall Werner war sein erster als Leiter einer Mordkommission. Wir haben geknüppelt ohne Ende, erzählt der pensionierte Ermittler. Aber irgendwann war die Luft raus. Keine Spur führte zum Mörder von Ute Werner, die Kommission wurde aufgelöst, der Fall aber verfolgte Klose weiter - bis in seine Träume. Die Polizei vermutet, daß 1988 ein Sextäter im Umfeld von Osnabrück unterwegs gewesen sein könnte. Wir haben zwei Sexualverbrechen, die sehr ähnlich vom Ablauf her sind. Beide Male ist der Tatort im Umfeld von Harderberg, beide Male waren Anhalterinnen das Opfer. Ute Werner starb, die andere Frau überlebte, sagt Lammers. Die Staatsanwaltschaft lobte eine Belohnung von 5.000 DM (heute 2.500 Euro) für Hinweise aus. Im Stadtgebiet verteilte die Polizei Plakate mit dem Phantombild des mutmaßlichen Täters und einem Foto von Ute Werner - nichts.

Schierke. Die 60jährige alleinstehende Pastorin Waltraud Peper aus Wernigerode hatte im August 1988 im Oberharz Urlaub gemacht, kehrte aber nicht zurück. Am 4. September wurde sie tot in einem Waldstück bei Schierke (Grenzgebiet) gefunden. Ihre mit Reisig bedeckte Leiche war bereits in Verwesung übergegangen. Möglicherweise wurde Peper erwürgt. Ob sie einem Sexualverbrechen zum Opfer fiel, lassen die spärlichen Quellen offen. Eine Obduktion fand statt. Anhaltspunkte für Raub oder Streit tauchten offenbar nicht auf.
Als offizieller Todestag gilt der 17. August 1988, als Zeugen sie zum letzten Mal gesehen haben wollen. Bis heute sind Fragen zu dem Verbrechen offen. Der Fall bis heute ungeklärt.
Da Peper zu den unbequemen, kritisch-engagierten Kirchenleuten der DDR zählte und auch zahlreiche Auslandskontakte hatte, kamen Gerüchte auf, die Stasi, die auch zuerst am Tatort war, habe bei diesem Mord ihre Finger im Spiel gehabt. Das hält der Magdeburger Polizeikommissar Harald Meier für unwahrscheinlich. Für Misstrauen sorgte, daß die Leiche der Pastorin direkt nach der Obduktion verbrannt wurde. 


Regensburg, 20. August 1988: Die 19jährige Auszubildende Manuela C. aus dem Landkreis Kelheim verabredet sich mit drei Freunden in der Regensburger Altstadt zum Eisessen. Beim gemeinsamen Bummel durch die Straßen verlieren sich die Freunde aus den Augen. Nur einer der Begleiter bleibt an Manuelas Seite. Vermutlich beschließen die beiden, den Heimweg gemeinsam anzutreten. Doch Manuelas Begleiter müsse erst seine Freundin in einem Regensburger Lokal abholen und diese nach Hause bringen. Deshalb lässt er Manuela um 23.15 Uhr an der Bushaltestelle in der Nordgaustraße (Gewerbegebiet) mit der Abmachung aussteigen, sie dort in Kürze wieder abzuholen. Doch als der junge Mann zurückkommt, ist Manuela verschwunden.
Mehrere Zeugen hören die Hilferufe der jungen Frau, ein Radfahrer beobachtet, wie ein Mann die schreiende Frau die Treppe von der Nibelungenbrücke zur Donau hinunterzerrt - und prügelt. Aber er fährt weiter. Weil diese Zeugen es für einen Beziehungsstreit halten, schreitet niemand ein.
Zwischenzeitlich ruft der letzte Begleiter von Manuela bei deren Eltern an, und fragt ob Manuela inzwischen nach Hause gekommen wäre. Doch keine Spur von ihr.
Am nächsten Morgen findet ein städtischer Mitarbeiter die Leiche von Manuela in der Donau treibend. Die junge Frau wurde vollständig entkleidet, geschlagen und gewürgt und anschließend in bewusstlosem Zustand in die Donau geworfen, wo sie letztlich ertrank.
Im August 2014 veröffentlichte die Mittelbayerische Zeitung (MZ) im Rahmen einer Serie einen Bericht über den Mordfall. Daraufhin meldete sich ein Unbekannter mit einem anonymen Brief bei der Mittelbayerischen Zeitung. Er könne sich noch sehr gut an den Fall erinnern und habe Wichtiges dazu mitzuteilen. Er habe sehr lange gezögert, ob er mit seinem Wissen an die Öffentlichkeit gehen soll und möchte jetzt nicht länger schweigen. Er nannte in diesem Brief den Namen einer Person aus der Region und meinte, seine Informationen seien nicht an den Haaren herbeigezogen. Die Zeitung übergab den Brief an die zuständige Kripo. Am 2. Februar 2015 meldete die MZ, die Kriminalpolizei sieht im Inhalt dieses Briefes keine Grundlage für einen konkreten Ermittlungsansatz. Der Fall Manuela C. gilt weiterhin als ungeklärt.


Bergen. Es ist kurz nach sieben Uhr am Morgen des 24. September 1988, als die Teilnehmer einer Jagdhundeprüfung einen grausigen Fund machen. An einem Weg im Waller Holz an der B3 bei Bergen (in der Nähe von Walsrode) liegt eine tote junge Frau: nackt, bis auf weiße Tennissocken. Wenige Meter entfernt steht ihr beigefarbener Ford Escort mit ihrer darinliegenden Kleidung. Die Tote ist Regina Fischer, 20 Jahre alt, Verkäuferin aus Wathlingen (Landkreis Celle). Am Abend vorher, wollte sie ihren Freund in Munster von der Bundeswehr abholen. Dort kommt sie nie an. Der brutale Mord an der hübschen, jungen Frau wurde nie aufgeklärt. Die Obduktion ergab, daß Regina Fischer in ihrem eigenen Auto vergewaltigt wurde. Der Täter hatte sie mit einem dumpfen Gegenstand bewusstlos geschlagen und dann mit mehreren Messerstichen in Brust und Rücken getötet. Die Polizei fahndete nach dem Fahrer eines Mercedes. Ohne Erfolg. Bis heute ist der Mörder nicht gefunden. Ein Speicheltest von 286 in Frage kommenden Männern brachte auch kein Ergebnis.


Bad Nauheim. Der brutale Mord an einem Taxifahrer ereignete sich am 30. Oktober 1988: Horst Krug (61) wurde auf dem Parkplatz des Usa-Wellenbades in Bad Nauheim mit insgesamt 34 Messerstichen getötet. Bei der Tat entwendete der Täter die Geldbörse des Taxifahrers mit den Einnahmen mehrerer Tage. Daneben soll der Täter laut Polizei Mittelhessen mit hoher Wahrscheinlichkeit eine kleine Schusswaffe des Modells Frommer Baby gestohlen haben.
In der Nacht vom 5. auf den 6. Dezember 1988 kam es in Niddatal-Assenheim offenbar zu einer Schussabgabe auf die Schaufensterscheibe einer Apotheke. Im Rahmen der polizeilichen Tatort-aufnahme konnte ein Projektil gesichert werden, welches später von Seiten des Schusswaffen-erkennungsdienstes des Hessischen Landeskriminalamts einer Pistole der Marke Frommer Baby zugeordnet werden konnte - die gleiche Waffe, mit der der Taxifahrer Horst Krug getötet wurde.

