Donnerstag, 28. März 2019

Die 60er Jahre


München. Lisa Klier (36) war 1950 aus der Zone (Ostzone?) nach München gekommen. Sie hatte sich kürzlich verlobt und wollte im Oktober heiraten und dann mit der Prostitution aufhören. 
Lisa war als Tiger-Lilly bekannt. Sie wurde in der Tatnacht des 31. August 1960, von einem untersetzten Mann mit bräunlichem Trenchcoat angesprochen und ging mit ihm auf ihr Zimmer. Zwei Stunden später wurde sie von einer Kollegin halb entkleidet und erdrosselt aufgefunden. Um ihren Hals war ein Gummikabel geschlungen und neben ihr lag ein Buch mit dem Titel Der Würger. Die Hilfeschreie erstickte der Täter mit einem Kissen. Aus Lisas Geldbörse fehlten 80 Mark.

Frankfurt am Main. In einem Luxusappartement der Klingerstraße in Frankfurt (Main) ist am Neujahrsmorgen 1962 die 28jährige Prostituierte Elfriede Böhmer ermordet aufgefunden worden. Sie starb unter ähnlich mysteriösen Umständen wie die Rosemarie Nitribitt. die ebenfalls in Frankfurt ermordet wurde und deren Mörder von der Polizei noch immer nicht gefasst worden ist. Die ermordete Elfriede Böhmer wohnte in einem sechsstöckigen Appartementhaus, das sich neben dem Landgericht und der Staatsanwaltschaft befindet und ausschließlich von 20 Frauen bewohnt wird, die alle der Prostitution nachgehen.

Stuttgart. Man weiß nicht viel von Hans Storck (64), und das bisschen, was von ihm geblieben ist, vergilbt im Keller des Stuttgarter Polizeipräsidiums. Der Fall Storck steht für ein bewegtes Leben auf großen Bühnen, und für den traurigen Abgang eines deutschen Ballettmeisters. Seine Leiche wird unter einem Berg von Kleidern gefunden, die eigentlich brennen sollen. Der Mörder will keine Spuren hinterlassen und legt ein heißes Bügeleisen zwischen die Hosen und Hemden. Aber die aufgeschichteten Kleider brennen nicht. Es ist der 22. Mai 1962, ein Dienstag. Mitten in der Nacht wacht der 13jährige Axel Rumpf von Mansfeld auf. Er verbringt einige Tage bei seiner Großmutter in Stuttgart. Er hört einen Schrei. Dann ist Stille, und der Bub glaubt an einen Traum und schläft wieder ein. Gegen 4.30 Uhr bemerkt die Zeitungsausträgerin Fanny Großhans Rauch in der Hegelstraße 22. Er kräuselt sich über dem Bett des Ballettmeisters Hans Storck, der als Untermieter in einer Separatwohnung lebt, die mit dem Hausflur verbunden ist. Fanny Großhans schreit hinauf zu den Hausbewohnern. Um 4.35 Uhr geht der Alarm bei der Feuerwehr ein. Noch ehe die Rettungskräfte am Ort des Geschehens eintreffen, bricht Rudi Wruck die Tür zum Zimmer des Ballettmeisters mit einem beherzten Schulterstoß auf. Wruck lebt eigentlich in Hamburg, ist aber in diesen Tagen zu Besuch bei seiner Schwiegermutter, der Zimmerwirtin des Ballettmeisters Storck. Auf dem Bett war ein Berg von Kleidern und drumherum brannten überall Kerzen in dem Raum, erinnert sich der Mann. Das war alles ganz mystisch. Auch der Axel Rumpf von Mansfeld wacht durch den Lärm im Haus auf und schleicht sich in das Zimmer. Diese Kerzen werde ich nie vergessen, sagt er. Sie haben sich in sein Gedächtnis gebrannt. Er sieht ein Zimmer vor sich mit einem Bett voll kokelnder Kleider. Als die Feuerwehr kommt, begreift er, was wirklich passiert ist. Die Männer machen einen grausigen Fund. Der 64jährige Ballettmeister liegt tot unter der Wäsche auf seiner Matratze. Es muss einen Kampf gegeben haben. Im Obduktionsbericht steht: Ihrer Art und Ausdehnung nach sind die Weichteilblutungen besonders an den verschiedenen Stellen des Kopfes für schlagende Einwirkungen typisch. Aber daran ist Hans Storck nicht gestorben. Der Mörder hat ihn erstickt und dann über der Leiche das heiße Bügeleisen zwischen Textilien versteckt. Die Kriminalpolizei ist wenig später am Tatort. Die Beamten suchen rund um das Bett des Ballettmeisters nach dem zugedeckten Teil der Wahrheit. Der Abend, so viel ist klar, scheint für Storck nicht schlecht angefangen zu haben. Auf dem Tisch stehen zwei Weingläser, davor eine leere Flasche Beaujolais 1959. Auf dem Etikett finden sich Fingerabdrücke, die nicht vom Opfer stammen. Für die Fahnder ist das ein Ansatz. Wie sich herausstellt, fehlt Storcks auffallend heller Popelinemantel, Größe 44, mit Rückengurt und Ziernähten an Kragen und Revers und hellgrünem Seidenfutter mit silbergrauen Längsstreifen. Auch der Geldbeutel und der Schlüssel sind verschwunden. 
Auf der Suche nach dem Mörder tut die Polizei, was sie immer tut: Sie leuchtet das Leben des Opfers aus. Hans Storck stammt aus Magdeburg. Die Geburtsurkunde, ausgestellt am 11. August 1897, führt ihn als Hans Ewald Storch. Er wird Tänzer, arbeitet im Magdeburger Wilhelmstheater, auch beim Circus Busch in Berlin. Vielleicht hat er sich in dieser Zeit als Künstler einen neuen Namen zugelegt. Ein Tänzer namens Storch, das animiert zu Wortspielen. Von 1925 bis 1926 gastiert er als Solotänzer in den Staatstheatern von Stuttgart. In Zürich wird Storck später als Ballettmeister gefeiert. 1938 zieht es den Bühnenstar nach Görlitz. In den Kriegsjahren heiratet er Ella, eine Tänzerin aus Magdeburg. Als der Eiserne Vorhang fällt, sieht es schlecht aus für den Ballettmeister, der sich nicht hineinzwängen mag in die neuen Grenzen. Es kommt zu Konflikten. Storck wird in der sowjetischen Besatzungszone der Boykotthetze und der Abwerbung einer Tänzerin beschuldigt und sitzt vom 4. November 1955 bis 11. Februar 1956 im Gefängnis. Kaum ist er draußen, flieht der Magdeburger in den Westen. Er kommt zurück nach Stuttgart zu Freunden aus besseren Tagen. Es geht ihm schlecht. Von Zeit zu Zeit gewährt ihm die Deutsche Künstlerhilfe ein wenig Geld. In der Landeshauptstadt fühlt sich der mittlerweile verwitwete Grenzgänger zu Männern hingezogen. Gelegentlich erwischt ihn die Polizei mit jungen Burschen, was in dieser Zeit strafrechtlich verfolgt wird. Verkehr unter Gleichgeschlechtlichen ist nach dem Gesetz verboten. Storck tritt polizeilich in Erscheinung, wie das im Jargon der Ermittler heißt - 1959 wegen Unzucht mit Strichjungen, drei Jahre später wegen Zechbetrugs. Der betagte Ballettmeister versucht sich so gut es geht über Wasser zu halten. Zuletzt arbeitet er in einem Stuttgarter Nachtlokal, dem Savoy in der Stephanstraße. 
Zwei Tage vor dem Verbrechen, besucht er einen Uhrmacher, sitzt von 17 Uhr bis 18.45 Uhr im Café Orient am Hindenburgbau und kommt gegen 21 Uhr in die Schnellgaststätte Picnic in der Fritz-Elsas-Straße. Dort ist er seinem Mörder begegnet, sagt Kriminalhauptkommissar Hans-Peter Schühlen. Es gibt eine Zeugin, die beide Männer beim Biertrinken beobachtet hat und den mutmaßlichen Mörder beschreiben kann: 23 bis 28 Jahre alt, 1,75 bis 1,80 Meter groß, schlank, breitschultrig, dunkles gewelltes Haar, südländischer Typ. Er soll deutsch und französisch gesprochen haben. Den Unbekannten nimmt Storck gegen 23.35 Uhr mit aufs Zimmer. Der Vermieter beobachtet den Ballettmeister vom Fenster aus. Er ist der Letzte, der ihn lebend sieht. Storck und sein junger Gast trinken ein Gläschen. Dann kommt es zum Streit, wahrscheinlich ist es um den Preis für den Liebesdienst gegangen. Das kostet Hans Storck das Leben. Für Hinweise setzen die Staatsanwaltschaft und die Stadt Stuttgart eine Belohnung von 2000 Mark aus. Auch das hilft nicht weiter. Die meisten Zeugen sind verstorben, die Lokale, in denen sich der Künstler aufgehalten hat, längst von der Bildfläche verschwunden und Beweisstücke aus der Wohnung vernichtet. 


Bielefeld. Beim Mordfall Lydia Schürmann (13) handelt es sich um ein junges Mädchen aus St. Vit in Nordrhein-Westfalen, deren Leichnam im August 1962 erst Monate nach ihrem Verschwinden von einem Pilzsammler etwa 20 km von ihrem Wohnort entfernt bei Bielefeld gefunden wurde. Das Verbrechen ist bis heute nicht aufgeklärt. Aufsehen erregte der Fall, nachdem ab Juli 2006 mehrere anonyme Briefe des angeblichen Täters aufgetaucht waren, in denen dieser den Mord an Schürmann und später noch eine weitere Tat gestand, um nach eigener Aussage sein Gewissen zu erleichtern. Nachdem über zwei Jahre lang intensiv nach dem Briefschreiber gefahndet worden war - unter anderem wurde im Sommer 2007 auch in der Fernsehsendung Aktenzeichen XY ungelöst nach dem Mann gesucht - stellte sich Ende 2008 heraus, daß der Verfasser der Briefe ein 34jähriger Mann aus dem Saarland war, der mit den Morden nichts zu tun hatte und aufgrund seines Alters auch nicht haben konnte.
Lydia Schürmann lebte in St. Vit (heute Rheda-Wiedenbrück), und verschwand am 26. April 1962. Das 13jährige Mädchen hatte an diesem Tag nach einem Streit mit ihrer Mutter Hausarrest erhalten und war aus dem Fenster ihres Zimmers geklettert, um von zu Hause fortzulaufen. Nach Aussage eines belgischen Lastwagenfahrers, der sie als Anhalterin mitgenommen hatte, wollte sie nach Frankreich reisen. Der Fahrer hatte sie bis zur niederländischen Grenze nach Elmpt mitgenommen, wo sie Heimweh bekam und beschloss, per Anhalter wieder zurückzufahren. Bei Mönchengladbach verlor sich die Spur des Mädchens, bis einige Monate später, am 19. August 1962, Schürmanns Leiche mit Würgemalen auf einem abgelegenen Feldweg in der Nähe der Autobahn A 2 bei Bielefeld von einem Pilzsammler gefunden wurde. Obwohl in der folgenden Zeit intensiv nach dem Mörder des Mädchens gefahndet wurde und schließlich auch 1968 in der Fernsehsendung Aktenzeichen XY ungelöst mit Eduard Zimmermann die Öffentlichkeit um Hilfe gebeten wurde, konnte der Täter bisher nicht ermittelt werden. Die Suche der Polizei nach dem Täter blieb auch Jahre nach dem Verbrechen ergebnislos.