Hechingen. Es war ein grausamer Mord, der sich in der Nacht vom 4. auf den 5. November 1988 in der Hechinger Unterstadt ereignet hat. Mit 46 Messerstichen wurde der  26jährige Michael Pfeifer getötet. Bis heute ist unklar, wer der Mörder ist, oder ob vielleicht sogar mehrere Täter an dem Mord beteiligt waren.
Ein Zeuge hat in Hechingen ein Stilett mit einer spitzen, mindestens 15 Zentimeter langen Klinge gefunden, Er tat das Messer zunächst achtlos in eine Werkzeugkiste.  Erst nachdem der Fall in der TV-Sendung Aktenzeichen XY ungelöst erneut aufgerollt wurde, äußert er die Vermutung, daß es die Mordwaffe gewesen sein müsste.
In der Sendung wurde die Art der Tatwaffe deutlich gezeigt und beschrieben, außerdem ein roter Vollvisierhelm mit weißen Streifen und ein Geldbeutel mit der ungewöhnlichen Aufschrift Club-Line, wie sie Michael Pfeifer in der Mordnacht bei sich getragen haben muss. Diese beiden Gegenstände sind bis heute verschwunden. Ebenso wurde das Maniküreset nie gefunden, das der Ermordete in jener Novembernacht bei einem Einbruch in ein Friseurgeschäft erbeutet haben soll. Die Ermittler gehen bislang davon aus, daß der 26jährige nach einer durchzechten Nacht betrunken in seinem Zuhause in der Schlossackerstraße ankam, die Wohnung aber nach einem Streit mit seiner Frau wieder verlassen und daraufhin einen Einbruch in das Friseurgeschäft im Erdgeschoss des Wohnhauses verübt hat. Als eine Belohnung von 10.000 Euro ausgesetzt ist, hat den Fall wieder in Bewegung gebracht. 


Am 21. November 1988 betrat die Haushälterin von Alida Christiana Koopmans (63) ahnungslos gegen 7.00 Uhr das Haus in der Mankesstraat 43 in Den Haag. Zuvor bemerkte sie, daß die Lampen im Benoordenhoutse eingeschaltet waren. Als die Putzfrau in der Halle des Hauses ankam, bekam sie den Schock ihres Lebens. Sie sah die Leiche von Frau Alida Christiana Koopmans auf dem Boden liegen. Ihr Kopf befand sich einet großen Blutlache.
Alida Christiana Koopmans studierte noch klassische Sprachen an der Philosophischen Fakultät in Leiden. Sie war auch eine der (Haupt-) Aktionäre der Privatgesellschaft Koopmans Meelfabrieken in Leeuwarden. Das 1846 gegründete Familienunternehmen entwickelte sich im letzten Jahrhundert zu einem großen, international tätigen Privatunternehmen. Das Opfer lebte alleine und unabhängig in ihrem Haus. Die Untersuchung hat bisher keine konkreten Hinweise ergeben, die zu den mutmaßlichen Tätern führen könnten. Alida Christiana Koopmans war wegen ihrer Anteile an der Privatgesellschaft Koopmans Meelfabrieken eine wohlhabende Frau. Daher erscheint ein Raubmord als Tatmotiv warscheinlich. 
Einer der wenigen Anhaltspunkte ist die Mordwaffe. Die Polizei hat die Waffe im Haus gefunden. Es ist ein scharfes Objekt, mit dem Frau Koopmans schwer geschlagen wurde. Die Ermittler wollen nicht genau verraten, um welche Mordwaffe es sich handelt. Das ist im Interesse der Untersuchung. 
Der Tod von Alida Christiana Koopmans hat ihre Familie und Freunde sehr schwer getroffen. Die Staatsanwaltschaft hat für Hinweise eine Belohnung von 15.000 Euro ausgelobt, die zur Lösung des Falles führen. Hinweise nimmt die niederländische Polizei unter der Rufnummer 0800-6070 entgegen.

Leonberg. Jede Menge potenzielle Zeugen gibt es zum Mordfall Maria Klumpp. Am 18. Dezember 1988 wird die 83jährige um 18.30 Uhr mit dem eigenen Halstuch erdrosselt in ihrer Wohnung in der Neuköllner Straße in Leonberg gefunden. Sie lebte so gut wie ohne Kontakt zu ihren Nachbarn in der 13. Etage des 20stöckigen Hauses gegenüber des Leocenters. Am Vortag wurde sie zuletzt um 20.30 Uhr lebend gesehen. Die rote Geldbörse der Rentnerin fehlt. Ansonsten keine Spuren, keine Fingerabdrücke, null Anhaltspunkte. Es dauert Tage, bis alle Bewohner des Hochhauses befragt sind. Heute liegt die Akte in der Schublade. So wie bei allen Mordfällen wird sie immer mal wieder rausgeholt. Außerdem kommt täglich das Bundeskriminalblatt des BKA, in dem es deutschlandweit Informationen zu schweren Taten gibt. Sollten einem Beamten Parallelen oder andere Verbindungen auffallen, wird der Fall wieder aufgerollt.


Rotterdam (Niederlande). Chris Boelsen, auch Bolle Chris genannt, war in der illegalen Lotterie in Rotterdam sehr aktiv tätig. Er hatte oft viel Geld in der Tasche. Das wurde ihm in der Nacht vom 7. auf den 8. Januar 1989 zum Verhängnis und endete für ihn tödlich. An diesem Samstagabend hatte Chris Boelsen (38) einen seiner Läufer aufgesucht, um Geld zu einzusammeln und Preisgelder auszuzahlen. Als er das Haus in der Berkelstraat verließ, wurde auf ihn unmittelbar danach geschossen und tödlich verwundet. Chris Boelsen, der auch in der Rotterdamer Fensterputzer-Szene bekannt war, verdiente viel Geld mit der illegalen Lotterie. Darüber hinaus war die Konkurrenz in diesem illegalen Mileu hart. Es ist daher denkbar, daß der Schütze aus diser Gruppierung kam. Chris Boelsen war Vater von zwei Kindern. Es wäre für die Kinder und den Rest seiner Familie unglaublich wertvoll, wenn die Angelegenheit nach all den Jahren aufgeklärt werden könnte. Belohnung 15.000 Euro.


Menden. 27. Januar 1989: Marion Hesse (35) ist mit ihrem zweijährigen Sohn Tim in Dortmund. Dort bringt sie ihrem Mann, einem Steuerberater, eine benötigte Akte vorbei. Stunden später wird das Auto der Frau in Menden in den Schwitter Feldern gefunden - es brennt lichterloh. Im Wagen entdeckt die Feuerwehr die Leiche der jungen Mutter und die ihres Sohnes. Die beiden wurden ermordet. Die Täter hatten das Auto von außen mit einer Lunte angezündet und dann vor einen Strommasten gerollt. Es sollte aussehen wie ein Unfall. Während die Polizei das schnell herausfand, blieb die Suche nach den Tätern bis heute erfolglos. Zeugen berichten von einem Geländewagen, der von dem brennenden Passat weggefahren sein soll. Von der Siedlung auf der Anhöhe aus, in der auch Marions Elternhaus steht, fallen die Felder ab. Das lodernde Auto dort unten müssen viele gesehen haben. Einige melden es der Feuerwehr.
Im Wageninneren, wird die Polizei später feststellen, herrschten mehr als tausend Grad, sogar der Motorblock ist angeschmolzen. Der Wagen muss zudem im zweiten Gang langsam gegen den Masten gerollt sein. War die Frau da schon bewusstlos? Wurde sie in Schach gehalten? Wer waren diese eiskalten Killer? Der Mordfall Hesse ist bis heute ungeklärt.


Wien. Am Donnerstag, dem 2. Februar 1989, verschwand die 10jährige Christina Beranek auf dem Nachhauseweg von der Schule am Josef Enslein-Platz in Favoriten, einem Stadtteil von Wien. Kurz vor 17 Uhr wurde sie zuletzt lebend gesehen, als sie sich in einem Kiosk in der Per Albin Hansson-Siedlung ein Micky Maus-Heft kaufte.
Nach einer privaten Suchaktion wurde sie am nächsten Vormittag gegen 11 Uhr von ihrem Vater im 14. Stockwerk der Hausnummer 2 der Per Albin Hansson-Siedlung aufgefunden. Das Mädchen war halb entkleidet, missbraucht, erdrosselt und mit ihrer Kleidung an ein Geländer im Treppenhaus B gebunden worden. Die Gerichtsmedizin stellte fest, daß das Mädchen am Vortag zwischen 17 und 22 Uhr getötet worden war. Der Täter musste sie also kurz nach ihrem Besuch im Kiosk auf den wenigen Metern bis zum Wohnhaus abgefangen haben. Ob er sie gleich darauf getötet oder zuerst woanders im Haus untergebracht hatte, blieb ungeklärt. Die Schultasche des Mädchens war vom Täter in einem Zählerkasten des 13. Stockwerkes versperrt worden, jedoch mit einem Schlüssel, der in jeder Eisenwarenhandlung erhältlich war.
Die Ermittler stellten sofort eine Verbindung zum Mord an Alexandra Schriefl her, da sich dieses Verbrechen nur weniger als fünf Gehminuten entfernt abgespielt hatte und der Täter in der Tatausführung sehr ähnlich vorgegangen war. Zudem hatte der Mörder auch hier ein Kleidungsstück seines Opfers als Trophäe mitgenommen. Die Polizei vermutete den Täter in der Per Albin Hansson-Siedlung, einer der größten kommunalen Wohnbausiedlungen Wiens mit damals über 11.000 Einwohnern.
Was folgte, war die umfangreichste Ermittlungsaktion der österreichischen Kriminalgeschichte. Die Ermittler überprüften allein rund 1.000 Personen aus Favoriten, darunter alle 580 männlichen Bewohner des Komplexes der Hausnummer 2, die älter als 13 Jahre waren. Zusätzlich wurden alle 650 Wohnungen des Komplexes überprüft, in einem Fall sogar mit richterlicher Anordnung. Der gesamte Kunststoffboden des Plateaus, auf dem Christina ermordet wurde, wurde ausgeschnitten und ins Labor gebracht. Sogar Spezialisten des deutschen Bundeskriminalamts aus Wiesbaden wurden an der Spurensuche beteiligt. Im Bereich der gesamten Siedlung wurden hunderte Plakate angebracht, auf denen Christina in farbiger Fotomontage mit jener Kleidung abgebildet wurde, die sie am Mordtag getragen hatte. Die Kosten dafür übernahm die Gemeinde Wien. Die Ergreiferprämie wurde auf 160.000 Schilling (nach heutiger Kaufkraft etwa 22.000 Euro) erhöht.
Am 13. Februar glaubten die Beamten schließlich, den Täter geschnappt zu haben. Ein Beamter aus Niederösterreich, der vor Jahren noch in Wien stationiert gewesen war, brachte die Beamten auf die Spur des 20jährigen Werner K. Dieser hatte 1984 in den Aufzügen der Per Albin Hansson-Siedlung neun kleine Mädchen sexuell belästigt, darunter auch im Treppenhaus B der Hausnummer 2. Die Beamten fanden heraus, daß er gemeinsam mit Alexandra Schriefl zur Schule gegangen war und für die Mordnacht kein Alibi besaß. Jedoch wurde er durch eine Blutgruppenuntersuchung entlastet und besaß für die Nacht des Mordes an Christina ein stichfestes Alibi.
Am 17. Februar 1989 wurde Christina Beranek im Krematorium des Wiener Zentralfriedhofs beigesetzt. Unter den über 400 Trauergästen befand sich auch Innenminister Franz Löschnak.


Lüneburg. Die 45jährige Frühpensionärin Gitta Schnieder wurde am 10. April 1989 in den frühen Abendstunden auf einem Waldweg zwischen den Ortschaften Holm-Seppensen und Sprötze im Landkreis Harburg in Niedersachsen durch einen Messerstich in den Hals getötet.
Jogger fanden die Leiche wenig später. Neben der toten Frau wachte ihr Hund, ein schwarzer Pointer-Schäferhund-Mischling, mit dem sie zuvor zu einem Spaziergang aufgebrochen war. Der Mord an der Mutter eines damals sechsjährigen Sohnes konnte bisher nicht aufgeklärt werden.
Die Polizei interessiert sich für Informationen aus dem persönlichen und beruflichen Umfeld Gitta Schnieders. Sachdienliche Hinweise bitte an die Polizeidirektion Lüneburg, Sachgebiet Cold Case, unter der Telefonnummer (04131) 83061181 oder per eMail unter cold-case@pd-lg.polizei.niedersachsen.de. Die Belohnung zur Ergreifung des Täters beläuft sich auf 7.500 Euro.

Eutin. Ihre Villa ist längst abgerissen und nach all den Jahren auch kein Grabstein mehr auf dem Friedhof zu finden. Doch die Erinnerung an den Tod von Erna Kloth (86) ist in Eutin nicht verblasst. Sie war ein stadtbekanntes Original, eine verschrobene alte Dame, die Opfer eines grausigen Raubmords wurde, den die Ermittler bis heute nicht klären konnten. Irmgard Walter (87) gehört zu den wenigen Nachbarn, die Erna Kloth noch kannten. Sie war schon sonderlich, sagt sie. In Pluderhosen und mit einer eigenwilligen Kopfbedeckung sei Erna durch die Straßen marschiert, immer einen Handkarren hinter sich herziehend. Um die kleine Rente aufzubessern, verkaufte sie Äpfel aus dem eigenen Garten. Appel-Kloth wurde die Seniorin deshalb genannt. Ich habe ihr oft welche abgenommen, auch wenn ich sie dann weggetan habe, sagt Walter. Am 17. April 1989, einem Montag, wurde Erna Kloth zum letzten Mal gesehen. Danach muss es passiert sein. Vielleicht am Abend, vielleicht in der Nacht. Gehört hat niemand etwas, auch nicht gesehen. Am Tag darauf stand die sonst stets verschlossene Gartenpforte offen. Als sich daran auch am nächsten Morgen nichts geändert hatte, alarmierte eine Nachbarin die Polizei. Zwei Beamte entdeckten Erna Kloth - erschlagen - inmitten von jahrelang aufgetürmtem Hausrat und Müll: Verschimmelte Kleidung, verdorbene Lebensmittel, uralte Einmachgläser und zentnerweise Zeitungen. Nur durch schmale Pfade waren die Zimmer, in denen Ratten hausten, begehbar. Nach heutigen Kriterien war sie ein Messie gewesen. Drei Container voll, dann erst war das das zweistöckige Haus mit seinem verwilderten Garten geräumt. In verschiedenen Verstecken entdeckten die Beamten 5.000 DM und noch einmal 500 DM in Münzen - Geld, das ihr Mörder vermutlich gesucht, aber nicht gefunden hatte.
Besucher empfing ein Schild vor der Pforte. Darauf stand: Hier wohnt ein Polizist. Vor Einbrechern fürchtete sich Appel-Kloth sehr. Vielleicht auch vor den Nachbarskindern, die immer wieder über ihren Zaun kletterten und ihr Äpfel klauten, um sie zu ärgern. Im Sommer setzte sich Erna Kloth mit einem Stuhl hinter die Brombeerhecke und vertrieb die Eindringlinge mit schriller Stimme und einem Stock. Eines Morgens lagen dann drei Apfelbäume umgesägt im Garten. Das waren wohl die großen Jungs, vermutet der Nachbar Hermann Forster (76) und meint damit die Eltern. Zum Schluss gewährte Erna Kloth niemandem mehr Zutritt zu ihrem Haus. Auch ihrem Mörder hat sie nicht die Tür geöffnet, davon zeugen die Spuren eines gewaltsamen Aufbruchs. Soweit ich weiß, war Erna an einen Stuhl gefesselt und bestialisch gefoltert worden, sagt Hermann Forster. Aber so wie ich sie kannte, wird sie nichts preisgegeben haben. Es ist ein Jammer, daß es so enden musste.
Der Mörder durchsuchte Schränke und Kommoden. Ob es neben den 5.500 DM noch weitere Verstecke mit Geld oder Wertgegenstände gegeben hat, konnte die Mordkommission nicht ermitteln. Ebenso wenig wie den Täter. Im Fall Kloth ist die Spurenlage aber eher schlecht, sagt Immanuel Dzatkowski, Leiter der Lübecker Mordkommission. Für Hinweise zur Aufklärung des Falls sind 1.500 Euro ausgesetzt.