Borbeck. Christine Lochner (7) war am Mittwoch, dem 3. Juli 1963, nach der Schule nicht zurückgekehrt und auf dem Panzerbaugelände in Borbeck einem Stadtteil von Essen verschwunden. Christine wollte, wie sie einer Freundin sagte, noch ein paar Blumen pflücken, für die Mutter. Sie wählte deshalb den Weg durch das Panzerbaugelände. Als die Kinder sich trennten, muss es 13 Uhr gewesen sein. Die Familie wartete bis 15 Uhr. Dann halfen Nachbarn und viele Kinder bei der Suche nach der Siebenjährigen. Gegen 22 Uhr wurde die Polizeiwache in Bergeborbeck informiert. Wegen eines Gewitterregens wurde die Suche abgebrochen. Um Sieben Uhr am nächsten Morgen begann die Suche erneut. Ein Nachbar fand dann zusammen mit einem Polizisten die Leiche des Mädchens. Im Gras lag das Kind, mit dem Gesicht zur Erde. Der Schulranzen war noch auf ihrem Rücken befestigt. Neben der Siebenjährigen lagen ein paar Blumen. Christine Lochner wurde missbraucht und mit Fetzen des Unterrocks brutal erdrosselt, nur etwa 150 Meter von ihrem Zuhause entfernt. Der Mörder ist bis heute nicht ermittelt.

Hannover. Von dem Mord an der Prostituierten Hildegard Wiegiekalla (46) ist nicht viel bekannt. Die Tatzeit war der 14. Dezember 1963. Hildegard wurde von ihrem etwa 30 Jahre alten Mann in einem Hotelzimmer in der Innenstadt von Hannover ermordet. Vermutlich handelte es sich um einen Freier.

Frankfurt am Main. Vom Prostituiertenmord an Maria Weiss (30) ist ebenfall nicht viel bekannt. Maria stammte aus Großauheim (Kreis Hanau). Mordtag war der 16. März 1964. Der Fundort der Leiche war im Frankfurter Stadtwald. Dort lag sie erschossen und teilentkleidet. Status: ungeklärt.


Spiekershausen. Am 23. Mai 1964 verschwand die damals 16jährige Margrit Viehmann aus Kaufungen (Hessen) und wurde kurze Zeit später ermordet. Sie hatte am Abend des Verbrechens das Tanzlokal Schillerklause in Oberkaufungen besucht. Gegen 22 Uhr machte sie sich auf den Heimweg zum Hofe der Eltern in Niederkaufungen. Doch dort kam sie nie an. Die Kasseler Kripo, die in dem Mordfall ermittelte, rekonstruierte, daß die junge Frau über die Bundesstraße (die heutige Kreisstraße) ging. Zum letzten Mal lebend gesehen wurde sie kurze Zeit später am Bahnübergang der Waldkappler Bahn. Zeugen beobachteten an dieser Stelle auch einen älteren Opel Rekord mit eingeschaltetem Abblendlicht und offenen Türen, der dort geparkt war. Später fand die Polizei dort Blut, Knöpfe von Margrit Viehmanns Bluse und den Riemen ihrer roten Tasche. Sie vermutete deshalb, daß der Mord an diesem Ort geschehen war. Zwei Tage später fanden spielende Kinder die Tasche des Opfers in der Fulda bei Spiekershausen. Fast zwei Jahre lang fehlte jede Spur von Margrit Viehmann. Dann fanden Waldarbeiter ein Skelett in der Fichtenschonung am Umschwang zwischen Nieste und Kleinalmerode. Bei der Leiche lag ein Kettchen, das Margrit getragen hatte. Kleidung wurde keine gefunden. Die Polizei wertete das als Indiz für ein Sexualdelikt. Die anschließende gerichtsmedizinische Untersuchung ergab, daß die junge Frau vermutlich am Bahnübergang niedergeschlagen und dort oder an einem anderen Ort erwürgt oder erdrosselt worden war.
Im Jahr 2007 hatte die HNA (Hessische Niedersächsische Allgemeine) im Rahmen einer Serie über ungeklärte Mordfälle über das Schicksal Margrit Viehmanns berichtet. Daraufhin habe es zahlreiche neue Hinweise gegeben, sagt Kriminaloberkommissar Horst Cäsa. Leider konnten keine neuen Ergebnisse ermittelt werden. Bis heute ist der Fall nicht geklärt. Angehörige hoffen weiter, daß der Täter gefasst wird.


Stuttgart. Gisela Wezorke (27), eigentlich Gisela Helga Margot Wezorke war Prostituierte ohne festen Wohnsitz und alkoholabhängig. Sie hatte mehrere Zuhälter. 
Ihre Leiche wurde von zwei Spaziergängerinnen am 30. Mai 1964 in Stuttgart-Plieningen, zwischen der Mittleren Fliderstraße und der Stuttgarter Gemarkungsgrenze nach Scharnhausen an einer Feldwegkreuzung gefunden. Ihre Kehle war mit einem Küchenmesser, welches sie stets mit sich führte, durchschnitten worden. 
Als Motiv der Tat kann Raubmord angenommen werden, da für ein typisches Sexualverbrechen keine Anhaltspunkte vorhanden waren. Der Fall ist bis heute nicht aufgeklärt.

Erlangen. In froher Runde saß Anna Margaretha Böhm (38) noch am Samstag, dem 6. Juni 1964 beim Bergfest ihrer Firma an den Erlanger Kellern unter Kolleginnen und Kollegen. Früher als ihre Tischnachbarn wollte sie aufbrechen. Als sie dabei erklärte, mit dem Omnibus bis Erlangen-Bruck zu fahren und dann den stark abkürzenden, verbotenen Weg über den Bahnkörper benützen zu wollen, wurde ihr abgeraten. Das Angebot einer Frau, sie im Wagen nach Hause zu bringen, lehnte sie ab und entfernte sich unauffällig. Dennoch versuchten Kollegen, sie noch in Bruck am Omnibus zu erreichen. Der Überfall auf die Kontoristin dürfte etwa 250 Meter westlich der Regnitzbrücke dieser eingleisigen Bahnstrecke begonnen haben. Dort befindet sich eine Flutbrücke. Schwere Schläge trafen Kopf und Schulter. Trotz starker Benommenheit muss sich das Opfer noch bewegt haben. Der Mantel wurde von hinten heruntergezerrt. Erst der Würgegriff des Täters machte die Frau wehrlos. Der Leichnam wurde die Strecke bis zum Fluss zurückgeschleppt und von der Regnitzbrücke in das Wasser geworfen, wo ihn dann am Sonntagnachmittag Polizisten entdeckten. Sie starb nicht an den tödlichen Schädel-verletzungen sondern durch Erwürgen. Die Umstände der Tat scheinen klar für ein Triebverbrechen zu sprechen. Den letzten schlüssigen Beweis dafür erbrachten die gerichtsmedizinischen Untersuchungen an der Leiche, die fast einen ganzen Tag im Wasser der Regnitz gelegen war, bisher nicht. Es muss aber beachtet werden, wie spärlich die Leiche noch bekleidet war. Von Unterwäsche, einer zerbrochenen Halskette und dem blutverschmierten Mantel abgesehen fehlt die Kleidung, die sie zuletzt trug. Auch die Handtasche wurde noch nicht gefunden. Mit Nachdruck wird festgestellt, daß der Leumund der 38jährigen ledigen Kontoristin aus Frauenaurach ausgezeichnet ist. Sie wird auch als sehr fleißig und zuverlässig geschildert, nicht nur im Beruf, sondern ebenso zu Hause bei ihren betagten Eltern. Außerdem war sie ein kräftiger, sportlicher Typ ohne Furcht.
Die 5.000 DM, die auf die Ergreifung des Täters ausgesetzt sind, setzen sich aus verschiedenen Beiträgen zusammen. Je 2.000 DM geben das bayerische Landeskriminalamt und die Brucker Firma, in der die Ermordete früher arbeitete. 1.000 DM steuert Landrat Beckh für den Landkreis bei.


Mülheim. Am Morgen des Dienstag, den 30. März 1965, erscheint die 56jährige Volksschullehrerin Luise Stöcker aus Mülheim an der Ruhr nicht zum Unterricht an ihrer Schule im Stadtteil Broich. Das Fernbleiben der sonst sehr zuverlässigen Frau - sie hat in den 20 Jahren, die sie an dieser Lehranstalt arbeitet, an keinem einzigen Tag gefehlt - macht den Schulleiter sofort misstrauisch. Die gerufene Polizei findet Luise Stöcker tot in ihrem Badezimmer auf, sie wurde mit einer vollen Flasche Wasser niedergeschlagen und dann erwürgt. Diese Tat ist bis heute ungeklärt.
Montag, 29. März, der Tag zuvor: Luise Stöcker war vormittags wie üblich in der Evangelischen Volksschule an der Bülowstraße, an der sie bereits seit dem 1. April 1946 als Lehrerin tätig ist. Nach dem Unterricht an diesem Tag macht sie noch einige Erledigungen in der Stadt. Gegen 17.30 Uhr kommt sie nach Hause. Hier gehört es zu einem festen Ritual, daß sie sich abends noch eine Kanne Kaffee kocht. In der Vorbereitung dieses Kaffees muss Luise Stöcker gestört worden sein. Die Spuren, die die Kriminalpolizei später bei ihren Ermittlungen an der Großenbaumer Straße 55 findet, deuten nicht auf einen Raub- oder Sexualmord hin. Erst die Obduktion am Tag darauf bringt die Gewissheit, daß Luise Stücker erdrosselt wurde. Der Mörder muss im engeren Umfeld der Getöteten zu finden sein: Luise Stöcker hat ihm scheinbar selbst die Tür geöffnet. Auf dem Tisch im Wohnzimmer stehen zwei Gläser und mehrere Flaschen. Ansonsten erscheint es so, als habe jemand versucht Spuren zu verwischen; so befinden sich zwar Aschereste im Aschenbecher, etwaige Zigarren- oder Zigarettenstummel sind aber nicht auffindbar. Die Rolläden sind mit einer Ausnahme heruntergelassen, in der Wohnung brennt aber keinerlei Licht. Neben der Toten finden die ermittelnden Beamten zwei Taschentücher: eines davon kann zweifelsfrei der Lehrerin zugeordnet werden und auch bei dem anderen mit den aufgestickten Initialien M.M. geht die Polizei 1965 davon aus, daß es nur Frau Stöcker benutzt habe. Erst zehn Jahre später kann mit damals neueren wissenschaftlichen Methoden eine Spur der Blutgruppe A am Taschentuch nachgewiesen werden. Da Luise Stöcker Blutgruppe 0 besaß muss also außer ihr noch jemand anderes das Tuch benutzt haben. Der Mord an Luise Stöcker ist immer noch ungeklärt. Zur Ergreifung des Täters sind 5.000 DM Belohnung ausgesetzt worden.