Neunburg vorm Wald. Donnerstag, der 27. April 1989. An diesem regnerischen Tag will der Sohn  von Ernst Josef Pregler (60) seinen Vater zum täglichen Kneipenbesuch abholen. Gegen 14.15 Uhr betritt der Sohn das Grundstück in der Diendorfer Straße 39 am Stadtrand von Neunburg. Der 30jährige öffnet das Tor, durchquert den Garten und geht schließlich ins Haus. Die Tür steht offen, nicht ungewöhnlich hier. Als er das Wohn- und Schlafzimmer betritt, stockt ihm der Atem: Dort liegt sein Vater, blutüberströmt. Der 60jährige kniet vor dem Schlafsofa, der Oberkörper liegt auf der Sitzfläche, an seinem Schädel klafft eine große Wunde, überall ist Blut. Der Vater ist tot - er liegt brutal erschlagen auf der Schlafcouch in seinem eigenen Hause. Panisch läuft der Sohn aus dem Haus und zum Nachbarn, von wo aus er den Notarzt verständigt. Der kann nur noch den Tod des arbeitslosen Zimmermanns feststellen und die Kripo einschalten. Wie die Obduktion später ergeben wird, wurde Ernst Josef Pregler mit unheimlicher Brutalität ermordet. Ein oder zwei Schläge müssen ihn zunächst an der rechten Stirnseite getroffen haben, sodaß der 60jährige auf seiner Liege zusammengebrochen ist. An seinem Hinterkopf finden die Gerichtsmediziner bis zu elf Zentimeter große Wunden. Der Täter hat mit einem schweren, stumpfen Gegenstand insgesamt sechsmal auf den wehrlosen Mann eingeschlagen. Die Schädeldecke ist gebrochen. Die Mordwaffe - möglicherweise ein schwerer Hammer - ist bis heute spurlos verschwunden. Die Art und Weise, wie Preglers Leichnam gefunden wird, lässt die Ermittler vermuten, daß der arbeitslose Zimmerer geschlafen hat, als ihn sein Mörder im Haus überrascht. Pregler trägt noch die Kleidung vom Vortag. Nur die Schuhe hat er ausgezogen. Vermutlich will er gerade aufstehen, als ihn die tödlichen Schläge treffen. Anzeichen für einen Kampf gibt es jedenfalls nicht.
Die Ermittlungen sind zäh. Der Täter hat keine verwertbaren Spuren hinterlassen. Lediglich ein Zeuge will am Mittag des Tattages einen unbekannten Mann im Garten des verwahrlosten Hauses gesehen haben. Die Polizei sucht daraufhin nach einem 45- bis 48jährigen Mann mit dunkelbraunem Haar, graublauer Wolljacke, einem rot-weiß-schwarz karierten Hemd und einer braunen Cordhose. Doch auch dieser Hinweis bringt die Ermittler nicht weiter. Tatzeit war vermutlich der frühe Donnerstagmorgen. Es gibt unterschiedliche Angaben darüber, wann Pregler das letzte Mal lebend gesehen worden ist. Fest steht, daß er in der Nacht vor dem Mord im Altstadtstüberl zu Gast war. Von dort sei er dann aber gegen 23.35 Uhr alleine nach Hause gegangen. Danach verliert sich seine Spur. In Neunburg machen allerdings Gerüchte die Runde, daß der arbeitslose Zimmerer am Vormittag des Tattages noch lebend gesehen worden ist. Eine Frau will ihn gegen 9.00 Uhr auf dem Stadtplatz getroffen haben. War Geldgier das Motiv? Klar ist: Preglers Barschaft fehlt. Auf dem Tisch liegen lediglich noch 17 Pfennige. Doch einen typischen Raubmord schließen die Ermittler zunächst aus, denn bei dem gelernten Zimmerer war eigentlich nichts zu holen. Er ist seit längerer Zeit arbeitslos und wohnt mietfrei in dem verwahrlosten Anwesen in der Diendorfer Straße 39. Das Haus ist in einem erbarmungswürdigen Zustand. Es gibt weder Strom noch Wasser. Die meisten Zimmer sind voller Müll. Ernst Josef Pregler lebt von 900 DM Arbeitslosenhilfe, die er aber zumeist in Alkohol investiert. Im Altstadtstüberl war er trinkfester Stammgast. In einem nahe gelegenen Abholmarkt kaufte er gerne mal Sechsämter-Tropfen, die dann vor dem Mapperlgrill auf dem Stadthallenplatz ausgetrunken wurden. Erst später stellt sich heraus, daß der 60jährige am Tag seines Todes mehr Geld als sonst bei sich gehabt haben muss. Offenbar hat er eine kleine Rentennachzahlung bekommen. In der Schmidt-Bank lässt er sich einen größeren Betrag von seinem Konto auszahlen. Wie immer, wenn er über Geld verfügt, zeigt er sich anschließend in seinem Stammlokal mehr als spendabel. Für ihn und seine Trinkkumpanen gibt es an diesem Mittwochabend 15 Piccoloflaschen Sekt. Die Ermittler mutmaßen: Hat diese Spendierfreudigkeit den Mörder angelockt?
Pregler hat seinen Mörder gekannt, da sind sich die Kripobeamten relativ sicher. Ein Unbekannter wäre wohl kaum in das heruntergekommene, ärmliche Haus eingebrochen, um dort Beute zu machen. Außerdem gibt es keine Anzeichen dafür, daß die Räumlichkeiten durchsucht worden sind. Auch die Brutalität, mit der der Täter vorgegangen ist, spricht dafür, daß er sicherstellen wollte, daß der 60jährige keine Hinweise mehr auf ihn geben kann. Ernst Josef Preglers Mörder bleibt bis heute ein Phantom.