Bregenz. Fest steht, daß der Wertpapierspezialist Josef Gaum am 3. Mai 1965 am späten Nachmittag sein Büro in der Rheinischen Hypothekenbank verlassen, wenig später bei einem anderen Mannheimer Geldinstitut 20.000 DM von seinem Konto behoben und in der Nacht vom 9. auf den 10. Mai 1965 auf der Autobahn Seckenheim-Heidelberg mit seinem Opel Kapitän einen Unfall hatte, der von einer zufällig vorbeikommenden Polizeistreife aufgenommen wurde. Am Tag nach seinem Unfall in Heidelberg hat Josef Gaum in Stuttgart einen Fiat 1800 gekauft. Die Gattin von Gaum, Inger, ist seit diesem 3. Mai 1965 verschwunden. Gaum selbst lebte (das wurde erst durch die XY-Sendung vom 24. Januar 1969 aktenkundig) vom 16. Mai 1965 bis 23. Dezember 1965 mit einer jungen Frau in Tarrenz/Tirol - diese Lebensgefährtin namens Ottilie T. wurde im Juni 1966 Mutter einer Tochter, der leibliche Vater soll Josef Gaum sein, dessen Leiche am 28. März 1966 in Bregenz aus dem Bodensee geborgen wurde.

Mühlheim am Main. Auch vom Mord an der 43jährigen Prostituierten Gisela Wachau ist nicht viel bekannt. Gisela stammte aus Berlin. Wie sie an den späteren Tatort gekommen ist, ist unbekannt. Gisela Wachau wurde am 24. November 1965 am Waldrand von Mühlheim, bedeckt mit einem roten Mantel tot aufgefunden. Sie trug einen Entlassungsschein des Arbeitshauses Brauweiler bei Köln bei sich, aufgrund dessen sie identifiziert werden konnte.



Frankfurt am Main. 1966 wurde die Prostituierte Helga Matura (32) erstochen. Die Boulevard-Presse überschlug sich mit vermufft-lüsternen Berichten. Ihr Fall erinnert frappierend an die Ermordung der Rosemarie Nitribitt. Aufgeklärt wurden beide Fälle nie. Helga Matura, genannt Karin, ist seit neun Jahren die ungekrönte Königin der Frankfurter Nächte. Sie ist die zweite Nitribitt, schrieb die Quick in einer Reportage nach der Ermordung der Prostituierten. Großtönend fuhr die Illustrierte fort: Nur - sie hat mehr Format. Sie ist noch schöner. Noch begehrenswerter. Und noch lasterhafter. In der Nacht des 27. Januars 1966 hatte jemand der 32jährigen in ihrer Wohnung in der Gutleutstraße 85 von hinten ein Stilett gezielt in den obersten Halswirbel gestochen. Der brutale Mord beherrschte damals die Spalten der Boulevardpresse. So erfuhr man, daß sie sich in die wunderbare braune Haut ihres rechten Oberschenkels die Initialen ihres adligen arabischen Verehrers hatte stechen lassen. Doch zu einer Legendenbildung, wie bei der 1957 erwürgten Rosemarie Nitribitt kam es bei ihr nicht. Der Tod der schönen Sünderin, wie der Stern sie nannte, ist heute weitgehend in Vergessenheit geraten. Ihr Mörder wurde nie gefunden, auch die Tatwaffe nicht. Ermittlungspannen wie bei der Nitribitt sind aber keine überliefert. Helga Maturas Verlobter, der blonde Rainer, mit dem sie ein bürgerliches Leben fern der Prostitution beginnen wollte und zu diesem Zweck bereits einmal in Starnberg auf Wohnungssuche war, hatte ein Alibi. Auch Raubmord schied aus - die Matura verwahrte nie viel Bargeld bei sich. So hat das, was die SZ am 10. Februar 1966 schrieb, immer noch viel für sich: Nachdem jedoch bekannt geworden ist, daß es in dem Luxusappartement häufig zu masochistischen Handlungen kam, verstärkt sich der Verdacht, daß Helga Matura das Opfer eines anomalen Triebmörders geworden sein könnte.


Augsburg. Aber am Abend des 23. Mai 1966 stieg unweit vom örtlichen Bahnhof die Prostituierte Hedwig (Heidi) Saschnew, 39, in das Auto des US-Sergeanten Leonhard Patrick Constantine. Am folgenden Nachmittag wurde die Beifahrerin erwürgt auf einer Wiese gefunden. Constantine, der bereits 1963 eine Dirne überfallen und 1964 eine andere hart bedroht hatte, sagte gar nichts. Der Staatsanwaltschaft reichten die Indizien gegen ihn für eine Anklage nicht aus. Für uns war der Amerikaner einwandfrei der Mörder.

Berlin. Wohl nur wenige Mordfälle haben in Berlin ein solches Medienecho erfahren wie der von Luise Nährlich. Denn er hatte alles, was so einen Fall spannend macht: Rotlichtmilieu, Prostitution, einen prominenten Mordverdächtigen - und ein Geheimnis, denn er wurde nie aufgeklärt. Die Prostituierte Luise Nährlich (48) war am 25. Juli 1966 nahe der Kongresshalle, dem heutigen Haus der Kulturen der Welt, im Tiergarten erwürgt worden. Aufgrund von Zeugenhinweisen geriet schon bald ein bekannter Berliner Kabarettist unter Verdacht. Der Fall beschäftigte die Berliner Blätter sehr, kämpfte der Mann doch um seine Freiheit und seinen Ruf. Doch während sich die Staatsanwaltschaft kurz nach dem Mord auf Grund einer Zeugenaussage einer anderen Prostituierten sicher fühlte, den Richtigen zu haben, musste sie genau ein Jahr nach dem Mord die Einstellung des Verfahrens verlangen: Das Ergebnis der monatelangen Ermittlungen reiche nicht aus, um eine Anklage zu erheben. Auch alle weiteren Ermittlungen führten bis heute zu keinem Ergebnis.

München. Erna Borgner (35) wurde am 26. Juli 1966 in ihrer Wohnung leicht bekleidet mit einem Messerstich in den Rücken ermordet aufgefunden. Ein weißer Pudel saß vier Tage lang neben ihrer Leiche. Die Polizei vermutete einen Freier als Täter. Statur


Augsburg. Entgegen ihren Gewohnheiten öffnete am Abend des 30. August 1966 die städtische Angestellte Anneliese Ayerle (41) einem fremden Mann ihre Wohnungstür. Sie starb, sich heftig wehrend, durch ein Holzscheit, das gegen ihre Kehle gepreßt wurde. Hinterher fehlten rund 200 Mark und ein goldenes Halskettchen. Bis heute ist dieser Fall ungeklärt.


Leonberg. Es ist der 12. August 1966, ein warmer Sonntagnachmittag, als der Eisenwerkarbeiter Anton S. aus Winkerling eine grauenvolle Entdeckung macht. Zusammen mit seiner Frau und seiner Tochter ist er unterwegs zu seiner Großtante Anna Brunner, die zurückgezogen in Leonberg in einem kleinen Häuschen im Kuchlweg 19 wohnt. Er will mit der 68jährigen Witwe den Ausflug zu einem Kirchenfest besprechen. Als der 35jährige gegen 15 Uhr an die Haustür tritt, wundert er sich: In der Türklinke steckt noch der Burglengenfelder Anzeiger vom Vortag. Er klingelt, doch Anna Brunner öffnet nicht. Er spricht mit den Nachbarn, doch auch diese haben die ältere Dame seit Tagen nicht gesehen. Herr S. erinnert sich an die Worte seiner Tante, die vor einigen Jahren ernsthaft krank war: Wenn sie einmal nicht die Tür öffnen würde, solle er versuchen, sich über das Schlafzimmerfenster Zutritt zum Haus zu verschaffen. Er geht ums Haus herum und hebelt mit einer Eisenstange das Fenstergitter auf und klettert hinein. Dort bietet sich ihm ein Bild der Verwüstung: Gegenstände liegen über das ganze Zimmer verteilt, die Schränke sind aufgerissen, die Schubladen des Nachtkästchens stehen offen, das Bett ist durchwühlt. Im angrenzenden Zimmer sieht es ähnlich aus. Anton S. geht weiter in die Küche des kleinen Häuschens. Dort liegt seine Großtante Anna in einer großen Blutlache auf dem Fußboden. Neben der Leiche zwei zerschlagene Bier- und eine Weinflasche ohne Boden. Auf dem Küchenschrank finden sich zwei leere Geldbörsen. Schmuck und Sparbuch sind verschwunden, den Haustürschlüssel hat der Mörder offensichtlich mitgenommen. Wie die Obduktion später ergeben wird, wurde Anna Brunner mit einem stumpfen Gegenstand niedergeschlagen. Die Frau muss sich heftig gegen ihren Mörder gewehrt haben. Es finden sich Spuren eines Kampfes. Todesursache waren jedoch mehrere Stiche mit einem schmalen Messer oder einem Stilett. Rücken, Hals und Brust der Frau wiesen insgesamt neun Einstiche auf. Die Witwe ist innerlich verblutet. Die Tatwaffe wurde bis heute nicht gefunden.


Hamburg. Heidi Böttcher, eine erst 20jährige Prostituierte hatte ihren Stammplatz an der Ecke Reeperbahn / Hans Albers-Platz. Sie lebte in der Talstraße 7 zusammen ihrem Mann in einem Zimmer und hatte ein weiteres Zimmer zu Prostitutionszwecken angemietet. Die junge Frau wurde am 5. September 1967 in ihrem Zimmer erwürgt aufgefunden, getötet vermutlich von einem Freier. 
Ihr Ehemann, der sie gefunden hatte, wurde wegen des Verdachts der Zuhälterei in Untersuchungshaft genommen und auch deswegen bestraft. Ein Mörder wurde indes bis heute nicht gefunden. 

Berlin. Über Prostituiertenmorde ist generell nicht viel bekannt. Das kann gut an der Verschwiegenheit der Freier liegen als auch an der Anrüchigkeit, die dieses Gewerbe so mit sich bringt. Auch beim nächsten Fall ist nicht viel bekannt. 
Margot Borkowski (46) wurde am 5. November 1966 in einem Hinterhof in der Fennstraße in Berlin-Wedding ermordet aufgefunden. Zuletzt war sie mit einem Mann in einem Weddinger Lokal gesehen worden. Status: ungeklärt.

Frankfurt am Main. 14. November 1966, Frankfurter Flughafen. Zehn Minuten nach Abfahrt vom Flughafen steht der Taxifahrer Heinz Schlund (44) mit seinem schwarzen Citroen auf einem Seitenstreifen und wird von einem unbekannten Fahrgast mit drei Pistolenschüssen getötet. Ein Schreiner in einem VW-Käfer wird zufällig auf die Vorgänge der Tat aufmerksam und liefert sich anschließend eine turbulente Verfolgungsjagd im Offenbacher Kreisel. Der Mörder kann jedoch seinen Verfolger irgendwann abschütteln. Später versucht der Täter mit dem gestohlenen Taxi in Offenbach eine Bank auszurauben. Das Vorgehen scheitert allerdings aufgrund schussicheren Sicherheitsglas. Das Taxi wird 90 Minuten später in der Nähe vom Frankfurter Südfriedhof aufgefunden.^


Augsburg. Rätselhaft blieb auch der Tod der Witwe Berta Kundis (71), die am Abend des 9. September 1967 auf dem Nachhauseweg überfallen und am nächsten Morgen in einem Hinterhof gefunden wurde: erdrosselt mit ihrem eigenen rechten Strumpf. Ihre Handtasche fehlte.