Celle. Am 3. Mai 1989 wurde die Postbeamtin Brigitte Tolle (34), die im fünften Monat schwanger war, in der Nähe des Lönssteins im Naturpark Südheide bei Müden brutal erstochen. Verdächtigt wurde ihr damaliger Lebensgefährte Hartmut F. Obwohl er kein Alibi hatte und sich immer weiter in Widersprüche verstrickt hatte, konnte ihm die Tat nicht nachgewiesen werden. Bis heute wurde kein Täter überführt und der Fall ist seitdem ungeklärt.
Brigitte Tolle geb. W. lebte zusammen mit ihrem Lebensgefährten und ihrer Tochter aus erster Ehe in einem Einfamilienhaus in Hermannsburg im Landkreis Celle, Ortsteil Baven. Sie arbeitete als Postbotin im mittleren Dienst in Hermannsburg.
Kurz vor ihrem Tod schrieb Brigitte Tolle einen Abschiedsbrief an einen gewissen Thomas. Der Brief hatte folgenden Inhalt:
Hallo Thomas,
ich finde es auch sehr schade, daß wir nun doch nicht zusammen bleiben können. Aber unsere Interessen sind doch zu verschieden und nur das Kind wird als Basis für das Zusammenleben zu wenig sein. Es wird keinem von uns etwas bringen.
Im Adressfeld des Briefs stand nur An Thomas, während auf dere Rückseite ihre eigene vollständige Adresse stand. Später stellte sich heraus, daß der Vater des ungeborenen Kindes der Lebensgefährte Hartmut F. war und nicht der mysteriöse Thomas. Es gibt keinerlei Belege für eine sexuelle Beziehung zu einem anderen Mann. Dieser Thomas wurde zudem nie gefunden.
Am Abend des 3. Mai 1989 hatten Brigitte Tolle und ihr Lebensgefährte unterschiedliche Pläne. Sie fuhr den Lebensgefährten in ein Lokal in Herrmannsburg, wo dieser zusammen mit seinen Freunden in den Vatertag hineinfeiern wollte. Entgegen der Aussage, was sie ihrer Tochter beim Zubettbringen gesagt hatte, nämlich daß sie gleich nach Hause kommen werde, wenn sie den Freund ins Lokal gebracht hat, ist sie ins 25 km entfernte Munster gefahren und hat dort gegen 22 Uhr ein Lokal betreten. Im Lokal konnte sich die Bedienung gut an sie erinnern. Die Bedienung hatte den Eindruck, als suche Brigitte Tolle jemanden. Dann hat sie das Lokal wieder verlassen und ihre Spur verliert sich. Sie ist in dieser Nacht ihrem Mörder in die Hände geraten. Am nächsten tag wurde sie am o.a. Fundort tot aufgefunden. Der Brief an den unbekannten Thmas befand sich in ihrer Tasche.


Am 16. Mai 1989 wurde die damals 48 Jahre alte Christel Rink in Florstadt mit dieser Waffe getötet. Sie war Taxifahrerin und wurde den Ermittlern zufolge auf einem Feldweg in der Gemarkung Florstadt mit fünf Schüssen getötet. Genau wie der Mord an einem Taxifahrer Horst Krug (siehe dort) im Jahre 1988 handelte es um eine Pistole der Marke Frommer Baby. Außerdem sei mit einem Pflasterstein auf ihren Schädel eingeschlagen worden. Ähnlich wie bei Krug entwendete der bislang unbekannte Täter im Anschluss die Geldbörse der 48jährigen und machte sich mit dem Taxi der Getöteten auf den Weg in Richtung Frankfurt am Main.
Das Fahrzeug wurde laut Polizei in einem Industriegebiet unweit der Borsigallee abgestellt. Persönliche Gegenstände der Taxifahrerin sowie die Pistole wurden wenige Tage nach der Tat in einem Schließfach in der Frankfurter Hauptwache gefunden. Der Polizei zufolge hatte ein Mann versucht, die Gegenstände bei der Schließfachaufsicht abzuholen. Nachdem er allerdings bemerkt hatte, daß die Polizei bereits verständigt wurde, floh er. Seitdem fahnden die Ermittler mit einem Phantombild nach dem Unbekannten. Er wird folgendermaßen beschrieben:


25 bis 30 Jahre alt, sportlich schlanke Figur, heller Teint, mittelblonde, kurze Haare, dünner mittelblonder Oberlippenbart, helle Sommerhose, weißes T-Shirt
Für Hinweise, die in begründeten Fällen auch vertraulich behandelt werden können, hat die Polizei Friedberg eine Erreichbarkeit unter der Telefonnummer (06031) 601-222 oder im Internet unter der Mail-Adresse ag-frommer.ppmh@polizei.hessen.de eingerichtet. Für die Ergreifung des Täters hat die Staatsanwaltschaft Gießen eine Belohnung in Höhe von 5.000 Euro ausgesetzt.

Meinersen. Bekannt wurde der Computer-Hacker Karl Koch (24) durch den sog. KGB-Hack, bei dem er mit den deutschen Hackern DOB (Dirk-Otto Brezinski), pengo (Hans Heinrich Hübner) und urmel (Markus Hess) zusammenarbeitete. Der Croupier Pedro (Peter Carl), der sich in notorischen Geldsorgen befand, sah in den Fähigkeiten der Hacker eine Möglichkeit an schnelles Geld zu kommen. Die Idee, ihre Entdeckungen auf den gehackten, westlichen Computersystemen an das KGB zu verkaufen, stammte von Pedro. Die Gruppe wurde 1986 durch den amerikanischen Astrophysiker Clifford Stoll, einem Systemadministrator an der Universität von Kalifornien in Berkeley, enttarnt, nachdem ihm aufgefallen war, daß bei einem Großrechner, für den er mit zuständig war, Kosten von 75 US-Cent für in Anspruch genommene Rechnerleistung angefallen waren, die keinem Abrechnungskonto zugeordnet werden konnten. Da dies ein Hinweis auf einen unerlaubten Eindringling war, ging er der Sache trotz des geringen Betrags nach und kam dadurch schließlich Koch auf die Spur. In den Monaten vor seinem Tod arbeitete Koch als Fahrer für die Landesgeschäftsstelle der niedersächsischen CDU. Am 1. Juni 1989 wurde seine Leiche in einem Wald bei Ohof im Landkreis Gifhorn gefunden, nachdem er bereits eine Woche vermisst worden war. Amtlich wurde als Todesursache Selbstverbrennung angegeben. Als mögliche Gründe werden Kochs lange emotionale Vereinnahmung durch die Jagd auf Illuminaten und sein dauerhafter Drogenkonsum angenommen, die ihn Ende der 80er Jahre immer weiter in psychische Probleme getrieben und auch Klinikaufenthalte zur Folge gehabt hatten. Vor allem in der Hackerszene halten sich Gerüchte, Karl Koch sei - möglicherweise aus politischen Motiven oder infolge seiner Verwicklung ins kriminelle Milieu - ermordet worden. Die Todesumstände sind nicht vollständig aufgeklärt.


Bremen. Susanne Prußnak (26) war heroinabhängig. Sie ging im Steintorviertel der Prostitution nach, um die Sucht zu finanzieren. Es ist unklar wo sie zuletzt lebte.
Bekannt ist lediglich, Susanne wurde zwischen 3.00 und 3.30 Uhr am Ziegenmarkt im Steintorviertel angesprochen. Zusammen mit einem Freier fuhr sie zur Tresckowstraße, wo dieser wohnte. Eine Hausbewohnerin fand Susannes Leiche am 10. Juni 1989 im Treppenhaus zum Keller. Zunächst gingen die Ermittler von einem tödlichen Sturz aus. Die Obduktion ergab jedoch, daß Susanne erdrosselt und erschlagen wurde. Vor ihrer Ermordung wurde sie verprügelt. Beide Augäpfel waren blutunterlaufen, ein Schneidezahn war regelrecht herausgebrochen worden.


Rimburg (Niederlande). Am Donnerstagabend, dem 15. Juni 1989, gegen Mitternacht, verließ die 25jährige Yvonne Plasmans ihr Haus am Voskuilenweg in Heerlen. Sie wolle ausgehen, sagt sie zu einem Bekannten. Danach verliert sich ihre Spur und sie galt als vermisst. Am Montag, dem 26. Juni, wurde sie im Wald hinter einem Campingplatz am Kerkveldweg in Rimburg (Gemeinde Landgraaf) gefunden. Sie wurde durch Gewalt getötet. Über die genaue Todesursache ist nichts bekannt. Auch wurden nur sehr wenige Details veröffentlicht. Ihre Familie sucht nach all den Jahren immer noch nach Antworten. Der Generalstaatsanwalt hat für Hinweise eine Belohnung von 15.000 Euro ausgelobt, die zur Lösung dieses Falls führen.


Sömmerda. Im Jugendklubhaus, dem heutigen Volkshaus, war an jenem 1. Juli 1989 Disko. Ein bekannter und beliebter Treff, auf dem sich auch die Krankenschwester Carmen Klehm (22) vergnügte. Gemeinsam mit einer Kollegin ging sie gegen Mitternacht nach Hause, allerdings trennten sich ihre Wege in der Bahnhofstraße am Krankenhaus. Dort schlief die Freundin, weil sie am anderen Morgen Dienst hatte. Es hieß später, sie wollte Carmen noch überreden mitzukommen, aber sie habe abgelehnt. Die Eltern, bei denen die junge Frau noch wohnte, kehrten am Sonntag aus dem Urlaub zurück, für Mutti und Vati wollte sie eine kleine Begrüßung vorbereiten. Von da an hat bis zum 6. Juli nur noch ihr Mörder Carmen gesehen. Nach der Vermisstenmeldung durch die Eltern fand die Polizei bei ihrer Suche an jenem Donnerstag den Leichnam im Neubaugebiet Neue Zeit im Gebüsch hinter der Turnhalle - und damit nicht weit von der Wohnung des Opfers in der Straße der Einheit. Die Frau war zweifelsfrei ermordet worden, berichtet Ralf Stephani, 1. Kriminalhauptkommissar. Nur der Täter weiß, wie er es getan hat. Die Leiche lag unbekleidet im Gebüsch, die Sachen, die sie in der Disko getragen hatte, verstreut im Umfeld. Bis heute gilt der Fall als ungeklärt.


Heerlen (Niederlande). Marina Denzler war eine 32jährige deutsche Prostituierte und drogenabhängig. Marina war regelmäßig im Heerlener Drogenmileu unterwegs und wurde zuletzt am Sonntagabend, dem 12. Juli 1989, in Heerlen gesehen. Danach verliert sich ihre Spur bis zum Juli 1992. Am Montag, dem 13. Juli 1992, wurde die Leiche von Marina Denzler auf dem Schaapskooiweg in Heerlen aufgefunden. Marina wurde mit großer Gewalt getötet. Die genaue Todesursache ist nicht bekannt. Der Generalstaatsanwalt hat für Hinweise eine Belohnung von 15.000 Euro ausgelobt, die zur Lösung dieses Falls führen.
Von Juli 1989 bis Mai 2005 wurden in Heerlen und Umgebung, in der Gemeinde Limburg, vier weitere junge Frauen getötet:
Simone Riedel, eine 20jährige Deutsche, wurde zuletzt am 5. Oktober 1997 gesehen und am 6. Oktober 1997 im Naturschutzgebiet Prickenis Terworm in Heerlen gefunden
Nadia Mehallaoui, 21 Jahre alt aus Heerlen, wurde seit dem 18. Juni 2000 vermisst und am 5. Juli 2000 in einem Waldgebiet in der Nähe des Maria-Hoop in Limburg gefunden
Die 34jährige Ilona Quaedflieg wurde am 25. Juli 2001 von ihren Eltern als vermisst gemeldet und am 5. Oktober 2001 in einem Wald an der Brunssummerheide in Süd-Limburg gefunden
Samira van der Wal, 20 Jahre alt aus Brunssum, verschwand am 11. Juli 2003 und wurde knapp zwei Jahre später am 6. Mai 2005 im Naturschutzgebiet Prickenis Terworm in Heerlen gefunden
Diese fünf jungen Frauen waren alle drogenabhängig, waren in der Drogenszene von Heerlen und Umgebung unterwegs und verdienten ihr Geld als Prostituierte.


Delft (Niederlande). In der Nacht zum 16. Juli 1989 wurde gegen 3 Uhr morgens die Leiche der 32jährigen Medizinstudentin Wilma Bres in der Muyskenlaan in Delft gefunden. Der Leichenfundort ist in der Nähe von Wilmas Wohnung. Die Studentin wurde mit mehreren Messerstichen getötet. Ihr bronzefarbenes Fahrrad lag neben ihr und war voller Blut.
Am Abend des 15. Juli 1989 spielte Wilma Bres eine Theaterrolle im Stück Sondheim im Park. Ein Amateurtheater hatte dieses Stück produziert. Anschließend trank sie mit einigen Mitwirkenden und Gästen noch etwas in einem Café in Delft. Laut Zeugenaussagen ging sie gegen 2 Uhr morgens nach Hause. Um 3 Uhr wurde Wilmas Leiche nicht weit von ihrer Wohnung entfernt in der Muyskenlaan in Delft gefunden. Obwohl zum damaligen Zeitpunkt Verdächtige festgenommen wurden, wurde bis heute niemand wegen Mordes an Wilma Bres verurteilt. Belohnung 10.000 DM.


Dommelen (Niederlande). Am Dienstagabend, dem 29. August 1989, verschwand die damals 32jährige Wies Hensen aus Budel. Sie besuchte damals einen Jahrmarkt in Budel. Budel liegt in der Grenzregion zu Belgien. Wies Hensen war eine bekannte Frau in Budel und Umgebung. Sie hatte für eine Frau eine bemerkenswerte und starke Persönlichkeit. Am Abend ihres Verschwindens wurde sie von mehreren Einwohnern aus Budel in Gegenwart von zwei bis drei fremden, jungen Männern gesehen, von denen einer auffällige blonde Haare hatte. Da es auch einen Jahrmarkt in Dommelen gab, ist Wies möglicherweise mit den Männern dorthin gegangen. Am späten Abend ihres Verschwindens wurde in unmittelbarer Nähe des Geländes ein Lieferwagen bzw. Van gesehen. Der Halter, dieses Wagens ist bis heute unbekannt.
Am Mittwochmorgen, dem 30. August 1989, stießen Passanten auf die Leiche der damals 32jährigen Frau. Sie lag tot in einem Graben in Dommelen/Valkenswaard. Wies wurde nackt aufgefunden und durch Würgen und Ersticken getötet. Einige ihrer Kleider wurden in unmittelbarer Nähe des Opfers gefunden. Angesichts der Umstände, unter denen Wies gefunden wurde, wird ein sexuelles Motiv als plausibel angesehen.
Sie wurde zuletzt in der Nacht zuvor gesehen, als sie den Jahrmarkt Messe in Budel betrat. Mehrere Zeugen sahen sie in Begleitung von zwei oder drei Männern. Konstanter Faktor bei all diesen Aussagen: Eine von ihnen hatte blondes Haar und war Anfang zwanzig. Das vermutete Szenario: Der blonde Mann und seine Freunde überredeten Wies, mit nach Dommelen zu kommen. Dort sollte weiter gefeiert werden. Einer der Männer hatte dort einen Van stehen, in den die Gruppe stieg. Irgendwann geriet die Situation außer Kontrolle und Wies wurde zu Tode gewürgt. Es wurde festgestellt, daß sie sexuell angegriffen wurde. Gegen Mitternacht warfen die Täter den Körper der Frau an einer dunklen Stelle in den Graben.
Die Einwohner von Budel wussten es von Anfang an, die Männer, die 1989 Wies Hensen töteten, kamen aus ihrem eigenen Dorf. Sogar die Polizei war damals davon überzeugt. Nach mehr als zwei Monaten nach dem Mord an Wies wurden im November 1989 vier Männer festgenommen. Zwei der Männer wurden rasch wieder aus der Haft entlassen und die zwei anderen Männer wurden länger inhaftiert, aber es gab nicht genügend Beweise, um sie strafrechtlich zu verfolgen. Daher wurde der Haftbefehl wieder aufgehiben und die Männer wurden freigelassen.
Das Cold Case-Team vermutet nun aber, daß die Ermittlungen die ganze Zeit in die  falsche Richtung liefen. Die Täter kamen wahrscheinlich nicht aus Budel, sondern aus Walküre. Mit anderen Worten, aus der unmittelbaren Umgebung des Ortes, an dem Wies Hensens Leiche gefunden wurde. Zudem prüft die Polizei auch einen zweiten ungelösten Mordfall aus Budel, der sich nur sechs Monate später ereignete. Es könnte sein, daß diese zwei ungelösten Mordfälle in Zusammenhang stehen.