Morbach, zwischen Bernkastel-Kues und Idar Oberstein. Es ist ein früher Samstagabend am 25. September 1967, als Anna Wilbert in der Nähe ihres am Ortsrand von Morbach gelegenen Hauses das letzte Mal lebend gesehen wird. Eine Bekannte Anna Wilberts hatte den Schwager gerufen, nachdem sie an diesem frühen Montagmorgen vergeblich an die Tür des alten Hauses geklopft hatte. Die beiden Frauen arbeiten gemeinsam in einer Morbacher Handschuhfabrik. Über eine an die Hauswand angelehnte Leiter steigt der Schwager gegen 6.40 Uhr in das Haus ein und macht schließlich in einem hinter der Küche gelegenen Raum die schreckliche Entdeckung. Die Leiche seiner Schwägerin liegt in einer Blutlache auf dem Boden. Anna Wilberts Kopf weist schwerste Schädelverletzungen auf. Die Obduktion in Bernkastel ergibt später, daß die 59jährige an den Folgen brutaler Misshandlungen mit äußeren und inneren Verletzungen gestorben ist. Weil in der Wohnung Kampfspuren gefunden werden, folgern die Ermittler damals, daß sich das Opfer ebenso verzweifelt wie vergeblich zu Wehr gesetzt haben muss. Als mutmaßliches Tatwerkzeug stellen die Kripobeamten einen stabilen Teekessel sicher, dessen Ausgussschnabel abgebrochen ist. Irgendwann in den Stunden vor dem Fund muss die 59jährige ihrem Mörder die Tür geöffnet haben. Oder waren es womöglich sogar zwei Täter, denen die allein lebende Frau seinerzeit gegenüberstand? Der Kriminalhauptkommissar Wolfgang Schu hält das keineswegs für ausgeschlossen. War es ein Raubmord? Ein Sexualverbrechen? Oder die Tat eines Serienkillers? Wolfgang Schu sitzt ein halbes Jahrhundert nach dem Gewaltverbrechen in seinem Büro im Trierer Morddezernat und geht die Akten seiner Kollegen von damals noch einmal durch. Es kribbelt immer, sagt der 60jährige Ermittler, die Betrachtung eines alten Kriminalfalls ist hochinteressant. Für Hinweise zum Gewaltverbrechen an Anna Wilbert hat die Trierer Kriminalpolizei eine Belohnung von 2.500 Euro ausgesetzt.

Zürich (Schweiz). Am 9. Oktober 1967 fand die Polizei den erschlagenen 31jährigen Primarlehrer Werner Seifert in seiner Wohnung im 17stöckigen Zürcher Lochergut. An den Reaktionen auf diesen Mordfall lässt sich die allgemeine Befindlichkeit gegen Homosexuelle ablesen. Zudem war hier erstmals ein Beamter das Opfer. Status ungeklärt

Berlin. Am Morgen des 22. Februar 1968, es war um 3.36 Uhr, alarmierte eine Funkstreife der Berliner Polizei die Mordkommission. Im Kinderheim an der Argentinischen Allee 28 im Prominentenbezirk Zehlendorf hatte - so der Funkbericht - ein mittelgroßer, etwa 20jähriger Mann ein Blutbad angerichtet. Als Opfer des Attentats summierten die Kriminalbeamten zwei Tote und zwei Schwerverletzte. Allen Anzeichen nach hatte der Täter wie im Wahn getötet: Leichen wie Überlebende wiesen Dutzende von Messerstichen auf. Sogar an den Decken machten wir Blutspuren aus, schildert Hauptkommissar Karl Schwichtenberg, Chef der Abteilung MI (Mord) im Berliner Landeskriminalamt. Die Bluttat, eine der schwersten in der Nachkriegsgeschichte Berlins, war noch immer nicht aufgeklärt - und sie gehört offenbar zu jenen Verbrechen, die auch die Polizei ratlos machen. Denn nichts hat die Berliner Kripo unversucht gelassen, den Fall aufzuhellen. Über 300 Berliner schickten der Kripo Hinweise auf verdächtige Personen - fünfmal mehr als im Normalfall. Auf der Jagd nach dem Mörder musste ein Bürger gar sein Leben lassen: Vor dem Flughafen Tempelhof wurde der Taxifahrer Erich Nickel (66), von einem flüchtigen Einbrecher niedergeschossen, den die von Passanten gerufene Polizei für den Zehlendorfer Messerstecher hielt. Alle Winke, wie auch dieser, führten die Kripo nicht weiter. In den Ermittlungen reihte sich Misserfolg an Misserfolg - wie es schon am Tage nach der Tat gewesen war. Schuhabdrücke des Mörders, im frisch gefallenen Schnee, leiteten die Verfolger damals keineswegs zu einem vermuteten Schlupfwinkel in der stillen Villengegend, sondern zum Verkehrsknotenpunkt Zehlendorf-Mitte, dem Halteplatz von acht Buslinien. Beamte befragten drei Nächte lang die Frühaufsteher an den Haltestellen. Vergebens auch forschten Kriminalisten im Bekanntenkreis aller Heiminsassen, um einem möglichen Beziehungstäter auf die Schliche zu kommen. Erfolglos durchkämmten Spezialisten die Verbrecherkartei nach alten Kunden, denen die Tat zuzutrauen war.
Anfang April sah sich Hauptkommissar Karl Schwichtenberg veranlasst, den Dingen selbst auf den Grund zu gehen. Er prüfte alle Beweismittel seiner Beamten, um eine Ermittlungslücke zu finden, durch die der Unbekannte unter Umständen geschlüpft sein konnte. Zunächst konzentrierte der Kommissar seine Aufmerksamkeit auf zwei Zigarettenkippen, die - wie der Speicheltest ergab - von ein und demselben Raucher stammten. Der eine Zigarettenrest war die Hinterlassenschaft eines Einbrechers in einer Villa der Zehlendorfer Limastraße. Dort war der Verbrecher in der Mordnacht, vermutlich gegen ein Uhr, eingedrungen. Er labte sich an den Eisschrankvorräten und machte es sich sodann im Wohnzimmer gemütlich. Im Gegensatz zu Einbrecher-Kollegen hielt der Unbekannte pedantisch auf Ordnung. Überbleibsel seiner Mahlzeit deponierte er im Mülleimer, und er holte sich, als er Lust zum Rauchen verspürte, einen Aschenbecher aus dem Geschirrschrank. Nur 500 Meter von der Limastraße entfernt, im Kinderheim an der Argentinischen Allee, fanden Kriminalbeamte die zweite Kippe. Einbrecher und Mörder waren also identisch. Im Kinderheim verschaffte sich der Unbekannte, gegen zwei Uhr, durch ein Parterrefenster an der Rückfront Einlaß. Er klinkte im Erdgeschoss die nächstbeste Tür auf - zum Aufenthaltsraum der Erzieherin Berta Frank (51), und tötete die Schlafende mit mehreren Messerstichen. Stichwunden im Unterleib des Opfers ließen zunächst auf ein Sittlichkeitsdelikt schließen. Eine genauere Untersuchung aber ergab dafür keinen Anhaltspunkt. Zudem hatte der Mörder, im allgemeinen untypisch für einen Triebverbrecher, die Handtasche der Toten nach Geld durchwühlt. Im Obergeschoss betrat der Unbekannte ein Kinderzimmer, in dem neun Zöglinge schliefen - im Bett neben der Tür der fünfjährige Peter Hunger. Ihn tötete der Mörder mit 26 Messerstichen. Keiner der übrigen Rauminsassen wachte dabei auf. Nun wandte sich der Täter dem gegenüberliegenden Zimmer zu, dort unternahm er den Versuch zu einem Sexualdelikt. Er näherte sich dem Bett der wach werdenden Schülerin Brigitte Nieschalk (15), strich ihr über die Wangen und fragte sie: Hast du schon einen Freund? Das Mädchen antwortete: Ja, einen Schulfreund, und sogleich wurde der Unbekannte zudringlich. Angsterfüllt schrie Brigitte Nieschalk auf. Der sich Wehrenden fügte der Mörder schwere Messerstiche in Arme und Beine zu. Die gleichen Verletzungen trug Brigittes Freundin Marina Lohde davon, die zu Hilfe eilte. Der Täter flüchtete aus dem Kinderheim. Als einzige Anhaltspunkte für die Kriminalpolizei hinterließ er den Abdruck seiner Schuhsohlen, ein paar blutverschmierte Nylon-Handschuhe und die Zigarettenkippe.
Nach dieser Analyse stand es für den Hauptkommissar fest, warum seine Beamten wie vor einer Bretterwand (Schwichtenberg) gestanden hatten: Der Täter ist sowohl Lustmörder als auch Sexualverbrecher wie Einbrecher und Dieb - eine Verbrecherkombination, wie sie der Berliner Kripo in einer Person noch nicht unterlaufen ist. Ein Geisteskranker oder Einzelgänger, so der Hauptkommissar, der in keinem Kreis der Unterwelt zu Hause und demzufolge auch nicht auszumachen ist.
Selbst die Kriminal-Kollegen aus der übrigen Bundesrepublik konnten den Berlinern nicht helfen. Schwichtenberg: Ein solcher Typ war auch dem Bundeskriminalamt bislang nicht aufgefallen. Der Chef der Mordabteilung kam zu dem Schluß: In einem Fall wie diesem müssen wohl die modernen Methoden der Kriminalistik versagen. Den Mörder fängt unter Umständen nur Kommissar Zufall.