Rheydt. Am 22. September 1989 hören Nachbarn gegen 15 Uhr Schreie an der Feldstraße in Rheydt. Daß sie von der pensionierten Lehrerin Ellen Stranz (60) kommen, die gerade von ihrem Mörder überwältigt wird, ahnen sie nicht. Gegen 20 Uhr kommt der Lebensgefährte von Ellen Stranz nach Hause. Im Flur des Einfamilienhauses sieht er einen einzelnen Hausschuh der Lehrerin. Verrutschte Teppiche deuten auf einen Kampf hin. Am Fuß der Kellertreppe macht der Lebensgefährte eine grausige Entdeckung. Er findet die leblose Ellen Stranz. Wie die Obduktion später ergibt, ist sie erdrosselt worden. Ein Einbruch wird ausgeschlossen. Denn der Schmuck der als sympathisch beschriebenen Lehrerin, bleibt unangetastet, obwohl er offen im Haus lag. Über Täter und Tatmotiv wird heute noch gerätselt.


Köln. Petra Nell ist eine unbeschwerte junge Frau, die sich nicht besonders für die Schule interessiert. Sie ist sehr attraktiv, weswegen sie im Alter von 18 Jahren an eine Karriere als Foto-Modell nachdenkt, Erfolge bzw. das große Geld bleiben jedoch aus. Über ein paar Gelegenheitsjobs rutscht sie allerdings immer weiter nach unten - bis in die Prostitution. Petra bewohnt ein Appartement in Köln-Sülz, ihre Eltern wissen nichts von ihrer beruflichen Tätigkeit. Da sie im Milieu sehr schnell nicht unbehelligt bleibt, gerät sie in Zuhälterkreise, die sie erpressten. Petra fühlt sich in diesen Zuhälterkreisen hohen Forderungen ausgesetzt, die sie nicht erfüllen kann und denkt ernsthaft über einen Ausstieg nach. Im Sommer 1989 verliebt sie sich in Jan (27). Er möchte, daß sie die Prostitution aufgibt und mit ihr in eine gemeinsame Wohnung zieht. Das Paar begibt sich auf Wohnungssuche. Seit der Kindheit verbindet Petra eine sehr enge und vertraute Beziehung zu ihrer Tante Christa, die auch über Petras Prostitution Bescheid weiß, ihr liegt ebenso am Herzen, daß sie diese verlässt. Am Tag ihres Todes, am 24. Oktober 1989,  besucht sie mit Kollegin Babsi morgens noch gemeinsam ein Bräunungsstudio, den Nachmittag verbringt sie mit ihrer Freundin Iris. In diesem Gespräch geht es u.a. über Petras Ausstiegssabsichten. Iris weist Petra auf die Gefahren hin, die u.U. mit einem Ausstieg verbunden sind, da die (die Zuhälter) eine nicht einfach so gehen lassen würden, höchstens gegen Summen, die nicht aufzubringen sind. Am Abend telefoniert sie kurz noch einmal mit ihrer Freundin Babsi. Diese hört, wie es bei Petra klingelt. Die Freundinnen verabreden sich für ein Telefonat zu einem späteren Zeitpunkt. Es ist bis heute nicht klar, wer die Person war, der sie die Tür öffnete, klar ist nur, daß sie ihren Mörder hineinließ. Petra wird von dem Täter auf brutalste und grausamste Art ermordet - sie wurde tot getreten. Der Täter bringt die Wohnung durcheinander, um einen Raubmord vorzutäuschen. Der Fall ist bislang ungeklärt.


Ober-Eschbach. Ilona Meiß schläft tief und fest in ihrer kleinen Einliegerwohnung, als ihr Mörder über den ungesicherten Kellereingang in das Mehrfamilienhaus einsteigt. Es ist der 19. September 1989, gegen zwei Uhr nachts. Die Eltern der 20jährigen, die oberhalb im Erdgeschoss wohnen, bekommen nicht mit, welche Tragödie sich gerade in der kleinen Einliegerwohnung ihrer Tochter abspielt. Schließlich war wenige Stunden vorher noch alles in bester Ordnung. Niemand ahnte etwas Schlimmes, als die junge Frau gegen 23 Uhr die elterliche Wohnung verließ. Ilona Meiß putzt sich die Zähne und fällt müde ins Bett. Sie muss am nächsten Morgen früh aufstehen, um wie gewohnt pünktlich bei der Stadtsparkasse zu erscheinen, wo sie eine Banklehre begonnen hatte. Ihr Mörder steigt über das Badezimmerfenster ein und geht in ihr Zimmer. Ilona Meiß hört den Täter nicht und hat keine Chance sich zu wehren, als er sie im Schlaf überfällt, erwürgt und anschließend vergewaltigt. Der Mörder verschließt die Tür zur Wohnung und flüchtet unerkannt.
Als der Vater morgens nach der Tochter schauen will, muss er die Tür aufbrechen. Er ist beunruhigt, weil Ilonas Auto noch immer auf der Straße steht. Dabei müsste sie schon längst auf der Arbeit sein. Auch der hochgehobene Rost und die eingeschlagene Scheibe kommen ihm merkwürdig vor. Erschüttert findet er seine Tochter tot im Bett liegend.
Die Polizei befragt Freunde und Bekannte und ermittelt in alle Richtungen. Sie publiziert das Foto eines Bartschlüssels, den der Täter möglicherweise später mit sich führte. Angeblich soll ein alter, orangefarbener VW Käfer mit fehlenden Trittbrettern und Kotflügeln mit Aschaffenburger Kennzeichen dem Täter gehören. Doch der Mord ist bis heute nicht aufgeklärt worden.


Amsterdam (Niederlande). Am Samstag, dem 25. November 1989, wurde die Leiche der 18jährigen Marie Christine Jonas im Keller eines Gebäudes, in der Spuistraat in Amsterdam aufgefunden. Sie war eine Prostituierte und nannte sich Luna. Sie lebte in Amsterdam und war schon früh kokainsüchtig  geworden. Sie hatte große Mühe das Geld für ihre die Droge aufzubringen. Um mehr Geld zu verdienen, wurde Luna eine Fensterprostituierte im Keller eines Gebäudes in der Spuistraat in Amsterdam. Dort arbeiteten auch andere Prostituierte. marie Christine fiel einem Gewaltmord zum Opfer. Es ist bis heute nicht bekannt, was an jenem Samstag passiert ist. Wer hat Luna getötet und warum?


Bad Homburg. Am 30. November 1989 wurde Alfred Herrhausen auf der Fahrt zu seinem Büro durch ein Bombenattentat in Bad Homburg vor der Höhe ermordet. Der damals 59jährige Vorstandssprecher der Deutschen Bank erlag noch am Tatort seinen Verletzungen. Sein Chauffeur überlebte den Anschlag schwer verletzt.
Die linksterroristische Rote Armee Fraktion (RAF) bekannte sich mit einem Selbstbezichtigungs-schreiben zu der Tat. Die Täter konnten jedoch nicht ermittelt werden. Alle von der Staatsanwaltschaft Angeklagten wurden freigesprochen bzw. das Verfahren wurde eingestellt. Seit 2004 wird daher gegen Unbekannt ermittelt.
Herrhausen war sich der potentiellen Bedrohung durch terroristische Anschläge bewusst. Seit der Entführung und Ermordung des Arbeitgeberverbands-Präsidenten Hanns Martin Schleyer im September 1977 hatte er nach Angaben seiner Ehefrau einen Brief im Nachtschrank, in dem stand, daß man bei seiner möglichen Entführung und eventuellen Erpressung der Bundesrepublik Deutschland den Forderungen nicht nachgeben solle. Seit dem Frühsommer 1989 hatte es einen konkreten Gefährdungshinweis gegeben. Das Sicherheitskonzept, das auf die stärkste Gefährdungsstufe angepasst worden war, wurde im Juli 1989 nur noch sporadisch angewandt. Ab September gab es jedoch mehrere Anzeichen, daß die RAF Herrhausen ins Visier nahm.
Am Morgen des 30. November 1989 verließ Herrhausen sein Haus im Ellerhöhweg in Bad Homburg, um sich in seinem Dienstwagen ins Büro fahren zu lassen. Nach einer Fahrzeit von etwa drei Minuten detonierte um 8.34 Uhr im Seedammweg zwischen Taunustherme und Seedammbad eine Bombe, die sich auf einem präparierten Fahrrad am Straßenrand befand. Herrhausen, der hinten rechts im Fahrzeug saß, kam bei dem Attentat ums Leben, sein Chauffeur wurde durch Splitter an Kopf und Arm schwer verletzt.
Während die Personenschützer noch im Begleitfahrzeug saßen, ließ sich der Chauffeur aus dem Wagen fallen und ging dann um das zerstörte Fahrzeug herum zu Herrhausens Tür, die aus den Angeln gerissen war. Wegen seines verletzten Arms konnte er aber nicht zugreifen - es gelang ihm nicht, Alfred Herrhausen aus dem Wagen zu ziehen. Er wurde kurz darauf von einem der hinzugekommenen Personenschützer vom Fahrzeug weggeführt. Nix litt noch lange Zeit unter dem Trauma, daß er seinem Chef nicht hatte helfen können, zu dem in 19 Jahren Dienstzeit ein enges Verhältnis entstanden war. Er war zudem Trauzeuge bei Herrhausens zweiter Hochzeit und Duzfreund.
Wer Alfred Herrhausen ermordet hat, bleibt ungeklärt. Das Ermittlungsverfahren läuft gegen Unbekannt weiter. Ende 2014 gab es keine konkrete Verdachtsperson. Immer wieder wurde - ohne konkreten Hinweis - über die mögliche Beteiligung von Wolfgang Grams, der beim Festnahmeversuch in Bad Kleinen 1993 Suizid beging, spekuliert. An etwa 50 Haaren, die am Tatort gefunden worden waren und die 2001 untersucht wurden, fanden sich ebenso wenig verwertbare DNA-Spuren wie an den 2009 erneut untersuchten Bekennerschreiben. Laut Bundesanwaltschaft wurden die Ermittlungen im Fall Herrhausen im September 2007 wieder intensiviert. Dabei wurde auch eine Spur zur Sondereinheit AGM/S des DDR-Ministeriums für Staatssicherheit verfolgt, die Terroranschläge in der Bundesrepublik planen und durchführen sollte. 2014 ging man der damals bekannten Information nach, daß beim Anschlag auf den libanesischen Staatspräsidenten René Moawad am 22. November 1989 in Beirut eine gleichartige Sprengfalle verwendet wurde, was auch nach Ansicht des Politikwissenschaftlers Wolfgang Kraushaar einen weiter zu verfolgenden Hinweis darauf gibt, daß sich die RAF in den 1980er Jahren internationalisierte und möglicherweise mit der Palästinensischen Befreiungsfront (PFLP) kooperierte. Im Juni 1988 hatte sich die RAF mit den italienischen Brigate Rosse über panzerbrechende Waffen ausgetauscht.


Rheydt. Joggen ist die große Leidenschaft von Beatrice Jaekel (25) aus Mönchengladbach. Bei Wind und Wetter läuft sie in ihrer Freizeit los. Kurz vor Weihnachten am 20. Dezember 1989 wird ihr das zum Verhängnis. Sie kehrt von ihrem Lauf im Bresgespark in Rheydt nicht zurück. Am nächsten Tag gibt ihr Freund eine Vermisstenanzeige auf. Die Suche durch die Polizei am 22. Dezember ist erfolgreich, allerdings mit einem schrecklichen Ergebnis. Beatrice liegt tot in einem zum Park gehörenden Waldstück unter Laub und Ästen verborgen. Erdrosselt, ihr Unterkörper ist entblößt. Aber ein Sexualdelikt liegt nicht vor. Ihre Jogginghose liegt ein paar Meter weiter. Die Ermittlungen ergeben, daß die Studentin in den Wald gezogen, schwer misshandelt und mit einer Zugkordel von einem Anorak getötet wurde. Drei andere Joggerinnen hören in der Dämmerung einen fürchterlichen Schrei. Vermutlich der Todesschrei von Beatrice. Ein weiterer Zeuge, ein Mitarbeiter der Stadtreinigung, beobachtet einen Mann der fluchtartig aus dem Wald lief. Er sieht den Mann genau in seinem Scheinwerferkegel. Nach seinen Angaben wird ein Phantombild erstellt, welches eine große Resonanz hatte. Ein Mann auf den diese Beschreibung zutraf wurde schnell gefunden - ein 30jähriger arbeitsloser Hilfskoch.  In der Vernehmung gibt er neben dem Geständnis noch Informationen preis, die eigentlich nur der Mörder hätte wissen können. In der Untersuchungshaft widerruft er allerdings alles Gesagte. Das Schwurgericht Mönchengladbach entscheidet nach mehreren Prozesstagen von zwei Jahren Im zweifel für den Angeklagten. Der Mann wird aufgrund eines Fasergutachtens freigesprochen. Eine Belohnung in Höhe von 15.000 DM wurde ausgelobt.


Utrecht (Niederlande). Am Samstag, den 30. Dezember 1989, gegen 21.30 Uhr, wurde der 26jährige Robert Obermeijer tot im Haus seiner Schwester in der Beukstraat in Utrecht aufgefunden. Es gibt keine Informationen zur Todesursache. Robert Obermeijer beendete sein Studium 1983 und zog nach Utrecht. Dort arbeitete er hauptsächlich in der Hotellerie. Sein letzter Job war als Zeitarbeiter in einem Altersheim in Bilthoven. Robert war homosexuell und hatte viele lose sexuelle Kontakte. Nach Angaben verschiedener Personen aus seinen Umfeld hatte Robert eine mehr oder weniger dauerhafte Beziehung zu einem Willem und auch zu einem Mann namens Peter. Bis heute ist nicht geklärt, wer Willem und Peter sind. Das Opfer soll einige Tage vor seinem Tod mit Willem und Peter zu Abend gegessen haben. Danach wäre er mit einem von beiden nach Hause gegangen.

2 Kommentare:

  1. Eine tolle Rubrik,die ich immer wieder lese,vor allem,weil immer wieder neue Fälle hinzukommen.
    Gut gemacht und nicht spekulativ.

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