Günzburg in Bayerisch-Schwaben, Samstag, 30. März 1968. An diesem Tag herrschte bereits ein sommerliches Klima. In der sog. Unterstadt am Fuße des Stadtberges und dort in der Ulmer Straße 6 befindet sich die Gaststätte Zum Adler. Sie wurde damals schon seit 33 Jahren von dem Ehepaar Albert und Philomena Kempfle in Pacht betrieben. Die alten Eheleute waren allseits beliebt und geachtet und hatten aus dem Umsatz der Gaststätte ihr mäßiges Auskommen. In der Wirtschaft verkehrten hauptsächlich Schützen und Jägerkollegen von Herrn Kempfle sowie Geschäftsleute und Patienten des Nervenkrankenhauses Günzburg. Die Patienten tranken hier an ihren freien Samstagen und Sonntagen gelegentlich ihr Bier. Ab und zu kamen auch Gelegenheitsgäste in den Adler, allerdings kaum junge Leute.
An besagtem Samstag gegen 14.10 Uhr hatte eine 9jährige Schülerin im Auftrag ihrer Mutter bei der Adlerwirtin noch eine Flasche Sprudel und zwei Flaschen Bier gekauft. Frau Kempfle war zu dieser Zeit alleine in der Gaststube. Gegen 14.45 Uhr verließ der Adlerwirt das Haus, um einen Spaziergang zu seiner Aushilfsbedienung Franziska Z. zu unternehmen. Herr Kempfle wollte gegen 16.30 Uhr wieder zurück sein. Seine Frau hatte wahrscheinlich in der Zwischenzeit den Hausflur gewischt und leerte auf dem Gehweg den Putzeimer aus. Dabei wurde sie ebenfalls gegen 14.45 Uhr von der Nachbarin Colette B. beobachtet, die im Haus schräg gegenüber mit Putzarbeiten beschäftigt war. Frau B. grüßte die Adlerwirtin und sprach sie an, aber Frau Kempfle winkte nur mit der Hand, da der Verkehrslärm sehr laut und eine Verständigung nicht möglich war. Die Adlerwirtin ging ins Haus zurück. Es war das letzte Mal, daß diese Zeugin ihre 71jährige Nachbarin lebend gesehen hatte. Das Winken der Adlerwirtin wirkte wie ein Abschiedsgruß.
Etwa zu dieser Zeit, zwischen 14.45 Uhr und 15.00 Uhr, muss dann der Tod in Gestalt eines seltsamen Fremden mit verkrüppeltem kleinen Finger der linken Hand in der Gaststätte Zum Adler Einkehr gehalten haben. Gegen 15.00 Uhr ging das Ehepaar W. mit seinem Kind auf dem Gehweg direkt am Gasthaus Adler vorbei. Ihnen fiel auf, daß an zweien der drei Fenster der Gaststätte je ein Fensterflügel geöffnet war. Durch den offenen Flügel des Fensters, das am nächsten zur Straße lag, sahen sie Frau Kempfle sitzen. Ihr Kopf war zum Tisch gebeugt; es sah so aus, als ob sie etwas lesen würde. Durch den offenen Fensterflügel des zweiten Fensters sahen die Spaziergänger einen fremden Mann sitzen. Er zeigte seine rechte Gesichtshälfte, saß also mit dem Rücken zur Adlerwirtin. Beim Vorbeigehen wandte der fremde Wirtshausgast dann der Zeugin W. sein Gesicht zu, sodaß sie ihm direkt ins Gesicht schauen konnte. Sie beschrieb ihn später wie folgt: Zirka 35, höchstens 40 Jahre alt, blasses Gesicht, dunkles, glatt nach hinten gekämmtes Haar, bekleidet mit hellem Hemd, dunkler Oberbekleidung. Ebenfalls um 15.00 Uhr sah die Zeugin Helena H. aus dem Fenster ihrer Wohnung zur Ulmer Straße hin. Dabei fiel ihr ein unbekannter Mann auf, der an der Ecke der Adler-Gaststätte am Vereins-Aushängekasten stand. Er fiel ihr deshalb auf, weil er einen hellen Hut mit unpassender breiter Krempe trug. Er war ca. 40 Jahre alt, ca. 175 cm groß und hager. Weil er sich komisch verhielt und wegen seiner unpassenden Kleidung vermutete die Zeugin in ihm einen Patienten des Günzburger Nervenkrankenhauses. Denselben Mann sah sie später gegen 15.30 Uhr noch einmal am Adler vorbeigehen, als sich vor der Gaststätte bereits ein Menschenauflauf befand. Gegen 15.10 Uhr wollte Hans L. nach einem Spaziergang im Adler ein Bier trinken. An der Hauswand neben der Eingangstür zur Gaststätte sah der Zeuge ein silbernes Damenfahrrad stehen. Er dachte deshalb, er werde in der Gaststätte einen weiteren Gast antreffen, mit dem er sich beim Bier unterhalten könne. Jedoch fand er die Eingangstür zur Wirtschaft verschlossen und ging weiter.
Es war dann gegen 15.30 Uhr, als Frau Magdalena M. zum Adler ging, um sich eine Flasche Bier zu kaufen. Sie hatte in ihrer Wohnung die Fenster geputzt und wegen der warmen Witterung Durst bekommen. Sie ging durch die Hautür, die verschlossen aber nicht mehr versperrt war, und läutete die Glocke im Flur. Als sich niemand meldete, rief sie nach Frau Kempfle, doch auch hierauf rührte sich niemand. Die Tür zur rechts liegenden Gaststube stand offen, und Frau M. konnte sehen, daß der linke Flügel des Fensters gegenüber geöffnet war. Auf dem Tisch vor dem Fenster lag eine ausgebreitete Zeitung. Frau M. betrat die Gaststube und rief noch einmal nach Frau Kempfle. Als sie dann ein paar Schritte weiter in Richtung Theke ging, erstarrte sie vor Schreck. Links vor der Theke, mit dem Kopf zur Küche, lag Frau K. mit entblößtem Körper rücklings auf dem Boden. Frau M. rief noch einmal Frau Kempfle beim Namen, aber als diese nicht reagierte, ging sie zu einem Nachbarn, der telefonisch einen Arzt und einen Sanitätswagen des BRK (Bayerisches Rotes Kreuz) verständigte. Frau M. dachte, Frau K. sei beim Waschen ausgerutscht und hingefallen.
Der Fahrer des Krankenwagens, Günter K., wurde gegen 15.45 Uhr verständigt. Zusammen mit dem Beifahrer Josef L. traf er dann sechs bis sieben Minuten nach der Benachrichtigung vor dem Adler ein. Ihm fiel auf, daß sich vor der Gaststätte schon eine kleine Menschenmenge versammelt hatte. Als er die Gaststube betrat und Frau K. dort auf dem Rücken liegen sah, bot sich ihm folgender Anblick: Frau Kempfle war vollkommen entkleidet. Die Bluse und der Unterrock waren über die Brüste hochgeschoben, während das Korsett, das die Frau getragen hat, links neben ihr auf dem Boden lag. Der Oberrock lag in der Fußgegend, war also buchstäblich ausgezogen, und der Schlüpfer hing noch in Höhe des rechten Fußgelenks bzw. am rechten Knöchel. Der Sanitäter bemerkte Blutflecke über der rechten Augenbraue, hinlaufend zum rechten Nasenrücken. An der linken Brustwarze fiel ihm eine Art Bisswunde auf und an der rechten Brust mehrere kreisförmig blutunterlaufene Merkmale. Am Nabel und auf den Brüsten waren ein paar kreisförmige Verletzungen. Er untersuchte Frau K., ob sie noch lebte - sie war jedoch bereits tot. Da Günter K. sofort bemerkte, daß hier ein Gewaltverbrechen vorlag, benachrichtigte er umgehend die Stadtpolizei Günzburg und forderte sie auf, den Arzt vom Dienst, Doktor S., anzurufen. Dr. S. erschien dann rasch am Tatort und zusätzlich zum Befund des Sanitäters Würgemale nahe der Halsgegend bzw. am unteren Halsansatz auf und in der Schambeingegend die gleichen Verletzungen, wie sie bereits an der Brust der Toten festgestellt worden waren. Dr. S und der Sanitäter Günter K. kamen noch am Tatort zu der Ansicht, daß die Verletzungen Bisswunden waren.
Die Stadtpolizei von Günzburg mit ihrer kleinen Kriminalabteilung rekonstruierte nach der ersten Sachlage, daß der unbekannte Täter, der gegen 15.00 Uhr die Gaststätte betreten hatte, die Wirtin unter einem Vorwand zur Theke gelockt, sie dort brutal überfallen und vermutlich mit einem Faustschlag links gegen das Kinn niedergestreckt haben musste, um sie sodann brutal zu erwürgen. Anschließend musste er ihr in einem Anfall von sexueller Raserei die Kleider vom Leib gerissen haben, um sich dann zur Befriedigung seines abartigen Sexualtriebes in ihre erogenen Zonen zu verbeißen. Weiterhin hatte er 38 DM aus der Kasse genommen und einen Ring von der linken Hand der Wirtin gezogen. Sein ganzes Handeln erfüllte für die Günzburger Kriminalisten den Tatbestand eines Verbrechens des vorsätzlichen Mordes in Tateinheit mit einem Verbrechen der Gewaltunzucht und des schweren Raubes. Doch die Obduktion, die am 1. April 1968 um 14.00 Uhr durchgeführt wurde, erbrachte das Ergebnis, daß die Adlerwirtin an einem Herzinfarkt durch Schock gestorben war und nicht daran, daß der Täter sie gewürgt hatte. Es kann sogar sein, daß der Täter sich noch unbewusst in seiner sexuellen Erregung an einer Toten vergangen hatte. Es wurden so gut wie keine Spermien an der Leiche festgestellt. Der unheimliche Triebtäter hatte mit ihr keinen Koitus vollzogen. Einer der Bissabdrücke am Körper der Toten war so prägnant, daß auf seiner Grundlage die Zahnstellung des Täters rekonstruiert werden konnte.
Am Tatort wurde an dem Bierglas, das auf dem Tisch stand, an dem der Täter gesessen hatte, ein Fingerabdruck gesichert. Der Fingerabdruck wurde dort mit den registrierten Fingerabdrücken abgeglichen, mit negativem Ausgang. Den o.g. Zeugen wurden alle 40 Insassen des Günzburger Nervenkrankenhauses gegenübergestellt, die an dem Tattag Ausgang hatten. Hierbei wurde von der Zeugin der Insasse P. als der Mann wiedererkannt, der mit einem komischen Hut bekleidet an der Ecke des Adlers herumgestanden hatte. Doch konnte P. ein einwandfreies Alibi vorweisen. Er war von 14.00 Uhr bis 16.00 Uhr in der Gaststätte Zum scharfen Eck gewesen, wo er zur Gaudi der versammelten Kneipengäste gejodelt hatte. Da sich das Scharfe Eck nur einige Meter entfernt auf derselben Straßenseite wie der Adler befindet, hatte er vor und nach der Tatzeit den Tatort passiert. Es wurden hunderte von Landstreichern und Vorbestraften überprüft. Darunter auch viele mit verkrüppelten Fingern und Warzen. Einschlägige Unterkünfte wurden kontrolliert, und es wurde mit den Sozialämtern kooperiert. Doch es war wie verhext. Der Täter kam aus dem Nichts und verschwand im Nichts, als ob er sich in Luft aufgelöst gehabt hätte. Sonderbar ist, dass die Kripo nie auf Grund der verschiedenen Zeugenaussagen ein Phantombild des Täters angefertigt hatte. Der perverse Täter blieb wie vom Erdboden verschluckt.

Augsburg. Eindeutig ein Raubmord war das Motiv für den Mord an der Witwe Franziska Schöffel (68), die am 22. Mai 1968 in ihrer Wohnung erdrosselt wurde. Die Beute der Mörder: 8.000 bis 10.000 Mark in bar, sowie eine verschlossene Kassette unbekannten Inhalts, die später aufgebrochen in einem Eisenbahnwaggon gefunden wurde.


Hamburg. Ursula Beier kam 1962 aus Chemnitz nach Hamburg. Gemeinsam mit ihrem Mann war sie aus der DDR geflüchtet und ließ ihre zwei kleinen Kinder bei ihrer Mutter zurück. In Hamburg wurde sie erneut Mutter; das Kind lebte in einem Heim.
Ursula Beier (35) ging auf St. Pauli der Prostitution nach. Sie hatte ein Zimmer auf der Großen Freiheit gemietet. Sie wurde erstochen und zusätzlich wurde ihr vom Täter die Kehle durchgeschnitten. Der Täter band ihr zudem einen Ziegelstein an das rechte Handgelenk und verbrachte sie in eine Schuttkuhle in Schenefeld, wo sie von einem zwölfjährigen Mädchen und dessen Vater beim Spazierengehen am 23. Mai 1968 gefunden wurde.
Die Ermittler fanden in Ursulas Zimmer einen noch nicht abgeschickten Brief an ihre Mutter. Darin schrieb sie, daß sie Angst vor ihrem Mann habe. 
Am 27. Mai 1968 wurde der 34 Jahre alte, wohnungslose Hafenarbeiter Bernhard M. als Tatverdächtiger festgenommen, wurde aber mangels Beweisen wieder freigelassen. Denn 1975 galt der Fall jedoch nach wie vor als ungelöst.

Oberstdorf. Mit einem Stein hat ein Unbekannter die 16 Jahre alte Josefine Ecker erschlagen. Ihre Leiche wird am 20. Juli 1968 nahe einer Straße bei Oberstdorf gefunden. Die Ermordete gilt als lebenslustig. Der Täter wird in ihrem Bekanntenkreis vermutet. Die Ermittlungen blieben aber erfolglos.


Lastra a Signa (Italien). Am Abend des 21. August 1968 werden die 32jährige Barbara Locci und ihr 29jähriger Liebhaber Antonio Lo Bianco in der Nähe von Lastra a Signa in ihrem weißen Alfa Romeo Giulietta erschossen. Den kleinen Sohn von Locci bringt der Doppelmörder zu einem nahe gelegenen Bauernhof, dessen Besitzer den Jungen entdeckt und die Polizei verständigt.

Bremen. Margritt Safo (28) war mit einem Ghanaer verheiratet und Mutter von drei Kindern, die in einem Heim lebten. Der Ehemann meldete die Frau am 15. September 1968 als vermisst.
Dann wurde sie zwei Tage später tot in ihrem Ford 17 M auf einem Parkplatz in der Nähe des Bremer Hauptbahnhofs aufgefunden. Sie lag zwischen Vorder- und Rücksitz unter einer Decke. Der Täter hatte sie bewusstlos geschlagen und mit einem Handtuch geknebelt, sodaß sie daran erstickte. Ein Täter konnte bis heute nicht ermittelt werden.

Augsburg. Anneliese Schütz (34) starb, mit einem Strumpf erdrosselt, am 22. September 1968 zweieinhalb Kilometer vom Stadtrand Augsburgs entfernt in einem Wäldchen, das dem Fürsten Fugger gehört. Sie war, im Gefolge einer US-Einheit, aus München nach Augsburg gereist. Ein Spaziergänger sah ihre Beine aus einem Kanalrohr hängen. Die Landespolizei prüfte 83 Spuren, vergebens.


Kempten. Am Freitag, dem 25. Oktober 1968, sitzt Rosemarie Balk mit einer Freundin im Café Europa in Kempten. Gegen 17.00 Uhr setzt sich ein unbekannter Mann an den Tisch und beginnt ein Gespräch mit Rosemarie Balk. Sowohl die Freundin als auch der Kellner berichten, sie hätten das Gefühl gehabt, Balk hätte den Mann bereits gekannt. Die wenigen aufgeschnappten Gesprächsfetzen bestätigen das nicht. Die Freundin berichtet über eine Einladung in die Schweiz, sie meinte es wäre auch das Wort Zürich dabei gefallen. Ein weiteres Treffen wird für den nächsten Vormittag ausgemacht. Rosemaria Balk und ihre Freundin suchen am nächsten Tag wieder das Café auf, kommen jedoch 30 Minuten zu spät. Der Mann ist schon weg. Rosemarie Balk kennt aber seine Adresse und Telefonnummer, wie sie sagt und könnte ihn ja kontaktieren. Nachmittags fährt Frau Balk nach Ravensburg, wo sie sich mit einem Freund trifft. Zusammen mieten sie sich in einem Gasthof ein. Am Sonntag, dem 27. Oktober, trennt sie sich gegen 17.00 Uhr von ihrem Freund und versucht, die 70 km nach Kempten als Anhalterin zurück zu fahren. Dort will sie am nächsten Morgen eine Arbeit in einer Werbekolonne aufnehmen. Wie weit sie gekommen ist, steht nicht genau fest. Sicher ist, daß sie gegen 19.00 Uhr von einem Fahrer eines roten Opel Kadett von Ravensburg bis zu einem Gasthaus in Dürnast kurz vor Wangen mitgenommen worden ist. Danach fehlt in der Rekonstruktion ihres Weges ein kurzes Stück. Gegen 20.00 Uhr wird sie am Stadtrand von Wangen von einem Ehepaar gesehen, wie sie in einen PKW einsteigt. Die Zeugen glauben, sich an ein Kennzeichen mit den Buchstaben RV-KY... zu erinnern. Am Ziel ihrer Reise, in Kempten ist Rosemarie Balk nie angekommen. Aus einem unbekannten Grund muss sie noch einmal nach Ravensburg zurück gekommen sein, denn am nächsten Morgen um 8.30 Uhr wird sie vom Fahrer der Städtischen Müllentsorgung am Ortsausgang Ravensburg gesehen. Der Mann, der sie persönlich kennt, beobachtet, wie die Frau in der Nähe einer Tankstelle auf und ab geht. Er hat den Eindruck, daß sie auf jemanden wartet. Seitdem hat niemand mehr Rosemarie Balk lebend gesehen. Am 13. November 1968 fällen Waldarbeiter in der Nähe von Buchenberg bei Kempten mehrere Bäume. Dabei finden sie die tote Rosemarie Balk. Sie wurde mit einem kurzen Strick erwürgt. Die Untersuchungen ergeben, daß der Tod vor etwa vier Tagen eingetreten ist und daß sie erst nach der Tat an die Fundstelle transportiert wurde. Nachdem der Müllfahrer sie gesehen hat, muss sie noch zwölf Tage gelebt haben. Wo Frau Balk in den zwölf Tagen gewesen ist, das ist die entscheidende Frage. Nachdem alle Veröffentlichungen in Kempten und Ravensburg nicht zur Beantwortung dieser Frage geführt haben, glaubt die Polizei, daß die Ermordete in diesen Tagen tatsächlich mit dem Unbekannten aus dem Café in der Schweiz oder in Österreich gewesen ist. Frau Balk hat sich schon früher mehrmals in beiden Ländern aufgehalten. Es ist keineswegs gesagt, daß der Fremde aus dem Café der Täter ist. Es ist durchaus möglich, daß er von der Ermordung nichts erfahren hat. Es wurde eine Belohnung von 2.000 DM ausgesetzt.

Augsburg. Am frühen Morgen des 17. Dezember 1968 stieg ein Mann in das ebenerdige Küchenfenster der Rentnerin Hildegard Degenhart (74), ergriff eine Schneiderschere und durchbohrte damit der im Bett liegenden Frau das Stirnbein. 
Ein sexuelles Motiv schien ausschlaggebend zu sein. Der Kripo-Chef gab zu bedenken, daß der Täter das Federbett ... hoch über ihren Kopf schob, unten war alles frei... Der Fall ist seitdem ungeklärt.


Drage. Ulrike Burmester (14) ist am 14. Mai 1969 auf dem Heimweg nach Adendorf (nördlich von Lüneburg) nach einer Nachhilfestunde auf dem Kreideberg verschwunden. Angehörige melden  die Schülerin als vermisst. Die Leiche der 14jährigen wird am 27. Mai aus der Elbe bei Drage geborgen.  Der Täter hatte die Tote mit einem Stein beschwert und versenkt. Sie war vor ihrem Tod missbraucht worden.

Augsburg. Am 14. Mai 1969, verließ in aller Frühe die Schwesternschülerin Elisabeth Vopper (20) das Kinderkrankenhaus Josefinum, um einen Spaziergang zu machen. Das unberührte Mädchen, dessen einzige Leidenschaft das Wandern war, kam gegen 7.00 Uhr in einem beliebten Ausflugswäldchen an. 500 Meter jenseits der Stadtgrenze stand ein Mann mit einem blauen Fahrrad, der durch ein Fernglas in Richtung Augsburg blickte. Um 11.00 Uhr wurde die Leiche in einem Gebüsch entdeckt. Der Täter hatte Elisabeth Vopper bis auf eine Strickjacke entkleidet, ihre Halsschlagader durchstochen und sie erwürgt, sich aber nicht an ihr vergangen.
Die Beamten wurden lediglich gewahr, daß es mehr blaue Fahrräder gab, als sie angenommen hatten. Obschon der Winzling, ein ungewöhnlich kleiner, mit wackliger Gangart und nach vorn hängendem Oberkörper viel präziser beschrieben wurde als alle Täter vor ihm, brachte auch diese Fahndung bislang nur eine Menge Hinweise auf Kleine und Gebrechliche.

Henrichenburg. Was am 14. Juli 1969 passiert ist, geht Heinz-Georg Oelmann immer noch nah. Der damals 22jährige sitzt am Schreibtisch der Filiale der Spar- und Darlehenskasse an der Dortmunder Straße in Henrichenburg. Ein Mann betritt die Bank. Der fiel sofort auf. Er hatte überall Pflaster im Gesicht, erinnert sich Oelmann. Der Bankangestellte ist mitten in einem Kundengespräch am Telefon. Wie versteinert bleibt der fremde Mann mit dem beklebten Gesicht hinter der großen Schalterquittungsmaschine stehen. Oelmann legt den Hörer auf, geht nach vorne zum Schalter, will den auffälligen Mann bedienen. Doch dazu kommt es nicht, er blickt in den Lauf einer Pistole. Mir war sofort klar, was er wollte. Er hat nichts gesagt. Ich beruhigte ihn und versicherte, daß er das Geld bekommt. In der Kasse befinden sich zu diesem Zeitpunkt 6.400 Mark. Zu wenig für den Täter. Kein Kleingeld! Wo ist der Tresor?, so berichtet Oelmann. Nun wird auch der damalige Bankdirektor Josef Lattmann auf den Überfall aufmerksam. Der Bankräuber ändert seinen Plan, verliert das Interesse am Tresor und flüchtet mit den Geldscheinen aus der Bank. Bankdirektor Lattmann greift seine Pistole und verlässt mit Oelmann über den Hinterausgang das Bankgebäude. Es kommt zu einem Schusswechsel auf dem Parkplatz. Oelmann berichtet weiter: Mein Chef rief: Hände hoch oder ich schieße! Der Bankräuber zeigt sich von dieser Warnung unbeeindruckt, lässt von seinem Moped ab und läuft mit gestreckter Pistole auf Oelmann und Lattmann zu. Es fällt ein Schuss. Lattmann fällt um und ist sofort tot. Der Bankräuber geht zurück zu seinem Moped, dreht sich um und schießt auf Oelmann. Der Schuss verfehlt ihn nur knapp und schlägt 30 Zentimeter neben seinem Kopf in das Mauerwerk ein. Oelmann: So etwas vergisst man sein Leben lang nicht mehr. Der Mörder flieht mit seinem Krad auf der B235. Ein anderer Motorradfahrer hat die Schüsse mitbekommen und nimmt die Verfolgung auf. Als er auf gleicher Höhe ist, zieht der Bankräuber erneut die Waffe und schießt auf den Verfolger - ein Steckschuss in der Lunge. Der Täter kann mit der Beute entfliehen. Eine Großfahndung, ein Aufruf bei Aktenzeichen XY und die eingesetzte Sonderkommission bleiben ohne Erfolg, vom Täter fehlt jede Spur - bis heute. Eine Belohnung in Höhe von 9.000 DM wird ausgesetzt.
Nur einen Tag später steht Oelmann schon wieder hinterm Bankschalter: Ich musste einfach was zu tun haben, zu Hause wäre ich wahnsinnig geworden. Die erste Zeit war schlimm für ihn: Ich hatte Angst abends vor die Tür zu gehen. Eine psychologische Betreuung oder andere Maßnahmen, wie man sie heute macht, gab es noch nicht. Die Bilder hatten sich in sein Gedächtnis eingeprägt. Er ist sich sicher: Wenn ich den Täter auf der Straße gesehen hätte, hätte ich ihn sofort identifiziert. Egal, ob das zehn Jahre später gewesen wäre. Damit ist Oelmann aber nicht alleine, es scheint Mitwisser zu geben. Bis Ende der 1970er Jahre gingen bei der Bankfiliale regelmäßig Anrufe ein. Oelmann: Die Forderung war immer gleich: Gib mir 10.000 Mark und ich sage dir, wer der Mörder ist. Unklar ist, ob es sich bei diesen Anrufen um einen unbedachten Streich handelt, oder ob manche Menschen wirklich mehr wissen.


Gelsenkirchen. 1969 war man erst mit 21 Jahren volljährig. Siegfried Kloß (18) lebte also noch bei seinen Eltern in Gelsenkirchen-Hassel. Der junge Mann arbeitete als Schlepper in einem nahegelegenen Bergwerk und gab seinen gesamten Verdienst von 120 DM zuhause ab, weil er nicht gut mit Geld umgehen konnte. Deswegen hat Siegfried auch immer nur ein paar Mark in seiner Tasche. Seine Freunde wussten das und halfen ihm oft aus.
Am Samstag des 19. Juli 1969 war er mit drei Freunden auf Kneipentour. Sie hatten an diesem Abend schon mehrere Gaststätten besucht und wollten dem Anschein nach auch noch nicht so schnell nach Hause. Kurz nach Mitternacht verließen die vier die Lokalität. Entgegen einem geänderten Vorhaben wollte Siegfried aber nicht mehr mit seinen Freunden weiterziehen und setzte sich ab nach Hause. Sein Vater hatte Nachtschicht und war nicht zuhause. Die Mutter von Siegfried schlief und hat gar nicht mitbekommen, daß ihr Sohn nach Hause gekommen ist. Obwohl Siegfried seinen Freunden sagte er ginge zu Bett, tat er dies nicht. Er holte seinen besten Anzug aus dem Schrank, zog ihn an und verließ das Haus. Er hatte dies in den vergangenen Jahren oft getan und ist nach Süddeutschland gereist. Bevor er diesmal das Haus der Eltern verließ nahm er die restlichen 70 DM mit, die sein Vater in seiner Nachttischschublade für ihn aufbewahrte. Niemand weiß, wohin Siegfried in dieser Nacht gegangen ist.
Erst am darauffolgenden Montag wird er wieder gesehen. Bekannte aus Gelsenkirchen trafen ihn vormittags in einem Kaufhaus beim Essener Hauptbahnhof. Auf die Frage was er hier machte, antwortete Siegfried, daß er zuhause abgehauen sei und bereits seit gestern hier sei. Er bat sie aber, keinem zu erzählen, daß sie ihn hier gesehen hätten. Weiter fragten sie Siegfried, wo er denn die Nacht verbracht hätte. Er antwortete, daß er hier im Bahnhof geschlafen hätte. Auf die Frage von Siegfried, was denn die Bekannten in Essen machten, erfuhr er, daß die Bekannten eigentlich in Den Haag Urlaub machten, aber wegen der Mondlandung in der vergangenen Nacht extra nach Essen gekommen wären, um sich das Spektakel im Fernsehen anzuschauen. Auf Siegfrieds Frage, ob sie ihn mit nach Holland nehmen würden, fragten ihn die Bekannten, ob er denn einen Ausweis dabei hätte. Das verneinte Siegfried allerdings. Und weil Siegfried kein Geld mehr hatte, fragte er sie, ob sie ihm nicht seine Taschenuhr abkaufen wollten. Das sei nicht möglich, antworteten sie ihm, weil sie selbst knapp bei Kasse wären. Man riet ihm schließlich, wieder nach Hause zu fahren. 
Seitdem verlor sich die Spur von Siegfried Kloß. Anscheinend hat Siegfried auf seiner weiteren Tour doch jemanden gefunden, der ihn mitnahm. Denn noch am gleichen Abend, etwa 200 Kilometer entfernt an der Autobahn-Abfahrt Bierdorf (Anm.: Diese Abfahrt existiert nicht, wohl aber Biersdorf an der A60. Aber da stimmt die Entfernung nicht.) wird er noch einmal gesehen. Ein Handelsvertreter aus Rüscheid (nördlich von Koblenz) ist gegen 19.30 Uhr auf dem Nachhauseweg. Zusammen mit seiner Frau war er in Neuwied. Kurz vor Rüscheid fiel den beiden ein junger Mann auf, der mit einem Reservekanister am Straßenrand unterwegs war. Sie hielten an und fragten, ob er Hilfe benötigte und ob sie ihn ein Stück mitnehmen könnten. Der junge Mann antwortete, er bräuchte nur Wasser, kein Benzin. Im Übrigen schien ihnen der junge Mann nicht sonderlich erfreut, daß man ihm helfen wollte. Eingestiegen ist er dann aber trotzdem. Auf weitere Fragen vom Ehepaar reagiert der Junge Mann wortkarg und ausweichend. Er sei nicht allein unterwegs und das Fahrzeug habe Probleme mit dem Kühlwasser. 
Die Polizei nimmt bei ihren Ermittlungen sehr stark an, daß es Siegfried Kloß war, der mit dem Reservekanister gesehen wurde. Weiter nimmt sie an, daß Siegfried mit einigen jungen Leuten mitfuhr, die in Rüscheid diverse Einbrüche verübten und Gebrauchsgegenstände stahlen. Unter anderem wurde auch eine Milchkanne entwendet. In den darauffolgenden Tagen schlugen sie erneut zu. So wurden in Leutesdorf im Kreis Neuwied mehrere Fahrzeuge aufgebrochen. Keiner dieser Fälle konnte von der Polizei aufgeklärt werden. 
Drei Monate später, am 25. Oktober 1969, fanden zwei Landwirte, die bei Leutesdorf ein Grundstück einzäunen wollten, im hohen Gras eine skelettierte Leiche. Es war Siegfried Kloß. Es stellte sich heraus, daß dieser mit dem Deckel der Milchkanne erschlagen worden war, die aus dem ersten Einbruch in Rüscheid stammte. Der lag nämlich daneben.
Weitere Details sind nicht bekannt. Eine Belohnung von 5.000 DM wurde ausgesetzt um den Fall zu lösen - bisher negativ. Der Fall Siegfried Kloß ist seit 1969 ungeklärt und es ist nach über 50 Jahren kaum noch möglich den oder die Täter dingfest zu machen.

Rüdesheim. Hans Herbert Kroeger (41) war ein Düngemittelhändler, der es in Brasilien zu erheblichem Wohlstand brachte. Nach fast 20 Jahren Aufenthalt in Brasilien kam er am 24. August 1969 mit dem Lufthansa-Flug LH 507 aus Rio de Janeiro zurück nach Frankfurt am Main. Am 28. August eröffnete er in Frankfurt ein Konto und zahlte 180.000 DM ein, von denen er sich 30.000 DM in bar aushändigen ließ. Seiner Frau, einer Flugbegleiterin, kaufte er einen wertvollen Brillantring für 1.900 DM und seiner Schwester, einer Taxifahrerin in Lübeck, für 25.000 DM einen Mercedes nebst Lizenz. Kroeger hatte am 5. September ein Treffen mit fremden Männern in einem Restaurant am Frankfurter Flughafen, bei dem es offensichtlich um Geschäfte ging. Nachdem sie sich getrennt hatten - u.a. hatte Kroeger einem von ihnen seinen schwarzen Hartschalenkoffer überreicht - erschien er erneut in diesem Lokal und sprach den arbeitslosen Schauspieler Klaus Andreas an. Die beiden Männer freundeten sich schnell an und fuhren gemeinsam nach Mainz, wo sie in einem Hotel übernachteten. Am nächsten Morgen, dem 6. September, deponierte Kroeger im Hauptbahnhof Mainz seinen Koffer im Schließfach und gab seinem neuen Freund aus Gefälligkeit 800 DM. Ihm sagte er, er wolle sich mit einem seiner Gesprächspartner aus dem Frankfurter Flughafen Restaurant
erneut in Mainz treffen. Aber auch mit Klaus Andreas verabredete er sich an jenem Tag gegen 18:00 Uhr im Mainzer Bahnhofsrestaurant. Hans-Herber Kroeger nahm sich anschließend ein Taxi und wurde danach nicht mehr gesehen.
Am 10. September wird Hans Herbert Kroegers Leiche aus dem Rhein bei Rüdesheim geborgen - erschossen. Während die Ermittler herauszufinden verscuhen, warum Hans Herbert Kroeger zu Tode kam, versuchte ein Fremder am 19. September mit Kroegers Schließfachschlüssel am Mainzer Hauptbahnhof das Schließfach zu öffnen. Da aber die Lagerfrist abgelaufen war, ließ er sich den Koffer von einem Bahnbediensteten aushändigen und zahlte 13 DM Nachgebühr. Sechs Wochen später wurde in einem Schließfach im Frankfurter Hauptbahnhof der schwarze Koffer gefunden und darin der Hartschalenkoffer, den Kroeger einem der fremden Männern übergab. Monate später wurde der brasilianische Fremdenpass Kroegers in einem Hotel in Rüdesheim bei Renovierungsarbeiten gefunden. Das Lichtbild war entfernt worden. Zur Aufklärung des Falls ist eine Belohnung von 6.000 DM ausgesetzt.

Augsburg. Am 19. September 1969 wurde die Tabakwarenhändlerin Maria Ganser (76) in ihrem Wohnzimmer erwürgt - die Beute kann nicht groß gewesen sein.

Diessenhofen (Schweiz). Am Montag, dem 22. September 1969, um 17.20 Uhr, bergen Rettungskräfte bei Diessenhofen im Kanton Thurgau zwischen Konstanz und Schaffhausen eine männliche Leiche aus dem Hochrhein. Der Tote ist etwa 55 Jahre alt, voll bekleidet und nicht erkennbar verletzt. Bei der Leichenschau finden sich 120 DM, ein Schließfachschlüssel der Deutschen Bundesbahn in Konstanz und eine Schiffsrückfahrkarte von Konstanz nach Stein am Rhein in den Taschen des Toten. Ausweispapiere trägt er nicht bei sich. Die Polizisten vermuten zunächst, daß der Mann unglücklich aus dem Schiff gestürzt ist. Bei der Betrachtung der Uhr und der Fahrkarte ergeben sich allerdings Ungereimtheiten: Die wasserdichte Automatik-Uhr des Toten zeigte beim Auffinden des Toten das Datum 16. September. Aufgrund der Laufreserve von 24 Stunden muss jedoch davon ausgegangen werden, daß der Mann bereits am 15. September gestorben ist. Die Schiffsfahrkarte wurde jedoch erst am 16. September gelocht. Somit ergeben sich folgende Möglichkeiten: Entweder hatte der Mann seine Uhr falsch eingestellt und ist dann, ob mit oder ohne Fremdeinwirkung umgekommen, oder jemand hat nach seinem Tode noch an der Uhr herumgestellt. Dann jedoch erkennen die Beamten, daß der Mann stranguliert wurde und schließen Selbstmord oder ein Unglück fortan aus. Mithilfe des Gepäcks aus dem Schließfach und dem in Zürich gekauften Mantel findet die Polizei schnell seine Identität heraus. Es ist der 56jährige Friseurmeister Josef Löw aus Selbitz bei Hof. Zusammen mit einem Konstanzer Kollegen befragt ein Kantonspolizist aus Thurgau die Witwe des Friseurs. Diese erzählt, daß ihr Mann am 3. August gegen halb elf Uhr abends beim gemeinsamen Fernsehen ohne jeglichen Anlass in die Schweiz aufgebrochen war; und das obwohl das Enkelkind des Ehepaars zu Besuch war, mit dem ein gemeinsamer Urlaub geplant war. Ein ähnliches Verhalten hatte der Ermordete schon einmal gezeigt, als er zum Kauf seines Mantels zu Pfingsten allein für zwei bis drei Tage in die Schweiz gefahren war. Die Witwe vermutet, daß ihr Mann nun bei seiner letzten Reise in die Schweiz am 3. August den letzten Bus nach Hof und dann die Bahn in die Schweiz genommen hat. Doch die einzige Auslandsfahrkarte, die an dem betreffenden Tage in Hof verkauft wurde, führte ohne Rückfahrt nach Innsbruck. Dort hat Josef Löw jedoch in keinem Gasthof unter seinem Namen genächtigt. Seine Spur kann erst später wieder aufgenommen werden: Am 3. Tag nach seiner Abreise in Selbitz mietet Löw unter Vorlage seines deutschen Passes ein Zimmer im Hotel Stoller in Zürich. Während der drei Tage seines Aufenthalts dort trägt er ständig plissierte Smoking-Hemden und eine Fliege zu einem Hellgrauen Anzug. Auch seine schwarz-weißen Schuhe fallen auf. Nach drei Tagen in Zürich kehrt der Friseurmeister nach Deutschland zurück. In Lindau am Bodensee wohnt er vier Tage lang im besten Hotel der Stadt, dem Seegarten. Scheinbar grundlos wechselt er dann in die kleine Pension Ruf in Lindau. Dort bemüht er sich um ein besonders billiges Zimmer und kündigt an, etwa eine Woche zu bleiben. Wie schon auf seinen vorherigen Stationen ist unbekannt, was Josef Löw tat, nachdem er jeden Morgen sehr früh seine Unterkunft verließ. Als er eines Tages in Lindau gute Bekannte aus seinem Heimatort auf der Straße trifft, geht er grußlos an der Familie vorüber. Am 19. August 1969 reist Löw dann nach Konstanz weiter. Dort quartiert er sich im noblen Deutschen Haus ein. Auch hier verlässt er jeden Morgen sehr früh ohne Frühstück das Haus. Fast täglich fährt er außerdem mit dem Schiff auf die Insel Reichenau, wo er oft im Hotel Schloss Königsegg verkehrt. Obwohl er ohne Zweifel immer genug Geld mit sich führt, versucht er auf der Insel Reichenau erfolglos in zwei Friseurläden zwei seiner Haarscheren für 18 DM zu verkaufen. Nach zehn Tagen reist er dann wieder zurück nach Lindau. Dort bewohnt er den Gasthof Zum Stift für zehn Tage. Danach reist er wieder nach Konstanz, ins Hotel Krone. Erneut besucht er fast täglich die Insel Reichenau und frühstückt im Schloss Königsegg. Eines Abends erhält Josef Löw einen Brief, den ihm der Nachtportier aushändigt. Der unbekannte Absender steht im Mittelpunkt des polizeilichen Interesses. Die Familienmitglieder des Ermordeten wussten zu diesem Zeitpunkt nämlich nichts von dessen Aufenthalt in dem Hotel. Möglicherweise stammt der Brief sogar vom späteren Mörder. Am Samstag, dem 13. September 1969 verabschiedet sich Josef Löw beim Ober des Schloss Königsegg auf unbestimmte Zeit. Die Polizei ist sich nicht im Klaren darüber, ob er damit nur ablenken wollte. Anschließend kauft er sich eine Fahrkarte und kehrt trotz seiner Verabschiedung am nächsten Tag nochmals zurück. Am Morgen des 15. September bezahlt Josef Löw im Hotel Krone in Konstanz. Entgegen seiner bisherigen Gewohnheiten trägt er nun einen dunkelblauen Anzug mit Krawatte unter einem braunen Mantel. Auch die schwarz-weißen Schuhe trägt er nicht mehr. Ob der Ermordete nach dem Verlassen des Hotels selbst sein Gepäck ins Bahnhofs-Schließfach gestellt hat, konnte nicht ermittelt werden. Der ominöse Brief konnte dort jedenfalls, genau wie in seiner Kleidung, nicht gefunden werden. Allerdings findet sich im Gepäck in dem Schließfach ein feuchter Waschlappen, der weder Josef Löw, noch einem der Hotels gehört. Nachdem die Kripo das herausgefunden hat, ergibt der gerichtsmedizinische Bericht unerwartete neue Fakten. Der Ermordete hatte noch gelebt, als er ins Wasser gelangt war. Das Wasser in seiner Lunge stammt jedoch nicht aus dem Rhein, sondern aus der Wasserleitung. Außerdem wurden dem Mann schwere Verletzungen im Genitalbereich zugeführt, die auch nach seinem Tod noch schwere Blutungen nach sich gezogen haben müssen. Beides spricht dafür, daß Josef Löw in einem geschlossenen Raum ermordet wurde. Der Täter muss das Opfer nach Ende der Blutung abgewaschen, angekleidet und in den Rhein geworfen haben, denn an der Kleidung des Opfers wurden keinerlei Blutspuren gefunden. Es ist sehr unwahrscheinlich, daß Josef Löw tatsächlich am 16. September noch mit dem Schiff gefahren ist. Wahrscheinlich wurde ihm die Schiffsfahrkarte in die Tasche gesteckt, um die Polizei zu irritieren.
Bis heute ist der Fall ungelöst, in der Schweiz allerdings schon längst. Dort verjähren Morde nach 30 Jahren.

Ratingen Am Abend des 10. Oktober 1969 verschwand der Erkrather Gymnasiast Michael Schmeide spurlos. Sein Mofa wurde im Neandertal gefunden, alles deutete auf einen Unfall hin. Drei Wochen später fiel seine Leiche in der Grube Osterholz der Kalkwerke Oetelshofen von einem Abhang.
Es war ein düsterer Novembertag, um vier Uhr nachmittags. Im Büro der Kalkwerke Oetelshofen klingelte das Telefon. Ein Mitarbeiter aus dem Steinbruch war an der Leitung. Der Mann war ganz aufgelöst und hat uns erzählt, daß gerade eine Leiche gefunden wurde, erinnert sich Seniorchef Hermann Iseke noch ziemlich genau an den 1. November 1969. An diesem Tag sollte die Suche nach einem vermissten Schüler aus Erkrath eine spektakuläre Wende nehmen.
Der Fall hatte - wie so oft bei Kapitalverbrechen - drei Wochen zuvor mit einer Vermisstenmeldung begonnen. Der 16jährige Erkrather Gymnasiast Michael Schmeide war mit seinem Mofa nach Mettmann gefahren, um dort Freunde in einer Diskothek zu treffen. Seine Mutter wird sich später erinnern, daß ihr Sohn in einem Trenchcoat, einem weißen Pulli mit Stehkragen, einer hellen Cordhose und braun-roten Schuhen das Haus verlassen hat. Seine Freunde haben ihn noch am frühen Abend auf dem Mettmanner Marktplatz gesehen, danach verlor sich die Spur.
Das Mofa des Teenagers wurde am nächsten Morgen auf der Straße zwischen Mettmann und Erkrath in der Nähe der Firma ERWEPA am Straßenrand gefunden. Der Rückspiegel war abgebrochen, vom Fahrer allerdings fehlte jede Spur. Schleifspuren in der Nähe des Mofas ließen die mittlerweile eingeschaltete Kriminalpolizei vermuten, Michael Schmeide könnte gestürzt sein.
Und dennoch standen die Ermittler vor einem Rätsel. War der Sohn eines Düsseldorfer Geschäftsmannes von zuhause ausgerissen? War er einem Verbrechen zum Opfer gefallen? Seinen Klassenkameraden vom Mettmanner Konrad Heresbach-Gymnasium hatte der 16jährige noch am Nachmittag gesagt, er wolle nur kurz in die Diskothek und dann nach Hause zum Abendessen. Dazu sollte es jedoch nicht mehr kommen.
Am Abend des 10. Oktober 1969, an dem Michael Schmeide spurlos verschwand, lag ein schwerer Herbstnebel auf den Straßen. Alles sprach für einen Unfall, aber wo war der vermisste Schüler? In den folgenden Tagen meldete sich ein Zeuge, der beobachtet hatte, wie ein Lkw-Fahrer mit hoher Geschwindigkeit aus der Straße Am Wiesengrund am Goldberg auf die Hauptstraße einbog. Mehrfach Beinahe-Verkehrsunfälle verursachend, habe der seine Fahrt in Richtung Neandertal fortgesetzt. Die Analyse der Lackspuren am Mofa des vermeintlichen Unfallopfers hatte zuvor ergeben, das es sich um einen capriblauen Hanomag-Laster mit Plattschnauze des Typs F45, F65 oder Matador mit Plane gehandelt haben könnte.
Drei Wochen lang blieb die Suche nach dem vermissten Gymnasiasten erfolglos. Bis zum besagten Novembertag, an dem im Steinbruch der Kalkwerke Oetelshofen die Leiche eines Jugendlichen entdeckt wurde. Schnell stand fest, daß es sich bei dem Toten um Michael Schmeide handelt. In der Nähe des Fundortes hatte es an diesem Tag eine Sprengung gegeben, erinnert sich der damalige Betriebsleiter der Kalkwerke Oetelshofen Rüdiger Peil.
Die Düsseldorfer Mordkommission wird die Geschehnisse später so rekonstruieren: Vermutlich wurde der 16jährige auf dem Heimweg von Mettmann nach Erkrath im Neandertal von einem Lastwagen angefahren und schwer verletzt. Der unbekannte Fahrer zog den Jungen aus und legte ihn im Gebüsch des Steinbruchs ab, wo er später starb. Durch die Erschütterungen ist das Opfer über den Abhang auf die Straße gerutscht, wo ein Arbeiter den völlig entkleideten Schüler fand. Die Suche nach der Kleidung des Jungen blieb erfolglos.
Um dem Täter auf die Spur zu kommen, wurden später immer wieder Zeugen befragt und mehr als 250 Fahrzeuge überprüft. Man ging davon aus, daß der Unfallfahrer ortskundig gewesen sein muss und sein Opfer absichtlich an dem zehn Kilometer entfernten Steinbruch abgelegt hat.

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